15 nach Hause geschickt worden, es sollte Mitte Oktober eine Verhandlung über den Tarifvertrag stattfinden, der dann rückwirkend von 1. September Gel tung haben solle. Im Oktober kamen wir so weit, daß Verhandlungen statt fanden; ich hatte den Regierungspräsidenten, Reg.-Rat Meyer, mobil ge macht, daß er sich Mühe gebe, damit mir zum Vertragsabschluß kämen. Als wir zusammenkamen, wurde ich gefragt, wie der Deutsche Landarbeiter- Verband sich zur Gewährung des Deputats stelle. Man sah also schon, was die Sitzung bezwecken sollte. Ich konnte natürlich nur die Antwort geben, daß wir uns streng an die bestehende Verordnung halten müssen. Der Landrat von Marwitz sagte dann wieder, daß der Deutsche Landarbeiter-Verband dafür sorge, daß der Landarbeiter sein Deputat nicht bekommt. Dann ging es weiter: Ob der Deutsche Land arbeiter-Verband sich unterwerfen wolle unter den bestehenden Tarifver trag. Wir haben das abweisen müssen, weil der Tarif der allerniedrigste war, im Rgierungsbezirk Stettin, und weil darin die Bestimmung ent halten war, daß der Taglöhncr verpflichtet sei, einen Hofgänger selbst zu stellen und daß die Frau auch noch 80 Tage in Arbeit zu gehen verpflichtet sei. Wir wollen durchaus unsere Leute zur Arbeit erziehen, aber weil heute sehr viele Taglöhncr ohne Hofgänger sind, wünschten wir, daß das aus dem Tarif herauskam. Wir stellten dann die Frage, ob der Pommersche Land bund bereit sei, mit dem Deutschen Landarbeiterverband einen Vertrag ab zuschließen. Darauf wurde uns erklärt, nein, dazu haben wir keine Voll macht. Damit waren die ganzen Verhandlungen hinfällig. Wenn wir dem Drängen der Kollegen nachgegeben, wäre schon im Juli bei der Haupternte der Streik ausgebrochen. Wir haben die Kollegen unter Gefahr für unsere eigene Person davon abhalten müssen, weil wir dafür nicht die Verant wortung auf uns nehmen konnten. Wir haben alle Instanzenwege bis zum Demobilmachungskommissar benutzt, aber alles war vergeblich, und so ist es in Greifenberg zuin Streik gekommen. Auf 30 Gütern wurde die Ar beit niedergelegt. Der Landrat, der selbst Besitzer ist, — er bezahlt noch nicht einmal den Pommerfchen Tarifvertrag, — hat als verantwortliche Person die Regierung angerufen. Darauf kamen auf dem schnellsten Wege zwei Regierungsvertreter nach Stettin. Wir wurden auch hinberufen und auch Regierungsrat Dr. Meyer. Am ersten Tage haben wir bis zum Abend nichts zustande gebracht. Am nächsten Morgen hatten die Besitzer eine Sitzung. Die Regierungsvertreter heben sich die größte Mühe gegeben, es zu einer Einigung zu bringen. Der Pommersche Landbund beharrte starr auf seinem Standpunkt. Die Sache mußte dann dem Schlichtungsausschuß überwiesen werden. Die Spruchkammer in Stargard hat einen Schieds spruch gefällt, durch den ein Mittelweg eingeschlagen worden ist. Wir ver langten 3000 Mt. und wollten den Camminer Vertrag zugrunde legen, weil das der angrenzende Kreis ist, wo die Verhältnisse dieselben sind. Die Spruchkammer hat gesagt: Der teueren Verhältnisse wegen müßten wir auf den Camminer Vertrag, der 2500 Mk. vorsieht, etwas drauflegen unb schlug den Mittelweg von 2750 Mk. vor. Die Arbeitgeber wurden beauf tragt, innerhalb vier Tagen Antwort zu geben. Sie haben dann erst einen Tag nach dem angesetzten Terinin Bescheid gegeben, daß die Besitzer sich mit dem Schiedsspruch nicht einverstanden erklären. Sie beharrten darauf, nichts bewilligen zu wollen. Wir haben dann den Spruch dem Regierungspräsidenten zur Verbindlichkeits-Erklärung übergeben. Der Ge schäftsführer Dr. Wolfgramm hat strikte erklärt, er bewillige das nicht, die Besitzer wollen nicht zahlen, wir richteten die ganze Wirtschaft zugrunde »sch. Also sie wollen mit dem Deutschen Landarbeiter-Verband nichts