Auf dem Gut P e t e r s h a g e n , Kreis Schlawe, Besitzer Domänen- pächter Gau de, ist der Arbeiter R. zum 1. April 1920 gekündigt worden. Kollege R. ist 21 Jahre auf dem Gut beschäftigt. Am 29. Juni 1919 wurde R. auf der Verfannnlung als Vorsitzender der Ortsgruppe gewählt. Auf dem Gut Kummerow, Kreis Schlawe, Besitzer Grahle, sind zwei Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekiindigt. Kollege N. wurde auf der Versammlung am 26. Oktober 1919 als Vorsitzender der'Ortsgruppe Kummerow gewählt, ist Kriegsbeschädigter. Kollege D. ist auch als Ver- trauensmann gewählt. Auf dem Gut Stangen, Kreis Schlawe, Besitzer v. Ripp An- häufen, sind zwei Forstarbeiterfamilien am 13. Januar 1920 zum 1. April 1920 gekündigt worden. Kollege St. und G. waren als Vertreter der Ortsgruppe Crangen zur Kreisversammlung am 11. Januar 1920 er- schienen, traten in sachlicher Weise für Erhöhung der Löhne des neuen Tarifs ein. Die Kollegen sollten einen Einzeltarif unterschreiben. Da der Kontrakt nicht mit den Sätzen eines Tarifs, wenn er regierungsbezirks- oder kreis- weise abgeschlossen wird, übereinstimmte, sondern bedeutend niedriger war, verweigerten acht Forstarbeiter die Unterschrift. Dies sind sämtliche Forst- arbeiter, die dort beschäftigt sind. Der Rittergutspächter F e r m a n n in W a tz o w schikaniert die Arbeiter, weil sie Mitglieder des Deutschen Landarbeiter-Verbandes sind. Zu W. P. sagte er, wenn er nicht in den Verband gegangen wäre, bekäme er alles. Er hat eine Familie von zusammen acht Personen und hat keinen Raum für seine Möbel. Der Kutscher Z. hat vier Stuben auf eine Familie erhalten, aber mit der Begründung, daß er aus deni Verband gehen müsse, was er dann auch getan hat. Der Hofmeister K. hat 100 Zentner Kartoffeln im Kontrakt und 76 Zentner hat er nur erhalten. Die anderen soll er haben, wenn er aus dem Verband geht. Kreis Rummelsburg. Auf dem Gut R e d d i e s , Kreis Rummelsburg, Besitzer Post, ist unser Mitglied O. F. bereits im Oktober 1919 zum 1. April gekündigt worden, ist aber bereits im November ganz aus der Arbeit entlassen worden. Die An- gelegenheit wurde dem Schlichtungsausschuß übergeben und fand Verhand- lung am 16. Dezember 1919 statt. Zu dieser Verhandlung erschien Guts- besitzer Post nicht, es lag ein Schreiben von ihm vor, indem er sich bereit erklärte, F. den Lohn und auch das Deputat bis zum 1. April 1920 zu zahlen, im iibrigen die Entlassung aber nicht zurücknahm. F. ist seit drei Jahren aus dem Gut beschäftigt. Er ist Bevollmächtigter der dortigen Ortsgruppe. Bei Unterhandlung mit unserem Kreisvertrauens- mann Grigat erklärte der Gutsbesitzer Post diesem, daß F. ihm immer an- ständig gekommen sei, und auch sonst ein fleißiger Arbeiter sei. Am 1. Januar 3 920 sind auf dem Gut R e i n f e l d R., Kreis Rummels- burg, Besitzer Henry, die Arbeiterfamilien W. F. und I. W. gekündigt worden. W. F. ist bereits 30 Jahre auf dem Gut beschäftigt. I. W. ist seit 18 Jahren auf dem Gut beschäftigt. Auf dein Gut R e d d i s sind neun Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt, die längere Jahre auf dem Gut beschäftigt waren. Es handelt ■ sich natürlich um Mitglieder des D. L.-V. Der Kollege schreibt: Ich bitte doch mal endlich, die Sache in die Hand zu nehmen und mir genau Bescheid zu geben, denn die Großagrarier machen mit uns, was sie wollen. anwesend waren. Hinterher wurden dann Aenderungen in die Tarife ge- bracht zum Schaden der Arbeiter. Der Gauleiter muß bei solchen Tarif- abschlüssen anwesend sein oder einen Vertreter schicken, der der Ausgabe gewachsen ist. Die Arbeitgeber respektieren auch den Gauleiter mehr als den Kreisvertrauensmann. (Sehr richtig!) Man hat in Schlesien den Plan, einen Provinzialtarif abzuschließen. Dabei muß man aber sehr vorsichtig sein. Wir wollen einen solchen Antrag nicht abweisen. Aber der Provinzialtaris kann nur ein Rahmentaris sein, und wir müssen uns hüten, dann in den Tariffimmel zu verfallen. Wir dürfen da nicht zu viel Paragraphen haben, die alles und doch nichts sagen. Wenig Paragraphen und nur das Allernotwendigste. Schmidt hat mir neulich einen Rahmentarif für die Bergarbeiter gezeigt, der uns als Muster dienen könnte. Wenn ein Provinzialtaris angeregt wird, dann sollten die Kollegen sich mit dem Hauptvorstand in Verbindung setzen. Was für Stral- sund usw. aufgebaut ist, ist kein Provinzialtaris, sondern ein Kreistarif für drei Kreise. Der Provinzialtaris kann immer nur ein Rahmentarif sein, an den sich Kreistarife anschließen. Die Preispolitik in der Landwirtschaft wird für unsere künftige Tarif- arbeit eine große Rolle spielen. Man hat versucht, uns vor den Wagen der Unternehmer zu spannen. Es werden den Landwirten Erleichterungen geschaffen werden. Wir sind auch weiterhin genötigt, Lohnerhöhungen zu fordern. Lohnforderungen gehen immer konform mit dem, was der be- treffende Beruf verdient. Wenn die Agrarier in ihrer Verdienstmöglichkeit beschränkt werden, werden sie sich schwer zu höheren Löhnen verstehen. Die höheren Preise für die Landwirtschaft werden bei den Industriearbeitern viel Staub aufwirbeln. Wenn die Kollegen beobachtet Habens wie mit wenigen leichtfertigen Sätzen diese Fragen auch in der Parteipresse behan-- delt werden, dann begreifen sie auch, daß man die Sache nicht tief genug studiert hat. Wenn wir unseren Kollegen eine bessere Lebenslage vrschaffen wollen, dann müssen wir auch prüfen, wie weit den Landwirten entgegen- gekommen werden muß. Ich halte es für sehr leichtfertig, wenn jemand erklärt, die Landwirte sind heute in der Lage, jede Lohnforderung zu be- willigen. Es ist auch nicht wahr, daß die Landwirtschaft in den Kriegs- jahren wahnsinnige Verdienste herausgeschunden hat. , Sie haben auf der einen Seite verdient; aber auf der anderen Seite sind notwendige Ausgaben unterblieben, weil sie nicht ausgeführt werden konnten. Denken wir nur an die Bauarbeiten. Es liegt mir fern, für die Agrarier einzutreten; aber wir können an ihren Forderungen auch nicht ohne weiteres vorbeigehen Wir hatten die Absicht, als Organisation auch die Wirtschaftsfragen mit den Agrariern zu besprechen. Wir hatten die Reichsarbeitsgemeinschaft gewünscht, in der wir solche Fragen mit den Unternehmern werden venti- lieren müssen. Dann müssen wir uns vorsehen, daß nicht der Vorstand die Fragen anders beurteilt als die Funktionäre im Lande. Wir werden dann unsere Leute informieren und einheitlich arbeiten müssen.- Auch dann, wenn es dem einen oder anderen gegen den Strich geht. In der Partei- vresse müssen wir auch zu der Sache Stellung nehmen, und wir müssen den Industriearbeitern gegenüber Farbe bekennen. Die heutige Konferenz ist einberufen worden, weil in Pommern die Verhältnisse so prekär liegen, daß der Hauptvorstand der Ansicht ist. wir inüssen für Pommern andere Maßnahmen treffen, als für andere Teile Deutschlands. Persönlich bin ich der Ueberzeugung, daß in Pommern die Keimzelle liegt zur Gegenrevolution, daß in Pommern die Agrarier soweit wie möglich die gewerkschaftliche Organisation der Landarbeiter nieder- 35 wenn man mit ihnen verhandelt, und dann gehen dieselben Leute nach einigen Tagen hin und denunzieren einen. Das beweist ein Anstandsgefühl, für das ich — trotzdem ich nicht die Vorbildung genossen habe, wie angeblich jene Leute — kein Verständnis habe. Daraufhin ging es dann los in Pommern. Ich kgnn feststellen, daß es bis znm Juni-Juli in Pommern ebenso ruhig war, wie anderwärts in Deutschland. Dann aber kam die maßlose Hetze gegen den Deutschen Land- arbeiter-Verband, die Flugblätter, die auch in den 4. Klassewagen der Eisenbahn angeklebt waren: „Landarbeiter, Ihr müßt Euer Deputat for- dern." In einem Flugblatt des Pommerschen Landbundes werden die Tarife, die wir abgeschlossen haben, mit den leider viel zu niedrigen Sätzen (sehr richtig!), weil die Organsation noch nicht stark genug war, ausge- schlachtet und nian sagt den Arbeitern: „Seht, wenn Ihr Euer Deputat voll bekommt, und könnt die Produkte im Schleichhandel verkaufen, dann würdet Ihr 2000 bis 3000 Mk. einnehmen." — In der Frage der Deputatlieferung stehen wir auf dem Standpunkt, daß den Landarbeitern ein möglichst hohes Deputat gegeben ivird. Aber wir haben auch Rücksicht zu nehmen auf unsere Arbeitsbrüder un den Städten und aus die allgemeine Volkswirtschaft. Die Christlichen verbrei- ten heute überall Flugblätter, daß sie dafür gesorgt hätten, daß das Deputat für die Landarbeiter frei gegeben wird. In Mecklenburg gibt es laut Tarif 52 Zentner Deputat, das ist ein Zentner Getreide pro Woche. Dem- gegenüber denkt daran, was in den Städten die Arbeiterfamilien an Brot bekommen! Wir wissen, daß die Landarbeiter ihr Deputat nicht alles selbst verzehren wollen. Sie wollen ihre Viehzucht hochbringen. Es wird auch eine Verordnung herauskommen, wonach den Landarbeitern mehr Deputat gegeben werden 'kann. Aber so voll und ganz kann man diese Forderungen auf völlige Freigabe nicht vertreten. (Zuruf: Das wollen die Landarbei- astch gar Nicht!) Ich will nur sagen, daß man den Landarbeitern in Flug- blättern vorredet: „Seht, wenn Ihr Euer Deputat voll bekommen würdet, wenn Ihr sechs Gänse verkaufen könntet, würdet Ihr dafür allein 600 Mk. bekommen," und dann heißt es: „Wer hat Euch belogen, zum zweiten und dritten Mal belogen? Der Deutsche Landarbeiter-Verband!" Das ist eine ganz demagogische Hetze, die auf die allgemeine Volkswirtschaft gar keine Rücksicht nimmt, sondern nur den persönlichen Eigennutz aufstachelt. Dann heisst es weiter: „Wir fragen weiter, wo bleibt der Landarbeiter-Verband, lvarum nimmt er uns nicht gegen ehrenrührige Angriffe der Regierung in Schutz?" Da wird der Genosse Braun ausgespielt gegen Robert Schmidt, weil'beide in der Frage verschiedener Ansicht sind. Dann heißt es weiter: „Wo bleibt der Landarbeiter-Verband? Um die Erhöhung des Tagelohnes um 50 Pf. und 1 Mark, da hat er ein Wesen genmcht, als sei der grösste Sieg erfochten. Aber in der Deputatfrage dürfe er aus Sorge für die städtische Arbeiterschaft nichts tun. Wir aber, wir holen Euch das ganze Deputat heraus" wird im Flugblatt geschloffen. Dann haben im Juli in Pommern Haussuchungen stattgefunden in der Landwirtschaftskammcr in Stettin und in anderen Städten. Ich Muß be- dauern, daß damals nicht von der Regierung mit Entschiedenheit zuge- griffen wurde, wie das notwendig.gewesen wäre. Wenn ich diesen Vor- wurf erhebe, so will ich nicht, daß die heutige! Konferenz dazu ausarten soll, die Regierung herunter zu machen, daß sie nichts getan habe. Was wir heute wollen, ist in, wesentlichen Material zusammentragen und daran zu denken, was wir in Zukunft zu tun haben. Ich will aber nicht unterlassen, hier zu sagen, daß die Regierung damals bte: Gefahr, vor der sie stand. verantwortlich zu machen sind. Es geht nicht an, daß die Oeffentlichkeit immer wieder über Landarbeiterstreiks aufgeregt wird. Ich weiß, was die Herren wollen. Sie glauben eben, die Regierung könne nichts zum Schutz der Land- arbeiter tun, weil sie auf die Hilfe der Landwirte angewiesen sei, weil die Landwirte sonst nichts mehr abliefern würden. Ich erkläre nochmals, daß wir bereit sind, in dieser Beziehung zu ver-i handeln; aber das Recht der Arbeiter lassen wir auch von den pommerschen Landjunkern uns nicht streitig m a ch e n. Wir hoffen und wünschen, daß es uns auch hier wie anderwärts gelingt, zu Verhandlungen zu kommen, und daß uns auch das künftige Ernte- jahr vor größeren Erschütterungen der Landwirtschaft verschonen wird. Run muß ich noch eine Frage betonen. Es wird immer gesagt, die Tarif- verträge müßten eingehalten werden. Ganz richtg, das gilt für normale Zeiten. (Lebhafter Widerspruch bei den Deutschnationalen.) Gestatten Sie, lassen Sie mich doch mal ausreden. Ich sage, das gilt für normale Zeiten;, heute aber haben wir anormale Zeiten. Gestern fand eine Verhandlung statt, wo Sie Forderungen stellten, was Sie für die Tonne Roggen und für die Tonne Weizen bezahlt haben wollen, und dann erklärten dort Vertreter der Landwirtschaft, die Arbeiter müßten gezwungen werden, zu einem bestimmten Satz zu ar - b eiten. Wenn ich das ausgesprochen habe, so habe ich es gesagt mit Rück- sicht auf die herrschenden Zustände, wo wir es künftig mit laufenden Preis- erhöhungen zu tun haben werden. Glauben Sie, daß die Ar- beiter mit Löhnen zufrieden sein können, die im Ja- nuar abgeschlossen sind und die noch im Dezember desselben Jahres gelten sollen? (Zurufe bei den Deutsch- nationalen: Rein!) Ich sage, auf diesen Boden muß man sich stellen. Ge- statten Sie nochmals, daß ich einen Namen erwähne, den des Herrn von der Osten, der in einer Rede ausführte, es wäre nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch und nach der Landarbeiterordnung gültig, was in den Tarifverträgen stehe, und das würde von den Arbeitern nicht eingehalten. Wenn die Tarifverträge abgeschlossen worden sind im Sommer des Jahres, und im Laufe des Jahres ist die enorme Steigerung für alle Produkte eingetreten, besonders für Schuh- werk und Kleidung, dann können Sie es den Landarbeitern nicht verargen, daß sie Nachforderungen stellen. Ich habe gestern mit einem schätzenswerten Mitglied dieses Hauses gesprochen, welches meinte, wir würden dazu kommen müssen, die Tarifverträge viertel- jährlich zu begrenzen und dann wieder zu Verhandlungen zusammenzutreten. Wenn Sie verlangen, daß man die Kohlen preise als Index fürdie Getreidepreise behandelt, dann müssen Sie auch den Arbeitern gestatten, daß sie auch so ihre Löhne bewertet haben wollen. (Sehr richtig! bei den Sozdem.) Das verlangen wir, und damit sind gewiß nicht nur meine Freunde von der Sozialdemokratie einverstanden, sondern wohl alle,: welche das Wirtschafts- leben kennen. Aber man kann nicht zu einem Resultat kommen, wenn in der Presse über jeden Fall, der auf einem Gut passiert, daß die Leute mal aus diesem oder jenem Grunde die Arbeit niederlegen, gewaltiger Lärm geschlagen wird. Man muß versuchen, die Sache im Verhandlungswege zu schlichten, und ich glaube, daß alle, die schon bei Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesessen haben, wissen werden, daß wenn es manchmal auch heiß hergegangen ist, doch zum Schluß immer ein Resultat herausgekommen ist. Auf diesen Boden muß sich auch die pommersche Land- wirtschaft stellen, wie es anderwärts der Fall ist, dann wird man auch in 69 Mit Erbitterung sieht die Arbeiterschaft, wie in allen Orten die Ver- trauensmänner der Ortsgruppesi des D. L.