Die Stellung der Ölmüllerei im Rahmen des deutschen Wirtschaftslebens. Q Durchschnittsseefracht von nur 15 Mark pro Tonne zugrunde 4 ),, so verausgaben die deutschen Ölmühlen für Seefrachten jährlich ca. 171/4 Millionen Mark, und diese Summe fließt, wie ich durch Erkundigungen feststellen konnte, zum großen Teile in die Kassen deutscher Schiffahrtsgesellschaften. Von den Seehäfen wird ein großer Teil der Rohmaterialien der Binnenschiffahrt zum Weitertransport bis an die Ölmühlen übergeben. Nimmt man die hierfür fälligen Frachten mit durchschnittlich 10 Mark pro Tonne 5 ) an, so ergibt das eine weitere Summe von etwa zehn Millionen Mark, welche von den Ölmühlen jährlich an die Binnen schiffahrt gezahlt werden. Von großer Bedeutung versprechen verschiedene Rohmate rialien der Ölmüllerei für die deutschen Kolonien zu werden; namentlich sind es die Kokospalmen und die Ölpalmen, welche bereits heute in unseren Kolonien in großen Mengen kultiviert werden, aber auch der Anbau und Export von Erdnüssen und Sesam zeigt ein bedeutendes Wachstum. In seinem bekannten Werke über „Die tropische Agrikultur“ schreibt Semler z. B. bereits 1897 über den Anbau der Kokos palme in deutschen Kolonien (Bd. I, S. 622ff.): „Für die deut schen Besitzungen in der Südsee bildet die Kopra schon seit Jahren den wichtigsten Exportartikel usw.“, und weiter: „In Afrika hat die Kultur der Kokospalme wie die der meisten tro pischen Gewächse zweifellos noch eine gewinnreiche Zukunft. In Deutsch-Ostafrika allein sollen nach neuester Schätzung eine Million Palmen im Besitze der Eingeborenen sein und 1/2 Million unter Bewirtschaftung Weißer stehen. In den letzten Jahren sind in Deutsch-Ostafrika von Weißen große Kokospalmenpflanzungen angelegt worden, welche noch fortwährend weiter ausgedehnt werden usw.“. Über den Anbau der Ölpalme in Kamerun heißt es in demselben Werke an anderer Stelle (Bd. I, S. 662): „Ein sehr großer Teil der von den Alt-Kalabar-Händlern im Niger- Schutzgebiet exportierten Menge Palmkerne stammt aus dem deutschen Kamerun, welches namentlich in dem Oberlaufe des Cross-Flusses unermeßlichen Reichtum an Ölpalmen besitzt. Alte Beziehungen und leidlich bequemer Wasserweg bis zur Mün dung des Alt-Kalabar und andererseits der Mangel an leichter *) Diese Durchschnittsfrachthöhen sind entnommen dem Jahresberichte der Breslauer Handelskammer von 1902. *) cf. Anm. 4.