Internationale Währungsverständkgung. Berge von Silber mit verzinslichen Titeln der Staatsschulden aufgekauft- um das Silber zu vergraben. Überall wurden die Schuldner zu Gunsten ihrer Gläubiger geprellt, bestohlen (Not der Agrarier),- man beugte das Recht und wandelte die in Silber gemachte Schuld in eine ganz andere Sache, man verdoppelte die Lasten aller privat-, Staats- und Gemekndeschulden. Und nicht genug damit — man lieft die Vernunft auch noch Kapriolen schlagen, indem man „zum Schutze der Goldwährung" Zölle einführte. Zölle, die den Welthandel drosseln! Den Welthandel opferte man der Goldwährung, den Zweck dem Mittel! Das alles, um den Welthandel zu pflegen, zu fördern. Es ist Tatsache, daß dem Siegeszug der Goldwährung durch die Welt der Siegeszug der Schuhzolltheorie auf dem Fuße folgte. UmdieGoldwährungeinzusührenoder umsiezusichern, hat man danach getrachtet, durch Zölle eine akive Zahlungsbilanz herbei zuführen und vergaß dabei ganz, daß die Goldwährungsidee ein Kind der Freihandelsidee ist. Sind das nicht Zeichen genug, daß die Völker allesamt bereit sind, etwas für die internationale Währung zu tun,- daß sie gewillt sind, sich mit den Nachbarn in dieser Lebensfrage zu verständigen? Gewiß, es werden hier noch viele Vorurteile zu überwinden sein,- aber wer, wie in Deutschland und Nord-Amerika, sogar die Vernunft der internationalen Währung opferte, der wird wohl auch ihr zu Liebe einige Vorurteile fahren lassen. Man berufe darum eine internationale Währungskonferenz ein und unterbreite ihr folgende Vorschläge: 1. Die Ausgabe von Banknoten ist in allen Staaten ausschließliches Vorrecht der Regierung: etwaige Verträge mit Privatbanken (in Deutschland der Reichsbank) werden gelöst. 2. Die Ausgabe von Banknoten erfolgt in allen Vertragsstaaten nach gleichen Grundsätzen,- und zwar werden Banknoten ausgegeben, wenn die Warenpreise sinken, und es werden Banknoten eingezogen, wenn die Warenpreise steigen. 3. Ausgabe und Einzug von Banknoten erfolgt überall unabhängig von der Bedingung des Gewinnes, von der Scheu vor einem Verlust und von den Bewegungen des Zinsfußes. 4. Zur Feststellung der Warenpreisschwankungen wird in allen Ver tragsstaaten eine nach gleichen Grundsätzen geführte Warcnpreisermittelungs- statistik geführt. 5. Es wird ein internationales Währungsbureau mit Sitz kn Bern oder sonstwo gegründet, in dein alle Fragen, die die Praxis auswirft, erörtert werden?) Mancherlei Fragen wird das internationale Währungsbureau zu beant worten, mancherlei Schwierigkeiten zu beseitigen haben,- aber wie groß auch diese Schwierigkeiten sein mögen, eines steht doch über allen Zweifeln fest — eine internationale Währung kann man nicht durch die Wahl des Geld stoffes (Gold), sondern nur durch internationale Verständigung in der Behandlung des Geldes erreichen. Jede einseitig nationale Behandlung des i) 2n meiner Schrift „Internationale Valuta-Assoziation" (Freiland-Freigeldverlag, Erfurt 1920) sind obige Vorschläge erneut, vervollständigt und breiter ausgeführt. S. G. 71