privat- und volkswirtschaftliche Bedeutung der Preisschwankungen. 44 Nachdem die Emissionsbank die allgemeine Preistreiberei mit ihren Noten genährt und damit die Produktionskräfte aufs äußerste angespannt hat/ nach dem sie beobachten konnte, daß alle Unternehmer, auf die Dauer der Ver hältnisse rechnend, und die Hausse als einen Beweis des Warenmangels ansehend, ihre Betriebe erweiterten und Unsummen für neue, größere Maschinen verausgabten, erinnert sie sich plötzlich wieder ihrer Pflichten als Hüterin der Goldwährung. Sie sieht, wie die Münzen zur Goldschmiede wandern, oder falls es sich um eine nationale Hausse handelt, wie die Banknoten zur Quelle zurückwandern und das Gold die Grenzen überschreitet. Sie sieht jetzt an den F o l g e n der Hausse, daß sie zu weit gegangen war mit der Noten ausgabe. Nicht an der Wirkung (der Hausse), sondern erst spät, zu spät, an der Rückwirkung (dem Goldexport) erkennt sie ihren Fehltritt. Die Emissionsbank kümmert sich nicht um die Warenpreise,- darum wird sie auch die direkte Wirkung ihrer Streiche gar nicht gewahr. Sie erkennt die Gefahr der Notenüberschwcmmung immer erst dann, wenn die Dämme durchbrochen sind. Dann erst wird sie sich bewußt, daß sie zu weit mit der Notenausgabe gegangen ist. Dann aber greift sie umso gröber zu, und mit dem größten Gleichmut, als ob weiter garnkchts daran läge, wie jemand, der die Folgen seiner Missetaten nicht am eigenen Leibe zu spüren braucht, wie ein unverantwortliches Kind, entzieht sie nun wieder ihre Noten dem Verkehr, gerade kn dem Moment, wo die Bank noten einen vernünftigen Zweck hätten. (Erleichterung der Hochkonjunktur- liquidation.) Aber das Geld hat den Charakter des Wolfes,- es hat nur Mut, wenn es massenhaft, im Rudel auftreten kann. Sieht es die eigenen Reihen aus irgend einem Grunde sich lichten, so weicht es auch bald auf der ganzen Linie,- die Furcht vor der Baisse lähmt seine merkamotorische Kraft, und feig zieht es sich vom Markte zurück. Unseres Wissens ist es der Bimetallist Emil de Laveleye gewesen, der zuerst auf die höchst eigentümliche, für alle in dem Wertglauben Befangenen völlig unerklärliche Erscheinung aufmerksam machte, daß, wenn man das Geldangebot auf irgend eine Weise, etwa durch den Übergang von der Bimetallie'zur Monometallie, verkleinert, der Rest des Geldes dann kaufmännisch unbrauchbar wird und sich kn den Banken konzentriert. Dieses Gesetz, welches wir das Laveleye'sche oder Bimetallistksche Gesetz nennen möchten, ist für die Währungstechnik von größer Bedeutung. Es läßt keine Ausnahme zu und wirkt überall gleichmäßig, ob es sich um Goldwährung, Doppelwährung oder Papierwährung handelt. Am sinnfälligsten war das Wirken dieses Laveleye'schen Gesetzes vor einigen Jahren in Argentinien zu beobachten. Hier hatte man beschlossen, einen Teil der Staatseinnahmen dazu zu benutzen, jährlich einen größeren Betrag des umlaufenden Papiergeldes einzuziehen und zu verbrennen mit der ausgesprochenen Absicht, auf diese Weise die preise zu drücken, damit alles recht billig werden sollte!! Das Resultat war, daß im Jahre 1899 zwei volle Drittel der gesamten Emission von ZOO Millionen (also 200 Millionen) in den Banken brach lagen und zu einem nie gesehenen niedrigen Zinsfuß zu haben waren. Niemand konnte das Geld kaufmännisch anwenden,- wer es wagte, hatte regelmäßig Verluste. Mit Aus nahme der wenigen, die das Laveleye'sche Gesetz kannten, wußte niemand die Erscheinung zu deuten. Als man im Jahre 1900 mit dem Verbrennen des Papiergeldes aufhörte, ver schwanden auch sofort die Millionen auf den Banken und ergossen sich auf den Markt. Und