-V. ohne jedweden Grund die Entlassung erhalten. Indem wir uns solidarisch mit den'Gemaßregelten erklären, fordern wir, daß sämtliche Kündigungen rückgängig gemacht werden und nur dort zu Recht bestehen bleiben, wo ein besonderer Grund vorliegt oder die Mehrzahl der Arbeiter für die Entlassung stimmen. Obwohl wir uns unserer Pflicht der Volksernährung gegenüber voll und ganz bewußt sind, sind wir entschlossen, vorstehende Forderung, mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln durchzukämpfen. Im Einvernehmen der versammelten Kollegen, gez.: Klabunde. Kreis Köslin. Kreisvertrauensmann H. Haß schreibt uns: „Ersuche hiermit den Vorstand, bei der Regierung vorstellig zu werden, um dem brutalen Vorgehen der Großgrundbesitzer energisch entgegenzutreten betreffs der Massenkündigungen, die jetzt bei uns im Kreise vorgenommen werden. Die Landarbeiter werden gezwungen, den Vertrag vom Pommerschen Landbund, d. h. von den Gutsbesitzern, zu unterschreiben. Wenn sie das nicht machen, wird ihnen einfach die Entlassung ins Haus geschickt. Die Kollegen, nun in größter Empörung über diese Maßnahmen, fragen mit Recht, haben wir denn keine Regierung, die uns hier in der größten Rot schützt, oder sollen wir wieder der Knute der Junker den Buckel hinhalten. Streiken sollen wir nicht, die Notstandsarbeiten sollen verrichtet werden, damit das Vieh nicht verkommt. Und wir sehen das auch ein, daß keine Werte des Staates vernichtet werden dürfen, aber dieses machen sich die Herren zunutze und sagen: das Vieh muß gefüttert und gemolken werden, und wenn ihr dieses nicht macht, dann kommt einfach Militär, und das wird euch schon zur Ver- richtung der Notstandsarbeiten zwingen, mehr wollen wir ja auch gar nicht, dann streikt so lange wie ihr wollt. Will sich der Vorstand und die Regierung noch länger die Augen und Ohren zuhalten, indem sie von dem Treiben der Junker hier in Hinterpommern nichts sieht und hört? Wo bleibt da öte' Koalitionsfreiheit der Landarbeiter? Die wird ihnen einfach von den Junkern genommen. Ich führe hier nun alle Fälle einzeln an, wo dieses brutale Vorgehen der Herren durchgesetzt wird. In Monom sind neun Kündi- gungen vorgekommen, Leute, die schon zehn Jahre und noch länger da ar- beiten, in Seidel und View e r r o w dasselbe. Alles unter einer Guts- verwaltung (Fürst von Hohenzollernsche Güter). In M e r s i n , N e d l i n , B a r z l i n, auch alles eine Verwaltung, sind sämtliche Leute gekündigt worden. (Besitzer: v. Heidebreck, Barzlin.) In Neuenhagen (Be- sitzer Schnittke) sind z e h n bis e l s Kündigungen vorgekommen; in G i e s - k o w s i e b e n bis acht, in S ch ü b b e n ist sogar der Vertrauensmann der Ortsgruppe sofort entlassen worden, weil er den Wünschen des Herrn Be- sitzers V o g e s in Schübben nicht nachkam. Es sind weit über 50 Güter, wo Entlassungen vorgekommen sind. Es führt aber zu weit, um alles einzeln anzuführen." _ , „ Y . Krers Belgrad. Auf dem Gute Hopfenbcrg, Besitzer Gräfin v. Kleist, sind zum l. April l920 19 Arbeiterfamilien gekündigt worden. Allen Arbeitern wurde folgender Losschein zugestellt: „Da Arbeiter nicht in Verhandlungen über den für hier festgesetzten Vertrag eintreten will, kann er sich auf seinen Wunsch zum 1. April 1920 anderweitig Wohnung nehmen." 32 verlieren, nicht die kleinen Schwierigkeiten beim Zustandekommen von Tarifverträgen vorzubringen. Das kennen wir im allgemeinen. Wir wissen, daß die Schwierigkeiten nicht abreißen. Aber wir wollen die Ur- sache ergründen, um auf die Mittel und Wege zu kommen, ivic dem abzu- helfen ist. Wir wollen, daß die Regierung bei dieser Gelegenheit erfährt, wie die Dinge stehen. In diesem Sinne wollen wir unsere Verhandlungen heute auffassen. Vors. Schmidt teilt mit, daß noch 18 Redner gemeldet sind; die Redezeit wird auf fünf Minuten beschränkt. S ch m o r l - Dramburg: Aus dem Kreise Dramburg ist der Gedanke aus- gegangen, den Landbund zu gründen. Namhafte Adelige sind die Führer. Unsere Pflicht muß fein, daß die Auflösung der Gutsbezirke recht bald in die Wege geleitet wird. Dadurch werden verschiedene Amtsvorsteher usw. ver- schwinden, auch mancher Landrat. Die Leute, die sich nicht voll und ganz auf den Boden der Regierung stellen. Tritt ihren sämtlichen Geheimräten, müssen verschwinden. Segebrecht - Anklam: Wie die Sache int Kreise Anklam gegangen ist, haben wir dem Verbandsvorstand schon schriftlich mitgeteilt. Ich will nur kurz erwähnen, daß wir dem Pommerschen Landbund nicht mit Generalstreik gedroht haben. Der Brief, den ich ihm geschrieben habe, liegt vor und ich stello fest, daß man in einem höflicheren Ton wohl eine so unangenehme Angelegenheit nicht mitteilen kann. Es erfolgte darauf eine kurze Ab- lehnung: „Wir lehnen cs ab, auf die in Frage kommenden Arbeitgeber einen Druck auszuüben — was ich gar nicht verlangt hatte — behufs Ein- stellung der entlassenen Arbeiter. Bevor nicht ihre Drohung mit den, Generalstreik bedingungslos zurückgenommen ist, lehnen wir jede weitere Verhandlung ab." Hiermit glaube ich nachgewiesen zu haben, daß diese Drohung meinerseits nicht ausgesprochen worden ist. Nun zu einer anderen Sache. Wir haben heute schon viel von den Verhältnissen in Pommern gehört, für uns kann es sich nur darum han- deln, wie wir Mittel und Wege finden, in Zukunft ähnliche Verhältnisse zu beseitigen. Da ist. maßgebend für uns eine Aenderung der gesetzlichen Bestimmungen. (Sehr richtig!) Wir müssen ausgehen von der Verord- nung über die Einstellung und Entlassung von Arbeitern während der Zeit der Demobilmachung vom 3. September. In § 14 wird verlangt, daß sich die Arbeitgeber mit dem Arbeiterausschuß ins Benehmen zu setzen haben, wenn sie Arbeiter entlassen wollen. Diese Verfügung hat für unsere Landarbeiter die allerübelsten Folgen gehabt. (Sehr richtig!) Die feu- dalen Arbeitgeber denken gar nicht daran, sich mit den Arbeitnehmern oder Arbeiterausschüssen ins Benehmen zu setzen. Das widerspricht ihrer Auf- fassung von Ehre und Macht. Deshalb umgehen sie diese Verfügung und haben eine Handhabe durch den 8 20 der Verordnung, worin es heißt: Die gesetzlichen Bestimmungen über die Gründe einer Auflösung des Dienstverhältnisses ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist werden von diesen Vorschriften nicht berührt. Also wenn sie nicht zu kündigen brau- chen, können sie auf der Stelle entlassen, ohne zu fragen. Da ist maßgebend für sie der § 16 der vorläufigen Landarbeits-Ordnung. Auf Grund dieses Paragraphen, der io dehnbar wie Kautschuk ist, entlassen sie die Arbeiter tiert, weil die in ihm enthaltenen Sätze in keinem Verhältnis zu den heutigen Teuerungsverhältnissen stehen. In den meisten Kreisen hat der - Landarbeiter-Verbnnd wesentlich bessere Tarife abgeschlossen, nur in dem Kreise Greifenberg sträuben sich die Besitzer heftig, einigermaßen zureichende Löhne zu zahlen. Um nun die Landarbeiter aus dem Verbände wieder dem Landbunde zuzuführen, versendet der Pommersche Landbund im Ok- tober 1919 folgendes Rundschreiben: „An die Herren Gutsbesitzer und Vorsitzenden der Bezirksgrnppe. Der Land- arbeiterverband verliert im Kreise zusehends an Anhängern. (?) Da der Land- arbeiterverband den Leuten keinen Tarifvertrag und keine Teuerungszulage heim- gebracht hat, fühlen sich die Mitglieder des Landarbeiterverbandes in ihren Er- wartungen getäuscht. Wie die jetzigen Erfolge bei unsern Versammlungen lehren, kommt alles darauf an, das; die Arbeitgeber, die den Arbeitnehmern zugebilligte Teuerungszulage von 12ß Mark nur an Mitglieder des Pommer- schen L a n d b u n d e s a u s z a h l e n. Wenn die Arbeitgeber so vorgehen, werden wir eine große Zahl von Mitgliedern des Landarbeiterverbandes für unsere Arbeitnehmergruppe gewinnen. Stört- bitten darum, v om diesem Grundsatz nicht ab zu gehen. Die Herren Bezirksgruppenvorsitzenden bitten wir, dafür zu sorgen, daß der Inhalt des Schreibens allen Mitgliedern der Bezirksgruppe bekannt wird. Mit Bundesgruß gez. D. W o l fg r a m m . Geschäftsführer." Durch dieses Schriftstück wird wieder mit aller Deutlichkeit dargelegt, daß die Agrarier mit allen Mitteln -des Terrors bestrebt sind, die Land- arbeiter zum Pommerschen Landbund zu zwingen. Aber auch etwas an- deres lehrt dieses Rundschreiben. Behaupten nicht auch die Landwirte immer aufs neue, daß sie für die Lage ihrer Arbeiter volles Verständnis haben? Wenn dem so wäre, dann müßten sie doch mindestens allen ihren Arbeitnehmern diese Teuerungszulage zahlen, denn auch die Nichtbündler leiden bei der schlechten Entlohnung bittere Not. Doch das schiert die wahren „Patrioten" nicht. Wenn dann schließlich einmal ein Streik ans- brechen sollte, schreit die ganze Iunkersippe über Gefährdung der Volks- ernährung u. a. Es ist gut, daß durch obiges Schreiben die Landarbeiter sehen, wie . der Landbund Mitglieder „wirbt" und wir zweifeln nicht, daß sie den Agrariern die richtige Antwort geben werden, indem sie sich dem Landarbeiternerband anschließen, der ihre, wirklichen Interessen vertritt. Rundschreiben des Pommerschen Landbundes an seine Ortsvorstände: Greifenberg i. Pom., btn 17. 10- 19. Eilt sehr, sofort! Sehr geehrter Herr! Am Mittwoch, den 15. Oktober b. I., fand in Setttin eine Bauerntagung für die Provinz Pommern statt. An dieser Tagung haben als Vertreter des Kreises teilgenommen: 1. Herr Gutsbesitzer Witt, Gründemannshof, als Vorsitzender des Pom- merschen Landbundes der Kreisgrnppe Greifenberg i. Pom.; 2. Herr Banernhofsbesitzet Fuhrmann, Klälkow; 3. Herr Bauernhofsbcsitzer Bernhard B r n ß, Dadow. Am Tage darauf sprach Herr v. Wangen heim, Klein-Spiegel, über die augenblickliche wirtschaftliche Lage. Herr v. Wangenheim, Kl.-Sptegel, wies an der Hand eines umfangreichen Zahlenmaterials nach, daß wir vor dem Zu- sammenbruch der Zwangswirtschaft stehen. WWMMuWneMsrbM-VMMs Der pommerfche LanöbunS eine Gefahr für Sie öeutfche Volksernährung Material zur Seurteilung Ser Unternehmer- hanSlungen in Ser pommerfchen LanSwirtfchast Herausgegeben v o »i Vorstand des Deutschen Landarbeiter-Verb an des Berlin SO. 16, Michaelkirchplatz 1, II Berlin 1920 Bezeichnend ist die Zahl der Jahre, die die einzelnen Arbeiter- familien auf diesem Gute wohnhaft und beschäftigt waren, nämlich 6, 19, 6, 22, 9,12,14,18, 24, 7, 24, 33,1,1, 1,1, 41 und 9 Jahre. Wie es mit der Kündigung bestellt ist, die auf Wunsch der Arbeiter erfolgt fein soll, beweist nachstehender, bei uns am 20. Januar 1920 eingegangener Bericht: „Zu dem eingesandten Tarif wurden wir heute, am 31. Dezember 1919, aufgefordert, ihn zu unterschreiben. Als erster wurde unser Genosse B. rein- gerufen. Ohne Verhandlungen iiber den Tarif wurde ihm der L o s s ch e i n ausgehändigt, worauf sämtliche Mitglieder das Gutshaus verließen. Da der Losschein ohne Gründe war, wurde er vom Genossen B. nicht angenom- men, B. wurde aber beim Verlassen des Hofes von dem Hofmeister Zemke zurückgerufen, worauf ihm derselbe mit aufgeführten Gründen übergeben wurde. Gleichzeitig haben noch mehrere Mitglieder denselben erhalten, wurde aber nicht angenommen. Es wurde am 30. d. M., abends, eine Versammlung abgehalten, wo wir uns mit sämtlichen Mitgliedern eine Frist erbaten. Hieraus wurde Genosse B. beauftragt, die Liste dem Gutsverwalter, Herrn Mantzel, vorzulegen. Ge- nosse B. ging am 31. d. M., morgens früh- mit der Liste hin, der Gutsver- walter befand sich im Pferdestall, überreichte ihm denselben dort, M. lehnte ihm mit den Worten ab, die Sache wird heute yachmittag geregelt. Den Vorgang der Sache bestätigt obiges Schreiben. Hieraus beschlossen sämtliche Mitglieder, die Frist nochmals zu erbitten. Dies geschah folgender- maßen: Die Mitglieder begaben sich alle in das Gutshaus, worauf unser Ver- trauensmann B. beauftragt wurde, nochmals die Bitte vorzulegen. Genosse B. erbat durch Anmeldung des Stubenmädchens den Eintritt, welcher ihm auch gewährt wurde. Die erbetene Frist wurde auch diesmal nicht anerkannt. Der Gutsverwalter, Herr Mantzel, erklärte den Genossen B. als nicht maßgebende Person. Der Gutsverwalter suchte sich selbst ein Mitglied von uns aus, Namens