4 Bierpreissteigerung zu schweren Exzessen gekommen ist. Alexandria und Pelusium waren die ägyptischen Brauplätze, daher der Name pelusisches Getränk für den Gerstensaft, der auch schon bei den Studenten Alexandrias in Ansehen stand. Es dürfte sicher sein, daß die Ägypter, die dem Osiris die Erfindung des Bierbrauens zuschrieben, diese Kunst gründlich verstanden und ausübten. Aber auf Ägypten blieb die Kenntnis nicht lange beschränkt. Schon in früher Zeit galten die Rusitanier und Iberer als Biertrinker. Bei den Thraziern und Phrygiern kannte man Gerstenbier nach Arcliilochus schon vor mehr als 2500 Jahren, die Griechen kannten es zur Zeit des Aristoteles, und bei den Römern und Kelten war mindestens eine Art Bier bekannt, die aber wahrscheinlich aus Weizen bereitet wurde. Über das „Surrogat“ aus Gerste oder Weizen, welches die Kelten statt des Weines trinken mußten, schreibt u. a. der römische Kaiser Julian ziemlich verächt lich. Nicht ausgeschlossen ist daher, daß die Kennt nis der eigentlichen Bier brauerei erst in der Völker wanderung vom Osten bzw. von Germanien aus zu den Römern gelangt ist, ein Weg, der dem heutigen des Bieres insofern ent sprechen würde, als die deutsche Bierbrauerei noch jetzt den Süden Europas versorgt, da die dortigen Brauereien erst in letzter Zeit anfangen, ein brauch bares Gebräu herzustellen. In Deutschland ist jedenfalls die Bierbrauerei zuerst wieder zu einer Kunst erhoben worden, und die Sage vom Gam- brinus hat wenigstens einen geschichtlichen Kern. Dr. Ulrich Johann I. von Flandern, dessen Name Jan primus in Gambrinus entstellt worden ist, hat die Bier brauerei in seinem Rande so entschieden gefördert, daß ihn die Brabanter Brauergilde zum Ehren mitglied ernannte und die Brauerzunft ihn noch heute als Schutzpatron verehrt. Überhaupt sind die deutschen Fürsten in früherer Zeit eifrige Be schützer der Bierbrauerei gewesen. Pipin soll die ersten Hopfengärten an gelegt und damit die Be nutzung des Hopfens zur Brauerei angeregt haben, die Randesherren von Bayern und die Stifts herren von Magdeburg waren die ersten, die den Hopfenbau begünstigten, und allgemein suchten die Fürsten durch Androhung von Strafen der Bierverfälschung vorzubeugen. Indessen erfuhr die Bierbrauerei ihre beste Förderung durch die Brauprivilegien, die an die Klöster verliehen wurden, und noch jetzt er innern die Namen von Bieren und Bierbrauereien, sowie manch andere Ausdrücke (Bierkonvent z. B.) an die Zeit, da fleißige Mönche den Anbau der Gerste und des Hopfens pflegten und den Trank bereiteten, der trotz aller Anfeindungen und Moden die Welt erobert hat. Seit dem 12. Jahrhundert wurde das Braugewerbe auch den Städten zugestanden; hier haftete die Brau gerechtigkeit meist an den Bürgerhäusern, denn in der ersten Zeit braute fast jedes Haus seinen Bierbedarf selbst und erst allmählich bildeten sich gewerbsmäßige Brauer heraus, die ihr Erzeugnis auch gleich an Ort und Stelle zum Ausschank brachten. Aus dieser Entwicklung als Hausbrauerei erklären sich die zahllosen Unterschiede in den Biersorten, die nicht nur in den einzelnen Orten, sondern fast in jedem Brauhause nach eigenen Rezepten hergestellt wurden, abgesehen von den Verschiedenheiten, die schon durch die Eigenarten der Rohstoffe hervor gerufen werden. Viele Biere der älteren Zeit sind über ihre Heimat hinaus berühmt geworden, so die Braunschweiger Mumme, das Einbecker Bier, die Reipziger Gose, der Hannoversche Broylian, der dem Berliner Weißbier als Vorbild gedient hat, das Bernauer Bier u. a. Abgesehen von den Verschiedenheiten der Herstellung