Internationale Währungsverständigung. V,' 73 Die Verwendung des Goldes zu Industriezwecken kann man aber im Interesse der Aufrechterhaltung der Goldwährung nach Belieben erschweren und verhindern, und zwar durch eine Goldwarensteuer. Wenn man für das Tragen einer goldenen Uhrkette, eines goldenen Armbandes eine jährliche Lizenz von 50 — 100 — 1000 Mark zu zahlen hätte (jede Kette müßte, ähnlich den Hundemarken, mit einer Steuermarke versehen sein), so käme nicht mehr der Anschaffungspreis allein kn Betracht, und mancher würde doch lieber eine seidene oder silberne Kette tragen. So würde die Münze vom Schmelztiegel ferngehalten. Solche Goldwarcnsteuer müßte natürlich, um keine Verschiebungen in der Handels- und Zahlungsbilanz zu erzeugen, international erhoben werden. Zwar bliebe von der reinen Goldwährung nicht mehr viel übrig, indem eine solche Steuer wie ein gewissermaßen um gekehrter Schlagschah zu betrachten wäre, und zur Theorie der reinen Gold währung paßt ein solcher Schlagschatz nicht. Aber man hat schon auf Kosten der Theorie der Praxis der Goldwährung so manche Konzessionen machen müssen (man denke an die zum Schuhe der Goldwährung eingeführten Zölle), daß man diesen goldwährungstheoretischen Unsinn auch noch kn Kauf nehmen kann. Bei der Goldwährung muß man auch mit dem Zufall rechnen, und wenn wir eben annahmen, daß der Industrkeverbrauch des Goldes der Währung Schwierigkeiten bereiten kann, so müssen wir auch den gegenseitigen Fall kn Betracht ziehen, daß man Gold über den Bedarf der Industrie hinaus findet und daß auch die Ausmünzungen über den Bedarf der Währung hinaus wachsen können. 2n solchen Fällen bliebe nichts anderes übrig, als die entgegengesetzte Politik der Goldwarcnsteuer zu befolgen, indem man durch einen Schlag schah das Gold von der Münze fernhält und dadurch der Industrie zuwendet. Erhebt man z. B. kn der Münze 10 — 20 — 50°/» als Schlagschah, so wird das ungemünzte Gold um 10 — 20 — 50°/» dem gemünzten Gold gegenüber billiger, und eine goldene Kette von 100 Gramm wird nur mehr 90 — 80 — 50 Gramm gemünztes Gold kosten (plus Arbeitslohn des Juweliers). Dies wird den Goldwarenkonsum natürlich heben. Solcher Schlagschatz bedeutet ja auch wieder einen Vorstoß gegen die Theorie der Goldwährung,- aber wenn es sich darum handelt, den Handel vor einer Hauste oder Baisse zu schützen, so darf man vor derartigen Schön heitsfehlern einer Theorie nicht zurückschrecken. Eine pockennarbige Währungs theorie ohne Krise ist immer besser als eine jungfräulich glatte Theorie in mitten einer verwüsteten Volkswirtschaft. Zuguterletzt sind es doch die Be dürfnisse des Handels, die uns sagen sollen, wie das Geldwesen behandelt werden muß. Man könnte sich unter Umständen und, falls man den theoretischen Widerwillen gegen einen Schlagschah oder eine Goldwarensteuer nicht über winden kann, auch für eine Zeit lang mit einer Wechselstempelsteuer be helfen. Die Wechsel ersehen das Geld, wirken also wie eine Vermehrung des Geldes,- denn ersetzen heißt hier nicht verdrängen. Der Wechsel gesellt sich zu dem Geld,- er ist ein Tauschmittel, wenn auch nur ein schmarotzendes. Soll nun der Umlauf von Tauschmitteln beschränkt werden, so kann man