F. K., und versuchte durch gute Worte denselben vonuns zutrennen, worauf derselbe aber nicht einging. Solange warteten sämtliche Mitglieder auf dem Hausflur. Nach einer kurzen Unterhaltung begaben sich beide in den Hausflur, worauf Herr Mantzel die Mitglieder aufforderte, den vorgelegten Vertrag zu unter- schreiben, worauf ein kurzes Nein erwidert wurde. Sämtliche Mitglieder er- klärten Genossen B. als nicht entlassen, weil keine Gründe vorhanden waren. Beiliegenden Losschein, namens P., genau dasselbe. Schloß hiermit die Tür und sämtliche Mitglieder verließen das Gutshaus. Die Unterschriften be- glaubigen den Sachverhalt. Vertrauensmann B. und drei Mitglieder, Kas- sierer L., Revisor D." Auf dem Gute K a r l s r u h, Besitzer UdoDammer, sind am 24. De- zember 1919 fünf Arbeiterfamilien gekündigt worden; sämtlich organisiert. Auf dem Gute Karlsruh sind nur sieben Familien beschäftigt, davon ist Familie St. schon längere Zeit entlassen; obwohl Amtsgericht und Schlich- tungsausschuß den Besitzer verurteilt haben, mußte St. den Dienst verlassen. Auf dem Gute Alt-Schlage, Besitzer L a n d b a n k, Stettin, Ver- walter Administrator D ä m z o g, sind am 11. November 1919 vier Ar- beiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Sämtliche Arbeiter sind 1 bis 3, eine Familie schon 27 Jahre auf dem Gute beschäftigt. Entlassungs- grund: Organisiert im Deutschen Landarbeiter-Verband. Auf dem Gute W a l d h o f, Besitzer v. Manteufsel, sind am 10. No- vember 1919 fünf Arbeiterfamilien zum l. April 1920 gekündigt worden. ' nicht ernst genug genommen hat. (Zuruf: Heute noch!) Das inag auch heute noch zutreffen. Darum haben wir die Regierung versucht, zu dieser Konferenz Vertreter zu entsenden, damit sie hört, was die Kollegen selbst dazu sagen. Es ist damals festgestellt, welche Verbindung zwischen dem Militär und dem Pommerschen Landbund besteht; das Material liegt der Regierung vor. Von Wangenheim setzte seinen Sohn in die Landwirtschaftskammer in Stettin als Generaldirektor. In dieser Landwirtschaftskammer in Pommern wurde eine skrupellose Agitation gegen die Regierung betrieben. (Zuruf: Heute noch!) Ich nehme es einer Oppositionspartei, wie den Deutsch-Natio- nalen, nicht übel, wenn sie Opposition treibt, aber wir verlangen von der heutigen Regierung, daß diese Leute mit demselben Maße gemessen werden, das sie früher gegen Andersdenkende anlegten. Früher durfte in Preußen- Deutschland kein Nachtwächter seinen Posten behalten, wenn er Sozial- demokrat war. Auch heute dürfen amtliche Institutionen nicht dazu verwandt werden, um die Regierung zu stürzen. Dann komme ich zuni Streik im Kreise Franzburg im Sommer. Wenn irgendwo ohne Zutun der Arbeiter ein Generalstreik ausbrach, so in diesem Falle. Es ist aktenmäßig festgestellt, von wo die Treibereien ausgingen. Ich behaupte heute mit voller Ueberlegung. daß diese Aktion aus zweierlei Gründen betrieben wurde! Einmal wollte man beweisen, daß die Land- arbeiter nicht reis seien für das freie Koalitionsrecht; man wollte ihnen die Rechte nehmen. Und zum andern sollte damals in der Zeit der politischen Hochspannung in der äußeren Politik diese Differenzen benutzt werden, um die Gegenrevolution in Deutschland vorzubereiten. Es ist der Arbeiter- schaft Vorpommerns zu verdanken, daß diese Pläne nicht zur Ausführung gekommen sind. Es war ein Glück, daß ein Vertreter unserer Organisation in der Preußischen Landesversammlung war. Es ist mir und dem Land- wirtschaftsminister Kollegen Braun gelungen, diese Hetze niederzuschlagen. Ich kam von den Tarifverhandlungen in Stralsund und las am Abend hier in der Presse die fette Urbcrschrift: „Generalstreik in Pommern". Es wurde geflissentlich der Schwindel verbreitet: Seht, nun fangen.auch die Landarbeiter an! Als ich nach meiner Wohnung fuhr, sprach in der Bahn alles davon: Nun fangen die Landarbeiter auch noch an, nun werden wir ja wohl verhungern. Es ist uns dann gelungen, diese Treibereien zu un- terbinden und deshalb der Haß gegen den Verband! Es kam dann die Hetze in Neustettin unter Führung des Herrn von Hcrzberg-Lottin, wo die Besitzer auch heute noch nicht so weit sind, daß sie Tarife abschließen wollen. Die Antwort war die Verordnung des Laud- wirtschaftsministers vom 2. September 1919, wodurch die Besitzer gezwun- gen werden sollten, die tariflichen Löhne zu zahlen, die durch "die Schlich- tnngsausschüsse festgesetzt wurden. Dieses Vorgehen verschärfte natürlich wieder den Kampf gegen den Minister Braun. Jede Maßnahme wurdr eben bekämpft, durch die die Regierung versucht hat, Ordnung zu schaffen. Wer sind denn diese Leute wie Herzbcrg-Lottin, der sich heute noch Königlicher Landrat nennt? Das ist derselbe Herzberg-Lottin, der nach der Reichstagswahl 1912. ftincn Arbeitern befohlen hat, die Gutskutsche zu grüßen, ganz egal, ob jemand drin sitzt oder nicht. Das sind die Leute, die heute noch den Ton angeben. Demgegenüber sage ich: Wenn wir in Deutschland schon den Belagerungszustand haben, und Leute von der Linken ins Loch stecken, d a n n soll m a n a n ch s o l ch e Leut e. m a l ne h m e n. (Lebhafte Zustimmung.) Ich bin fest überzeugt, wenn man den Junkern gegenüber energisch zufaßt, dann w e r d e n ltt Kreis Deutsch-Krone. Der Gutsbesitzer Schütz auf Gut Trabehn, Kreis Deutsch-Krone, hat jedein Arbeiter, der im Verband, war, den Ziehschein gegeben, die jedoch von den Arbeitern nicht angenommen wurden. Nun werden die Leute tagein, tagaus belästigt, indem der Inspektor mit Leuten kommt, die die Wohnung ansehen. Es befinden sich unter den Arbeiterin solche, die 22 Jahre auf dem Gut beschäftigt waren. . Viele hatten sich im vorigen Jahr ein Grundstück gekauft, wo sie ihre ferneren Tage verleben wollten. Doch der Besitzer Schütz hat ihnen abgeredet, bis sie es. wieder verkauft hatten, und heute gibt er ihnen den Ziehschein. Kreis Schlochau. Auf dem G a u f e sehen Fideikommißgut Loosen, Kreis Schlochau, haben am 1. Januar 1920 drei Arbeiterfamilien den Entlassungsschein er- halten wegen Zugehörigkeit zum Deutschen Landarbeiter-Verband. Der eine gekündigte Arbeiter ist 6er. bisherige Bevollmächtigte unserer Orts- gruppe und gehört dem Kreisarbeiter- und Bauernrat an. Die anderen Ar- beiter sind F. G. und W. G. Auf dem Gut Schönau, Kreis Schlochau, hat der Vertrauensmann Unserer dortigen Ortsgruppe, F. B., am 30. Dezember 1919 feine Entlassung zum l. April 1920 erhalten. B. ist schon 17 Jahre am Ort beschäftigt. Am Sonntag, dem 4. Januar 1920, ließ der Besitzer sämtliche Mitglieder des Deutschen Landarbeiter-Verbandes zusammenrufen, um nach seiner Angabe mit iheen einen guten Tarifvertrag abzuschließen, aber mit der Bedingung, daß sie dann alle aus dem Deutschen Landarbeiter-Verband austreten. Da sie nicht Folge leisteten, gab er sämtlichen Mitgliedern zum 1. April 1920 die Entlassung. Nach Schilderungen unseres Gauleiters sind int deutschen West - Preußen, ,also in nur einigen Kreisen, etwa 300 Kündigungen erfolgt. 61 halten und zertrümmern wollen, um dann denselben Gedanken auf - das ganze Reich zu übertragen. Wangenheim hat auf der Provinzialversamm- lung des Bundes der Landwirte ganz klar gesagt, daß die Organisation zerschmettert werden muß'. Sie haben nichts gegen Lohnerhöhungen, aber gegen die Verkürzung der Arbeitszeit. Sie haben die Mittel, um uns den Kampf anzubieten. Deswegen müssen wir prüfen, welche Mittel wir an- wenden müssen, um ihnen diese Möglichkeit zu nehmen. Wir müssen den Kampf annehmen iin Interesse der Landarbeiter. D i e Kraft des W i d e r st a n d e s der Arbeitgeber, d ie nicht aus wirtschaftlichen, sondern a u s politischen Gründen dem Abschluß von Tarifverträgen entgegengesetzt wird, müssen wir brechen. Muß die Kraft der Organisation durch Streik hierzu angewandt werden, so liegt die Gefahr eines schweren Kampfes vor, der zum Bürgerkrieg ausarten kann, wenn die Gutsbesitzer die Waffen behalten und die Baltikum truppen in Pommern bleiben. Neben dem Abschluß von Tarifen kommt ihre Durchführung, d. h. ihre Anerkennung von beiden Seiten, in Frage. Es gibt leider auch bei uns Kollegen, die den Tarif nicht durchführen. Der Hauptwiderstand liegt aber bei den Arbeitgebern. Selbst wenn die Organisationsleitung der Arbeit- geber einen Tarif mit, uns abschließt, arbeitet ein großer Teil der einzelnen Arbeitgeber dagegen. Unsere. Kollegen verlangen gesetzliche Maßnahmen und Verordnungen, um die Arbeitgeber zur Anerkennung der Tarife zu zwingen. Die heutigen Verordnungen reichen dazu nicht aus, und bis die Regierung das nachholt, vergeht Zeit, die wir nicht ungenützt lassen dürfen. Wir wissen heute noch nicht einmal, ob die Regierung die Macht hat, die Waffen aus der Provinz Pommern wieder herauszuziehen. Darum müssen wir unsere Taktik entsprechend aufbauen. Darum wollen- wir unseren Ap- parat vergrößern und besser ausbauen. Nur wo die Arbeiter sich durch die Gewerkschaft wirtschaftlich frei gemacht haben, können sie die po- litische Macht erringen. Wir werden in Pommern siegen, wenn nicht durch die Parteispaltung eine Verwirrung in die Köpfe der Landarbeiter ge- bracht wird. Im Interesse der ganzen Sache müssen wir in der Arbeit eins werden. Wenn wir das fertig bringen in der Gewerkschaft, dann haben wir auch einen politischen Einfluß auf die uns fernstehenden Kreise. Wenn die Unternehmer das sehen, dann werden sie ihre Schwäche fühlen; dann wird auch die Gewerkschaftsarbeit, der Abschluß von Tarifen leichter und dieMaßregelungen werden abnehmen in dem Maße, wie dix Arbeitgeber fühlen, daß unsere Macht stärker ist als die ihre. S ch m i d t: Es sind folgende Antrage eingegangen: 1. „Die Unter- zeichneten bitten um Herausgabe einer Broschüre: Material zur Be- kämpfung des Pommerfchen Landbundes." Meier, Schmorl. Die Vorbereitungen dazu sind getroffen. Es soll eine Broschüre er- scheinen über die gelben Organisationen in der Landwirtschaft. Ich bitte Sie aber, das Material einzuschicken. Es schadet nichts, wenn wir etwas doppelt bekommen. 2. „Die Versammlung wolle beschließen, daß bei allen Versammlungen der Pommersche Laudbund unter keinen Umständen als Arbeitnehmer-Orga- nisation, sondern nur als Arbeitgeber-Organisation zuzulassen ist." Das ist unser Standpunkt, beit wir hier nochmals unterstreichen. Die Leute dürfen nur auf der Arbeitgeber-seite sitzen. Es sind Bestrebungen im Gange, ihn auch als Arbeitervertretung anzuerkennen; aber das können wir nicht zulassen. Von jeder Maßregelung muß uns genaue Mitteilung 36 Die wirtschaftliche Lage ist so, daß wir auf alles gefaßt fein müssen. Herr v. Wangenheim macht darauf aufmerksam, daß es Aufgabe der . Landwirtschaft Pommerns sei, in erster Linie die Ernährung deBKrejsstädte, ins- besondere die Ernährung von Stettin, restlos und in allem Umfange sicherzustellen, und zwar unter Heranziehung der Genossenschaften.. Bei der augenblicklichen wirtschaftlichen Lage ist-zu erwarten, daß die Land- wirtschaft völlig auf Selbsthilfe angewiesen bleibt. Infolgedessen ist es notwendig, zuverlässige und st a a t s e r h alten de Elemente in größerer Zahl in der Landwirtschaft des Kreises aufzunehmen. Es wird nicht verkannt, daß die Aufnahme solcher Herren auf dem Lande manchmal mit Schwierigkeiten verbunden sein mag. Die Schwierigkeiten müssen aber rück- sichtslos überwunden werden. In Berlin besteht „dar nationale Heimatbund zur Versorgung Heeresentlassener", 'Berlin W. 9, Schillingstraße Nr. 14-18. Dieser Heimatbund macht es sich zur Ausgabe, die zuverlässigen Elemente des aufgelösten Heeres insbesondere Offiziere dem Lande z u überweisen. Bei dem Ernst der Lage bitten^wir uns umgehend Nachricht zukommen zu lassen, o b und w i e v i e l O f f i z i e r e und sonstige zuverlässige Leute Sie in Ihrer Häuslichkeit oder in der Häuslichkeit der Mitglie- der Ihrer Bezirksgruppe, aufzunehmen verm ö ch t e n. Wir bitten, wegen dieser Frage eiligst vertrauliche U m f r a g e bei den Besitzern Ihrer 'Bezirksgruppe zu halten, um die Zahl der aufzunehmenden Personen hierher bis spätestens 25. Oktober d. I. mitzuteilen, da wir für den Kreis die Zahl der gewünschten Herren dem „Nationalen Heimatbund" Berlin eiligst mitteilen wollen. Mit Bundesgruß gez. Dr. Wolfgram in. Auk die tut Interesse der Sicherstellung der lnndivirtschastlichen Arbei- ten erlassene Verordnung des Pr. Land w irtschafts-Mini st e r i - ums vom 2, September 1919 veröffentlicht^ hinterpommersche Junker am 10. September 1010 folgenden „Erlaß": Die von dem Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten erlassene „Verordnung betr. die Sicherstellung landwirtschaftlicher Ar- beiten" vom 2. 9.19 ist r e ch t s u n g L l t i g. Der. Versuch des- Ministers, sie auf § 1 der Verordnung über die wirtschaftliche Demobilmachung vom 7. 11. 1918 zu stützen, ist rechtsirrig; denn die Störungen des Wirtschaftslebens durch Streits in der Landwirtschaft sind keine Folgen der Demobilmachung. Da die ganze M i n i ste r i a l v e r o r d n u n g u n g ü l t i g ist, so ist auch die Anordnung über Arbeitsbedingungen für landwirtschaft- liche Arbeiter, die der Regierungspräsident — als Demobilmachungskom- missar in den nächsten Tagen für den Kreis Neustettin— wie schon am 3. 