Internationale Währungsverständigung. 72 Geldwesens führt mit der Zeit notwendigerweise zum Bruch der internationalen Währung, d. h. zu Schwankungen im Wechselkurs. Dabei Hilst einem der billige Trost, daß die Schuld beim Nachbar liegt, nicht im geringsten über die Schwierigkeiten der Lage hinweg. Was Hilst es z. B. in Deutschland, daß man z. B. behanptete, nicht das Gold wäre dem Silber gegenüber im Preise gestiegen, sondern umgekehrt, das Gold wäre fest geblieben und das Silber wäre gefallen? Diesen Trost hätten die mit Indien arbeitenden Kaufleute gerne für 10 pfg. verkauft. Eine nationale Goldwährung gibt es aber nicht, sie ist unmöglich?) Wer ihr nachstrebt, läuft einem Hirngespinnst nach. Die Goldwährung läßt eine nationale Behandlung nur in dem eng begrenzten Rahmen zu, den wir mit unseren Vorschlägen gezeichnet haben, und auch da noch müßte mit großer Vorsicht vorgegangen werden. Die Hauptschwierigkeiten werden dem internationalen Währungsbureau aus der Verwendung des Goldes zu Industriczwccken und durch den Zins als Voraussetzung des Geldumlaufes entstehen. Und diese Schwierigkeiten werden mit der Zeit um so größer werden, je wirksamer der Warenaustausch gegen Krisen geschützt wird. Es lohnt sich, der Sache näher zu treten. Die Verwendung des Goldes zu Industrkezwecken wächst nicht nur, wenn der Preis des Goldes billig wird (Hausse), sondern ganz besonders auch dann, wenn der allgemeine Wohlstand wächst. Die Goldware ist ein Luxusartikel, und Luxus treibt man, wenn man satt ist. Werden nun durch die vorgeschlagenen Reformen die Preise festgehalten und Wirtschaftskrisen unmöglich gemacht, wird die Arbeit nicht jeden Augenblick unterbrochen, so hebt sich der allgemeine Wohlstand schnell und ununterbrochen. Damit aber wächst die Nachfrage nach goldenem Flitter. Und es würde genügen, wenn jeder Fabrikarbeiter, jeder Bauer seiner Liebsten eine goldene Kette, ein goldenes Armband kaufte, um sämtliche Münzen aufzubrauchen. 2n Deutschland z. B. wären das 20 Millionen Uhrketten und Uhrgehäuse zu 100 Gramm gleich 2 Millionen Kilo Feingold —oder 5580 Millionen Mark —mehr also als der gesamte Goldmünzenbestand. Der Wohlstand frißt die Münze,- das Verschwinden der Münze erzeugt die Baisse, und die Baisse frißt den Wohlstand. Die goldene Münze braucht also Bettelei, um zu existieren,- durch die Baisse und die sie begleitende Wirtschaftskrise hebt sich die goldene Münze immer selbst aus dem Bereich der Massen. Volkswohlstand und Goldwährung schließen sich also gegenseitig und notwendigerweise aus. Nun kann man den Augenblick noch so weit hinausschieben, wo die Masse des Volkes in der Lage sein wird, goldenes Gerät zu kaufen,- aber wenn es gelingt, die Krisen zu beseitigen, so müssen wir mit diesem industriellen Konsum der Münzen rechnen. Denn cs unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Krisen eine der Hauptursachcn der heutigen bettelhasten Armut der Volksmassen sind. i) Helfferich der Gründer des Vereins zum Schuhe der „deutschen" Goldwährung, grün dete einen Verein zum Schüße eines Unsinnes. Und diesem Verein gehörten Mommsen und Virchow an!