68 Der Konsum. schuft in Gang halten, sie weiter an- und vor wärts treiben? Auf der einen Seite ist es das Eigeninteresse der jeweilig lebenden Menschen, das die möglichst günstige Verwertung ihrer Arbeits kraft oder ihres Kapitals, je in dem Rahmen, in den der einzelne Mensch durch den Zufall der Geburt hineingestellt werde, zu erreichen sucht; auf der anderen Seite aber ist es vor allem die mensch liche Produktivkraft, die Bevölkerungsvermehrung, die die einzelnen Privatwirtschaften in sich ver größert, die die Zahl der Privatwirtschaften überhaupt steigert und den Kampf, als den sich die wirtschaftliche Betätigung der Menschen kenn zeichnet, immer lebendiger und schärfer gestaltet. Gebiete, in denen die Produktivkraft der Menschen stagniert oder zurückgeht, werden wirtschaftlich nicht die Triebkräfte entwickeln wie Gebiete, in denen die Bevölkerung sich kräftig vermehrt. Mö gen auch die ersteren schon eine höhere Kulturstufe erreicht haben, so wird der Niveauunterschied zwi schen ihnen und den schnell sich vermehrenden Gebieten sich um so schneller ausgleichen, je schneller sich bei der Publizität aller Vorgänge auf dem Weltmarkt alle Fortschritte der Technik und Organisation übertragen und ausbauen las sen. Von diesem Gesichtspunkte aus gewinnt die Frage nach der Gestaltung der menschlichen Pro duktivität eine ausschlaggebende Bedeutung für die Gestaltung der im wirtschaftlichen Prozeß täti gen Kräfte. Ist der natürliche Zuwachs an Men schen stark, so sucht jede Wirtschaft ihre Kräfte zur Vermehrung ihres Einkommens anzuspannen, die neuen Wirtschaften treten in Konkurrenz mit den alten, die Suche nach Erwerbsgelegenheit steigert sich, der verschärfte Kampf überträgt sich auf die Unternehmungen und auf die öffentlichen Wirt schaften, die unter diesem Druck stehen und gleich falls ein Ausdehnungsbedürfnis verspüren, dem sie nachgeben müssen. Die Intensität dieses zu nehmenden Kampfes ist um so größer, je weniger leicht es den Privatwirtschaften gemacht ist, ihr Einkommen zu bilden oder zu vermehren. Die Aufteilung der Erde. Die Bevölkerungs vermehrung auf der einen und die Steigerung der Lebensansprüche auf der anderen Seite, die exten sive und intensive Steigerung der Nachfrage nach Mitteln zur Bedürfnisbefriedigung zwingt die Wirtschaften, die Privatwirtschaften sowie die Unternehmungen, die privaten wie die öffent lichen Organisationen dazu, sich auszubreiten, alle Gegenden der Erde, wo sich die Voraussetzungen für die Besiedelung bzw. für die Gütergewin nung und Güterbeschaffung finden, der Weltmarkt- wirtschaft anzuschließen, sei es durch Erweiterung der nationalen Märkte, vor allem durch Kolo nialpolitik, sei es durch Warm- bzw. Menschen austausch. Aber auch die Gebiete, die zwar schon bevölkert, aber noch nicht innig in die Welt- marktwirtschaft einbezogen sind, werden der kapita listischen Marktwirtschaft zugeführt. Eine Ab schließung gibt es auf die Dauer wohl für kein einigermaßen entwicklungsfähiges Gebiet. Diese Einbeziehung aller Gebiete der Erde in die Welt marktwirtschaft vollzieht ftcE) nach den geltenden Regeln der heutigen Wirtschaftsweise, indem der Unternehmungsgeist die Kapitalien, um eine höhere Leihrate zu erzielen, in Gebiete wirst, in dmen die Verwertbarkeit des Geldkapitals noch günstiger ist, weil entweder die natürliche Produktionskraft sehr hoch oder die Schätze der Erde noch relativ billig oder die Reproduktionskosten der Arbeits kraft noch niedrig sind. Ausnahmsweise können alle diese Faktoren gleichzeitig mitbestimmmd sein. Diese Kapitalwanderungen sind in letzter Linie eben falls eine Wirkung der Bevölkerungsvermehrung. Denn nur durch die steigende Nachfrage nach Mitteln zur Befriedigung der Bedürfnisse der Privatwirtschaften wird das Kapital nach allen Himmelsrichtungen der Welt auf die Suche nach Grund und Boden, nach Schätzen unter der Erde, nach Arbeitskräften mit niedrigen Lebensansprü chen getrieben. Die Erweiterung der nationalen Marktgebiete ist die Folge dieses Ausdehnungs- dranges- Die Erweiterung der nationalen Marktgebiete. Der Ausdehnungsdrang, der heute das Kapital in alle Welt hinaustreibt, erfolgt aber in der Hauptsache unter der Rückendeckung bzw. unter der Mithilfe der staatlichen Organisation. Das Wachstum des heimischen nationalen Marktes führt nicht nur zu der Erringung neuer Absatz gebiete und ihrer Sicherung, sondern auch zur Erwerbung von ganzm Länderstrecken, die dem Zwecke der Besiedelung und der wirtschaftlichen Ausnutzung dienm sollen. Bei dem scharfen Wett bewerbe, den sich die Staaten als Organisationen der hinter ihnen stehenden Privatwirtschaften und Unternehmungen machen, erfordert die Erweite rung der nationalm Marktgebiete eine bestimmte staatliche Politik, die von den elementarm wirt schaftlichen Interessen einer nationalen Gesamt heit beherrscht wird. Die Wirtschaftsgeschichte lehrt, daß die Erweiterung der Marktgebiete immer unter dem Druck der wirtschaftlichen Bedürfnisse erfolgte, daß jede Erweiterung unter Kampf sich vollzog, daß das Marktgebiet auf der einen Seite sich gcgm eine nachteilige Beeinflussung von fremden Marktgebieten zu schützen resp. abzuschließen suchte, weil ja der sich ausdehnende Verkehr sich keines wegs zwischm gleichartigen Marktgebieten ent wickelte, sondern weil solche auf einer höheren wirtschaftlichen Stufe stehenden mit denen auf einer tieferen Stufe stehmdm in Beziehungen traten. Das führte im Austausche der Kapitalien, der Waren und der Menschen zu einer Schädigung des einen Marktgebietes, deren sich das andere durch politische Maßnahmen zu erwehren suchte. Das Kräfteverhältnis war aber nie ein stabiles, sondern wechselte. Je gleichartiger durch diesen Kampf die Bedingungen der wirtschaftlichen Tätig keit wurden, je mehr die Reproduktionskosten der Arbeitskraft, die natürlichen Produktivkräfte, der Leihrate für Kapital sich näherten, desto erfolg reicher konnte für eine Mehrheit von Marktgebieten