9- für Belgard geschehen — erlassen wird rechtswidrig und ungültig. Die Unterzeichneten halten es für ihre P a t r i o t i s ch e P f l i ch t, sich nicht an dieser Rechtsbeugung zu beteiligen; sie lehnen daher die Annahme der Bedingungen ab und bitten ihre Berufsgenossen, zur Abwehr der rechtswidrigen U e b e r g r i f f e de? Landwirtschafts- ministers ebenso zu verfahren. von B o n i n> - B a h r e n b u s ch, Vors, des landw. Vereins Neustettin, von Gand eck er-Zuch, Vors, des landw. Vereins Bärwalde, von Hertzberg-Lottin, Vors, der Kreiskommission. B e i g e I - H o h e n f e ld e, Vors, des landw. Vereins Tempelburg. 44 Pommern zu einem Resultat kommen. Deshalb bitte ich nochmals die Regierung, den Landarbeitern Schutz angedeihen zu lassen, damit sie vor den Willkürakten einiger tollgewordenen pommerschen Junker geschützt werden. (Beifall bei den Sozdem.) Gegenmaßnahmen der Regierung. Die Massenkündigungen von Landarbeitern in Pommern haben die Reichsregierung zu sofortgen Maßnahmen veranlaßt: Als Inhaber der voll- ziehenden Gewalt hat der Reichswehrminister N o s k e dem Militärbevoll- mächtigten für Pommern anfangs Februar 1920 folgende Anweisung erteilt: Die Massenkündigung von Landarbeitern in der Provinz Pommern wächst sich zu einer sehr ernsten wirtschaftlichen und poli- tischen Gefahr aus. Die Entlassung Tausender von Arbeitern, die bestenfalls durch unerfahrene Kräfte ersetzt werden könnten, stellt eine Ge- fährdung lebenswichtiger Betriebe dar und muß dazu führen, die unzuläng- liche Ernährung der Bevölkerung im nächsten Jahre weiter zu verschlechtern. Aber auch die Ruhe und Ordnung im Lande wird ernstlich gefährdet. Abziehende Arbeiterfamilien würden in die Stadt strömen müssen, wo die Wohnungsnot schon erschreckenden Umfang angenommen hat. Familien, die keine andere Arbeitsstelle finden, werden sich weigern, abzuziehen. Daraus müssen gefährliche Konflikte entstehen, die sich bis zu blutigen Ausschrei- tungen steigern können. Die erfolgten Massenkündigungen sind daher von Ihnen als unwirksam zu erklären, Ent- lassungen von Landarbeitern sind nur zulässig bei Nachweis zwingen- der Gründe vor einem Schlichtungsausschuß. Wegen der Beilegung der Differezen zwischen dem Landbund und der Arbeiterorgani- sation sind mit größter Beschleugnigung von Ihnen Verhandlungen einzu- leiten. Mer den Verlauf der Dinge ist mir fortlaufend Bericht zu erstatten. . gez.: Noske, Reichswehrminister. In weiterer Folge erschien dazu die nachstehende Verordnung: Wehrkreiskommando IL Abtlg. Ia/Id Nr. 3911. Verordnung für die Provinz Pommern und den Bereich der Regierung Schneidemühl. Die Landwirtschaft hat die schwere, aber auch stolze Ausgabe, die Er- nährung des deutschen Volkes sicherzustellen. Alle Gutgesinnten haben deshalb das dringende Verlangen, die Grund- lagen des landwirtschaftlichen Betriebes gesund, stark und widerstandsfähig zu machen. ^ Zur Erreichung dieses Zieles sind Verhandlungen zur Beseitigung einiger Unstimmigkeiten und zur Festlegung neuer Vereinbarungen im Gange. Diese besten Willens und mit gutem Entgegenkommen zu Ende zu führen, ist vater- ländische Pflicht. Als Inhaber der vollziehenden Gewalt für den Bereich des Gruppen- kommandos 3 bestimme ich im Einvernehmen mit dem Zivilkommissar: sofort ohne Kündigung nutz haben dann mit dem Arbeiterausschuß nichts zu schaffen. Ich möchte den Herrn Vertreter der Regierung darauf hin- weisen, daß es notwendig fein wird für die Landarbeiter, daß dieser Para- graph geändert wird. Die Verhältnisse für die Landarbeiter und Industrie- arbeiter sind grundverschieden. Der Landarbeiter, der vor Ablauf des Wirtschaftsjahres entlassen wird, verliert seine ganze Existenz, er ist ge- zwungen, sein Vieh zu verkaufen, hat kolossalen Schaden. Wenn in der Stadt ein Industriearbeiter sofort entlassen wird, kann er in einer anderen Stadt eine Stellung mit ganz ähnlichen Verhältnissen finden. Der Land- arbeiter, der auch nur vorübergehend in der Stadt tätig ist, hat großen Schaden. Die Sache müßte derart abgeändert werden, daß auch bei so- fortiger Entlassung der Arbeitgeber veranlaßt wird, sich mit dein Arbeiter- ausschuß ins Benehmen zu setzen, und daß die Entlassung nicht eher statt- finden darf, ehe der Schlichtungsausschuß sich auf den Standpunkt gestellt hat, daß hier tatsächlich Gründe für eine sofortige Entlassung vorliegen. Ein dahingehender Antrag ist in unserer Gauleitersitzung in Stettin an- genommen worden. Ich werde ihn mit Begründung dem Vorstand vor- legen. Landgraf - Stralsund: Ich will einige Punkte herausgreifen, die viel- leicht dazu geführt haben, daß auch innerhalb Pommerns eine so verschieden- artige Behandlung bei den Landarbeiter-Tarifabschlüssen stattfinden konnte. Wir haben auf der Insel Rügen den ersten Landarbeiter-Tarif zustande gebracht. Er wurde vor kurzer Zeit erst erneuert. Es ist wohl der beste Tarif, der in Landarbeiterkreisen abgeschlossen wurde. Die Klagen, die heute durch die ganze Diskussion gingen, daß der Pommersche Landbund ein Hindernis der Tarifabschlüsse gewesen ist, haben wir in Rügen nicht zu verzeichnen gehabt. Der Pommersche Landbund hatte dort noch nicht Fuß gefaßt. Vor * 14 Tagen ist nun auch eine Kreisgruppc des Land- bundes auf Rügen gegründet wordene Ich weiß nicht, wie unsere späterer! Verhandlungen dadurch vielleicht erschwert werden. . Die Hauptsache aber wird sein, daß in den Kreisen der Landarbeiter erst einmal der Gedanke Fuß faßt, was der Arbeiter auf alle Fälle haben muß. Darüber werde ich in der kommenden Debatte einige Richtlinien vorlegen, die hoffentlich Ge- legenheit geben wird, in etwas längerer Redezeit diese Frage zu erörtern. K w a s n i k - Berlin: Zu der Verordnung vom 3. September werden wir in den allernächsten Tagen den Kollegen einen Auszug aus der Ihnen wohl bekannten Bearbeitung von Billerbeck und Syrup zugehen lassen. Die- jenigen, die die Broschüre haben, will ich darauf hinweisen, daß im Kom- mentar einige Dinge enthalten sind, mit denen wir uns nicht einverstanden erklären können. Ich sage das, damit die Broschüre von den Kollegen nicht ohne Vorbehalt aufgenommen wird. Es wurde aus den § 14 hingewiesen, wonach vor -der Kündigung der Arbeiterausschuß zu hören ist, und darauf, daß es dann weiter heißt: Bon der Erfüllung dieser Pflicht ist die Kün- digung nicht abhängig. Dabei ist aber weiter zu beachten, was dahinter folgt: Unbeschadet der Befugnis des Schlichtungsausschusses (8 21), im Streitfall die Stellungnahme der gesetzlichen Arbeitnehmervertretung ein- zuholen und bei Verletzung der Vorschriften des 8 13 auf die Erneuerung des Dienstverhältnisses zu erkennen. Ist also der Arbeitcrausschuß nicht gehört worden, so kann der Schlich- tungsausschuß trotzdem von sich aus veranlassen, daß er nun gehört wird. Es steht weiter in der Verordnung, daß auch ein Streik ein wichtiger Grund ist. Das trifft auch nicht zu. Durch den Streik wird ja gerade zum Ausdruck gebracht, daß es sich nicht um beharrliche Arbeitsverweigerung 27 i it, 3 für sich ausgenutzt. Wir haben das nicht getan. Wenn es nach dem Wun- sche der Kollegen gegangen wäre, wäre es in Schivelbein zum Streit ge- kominen. Wir baden davon abgeraten und haben den Kollegen empfohlen, den Tarif anzunehmen. Wenn es nicht dazu gekommen ist^ jo haben an- dere Momente mitgespielt. Die Elemente, die sich da betätigt haben, haben den Unternehmern bewußt die Steigbügel gehalten. Es setzte eine Agitation ein, gegen den Tarifvertrag, den man aus egoistischen Gründen zu verkleinern suchte. . Die Schuld für die Haltung 'der Arbeiter fällt nicht auf uns, sondern aus jene Kreise, die die Landarbeiter vor der Revolution mit allen Mitteln niedergehalten haben. Dann suchte die Regierung zu verhandeln. Der Versuch scheiterte an der Hetze der Arbeit- geber.^ Im Kreise Neusteitin — wir können nicht ans alle Einzelfälle ein- gehen*— haben wir uns ebenfalls redlichste Mühe gegeben, zu Verhand- lungen zu kommen, aber es war nicht möglich. Wir sind auch an den Land- rat herangetreten. Er hat wohl manchmal nicht so gearbeitet, wie wir es gewünscht hätten, aber auch, wenn ein anderer Landrgt gewesen wäre, hätte- er auch nicht viel mehr ausrichten können. Alle Anordnungen von oben nützen nichts, wenn sie unten nicht durchgeführt werden, daher muß vor allem dafür gesorgt werden, daß 'die Beamten, die absichtlich der Re- gierung entgegenarbeiten, verschwinden. Der Pommersche Landbund war auch hier führend. Die Arbeitgeber gruppe lehnt es ab, mit uns in Tarif- verhandlungen einzutreten, andererseits verlangt die Arbeitnehmergruppe des Pommerschen Landbundes bei jeder Tarifverhandlung zugelassen zu werden. Das ist eine sonderbare Taktik. , Er sucht nur Scheingründe, seiner innersten Ueberzeugung nach ist der Pommersche Landbund gegen jeden Tarifvertrag. Andererseits war es notwendig, in Neustettin einen Tarif- vertrag abzuschließen. Wir haben alles mögliche versucht, haben uns an den Landrat gewandt, an den Regierungspräsidenten, an den Oberpräsi- denten, aber alle Versuche blieben ergebnislos. Die Schuld trifft hier also nicht den Landarbeiter-Verband. Schließlich sagten sich die Kollegen, wenn Ihr uns nicht helfen könnt, müssen wir uns selber helfen. Auf einem großen Gut traten die Kollegen in Streik. Wir konnten cs nicht hindern, wir konnten den Kollegen nicht dauernd zumuten, daß sie für andere Werte schaffen, ohne dafür genügend Bezahlung zu erhallen. Im Kreise Stolp- Lauenbnrg haben d>e Tarifvcrhandlungen auch Schwierigkeiten gemacht. Es hat immer an den Arbeitgebern gelegen. In- Kreise Schlawe war ein Tarifvertrag mit dem tzinterpommerschen Laudwineverein abgeschlossen. Der Landbünd hat diesen Tarif nicht unerkanui .So ist es gerade der Pommersche Landbund, der überall Schwierigkeiten und Unruhen hervor- gerufen hat. — Im Kreise Kolberg hatten w-r auch Tarifverhandlungen. Die Skupellosigkeit der Arbeitgeber zu schildern, reicht die Zeit nicht aus. Wir haben dort eine besondere Gruppe von Arbeitgebern vor uns. Im Mai kamen wir zum Abschluß eines Tarifvertrages. Inzwischen hatten sich die Dinge geändert, die Kollegen verlangten eine Teuerungszulage. Dann haben die Arbeitgeber eine skrupellose Agitation gegen uns geführt. Am 9. Juli kam es zu Verhandlungen, da haben did Arbeitgeber unseren Kollegen Klabund abgelehnt. Die Frage, ob etwas gegen ihn ein- zuwenden wäre, wurde verneint. Um die Verhandlungen nicht scheitern zu lassen, erklärte ich, ich würde versuchen, einen Tarif abzu- schließen. Das gelang nicht, infolge des Einflusses des Pommerschen Landbunds. Später haben dann nochmals Tarifverhandlungen stattgefun- den. In der Zwischenzeit haben sich andere Dinge abgespielt. Bezeichnend für die moralische Auffassung der Arbeitgeber ist, daß sie dem Kollegen 18 Schriften des Deutschen Landarbeiter-Verbandes Nr. 6 Der Pommerfche Landbund eine Gefahr für die deutsche Volksernährung Material zur Beurteilung der Unternehmer- handlungen in der pommerfchen Landwirtschaft Berlin ISA) Herausgegeben vom Vorstand des Deutschen Landarbeiter-Verbande-, Berlin SO. 16, Michaelkirchplatz 1, Ik sie pariere n. Diese Leute stehen eben auf dem Standpunkt der Macht- politik, imponieren kann ihnen nur der, der ihnen mit Macht entgegentritt. (Sehr richtig!) Hätte die Regierung damals zugegriffen, wäre cs ptwas anderes geworden. Daß die Arbeitgeber sich dort oben durch Konventionalstrafe verpflichten, keine Tarife anzuer- kennen, will ich auch noch erwähnen. Ich verweise auch auf die enge Ver- bindung des Generalkommandos des 2. A.