22 scheitern, wird es zu ernsten Zusammenstößen kommen. Der Landbund ist nicht müßig. Er sucht überall die Zeitungen^aufzukaufen und eigene Zei tungen zu gründen. Er hat schon heute das Stralsunder Tageblatt gekauft, das früher neutral war. Trotz der Verordnung vom 3. September gehen die Entlassungen weiter. Wenn nicht unbedingte Klarheit über das, was ist, geschaffen wird, dürfte es fortgesetzt zu Unruhen kommen. Früher hat man im allgemeinen im Mai gekündigt, so daß der Mann am 10. November gezogen ist. Da ist erst das Wirtschaftsjahr beendet. Jetzt sucht nian gerade die Vertrauensleute zum 10. Mai zu kündigen; nach dem Tarif sind die üblichen Zeiten der 10. Mai und der 10. November — wo man früher nur solche Leute kündigte, mit denen man nicht fertig wurde. Es galt früher als feststehende Tatsache, der ist am 10. November gekündigt, mit dem Mann ist nicht viel los; die hat man nur eingestellt, wenn man. notgedrungen Leute einstellen mußte. Da liegt die Gefahr, daß Leute, die irgendwo auf einem Gutshof für die Rechte der Kollegen eintreten, am 10. November zum 10. Mai gekündigt werden. Das ist eine Maßregelung des Mannes, denn er findet dann schwer Arbeit. — Um dann mit deip fortzufahren, was ich noch sagen wollte, möchte ich be tonen, daß der JKnuar ein schlechter Termin zu neuen Verhandlungen ist. Wir inüssen uns darüber aussprcchen, was wir in dieser Beziehung zu tun gedenken. Wenn auch Tarifabschlüsse vorliegen, so haben sie doch für die Landarbeiter keine Besserung gebracht. Aufreizend ist im gegenwärtigen Zeitpunkt, das; jetzt gerade die Baltikumtruppen in Vorpommern liegen, die Notiz, daß in Pommern ehemalige Offiziere gesucht werden, die auch dazu dienen sollen, mit der notwendigen Energie etwaigen Unruhen selbst mit' der Waffe in der Hand zu begegnen. Dagegen muß unbedingt etwas geschehen. Es muß eine Sicherung für die Arbeiter geschaffen werden, daß sic von dem ihnen gegebenen Koalitionsrecht auch Gebrauch machen können. Dabei möchte ich noch eine Frage cinflcchten. Die Landbündler erklären auf Grund des 8 16, daß ein Arbeiter, der den anderen zum Mitstreiken auffordert, weil er den andern von der Arbeit abgehalten habe, sofort ent lassen werden könne. Also die Ausübung des Koalitionsrechtcs muß sicher- gestellt werden gegen solche Auslegungen. Es ist nicht nur notwendig, daß wir über das vergangene verhandeln, sondern das Wesentliche dürfte sein: Was wird mit den Tarifabschlüsscn in Pommern in der nächsten Zeit? Darin liegt die Gefahr. Werden die Tarifabschlüsse einigermaßen günstig, dann dürften wir im Frühjahr und im Sommer Ruhe haben. Aber vor läufig muß der gewerkschaftliche Kampf, der uns bevorsteht, durchgeführt werden, denn jeder Tarifabschluß ist für uns eine Kampfhandlung. Na mentlich weil von den Arbeitgebern immer das politische Moment hineinge tragen wird, weil sie sehr geschickt vorgehen mit der Auslegung der Para graphen. Wir müssen also sehen, die Sache in eine möglichst günstige Bahn für die Arbeiter zu lenken. Die Regierung muß uns dazu helfen, daß die Arbeiterrechte nicht wieder durch Gewalt uns genommen werden, sondern auch den Landarbeitern muß das Koalitionsrecht voll gewährt werden, die Arbeiterausschüsse müssen gegen Maßregelungen geschützt werden. ' Faaß-Berlin: Der Perbandsvorstand hat stets mit großer Sorge die Entwicklung der Dinge in Pommern verfolgt. Wir haben im Frühjahr dieses Jahres infolge des kolossal raschen Anwachsens unserer Organisation die nötigen Vorbereitungen zur Einhaltung der Ruhe und Ordnung, um die sen landläufigen Ausdruck zu gebrauchen, nicht treffen können, um zu hel fen, daß die Ernte in ganz Deutschland ohne jede Schwierigkeit eingebracht werden könnte. Wir haben aber zu unserer Freude konstatieren können,