Achtes Kap.: Die Konsumvereine in der Schweiz. 143 nach billigem Brot hatte sich stark vergrößert, die Zahl der Not leidenden war ungeheuer angewachsen, die Vorräte an Getreide und Mehl gingen zu Ende. Die Genossenschaft zahlte durchschnitt lich 36 Francs für den Malter Weizen; trotzdem hatten die Aktio näre einen Verlust von 10 bis 15% zu verzeichnen. Es kam eine Zeit, wo man für das Getreide nicht weniger als 44 Francs zahlen mußte, so daß die Genossenschaft etwa 25% verloren hätte. Da wendete sie sich an die Regierung. Im Verein mit der Staatsver waltung und vermittelst des Fruchtvereines kaufte die Regierung ein großes Quantum Getreide zu einem vorteilhaften Preise. Die Genossenschaft gewann also die Möglichkeit auch weiterhin Brot billig zu verkaufen. Vergleichen wir das Ziel, die Organisation und die Geschäfts führung des Fruchtvereins mit der Form und Tätigkeit der ersten Konsumvereine, so ergibt sich eine große Ähnlichkeit zwischen beiden. Ein Unterschied besteht hauptsächlich darin, daß der erstere eine zeitweilige Organisation darstellt, während das Bestehen der letzteren zeitlich unbeschränkt ist. In allem übrigen waren beide eher Aktiengesellschaften, deren Hauptziel der Einkauf von Brot sowie dessen Eintausch gegen Geld bzw. Marken und Karten war. Die Vereine, die infolge der Teuerung der 40er Jahre entstanden sind, lassen sich somit als eine vorläufige Organisation betrachten, aus der sich die Konsumgenossenschaften entwickelt haben. Gleich den letzteren sind sie bestrebt den Zwischenhandel zu umgehen und den Konsumenten Nutzen zu bringen. Die Rochdaler Pioniere waren den Baseler Arbeitern um drei Jahre voraus, aber ihr Beispiel war im übrigen Europa noch unbekannt. In den damaligen schweizerischen Zeitungen finden sich gar keine Mitteilungen über die Konsumvereine und nur sehr spärliche über die Handwerkervereine. Als im Jahre 1847 der Fruchtverein seine Tätigkeit einstellte, da man eine gute Ernte erwartete, war die Teuerung noch nicht vorüber. Die Arbeiter hatten noch immer Mangel an billigen Produkten. Dazu gesellte sich noch ein Sinken des Arbeitslohnes. Nach einem mißlungenen Versuch, den Arbeits lohn zu heben, gründeten die Posamentierer eine Genossenschaft zum Einkauf billiger Eßwaren. Was das Bürgertum begonnen hatte, führten die Arbeiter fort. Anfangs beschränkte sich die Tä tigkeit der Genossenschaft auf den Mehleinkauf. Ein kontraktlich verpflichteter Bäcker bereitete aus diesem Mehl Brot und verkaufte es an die Mitglieder zu einem festgesetzten Preise. Da um das Jahr 1850 die Teurung nachgelassen hatte, so verminderte sich die Zahl