-K. mit dem Pommerschen Land- bund. Ich habe ja volles Verständnis für diese enge Verbindung der mili- tärischen Stellen mit den Junkern, es sind dieselben Kreise, aus denen sie stammen. Aber die Regierung braucht sich das nicht gefallen zu lassen. Warum funktionieren die Schlichtungsausschüsse nicht? Im Kreise Anklam, wo sehr darüber geklagt wird, ist der Schlichtungsausfchuß besetzt vom Pommerschen Landbund, der seine Leute da hineinschiebt. Wenn man will, daß die Schlichtungsausschüsse funktionieren sollen, dann müssen die Beisitzer zusammengesetzt sein aus Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, und für die Arbeitnehmer sind nun einmal die Ge- wrkschaften die ausschlaggebenden Faktoren. Wenn man die Vertrauens- leute dieser Kreise nicht berücksichtigt, dann haben die Arbeiter eben zu der- artigen Schiedsgerichten kein Vertrauen. Ich hab» hier einen Bericht, der uns schriftlich zugegangen ist, aus dem Kreise Greifenberg in Pommern, wo der Landbund an die Arbeitgeber schreibt, daß die bewilligten Ten e- rungszulagen von 126 1L nur an Mitglieder des Pommerschen Landbundes zu zahlen ist. (Hört! Hört!) Das heißt, an diejenigen, die der Arbeitnehmergruppe des Pommerschen Landbundes angehören. Also die Mitglieder des Deutschen Landarbeiter-Verbandes werden von einer lumpigen Teuerungszulage — so muß man bei den heutigen Preisen sagen — von 126 Mk. pro Jahr ausgeschlossen, weil sie nicht der Arbeit- nehmergruppe des Pommerschen Landbundes angehören! Die Herren haben gar keinen Anlaß, über Terrorismus zu schreien. (Sehr richtig!) Seitens des Verbandsvorstandes und auch seitens der Leitung des Allgemeinen deut- schen Gewerkschaftsbundes wird jeder Terrorismus Andersdenkenden gegen- über verurteilt. Terrorismus ist, wenn man die Leute ihrer Gesinnung wegen aus der Arbeit bringt. Das verurteilen wir. Aber man schreit jci heute auch über Terrorismus, wenn ein Kollege den andern nur auffordert, sich der Organisation anzuschließen. Und üon denselben Leuten, die sich darüber beklagen, wird hier der schlimmste Terrorismus geübt. Ueber die unkontrollicrbaren Notizen, die durch die Presse gehen, ist auch noch zu sprechen. Diese Notizen müssen Sie sammeln, um den Vor- stand über alles zu orientieren. Alle Augenblicke findet man in der agrari- schen Presse solche Notizen. Das, was in der „Deutschen Tageszeitung" steht, wird dann überall tni Lande nachgedruckt. Zum Beispiel die Notiz: „Der Ochsenziemer als Werber für den Deutschen Landarbeiter-Verband" u. a. Der Fall ist inzwischen richtig gestellt. Solche Nachrichten werden sofort in verhetzender Weise gegen den Verband ausgenutzt. Jeder vernünftig denkende Mensch wird sich sagen, daß eine Organisation, die sich in einem Jahre um Uber 800 000 Mitglieder vermehrt hat, nicht für jeden einzelnen Kollegen garantieren kann. In riner anderen Notiz wird behauptet, daß die Agitatoren des Landarbeiter-Verbandes die Arbeiter aufgewiegelt hätten, so daß die Leute gar kein Interesse an der Bergung der Ernte mehr hätten. Gewiß hat die'deutsche Landwirtschaft nicht die günstigsten Ar- beiterverhältuisse. Es fehlen ihr vor allem die ausländischen Arbeiter. Falsch ist es aber, wenn man behauptet, die Agitation des Landarbeiter- 11 Sämtliche Arbeiter sind 1 bis 4 Jahre, und eine Familie 18 Jahre auf dem Gute beschäftigt, und sind zum Teil Vertrauensleute das Landarbeiter-Ver- bandes. Auf dem Gute Standemin, Besitzer v. Braunfchweig, sind am 31. Dezember 1919 v i er Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden, wovon zwei 29 Jahre und zwei zehn Jahre im Dienst waren. Sämt- liche Arbeiter sind Vertrauensleute des Deutschen Landarbeiter-Verbandes. Auf dem Gute D o r n o w , Besitzer v. K l e i st, sind am 1. Dezember 1919 zwei Familien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Die Gekündigten sind je 14 Jahre im Dienst und Vertrauensleute des Deutschen Landarbeiter- Verbandes. Auf dem Gute Säger, Besitzer B a l k, sind am 28. Dezember 1919 drei Familien zum 1. April 1920 gekündigt worden; sämtlich organisiert. Auf dem Gute Z w i r n i tz, Besitzer R a d o l l, wurde der Arbeiter H. W. ohne Anhören de sArbeiterausschusses gekündigt. Grund: Vater wäre zu alt; derselbe ist 64 Jahre alt und arbeitet seit sieben Jahren auf dem Gut. Auf dem Gute N a tz k o w , Besitzer v. Kleist, sind am 1. Januar 1920 vier Arbeiterfamilien, sämtlich Vertrauensleute des Deutschen Landarbeiter-Ver- bandes, gestündigt worden. Auf dem Gute Lankow, Besitzer M a l u e, sind am 30. Dezember 1919 zwei Arbeiterfamilien, eine 11 Jahre und eine 6 Jahre int Dienst, zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil sie im Interesse ihrer Kollegen ge- handelt haben. Auf dem Gute L a tz i g, Besitzer Major a. D. R u f f e l, sind am 25. De- zember 1919 fünf Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Sämtliche Arbeiter waren schon 3 bis 6 Jahre auf dem Gute beschäftigt und haben sich am 17. Dezember 1919 organisiert. Dieses soll Entlassungsgrund fein. Ruffel äußerte sich, er wolle Polen als Arbeiter einstellen. Auf dem Gute Kieckow, Besitzer v. K l e i st, sind am 31. Dezember 1919 elf Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil sie den Tarif- vertrag vom Pommerfchen Landbund nicht unterschrieben haben. Auf dem Gute Damen, Besitzer v. Kleist, sind am 17. Dezember 1919 zwei Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil sie sich organisiert haben. ' Auf dem Gute A u g u st e n h o f, Besitzerin Frau K o p p , sind an, 27. De- zember 1919 zwei Arbeiterfamilien, fünf und acht Jahre im Dienst, ge- kündigt worden. Beide sind Vertrauensleute der Ortsgruppe Augustenhof. Von dem Rentengutsbesitzer Borchardt zu Bulgrin ist der Ar- beiter B. zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil er sich organisiert hat. Auf dem Gute Bulgrin, Besitzer Schröder, sind im Dezember 1919 drei Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Auf dem Gute Rettzin, Besitzer Toop, sind am 31. Dezember 1919 drei Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Auf dem Gute G a n s k o w, Besitzer Fr- v. Schau m a n n, sind am 27. Dezember 1919 fünf Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden; hiervon sind vier Mann Vertrauensleute der Ortsgruppe G a n s k o w. Auf dem Gute Gr. Rambin, Besitzer Ti ed e, sind am 24. Dezem- ber 1919 e l f Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil sie den Tarif vom Pommerfchen Landbund nicht unterschrieben haben. Dem Ortsgruppenvorstand sind mehrere Male Gelder angeboten worden, die der- selbe immer ablehnte. 54 1. Sic Landwirtschaft ist als lebenswichtiger Betrieb im Sinne des 8 6 der Verordnungen des Reichspräsidenten über den Ausnahmezustand anzusehen. 2. Eine Kündigung von Landarbeitern ist nur zulässig auf Grund des § 16 der vorläufigen Landarbeitsordnung. 3. Die bereits ausgesprochenen Kündigungen, die nach Angabe einer der beiden Parteien politische Ursachen haben könnten, z. B. Zugehörigkeit zu Arbeiterorganisationen und Betätigung als Kreisvertrauensmann, sind von den Schlichtungsausschüssen bzw. Schlichtungsstellen nachzu- prüfen und haben erst Gültigkeit, wenn sie von diesen als berechtigt anerkannt sind; Kündigungen, die im beiderseitigem Einvernehmen er- folgen oder erfolgten, dürfen nicht zum Gegenstand eines Schieds- spruches geniacht werden. Schlichtungsstellen sind in allen Kreisen, in denen sie noch nicht bestehen, einzurichten. Die näheren Bestimmungen bleiben vorbehalten. 4. Es ist mit allen Mitteln darauf hinzuarbeiten, daß die landwirtschaft- liche Produktion gehoben wird. Bon den Arbeitern erwarte ich, daß sie init Unterlassung jeder Kampfmaßnahme wirtschaftliche Forderungen nur durch die dazu berufenen Organisationen geltend machen, und daß sie mit ganzer Kraft und gutem Willen die Ernährung des Volkes sicher- stellen helfen. Stettin, den 4. Februar 1920. Der Mlitärbefehlshaber für den Bereich des Reichswehrgruppenkommandos 3. gez. v. Bernuth, Generalleutnant. 71 Ich bin, wo ich nur konnte, für die Regierung eingetreten, habe manchmal — bildlich — Prügel dafür bekommen, habe draußen aufzuklären versucht, warum die Regierung dieses oder jenes tun muß in unserer -ungeheuer schwierigen Lage, wo wir immer noch keinen Frieden, keine Ellbogenfrei- heit haben, sodaß die Regierung nicht das tun konnte, was sic unter andern Umständen getan hätte. Aber in Pommern hat es die Preußische und die Reichsrcgierung tatsächlich an der nötigen Aufmerksamkeit fehlen lassen. Ich erinnere daran, daß im Sommer durch Haussuchungen aus Veranlassung der preußischen Regierung festgestellt wurde, daß in Pommern eine innige Verbindung der Landwirtschaftskammer mit dem Pommerschen Landbund besteht. Aber man hat es bei dieser Feststellung gelassen, hat keine weiteren Folgerungen daraus gezogen, als daß in der preußischen Landesversamm- lung einmal darüber geredet worden ist, daß man in Pommern energischer zufassen müsse, wenn man es nicht dazu kommen lassen wolle, was wahr- scheinlich in den nächsten Monaten kommen wird, daß wir in Pommern eine ganz böse Zeit erleben werden. Ihr seid darüber wahrscheinlich noch besser unterrichtet als wir, weil Ihr draußen mitten in den Dingen steht. Aber ich glaube, daß Einzelnen unter uns der Zusammenhang doch noch nicht so klar geworden ist. Ich glaube, daß in Pommer n k ein W i r t s ch a s t s f r i e d e in bet Landwirtschaft möglich i st, w e i l man sich auf die Waffen st ü tz t, ,U'> e i l m a i, glaubt, von dort aus die Gegenrevolution im re- aktionären Sinne einleiten zu können. Es ist mir von unterrichteten Leuten in Pommern aus ineinen Reisen immer wieder gesagt worden, daß es in keiner agrarischen Provinz in Preußen so vielkommunistische Zirkel auf dem Lande gibt, wie gerade in Pommern. Die kommunistische Gefahr ist in Pommern ebenso groß, wie die Gefahr von der anderen Seite. Das ist eine direkte Folge dieser Zustände. Es ist klar, daß, wenn von einer Seite her ein brutaler Druck aus eine Berufsschicht von Arbeitnehmern ausgeübt wird, dort der beste Nährboden für diejenigen ist, die zur Verzweiflung treiben und dann diese verzweifelte Stimmung benutzen, um ihre Ideen den Leuten beizu- bringen, ibnen zu sagen, es ist doch das Beste, erst eininal die ganze Ge- schichte von Grund auf zu zerstören, um darauf etwas Neues zu bauen. Es wurde sogar von den Kommunisten dort ein Plättchen herausgegeben. Es wird von Stettin aus überall mit großem Erfolge gearbeitet, es werden in kleinen Kreisen die kommunistischen Ideen auf dein Lande verbreitet. Ich hatte mich darüber gewundert, es wurde mir aber ganz klar, woher is kommt, als ich sah, in welch brutaler Weise in Pommern die Arbeiter immer wieder behandelt werden. Es darf einen nicht wundern, wenn ans dieser Stimmung heraus eine Verzweiflung erwächst, die die Arbeiter den radikalen Kommunisten in die Arme treibt. Ein Arbeiter, der die Zusam- menhänge unserer Wirtschaftspolitik kennt, der in seinem Arbeitsverhältnis nicht immer wieder erleben muß, daß man ihn mißachtet, daß man auf ihm immer wieder herumtrampelt, der ist diesen Ideen nicht so zugänglich. Er überlegt auch, ob, wenn man erst alles kaput macht, nachher wieder etwas Gutes aufgebaut werden kann, wenn man, wie das von den Kommunisten durch Flugschriften immer wieder gefordert wird, Sabotage treibt, Ernte- streiks macht, unsere Wirtschaftspolitik zugrunde richtet, durch die Nieder- legung der Arbeit gerade in den entscheidenden Wochen, wo die Nahrungs- mittel geborgen werden sollen. Ein vernünftiger Arbeiter sagt sich, das kann unmöglich richtig sein, Nahrungsmittel muß das Volk haben. Wir können nicht eine neue Wirtschaft aufbauen unter so schwierigen Berhält- 24 gemacht werden. Name des Gemaßregelten, Name des Betriebes, Gründe der Entlassung und Beschäftigungsdauer müssen Mitgeteilt werden. — Wir dürfen auch nicht die Forstarbeiter vergessen. — Sie sind wohl einverstanden, daß die Anträge dem Vorstand überwiesen werden. (Zustimmung.) Wir freuen uns, daß hier eine Anzahl Kollegen zusammen ist, mit denen wir glauben, arbeiten zu können. Unterstützt uns in dem schwierigen Ar- beitsgebiet durch ruhiges und sachliches Arbeiten. Man mag manchmal er- bittert sein über Maßnahmen der Arbeitgeber; aber dem Gegner gegenüber ist Sachlichkeit immer die beste Waffe. Man darf ihnen nicht den Vorwand geben, daß sie die Verhandlung ablehnen. Mit Kraftausdrücken in Briefen und in den Verhandlungen wird nichts erreicht. Gerade in Pommern, wo alles gegen den Verband ausgeschlachtet wird, müßt Ihr Euch der größten Sachlichkeit befleißigen. Damit wären die heutigen Verhandlungen abge- schlossen. Wir wollen hoffen, daß auch die heutige Konferenz der Förderung der Interessen des Deutschen Landarbeiter-Verbandes dienen wird. Mit dein Wunsche, daß die Organisation von den Beschlüssen Vorteil haben wird, schließe ich die heutige Besprechung. Schluß der Sitzung 5l« Uhr. in der Landwirtschaft als einen Schaden für die deutsche Volkswirtschaft an- sehen. Aber das wird eben von den agrarischen Kreisen ausgenutzt. Ich erhielt dann das Protokoll von dieser Sitzung übersandt mit dem Vermerk, ob ich gegen die Widergabe meiner Ausführungen in. dieser Form etwas einzuwenden hätte. Ich habe daraus nicht geantwortet, und später erschie- nen dann diese meine Ausführungen im Nachrichtenblatt des Deutschen Landbundes in einer völlig entstellten Form, in dem Sätze zwischengeschoben waren, die ich nicht gesagt hatte. Es heißt da unter anderem: „Aus die weitere Frage, ob der Landarbeiter-Verband darauf hinwirken wolle, daß bei Streiks unter allen Umständen für die Viehpflege weiter gesorgt werde, daß Erntestreiks nicht vorkommen sollten, erklärte er, daß auch im Streik- falle unbedingt die notwendigen Arbeiten gemacht werden müßten." Nun habe ich mich tatsächlich nur dahin ausgesprochen, daß wir, wenn es zum Streik kommt, wollen, daß das Vieh gefüttert und gemolken wird, habe mich aber niemals dahin ausgesprochen, daß wir Erntestreiks auf alle Fälle ver- meiden. So sehr wir dafür eintreten, daß Streiks vermieden werden, so wäre ich doch nicht wert, an dieser Stelle zu stehen, wo mich die Kollegen hingestellt haben, wenn ich den Landarbeitern das Streikrecht prinzipiell verwehren wollte. Daraufhin war ich gezwungen, in den Mitteilungen des Deutschen Landarbeiterverbandes am !. Juli eine Erklärung zu meinen Ausführungen zu geben. Ich stellte darin fest, daß die Herren mich in dieser Sitzung gewissermaßen herausgefordert haben, daß sie es dann für ihre Zwecke ausgenutzt haben und zum Schluß heißt es: „Wir empfehlen den Arbeitgebern von dieser Erklärung den Gauleitern und sonstigen Verhandlunggführern gegenüber Gebrauch zu machen. Im Falte von Verhandlungen der Arbeitnehmer und ihrer Vertreter, die gegen diese Ge- sichtspunkte verstoßen, bitten wir um sofortige genaue Mitteilung vom Ort des Vorfalles und der Namen der Hauptbeteiligten." Also es liegt an sich schon eine unreelle Handlungsweise vor, wenn man solche Aeußerungen eines Vertreters unseres Verbandsvorstandes in entstellter Form in die Presse gibt. Aber es ist noch etwas anderes in dieser Sitzung