20 Der Verbandsvorstand ist voll im Bilde, wie die Dinge liegen. Vertrauen Sie dem Verbandsvorstand, lassen Sie ab von den einzelnen Unternehmun gen! Es gibt nichts schlimmeres in.der Arbeiterbewegung als die Zerrissen heit. Wenn wir herausgefordert werden, wollen wir den Schlag aber auch so führen, daß er wirksam ist. Die Verordnung vom 3. September muß geklärt werden. Es heißt da im § 14: Bor jeder Kündigung hat der Arbeitgeber sich mit dein Arbeit nehmer-Vertreter oder der Mehrzahl der Arbeitnehmer ins Benehmen zu setzen. Die Wirksamkeit dieser Kündigung ist nicht von der Erfüllung dieser Pflicht abhängig. Diese Bestimmungen sind von dem Schlichtungsausschuß zu unseren Ungunsten ausgelegt. Wir müssen verlangen, daß gesetzgebende Körperschaften hier Klarheit schaffen. Im Interesse der Volkswirtschaft müssen die Dinge in ruhige, vernünftige Bahnen gebracht werden. Heute arbeiten die Großgrundbesitzer bewußt der Regierung entgegen, sie erklären die Verordnungen der Regierung für ungesetzlich, die Regierung sei über haupt keine gesetzliche Vertretung. Da müssen wir verlangen, daß die Re gierung sich durchsetzt und auch diese Leute, die weit schwerer unser Wirt schaftsleben gefährden, zu fassen sucht. Vor allem ist dazu notwendig, eine starke, geschlossene Arbeiterschaft. Wir müssen alles tun, daß die Organi sation nicht erschüttert wird, sondern immer mehr in die Tiefe geht. Dann werden wir auch in der Lage sein, den Schlag so zu führen, wie es im Interesse der Landarbeiter liegt. (Bravo!) Vors. Schmidt macht darauf aufmerkam, daß noch 16 Kreisvertreter eingetragen sind und ersucht die Kollegen, ihr Material dem Verbandsvor stand schriftlich mitzuteilen, es iverde dann bei Herausgabe des Protokolls mitverwendet werden. G o e b e l - Stralsund: Wenn wir im Juli den ersten Streik im Kreise Franzburg bekommen haben, so lag das nicht an der Arbeiterschaft, sondern an der andern Seite. Da mir der Arbeitgeber-Verband nicht bekannt war, sondern nur der Pommerschc Landbund, habe ich zunächst den Landrat von Franzburg ersucht, den von uns eingereichten Tarif den Arbeitgebern zu übermitteln. Da meldete sich dann der Landbund als Arbeitgeber-Organi sation und verlangte von uns, daß wir ihn auch gleichzeitig als Arbeit nehmer-Organisation zulassen. Das habe ich natürlich abgelehnt. Die Ar beitnehmer, soweit sie im Landbund organisiert sind, sind ja doch keine selbständige Organisation, sondern werden von ihren Arbeitgebern ausge halten, und sollen natürlich im Sinne der Arbeitgeber handeln. Es wurde der Schlichtungsausschuß in Stralsund angerufen, der dann auch entschie den hat, daß der Landbund natürlich nur als Arbeitgeber-Organisation zugelassen werden könne. Auf Grund dessen haben mir dann verhandelt. Nachdem die Verhandlungen besonders, auch wegeuWer Arbeitszeit abge brochen wurden, haben die Herren sich Bedenkzeit von acht Tagen erbeten. In der nächsten Sitzung kam es auch zu keinem Resultat, weil nun durch den Landbund ganz andere Verhandlungsvertreter hinzugezogen wurden, die das rückgängig gemacht haben, was in der vorigen Verhandlung festge legt war. Darüber war die Empörung draußen in den Landarbeiter kreisen, speziell im Kreise Franzburg, sehr groß. Das war den Arbeit gebern natürlich bekannt geworden. Man hatte offenbar schon vorher mit einem Streik gerechnet. Es ist ja auch bekannt, daß der Belagerungszu stand in Pommern nicht mit Willen der Regierung gekommen ist, sondern durch das Generalkommando. Man ging eben von dem Bestreben aus, die ganze Schuld dem Landarbeiter-Verband in die Schuhe zu schieben.