vorgekom- men. Der Verlagsbuchhändler Hillger kam während der Verhandlungen an mich heran und sagte: „Herr Schmidt, Wollen Sie nicht den gelben Land- arbeiter-Verband in diese Arbeitsgemeinschaft mitausnehmen, von den Christlichen wollen wir ja auch nichts wissen." Das beweist schon die Iluehrlichkcit dieser Kreise, denn draußen im Laude ar- beiten sie mit den Christlichen zusammen. Dazu ein anderes: Dieser Herr von Dewitz, der am 16. Mai an diesen Verhandlungen teilgenommen hat, als Führer des Pommerschen Landbundes, als Geschäftsführer oder Direk- tor, wie er sich nennt,—• diese Leute müssen ja immer einen Titel haben — richtet am 21. Mai d. I., also fünf Tage nach der Verhandlung, von Stettin ein Schreiben an den Ministerpräsidenten Scheidemann und betrieb darin eine unverschämte Verhetzung und Verdächtigung des Deutschen Landarbeiter-Verbandes. (Hört! Hört!) In diesem Briefe heißt es, die Führer des Deutschen Landarbeiter-Verbandes seien vom bolschewistischen Geist durchtränkt, die Kreisvcrtrauensleute forderten draußen im Lande zum Streik auf, sagten den Arbeitern: Ihr müßt strei- ken, streiken und nochmals streiken, und wenn das Vieh dabei verhungert! Zum Schluß wird Scheidemann und die Regierung aufgefordert, dafür zu sorgen, daß den Landarbeitern das Streikrecht wieder genommen wird. Das ist ein unverschämtes und unehrliches Verhalten jener Kreise: Erst wird man veranlaßt, an jener Verhandlung teilzunehmen, und tut das in dem Vertrauen, das man nun einmal den Kreisen entgegenbringen muß, 8 kein Unterkommen. Aber die Landbündler nehmen Hotels in Beschlag, die vorzüglich für Woynungszwecke geeignet sind. Aber diese Herren scheinen ja in Pommern tatsächlich die Macht derart in Händen zu haben, daß sie alles durchführen können. Die Kündigungen werden den Arbeitern durch den Rechtsanwalt oder den Gerichtsvollzieher zugestellt. Wenn die Arbeiter in einer Perkennung des Rechtsverhältnisses diese Kündigungen zurückschicken, dann läßt man ihnen durch den Rechtsanwalt die Kündigung nochmals zugehen, damit sie anerkennen, daß sie die Kündigung empfangen haben. Der Pommersche Landbund glaubt vielleicht, der Deutsche Landarbeiter-Verband gehe auf den Leim und strenge zahllose Prozesse gegen die Kündigung im Einzelfall an. Run, wenn die Herren so naiv sind und glauben, wir wüßten nicht, was zu tun ist und daß hier auf dem reinen Rechtsweg nichts zu machen ist, so irren sie sich. Und das möchte ich gerade sagen, meine Damen und Herren: wenn man ijmmer auf den Rechtsweg verweist, so liegen die Dinge doch so, dast der Landarbeiter mit dem Empfinden, wie er es aufsaßt, einfach das Unrecht sieht und nicht danach fragt, wie die einzelnen Paragraphen beschaffen sind. Gerade die Verordnung vom 3. Dezember 1919 über Kündigungen, obwohl sie gut gemeint war, nutzt gar nichts, weil darin nur steht: Arbeitgeber müssen sich mit den Arbeitern ins Benehmen setzen, wo es doch in der Landwirtschaft in den wenigsten Fällen Arbeiterausschüsse gibt. Das sage ich gerade jenen Kreisen im Hause gegenüber, die glauben, daß alles durch Paragraphen erledigt sei. Ebenso steht es mit den Schlichtungsausschüssen. Die Schlich- tungsausschüsse können in vielen Fällen gar nicht eingreifen, weil die Richter sich auch zu sehr an die Paragraphen halten; sie erklären, im Einzelfall könnten sie nicht eingreifen. Deshalb haben wir auch darauf hingewirkt, daß Arbeits- gerichte eingeführt werden. Da schreiben uns die Kollegen: wir nehmen an, daß diese Kündigungen aus politischen und gewerkschaftlichen Gründen erfolgt sind; falls der Ver- band diese Kündigungen nicht rückgängig machen kann, sind wir gezwungen, die Arbeit aufzugeben. Da höhnt mann dann in der „Pommerschen Tages- post" darüber und sagt, der Deutsche Landarbeiter-Verband sei wohl am Ende seiner Macht angelangt, die Mitglieder würden nun seine Reihen verlassen. Ach, meine Herren, wir wissen schon, was wir zu tun haben. Aber wir bleiben auf dem Boden der Gesetze stehen. Deshalb müssen wir die Regierung auf- fordern, in dieser Sache etwas zu tun und hier einzugreifen, damit nicht die Landarbeiter massenhaft das Land verlassen müssen. Wenn die Landwirte immer für sich das Recht in Anspruch nehmen, mit den wertvollsten Pro- duktionsmitteln des Grund und Bodens frei zu wirtschaften, dann haben sie aber auch nicht das Recht, wahllos Arbeiterfamilien brotlos zu machen und in Massen zu entlassen. (Sehr richtig! bei den Sozdem.) Das müssen Sie sich gefallen lassen, daß hier ein Eingriff der Regierung erfolgt. Es ist ein beliebtes Mittel geworden, im Kampf gegen die Vertreter der Landarbeiter von der rechten Seite immer zu sagen, sie verständen nichts von der Landwirtschaft, weil sie nicht in dem Beruf tätig waren. Was waren denn die Führer des Bundes der Landwirte? Was war Dietrich Hahn? Ein Bankbeamter. Was sind andere? Ehemalige Juristen, die dann Landwirte geworden sind. Wenn Sie immer sagen, es gehört dazu die praktische Kennt- nis, dann gestatten Sie mir die Frage: wie steht es mit den Offizieren, die mit jungen Jahren auf die Kadettenanstalt kommen, und wenn sie aus dem Dienst scheiden, ihren landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen. Ich nehme an, die Herren wollen auch das Beste, aber wenn sie nicht ihren Inspektor 67 Der Leiter des sozialdemokratischen Verbandes sprach sich ferner dafür auch daß die auf privater Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und -neymern beruhenden Schlichtungsausschüsse den amtlichen ^Schlichtungsausschüssen gleichgestellt werden sollten. Die Landwirte werden sich die in diesen 'Aeußerungen liegenden wesentlichen Zugeständnisse der Landarbeiter-Verbände merken müssen. Einmal wurde er-, klärt, ■ daß der Landarbeiter bei seinen Forderungen aus das Interesse der Pro- duktion Rücksicht zu nehmen habe und daß die Verbände in diesem Sinne auf- klärend wirken wollten, zum anderen, daß sie zwar grundsätzlich auf das Streik- recht nicht verzichten könnten, wohl aber zugeben müßten, daß im’ Streikfalle die naturnotwendigen Arbeiten gemacht werden mühten, und zum dritten, , daß jedem Streitfälle Verhandlungen in Lohnkommissionen oder Schlichtungsausschllssen vorangehen müßten. Das wird man dahin ergänzen müssen, daß man hinzusetzt „mit angemessener Frist". Wir empfehlen von diesen Erklärungen dm Gauleitern und sonstigen Ver- , Handlungsführern der Arbeitnehmer gegenüber Gebrauch zu machen. Im Falle von.Handlungen der Arbeitnehmer und ihrer Vertreter, die gegen diese Gesichts- punkte verstoßen, bitten wir um sofortige genaue Mitteilung von Ibit und Zeit de§ Vorfalles und Namen der Hanptbeteiligten an unsere Geschäftsstelle, Berlin SM. 11. Dessauer Straße 30. Richtigstellung des vorstehend iviedergegebenen Berichtes in den Mitteilungen des Verbandsvorstandes des Deutschen Landarbetter-Verbandes vom t. Juli 1919: Im Deutschen Landbund, der sich früher „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landwirtschaft" nannte, obwohl Arbeiter an dieser „Arbeitsgemeinschaft" nicht beteiligt waren, haben sich all die diversen Landbiinde zusammengefunden, oie gegenwärtig in Deutschland ihr Wesen treiben. Nachdem wir den Charakter dieses Landbundes kennen gelernt haben, lehnen wir eine Beteiligung an diesem Gebilde ab. Diese Landbiinde sind gegen den Deutschen Landarbeiter-Verband.. Es wer- den darin auch Landarbeiter als Mitglieder aufgenommen. Den Landarbeitern wird vorgeredet, sie sollten nicht in Gewerkschaften eintreten, sondern ihr Heil liege in der Mitgliedschaft im Landbund. Wir warnen unsere Mitglieder vor diesen Landbünden. Von diesem Deutschen Landbund war der Verbandsborstand unter der Firma „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landwirtschaft" ' zum 16. .Mai dieses Jahres zu. einer Besprechung in Berlin eingeladen. Die K »liegen Schmidt und Woldt vom Verbandsvor^tand nahmen auch an diesen Beratungen teil und wurde ihnen erklärt, oaß es sich dabei um eine zwanglose Besprechung darüber handele, wie es möglich sei, durch Zusammenfassung aller landwirtschaftlichen Organisationen der deutschen Landwirtschaft zu dienen. Auf eine Anfrage eines der führenden Männer dieser Arbeitsgemeinschaft, ob oie Landarbeiter im Interesse der Volksemährung nicht grundsätzlich auf den Streik verzichten könnten, erklärte Kollege Schmidt Grundsätzlicher Verzicht auf das Streikrecht sei von seiner Organisation nicht möglich; er stimme dem aber bei, daß Streiks möglichst zu vermeiden seien, jedenfalls jedem Streik Verhandlungen in Schlichtnngsausschüssen vorangehen müßten. Wenn die unteren Organe des Deutschen Landarbeiter-Verbandes zum Teil versagten, so liegt dies eben an der mangelnden Schulung und Aufklärung, weil die Organisation der Landarbeiter früher von den Landwirten mit allen Mitteln bekämpft wurde. Wäre es mög- . lief) gewesen, die Landarbeiter früher stärker zu organisieren, so würden sie jetzt , die Tarifabmachungen auch besser beachten. Schlußbemerkungen. Wir schließen hiermit vorläufig unsere Materialsammlung. Sie ist nicht vollständig. Während der Drucklegung ist weiteres Material eingelaufen, das geeignet wäre, unsere Ansichten, die wir in der Einleitung ausgedrückt haben, stärker noch zu unterstreichen. In den Tagen vom 16. bis 20. Februar 1920 tagte in Berlin die Generalversammlung des Deutschen Landarbeiter-Verbandes. Sie hat durch ' Annahme einer Entschließung den Standpunkt des Deutschen Landarbeiter- Verbandes zu der Frage, die Anlaß zu diesem Heft gab, zum Ausdruck ge- bracht. Die Entschließung lautete: „Die Vertreter von etwa 650 000 organisierten Land- und Forstarbeitern, oie heute zur Generalversammlung des Deutschen Landarbeiter-Verbandes zusammengetreten sind, protestieren einmütig gegen die in den vergangenen Wochen, vor allem in Pommern, gegenüber Tausenden von Berufsgenossen und Verbandsmitgliedern ausgesprochenen Arbeitskündigungen, die von ihnen als ungesetzliche Maßregelungen betrachtet werden. Die Landarbeiterschast ist sich stets der Bedeutung der Landarbeiterfrage für die Ernährungswirtschaft des deutschen Volkes bewußt gewesen. Sie weiß, daß die Wiederaufrichtung unseres zusammengebrochenen Wirtschafts- lebens die strengste Selbstdisziplin aller deutschen Arbeiter erfordert, und hat dies im verflossenen Jahr dadurch bewiesen, daß sie ihre eigenen Interessen stets hinter diejenigen der Gesamtheit des deutschen Volkes stellt. Sie gab in allen Verhandlungen mit den Unternehmern zu erkennen, daß sie bereit ist, für die gerechten Bedürfnisse der Landwirtschaft einzutreten und innerhalb der industriellen Arbeiterschaft wie der Gesamtbevölkerung Verständnis für die gegenwärtige schwere Lage der landwirtschaftlichen Betriebe zu wecken. Sie hat diese Haltung bis heute gewahrt, obwohl von Unternehmerseite alles getan wurde, um auf dem Lande das vorrevolutionäre Abhängigkeits- verhältnis wiederherzustellen. Die Vertreter der organisierten Land- und Forstarbeiter sind heute ge- nötigt, eine letzte eindringliche Warnung an das land- und forstwirtschaftliche Unternehmertum zu richten, das in seinem alten Herrenstolz fortfährt, die einfachsten Meilschenrechte der Arbeiterschaft auf dem Lande zu mißachten. Sie erklären, niemals die Hand dazu bieten zu wollen, die Ernährung des deutschen Volkes zu gefährden, und unter voller Wahrung des ihnen wie der übrigen Arbeiterschaft verfassungsmäßig zugestandenen Rechtes der Mit- bestimmung im Arbeits- und Produktionsprozeß am Wiederaufbau unserer Volkswirtschaft mitzuarbeiten. Sie müssen aber jede Verantwortung dafür ablehnen, wenn durch die von einem Teil der heutigen Besitzer des landwirt- schaftlichen Bodens betriebene Katastrophenpolitik das deutsche Volk in seiner Ernährung noch mehr als bisher gefährdet werden sollte. 72 Verbandes trage dazu bei, daß die Leute nicht arbeiten. Wir haben mit einer allgemeinen Arbeitsunlust zu rechnen als Folge des Krieges. Man soll es doch nicht -zur politischen Agitation ausschlachten und so tun, als ob die ganzen Zustände, die wir jetzt haben, nur eine Folge der Revolution seien. Wir Haben uns schon während des Krieges darüber unterhalten, daß der Krieg notgedrungen derartige Zustände hervorbringt, und sie sind in der Uebergangszeit noch viel schlimmer geworden. Ich habe Herrn von Wangenheim vorgehalten, daß auf seinem Gute die Arbeiter drei Tage lang früher zur Arbeit antreten wollten, damit die Kartoffelernte, herein- gebracht werde, daß sie aber nicht arbeiten konnten, weil der Inspektor zu bequem war, etwas früher aufzustehen, um den Leuten die Marken heraus- zugeben. Auf solche Vorwürfe schweigt man auf jener Seite. Wir haben allen Anlaß, die Landarbeiterschaft gegen allgemeine Vorwürfe in Schuy zu nehmen. Sie ist durchaus arbeitswillig, wenn man sie einigermaßen an- ständig behandelt. (Sehr wahr!) Ich verweise noch darauf, wie man in Pommern versucht, die staats- erhaltenden Elemente auf dein Lande zu sammeln. Ju>. „Vorwärts" vom 4. Dezember wird eine Notiz wiedergegeben, in der Offiziere aufs Land gesucht werden, die dort tätig sein sollen für den kommenden Umsturz. Sonst klagt man immer darüber, daß keine Wohnungen bereit gestellt wer- den können, Gutsbeamte sind massenhaft stellenlos, aber diese Offiziere holt man heran und bringt sie unter, damit sie für gegenrevolutionäre Zwecke verwandt werden. Ich will die Offiziere im allgemeinen absolut nicht verdächtigen, es gibt viele Offiziere, die draußen im Felde ihre Schul- digkeit getan haben, und die heute einem bittereren Elend gegenüberstehen, als manche Arbeiterfamilie. Das wissen wir. Aber diese Leute, die wirk- lich in der Landwirtschaft arbeiten wollen, will man ja draußen nicht haben, sondern nur, wie es in einem Schreiben der Ortsgruppe Greifenberg an den Pommerschcn Landbund heißt: „z »verlässige Elemente des aufgelösten Heeres, insbesondere Offiziere". Denn nur solche kann inan zu gegenrevolutionären Zwecken gebrauchen. Ich kann nicht alles vortragen, was draußen dem Deutschen Land- arbeiter-Verband und dein Preußischen Laüdwirtschaftsministeriui» zuge- schoben wird, daß beide dazu beitragen, die Verhältnisse in Pommern derartig zuzuspitzen, daß von einer Arbeit keine Rede mehr sein könne. Wo haben Vertreter des Verbands-Vorstandes oder des Landarbeiter- Verbandes, oder des Landwirtschaftsministeriums, jemals die Landarbei- ter abgehalten, über die Höchstarbeitszeit hinaus zu arbeiten? Die Land- arbeiter sind bereit, Ueberstundcn zu leisten. In Dutzenden und Aber- dutzenden von Fällen könnte ich nachweisen, daß man Ueberstunden ver- langt, ohne daß nian sie bezahlen will, obwohl das in der Landarbeits- Ordnung vorgesehen ist. Man will ja auch weiter nichts, als die Land- arbeits-Ordnung wieder beseitigen. Die Arbeitszeit von 11 Stunden im Sommer ist den Herren noch nicht lang genug, man will eine längere Ar- beitszeit eingesetzt haben. (Zuruf: 14, 15 .Stunden! > Zeh möchte hierbei auf das neueste Vorkommnis hinweisen, das den .Hauptstoß gegeben hat, die heutige Konferenz einzuberufen. Das sind die Zustande tut Kreise Anklam. Dort sind fünf Vertrauensleute unseres Ver- bandes gematzregelt worden, bei dreien von ihnen ist vor dem Schlichtungs- ausschuß festgestellt, daß eine Maßregelung vorliegt, die Arbeiter mußten wieder eingestellt werden. Bei zweien ist es strittig. Da hat man alte Sünden der Leute hervorgeholt, um die Entlassung" zu begründen. Für Kriegsteilnehmer und bereits vier und fünf Jahre auf dem Gut tätig. Der Besitzer hat sich geäußert, und wenn es 50 000 Mk. kostet, ich will diese Leute raus haben. Bezeichnend ist, daß Arbeiter des Kreises Stolp mehrmals folgendes Schreiben erhielten, daß durch Rechtsanwälte zugesandt wurde: Sie haben das von Herrn Horch Ihnen zugegangene Kündigungs- schreiben zurückgesandt. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß die Rücksendung des Kündi- gungsschreibens selbstverständlich keinen Einfluß auf die Rechtmäßigkeit der Kündigung hat. Um aber allem Zweifel vorzubeugen, kündige ich Ihnen hiermit im Auftrag des Herrn Horch nochmals das Arbeitsverhält- nis und die Wohnung zum 1. April 7920. Sie haben also am 1. April 1920 zu räumen. In Kosemühl hat Administrator Hagen alle drei Vertrauensleute des Verbandes gekündigt. Ende Dezember fand in Gr. Düb z o w eine Versammlung des Land- bundes statt. Oberinspektor Voßberg traktierte die Arbeiter mit Schnaps. Als diese betrunken waren, sprach er zu ihnen: „Kommt her zu mir alle, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken." Als die Leute die Aufnahmen unterschrieben hatten, sagte der Redner des Landbundes: „Nehmt auf Euch mein Joch." Am andern Tag sandten die Arbeiter die Aufnahmescheine wieder zurück. Ein Beweis dafür, in welcher Weife auch heute noch agitiert wird. Kreis Schlawe. Auf dem Gut A l t - R e p p i n , Besitzer v. Z i tz e w i tz , sind zwei Familien am 1. Oktober 1919 gekündigt worden, ohne Angabe irgendwelcher Gründe: Der Hofmeister R. ist f ü n f z e h n Jahre, der Schmied H. sechzehnIahream Ort. Auf dem Gut Petershagen, Pächter Gaede, sind drei Familien gekündigt worden. Wir lassen dazu den Brief unseres Bevollmächtigten der Ortsgruppe Petershagen folgen: Der Domänenpüchter Gaede hat drei Familien gekündigt, in erster Linie . dem Bevollmächtigten, weil er für den Verband arbeitet. Die Herren Arbeitgeber haben sich verschworen, solche Leute im Landbund nicht zu beschäftigen. Wenn wir nicht ausziehen, wird die Räumungsklage ein- gereicht. Run bitte ich umgehend, daß Maßnahmen getroffen werden, um diesem Treiben der Agrarier ein Ende zu bereiten, sonst sind hunderte von Familien obdachlos zum Frühjahr und der Bolschewismus ist in voller Blüte. Auf dem Gut Segenthin, Kreis Schlawe, Besitzer v. Blumen- t h a l, ist Kollege F. K. zum 1. April 1920 gekündigt worden. Kollege K. wurde von der Versammlung als Vertrauensmann der Zahlstelle Segenthin gewählt. Auf dem Gut A l t - R i s l o w , Kreis Schlawe, Besitzerin Frau G l o x i n, ist Kollege K. zum 1. April 1920 gekündigt worden. K. war zum Kontraktmachen gewählt nach den Sätzen der Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverband am 7. Juli 1919 in Stolp. Auf dem Gut B o v>k o w , Kreis Schlawe, Besitzer v. R a tz m e r, wurde der Arbeiter K. W. zum 1. April 1920 gekündigt. Am 9. Juni 1919 wurde W. in der Versammlung als Vorsitzender der Ortsgruppe gewählt, wurde beauftragt, mit dem Besitzer über Tarifsätze zu verhandeln. Der Besitzer weigerte sich, die Sätze anzuerkennen. 59 Material zur Beurteilung der Vorgänge in Pommern. Wörtlicher Auszug aus dem Protokoll des Deutschen Landbundes über ib'tc Besprechung am 16. Mai 1919, in welcher Kollege Gg. Schmidt von dem Direktor des Pom. Landbundes, v. Dewitz, wegen seiner Stellung zum Landarbeiterstreik befragt wurde: Herr v. Dewitz (Pommerscher Landbund) wendet sich dann in längeren Aus- führungen zur Arbeiterfrage und zum Zusammenhang der Landarbeiterlöhne mit den Preisen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, befürwortet einen Ausgleich zwischen den Forderungen der ländlichen Arbeiter und Arbeitgeber in Lohnkom- missionen und stellt dann an Herrn Schmidt die Frage, ob die Landarbeiter im Interesse der Volksernährung nicht grundsätzlich auf den Streik verzichten könnten. Ein Streik der Landarbeiter sei für diese ebenso katastrophal wie der Streik der Landwirte. Herr Schmidt (Landarbeiter-Verband) erklärt demgegenüber schlechte Er- fahrungen bei der Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Organisationen ge- macht zu haben. Er wirkt stets darauf hin, daß nicht nur die Interessen der Konsumenten, sondern auch der Produzenten berücksichtigt würden. Anderseits müßten bei der Regelung der Lohnfragen sich die Landwirte auch in ihrem Be- trieb hineinreden lassen. Grundsätzlicher Verzicht auf das Streikrecht seitens der Landarbeiter sei von seiner Organisation nicht möglich. Er stimm! dem aber bei, daß Streiks möglichst zu vermeiden seien, jedenfalls jedem Streik Verhand- lungen im Schlichtungsausschuß vorangehen müssen. Wenn die unteren Organe des Landarbeiter-Verbandes versagten, so liegt dies eben an der mangelnden Schulung und Aufklärung, weil seine Organisation früher von den Landwirten bekämpft worden sei. Wären die Landarbeiter früher organisiert worden, so würden sie jetzt für die Abmachungen diziplinierter dastehen. Herr von Dewitz (Pommerscher Landbünd) hebt die einigenden Punkte mit den Landarbeitergewerkschaften hervor. Einmal habe Herr Schmidt das gemeinsame Zntercsie der Produzenten und Konsumenten anerkannt, zum andern habe er der Auftlärung der Arbeiterschaft in volkswirtschaftlicher Beziehung das Wort geredet, und zum dritten habe er hinsichtlich der Preise erklärt, es sei be- achtenswert, daß Angebot und Nachfrage sich wieder regulieren. Er akzeptiere diese Zugeständnisse und bitte nochmals, darauf hinzuwirken, daß die unteren Organisationen des Landarbeiter-Verbandes in der Provinz auch nach den Direktiven der Leitung arbeiten. Abschrift rinc§ Schreibens des Pommerschen Landbundes an den Ministerpräsidenten Scheidemann vom 21. Mai 1919: Pommerscher Landbünd. Stettin, den 21. Mäi 1919. Tgb.-Nr. 898/19- Einschreiben! Ew. Exzellenz! Namens des Pommerschen Landbundes erlaube ich mir, Eio. Exzellenz nach- folgendes zu unterbreiten: Der Wille der pommerschen Landwirtschaft, in dieser schweren Zeit durch Auf- rechterhaltung der Arbeit die Lieferung von Nahrungsmitteln und di« Feldbe- 38 V gehabt hätten, hätte es manchmal schlecht um die Bewirtschaftung der Güter gestanden. Gerade gegen meine Fraktion wird immer behauptet, dort seien keine landwirtschaftliche Sachverständige. Nun wollen wir mal den Spieß umkehren und fragen, ob in der Fraktion, die sich als Vertreterin der Land- wirtschaft bezeichnet, wirklich soviel praktisch tätige Landwirte sitzen. Die landwirtschaftlichen Unternehmer haben aus dem Kampf zwischen Kapital und Arbeit noch nichts gelernt. In Industrie und Gewerbe sind wir schon so weit, daß sich Unternehmer und Arbeiter an einen Verhandlungstisch setzen, und wenn ich eine Hoffnung hatte, so war es die, daß es im Laufe dieses Jahres gelingen würde, in der Landwirtschaft alle Etappen, die im Kampf zwischen Kapital und Arbeit in der Industrie durchgemacht worden sind, zu überspringen. Aber in Pommern und auch anderwärts, nicht überall, glaubt man heute noch, mit den alten Mitteln gegen die Gewerkschaft kämpfen zu können, mit Maßregelung und Unterdrückung der Organisationen, mit Bevorzugung der Arbeiter, die sich nicht mit ihren Arbeitsbrüdern in eine Linie stellen. Das kommt aber daher, daß die Organisationen der landwirtschaftlichen Unternehmer zu sehr politisch orientiert sind und zu sehr daran gewöhnt sind, an die Gesetzgebung zu appellieren. Ich darf wohl für mich in Anspruch nehmen, daß Sie mir glauben, wenn ich sage: uns ist es nicht darum zu tun, den Belagerungszustand anzuwenden; wir wären froh, wenn er lieber heute als morgen aufgehoben werden könnte. Aber wenn der Belagerungszustand nach links angewandt werden muß, dann können wir es uns nicht bieten lasten, daß arbeitswillige Landarbeiter des- halb an der landwirtschaftlichen Produktion gehindert werden, weil sie den Mut haben, sich freigewerkschaftlich zu organisieren. Deshalb hoffen wir, daß die Regierung mit allen Mitteln eingreift, und wenn das noch nicht genügt, was jetzt durch Noske erfolgt ist, daß dann noch andere Mittel angewandt werden. Wollen die Gutsbesitzer absolut die landwirtschaftliche Produktion sabotieren, dann muß es unter dem Belagerungszustand auch möglich sein, ihnen die Bewirtschaftung ihrer Güter abzunehmen und sie in solche Hände zu legen, die sie im Interesse der ganzen Volkswirtschaft durchführen, weil heute, wo die Not so groß ist, arbeitswillige Landarbeiterfamilien nicht auf die Straße gesetzt werden dürfen. Auf die Presteäußerungen einzugehen, in denen von der Firma Braun, Schmidt u. Co., Landarbeiter-Verband zur Störung der Produktion, ge- sprochen ist, hat keinen Wert. Ich weiß genau, daß es zum agrarischen System gehört, so die Oeffentlichkeit zu bearbeiten. Ich glaube aber, daß man in der Oeffentlichkeit eingesehen hat, daß in Pommern ein Ausnahme- zustand besteht; ich erwarte, daß die Regierung unfere Maßnahinen würdigt und erkläre nochmals, daß die Vertreter der Landarbeiterschaft jederzeit bereit sind, zur Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion beizutragen. Ich glaube, heute schon sagen zu dürfen, daß unser Verbandstag auch dafür den Beweis liefern wird. Darum sage ich, unsere förmliche Anfrage, die hier gestellt ist: was ge- denkt die Regierung in dieser Beziehung zu tun, ist nicht darum gestellt, um draußen 'im Lande wieder Agitationsmaterial für uns zu haben, wie z. B. die „Pommersche Tagespost" schrieb: „Schmidt (Cöpeulck) läutet Sturm." Wir bedauern, daß wir uns dannt so oft beschäftigen müssen. Wie es in der Provinz Sachsen der Fall ist, wo inan sich an den Verhandlungstisch gesetzt hat, könnte es in Pommern auch sein. Ich weiß, daß man es in Pommern von Anfang an anders gewollt hat, und ich habe schon gesagt, welche Personen 68 mssen, wie sie heute in Deutschland bestehen, wenn wie nahe öct<5 gesamte Volk mit Nahrungsmitteln versorgen. Deshalb ist es auch so sehr. anzu- erkennen, daß der gesunde Sinn unserer Landarbeiter sich immer wieder durchgerungen hat, daß sie imnier wieder dazu bcigelragen laben, die Hand zur Versöhnung zu reichen. Damit die Erntearbeitcn nicht stocken, haben sie sich bereit erklärt, Ueberstundeu zu machen, überhaupt alles zu tun, was möglich ist, um die Ernte zu bergen. Aber man durs ihnen nicht immer wieder systematisch die Freude au der Arbeit vergällen, indem nian Schwierigkeiten auftürmt, um es nicht zu einem erträglichen Arbeitsoer- hältnis kommen zu lassen. Es wäre Pflicht der Regierung gewesen, aus diese Entwicklung zu achten; wie auf der einen Seite die schärfste Reaktion in Pommern auswächst und aus der andern Seite eine erfolgreiche kommuni- stische Agitation, und ihre Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Das müssen wir. auch heute der Regierung eindringlich sagen, daß, wenn nicht -die im- mer wieder auftretenden Schwierigketen aus dem Wege geräumt werden, wir keine Verantwortung übernehmen können für das, was in Zukunft in Pommern geschieht. Wir wissen uns im Verbandsvorstand frei davon, daß auch nur das geringste begangen worden iväre oder begangen werden sollte, was die Ernährung des deutschen Volkes in Frage stellen könnte. Im Gegenteil, bei all unseren gewerkschaftlichen Maßnahmen ist bei uns immer wieder der Gedanke^n den Vordergrund getreten, lieber den Kollegen, die ganz berechtigte Streik- gründe haben, zu sagen: Nein, Ihr -dürft nicht streiken, Ihr dürft das deutsche Volk nicht ins Unglück stürzen, indem Ihr die Leb.nsmittelerzeu- gung sabotiert. Es fällt einem Gewerkschaftler schwer, wenn er den Arbei- tern das sagen muß. Wir wußten aber, wenn einmal der volle Topf zum Ueberlausen gekommen ist, dann war der Streik in Pommern unvermeidlich. Es ist hi.r glaubhaft nachgewiesen, daß von Unternehmerseite imnrer wieder Oel ins Feuer gegossen wird, daß das ^Feuer hell auflodern muß, damit man immer wieder Anlaß hat, nach Maßnahmen gegen die Arbeiter zu schreien. Wer die Dinge genau kennt, wie der sogenannte Generalstreik der Landarbeiter in Vorpommern dann zum Generalstreik aller Arbeiter in Stettin und Stralsund geführt hat, und dann zur Verhängung des Be- lagerungszustandes unter ganz eigenartigen Umständen, die die Regierung sogar zum Einschreiten veranlaßten, der weiß, was damals geplant war. Damals ist die Geschichte zu früh los gegangen, ist ungeschickt angefaßt worden. Aber wer eingeweiht ist, der weiß, daß man damals in jenen Kreisen geglaubt hat, jetzt ist es Zeit, jetzt werden wir die Bewegung in Pommern so weit bringen, daß wir sie von da aus über ganz Deutschland verbreiten. Wir wissen, daß der Geheimbund der Leute, die aus der Armee ausgetreten sind, überall seine Spitzel hat, es werden Berichte aufgestellt, es wird alles benutzt, um die Stimmung der Arbeiter dem Streik günstig zu machen. Wenn es damals nicht dazu gekommen ist, so ist das dem Ein- greifen der Arbeiterschaft zu verdanken. Aber mir wissen nicht, was noch alles im Schoße der Zukunft ruht. Deshalb haben wir diese Konferenz einberufen, um bei Zeiten die Dinge zu besprechen, um auf Mittel und Wege zu sinnen, wie wir in der nächsten Zeit vorzugehen haben. Wir haben deshalb auch die Regierung eingeladen, um ihr klar zu machen, daß die Dinge dort oben mit ganz besonderen Augen betrachtet werden müssen und daß man besondere Mittel anwenden muß, um sich vor der Gefahr zu schützen, die von Pommern her über das Reich kommen kann. Unter diesem Gesichtspunkt bitte ich die Dinge zu betrachten, sich nicht in Einzelheiten zu 25 Spas: rv i *;.- v am**mu Preußischen Landesversammlung, zu mir mit dem Krqisblatt aus den. Kreise Pyritz und fragte mich: Sagen Sie mal, habhn S,i e^ Äe: Äarife gekündigt? Ich sagte, ich kann nicht über alles unterrichtet sein, wenn Sie mW) so plötzlich fragen; gewiß käun es möglich sein, aber daß wir generell herausgegeben hätten, überhaupt die Tarife zu kündigen, Trifft nicht zu. Run gibt er mir das Pyritzer Kreisblatt, da ist in großem gesperrten, fetten Druck ein Schreiben unseres Kreisvertrauensmannes abgedruckt/ worin er den Tarif in zulässiger Weise gekündigt hat. Das Schreiben ist in sehr ... r>- ^r,Vtf 4sf mtä PTTlf frrhf'rr rttntrtho ftr virmtergeoer^ertmnous, vu,; iuit* ^unuiuiuv. vu vui ,yaVuu.u u..- tretenden wirtschaftlichen Kämpfen die Folgen für die Ernährung unserer städtischen Bevölkerung ablehnen. Im Kreise Anklam ist seitens der . A r- beitgeber der Tarif gekündigt worden. Auch da erscheint in der Presse gleich eine große Ankündigung, die eine ganze Seite des Kreisblattes füllt. All dies beweist uns, wie in Pommern gearbeitet wird: Jede Kleinigkeit, die leicht auf dem Verhandlungswege zu erledigen wäre, wird sofort in die Presse gebracht, und ausgeschlachtet, um zu zeigen: Seht, der rote Land- arbeiterverband ist es, der in Pommern keirie Ruhe läßt. Daun etwas anderes, das auch bezeichnend ist: Im Mai 1919 erhielt der Verbandsvorstand eine Einladung zu einer Besprechung mit der Ar- beitsgemeinschaft der Deutschen Landwirtschaft in Berlin im Klub ider Landwirte. Diese Arbeitsgemeinschaft war ein Vorläufer des sogenannte» Deutschen Landbundes. Wir hatten schon seit dem 19. November 1918 mit dem Bund der Landwirte, mit der Vereinigung der Deutschen Bauernder- eine und anderen Organisation der Landwirtschaft über die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft verhandelt und sind heute noch zu keinem Resultat ge- !vmmen. Der Deutsche Landbund war nun wieder ein neues Gebilde. Zu dieser Verhandlung bin ich mit dem Kollegen Woldt hingegangen m der Absicht, uns zu orientieren. Wir wollten die Einladung nicht ablehnen, damit man nicht sagen konnte, wir hinderten den Verständigungsweg. In dem Protokoll halten wir daun die Ehre, an die Spitze gestellt zu wer- den. Man legte anscheinend großen Wert darauf, Vertreter der Landar- beiter dort zu habe». Es waren Vertreter des Deut,chm Landwirt,chafts- rats und des Bundes der Landwirte dort. Wir wußten beide zuerst nicht, in welche Körperschaft wir da geraten waren. Auch Herr von Dewitz ain Pommern war anwesend, und es ist mir sofort aufgefallen, wie er nn Laiche der Verhandlungen versuchte, mich zu examinieren, herauszuhören, wie der Deutsche Landarbeiter-Verband über die Frage eines-Streiks urteile. Man hat mich direkt herausgefordert zu reden, ich habe auch gesprochen und habe in dieser Verhandlung unter anderem Folgendes ge,agr. Es heißt darüber iin ^votofoss* ioctr ©djmibt, Sonbotbcilci^^otDoHD, er tl.cn. t.. @tunbjöjjs lieh er Verzicht auf das Streikrecht seitens der Landarbeiter sei von seiner Organisation nicht möglich. Er stimmt dein aber Bet, daß Streiks möglichst zu vermeiden seien, jedenfalls jedem «treik Verhandlungen in «chlich- tungsausschüssen vorangehen müssen. Das war auch richtig wiedergegeben. Es wurde aber anfangs betont, daß das eine zwangslose Besprechung sei und es ivar nicht bekannt, daß diese Sache in die Oeffentlichkeit gegeben werden solle. ., . . = = ^ Damit will ich nicht sagen, daß ich mich dann anders ausgesprochen biitto. 2Bir haben feit jeher beu Stanbpunkk vertreten, bah wll Streiks rn der Landwirtschaft aus volkswirtschaftlichen Gründen möglichst vernrelden '»ollen. Nicht aus Liebe zr, den Junkern, sondern weil wir einen Streik Auf dem Gute P o d e w i l s , Besitzer v. Holzendorf, sind im De- zember 1919 sämtliche Arbeiterfamilien gekündigt worden, weil sie den Tarif vom Pommerschen Landbund nicht unterschrieben haben. Auf dem Gute Rettzin, Besitzer Fitzke, sind am 28. Dezember 1919 zwei Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Beide sind Hilfsvertrauensleute der Ortsgruppe Rettzin. Auf dem Gute Rettzin, Besitzer M a l u e, sind am 29. Dezember 1919 drei Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Sämtliche sind feit 1 bis 8 Jahren auf dem Gute beschäftigt und sind Vertrauensleute der Ortsgruppe Rettzin. Auf dem Gute G r ü f f o w, Besitzer Fr. v. S ch a u m a n n, sind am 20. Dezember 1919 vier Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Zum Teil Vertrauensleute. Auf den Gütern Vietzow, Neuhof und Luisenhof, Besitzer v. R o e d e n, sind am 10. Dezember 1919 2 9 bis 3 0 Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil sie den Tarifvertrag vom Pommerschen Landbund nicht unterschrieben haben. Auf dem Gute Z w i r n i tz, Besitzer R a d o l l, sind am 17. Dezem- ber 1919 die Familien S. und W. zum 1. April 1920 gekündigt worden; beide Kollegen sind Vertrauensleute der Ortsgruppe Zwirnitz. Auf dem Gute H e f e r i tz, Besitzer v. K l e i ft, sind am 31. Dezember 1919 20 Arbeiterfamilien gekündigt worden, weil sie den Tarifvertrag nicht unter- schrieben haben. Auf dem Gute Wold-Tychow, Besitzer W e s k e, sind am 14. Dezem- ber 1919 vier Arbeiterfamilien, schon 2 bis 17 Jahre dort im Dienst, zum 1. April 1920 gekündigt worden. Sämtliche sind Vertrauensleute vom Verband. Auf dem Gute Ballenberg, Besitzer Schmieden, sind am 13. De- zember 1919 sechs Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Die Gekündigten sind zum Teil Vertrauensleute vom Verband. Auf dem Gute H e y d e, Besitzer F. P r e tz e l, sind zum 1. April 1920 elf Arbeiterfamilien gekündigt worden, weil sie den Tarifvertrag vom Pommerschen Landbund nicht unterschrieben haben. Kreis Neustettin. Auf dem Gute Pinnow, Gräflich Bassewitzsche Gutsverwaltung, wurde vom Administrator Konrad der Arbeiter B., 15 Jahre im Dienst, ohne Grund zum 1. April 1920 gekündigt. Ferner der Arbeiter L. wegen Nicht- stellung eines Hofgängers. L. ist vorher nichts gesagt worden, daß er einen Hofgänger stellen soll. L. ist feit Dezember 1918 auf Dom. Pinnow tätig. Ferner wurde dem Arbeiter K. R. wegen Nichtstellung eines Hofgängers, von dem ihm vorher auch nichts gesagt worden war, gekündigt. R. ist seit sechs Jahre tätig auf Domäne Pinnow. Der Arbeiter F. Sp. wurde gekündigt wegen Nichtanerkennung des Tarifs als Altgedienter. Sp. ist 52 Jahre alt und ist von Jugend an auf dem Gute Pinnow im Dien st. Ferner wurde gekündigt der Schmiedemeister O. B. Grund: die Arbeit ge- nüge nicht mehr. B. übernahm im November 1918, nachdem fein Pflege- vater bis zu seinem Tode (13 Jahre lang) als Schmiedemeister in Pinnow beschäftigt war, im Einverständnis mit dem Administrator den Posten. Obige Kollegen schreiben an den Deutschen Landarbeiter-Verband: „Wir nehmen an, daß diese Kündigungen aus politischen und gewerkschaftlichen Gründen erfolgt sind. Falls der Verband diese Kündigungen nicht rück- gängig machen kann, sind wir gezwungen, diese Tätigkeit aufzugeben. Denn eine sozialistische Regierung hätten. Die sozialen Gesetze standen auch früher solange auf dem Papier, bis die Arbeiter sich organisiert hatten und durch ihre Macht sie verwirklichten. Das müßt Ihr auch den Arbeitern klar mache:,. Man kann aber von dev Regierung verlangen, daß sie die Arbeiter schützt gegen rigorose Entlassungen. Ein solches Gesetz muß erlassen werden zum Schutz der landwirtschaftlichen Produktion. Daswollenwirineiner Eingabe verlangen. Weiter müssen wir verlangen, daß die Schlichtungsausschüfse voll- ständig neu aufgezogen werden. (Sehr richtig!) Ich habe Maßnahmen .getroffen, daß auch in der Deutschen Nationalversammlung ein Vorstoß seitens der sozialdemokratischen Fraktion unternommen wird, wie es schon in der Preußischen Landesversammlung geschieht. Seitens des Reichs- arbeitsministeriums ist geplant, die Gewerbegerichte auf das Land zu übertragen. Die Beisitzer würden sowohl aus Arbeitnehmer- wie aus Ar- beitgeberkreisen gewählt. Wir können aber jetzt nicht aus solche Wahlen warten, sondern im Sinne eines Notgesetzes müssen Gerichte eingesetzt werden, ib1 i c über E i nz e l str ei t f ä l l e z u e u t - sch ei d en h ab e n. Da muß bis zu einer endgültigen Wähl die Ver- tretung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer von den Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ernannt werden. Nach der Verordnung vom 23. Dezember 1918 gelten die S ch lich- tn n g s a u s s ch ü s s e nicht für Einzelsälle; das müssen wir aber jetzt auch verlangen von der G e s e tz g e b u n g. So notwendig die Aufhebung der Gelsindeordnung war, so hat man damals doch verabsäumt, Gesetze zur Sicherung des Arbeitsfriedens auf dem Lande zu schaffen. Ihr alle könnt aber daran mithelfen durch Eingaben an die Regierung ans dem Lande/ Die Unternehmer schicken immerfort Eingaben; das muß auch von uns geschehen. Weiter mnß eine Vereinheit- lichung der auf Grund des Tarifvertrags errichteten Ei n i.g un g s st e l l e n mit der, amtlichen Schlichtungsaus- s ch ü s s e n erfolgen. Es müssen also einerseits Schlichtnngsausschüsse für gemeinsame Streitigkeiten eines Betriebes bestehen und andererseits Arbeitsgerichte nach Art der Gewerbegerichte zur Schlichtung der Einzel- sälle. K lei n e r - Bublitz: Es freut mich, daß der Vorstand jetzt endlich mit positiven Vorschlägen herauskommt. Wenn die Beisitzer ernannt werden sollen, dann müßte festgelegt werden, daß die Vorschläge nur von der Or- ganisation gemacht werden können; sonst bekommen wir. wieder Beisitzer, die gar keinen Wert für die Arbeiter haben. Ich habe an den Wirtschafts- minister Schmidt eine Eingabe gerichtet, daß in allen solchen Fällen, wo nachweislich durch die Schuld eines Arbeitgebers ein Streik entsteht, die Zwangsbewirtschaftung und bestimmte Strafen^ eintreten können. Nur so kann man die Arbeitgeber wirklich fassen. Helfen kann uns nur rücksichts- loses Durchgreifen. Der Junker reagiert nur auf Macht. Der Pommersche Landbund sagte in der Versammlung, die Arbeitszeit mnß verlängert wer- den. Der Arbeiter soll dadrtrch mehr verdienen, daß die Naturalien höher bewertet werden; aber der Barlohn muß erniedrigt werden. Herr von Kleist sagte: Wenn wir erst die Ueberzahl sind, müssen sich die- Landarbeiter fügen im Guten oder im Bösen. Auch wir müssen rücksichtslos vorgehen gegen Ar- beitgeber, -die durch eigene Schuld Aussperrung oder Streik provozieren. Da mnß die Regierung mit Strafen vorgehen. Notwendig ist die bald- mögliche Neubeseüung verschiedener Regierungsstellen. Die Regierungsräte, Landräte und ein Teil der Kreissekretäre arbeiten vollständig noch nach 29 Diese Ausführungen werden nun von diesem Deutschen Landbund in dem Nachrichtenblatt vom 15. 6. 19. veröffentlicht. Es wird weiter in dieser Ver- öffentlichung gesagt, ich hätte erklärt, daß bei Streiks die Viehpslege, worunter Fütterung und Melken zu verstehen ist, erfüllt werden müsse. Bis hierher ist das richtig. Dann wird aber meinen Aeußerungen eine Auslegung gegeben, aus der man schließen kann, ich hätte mich auch gegen Erniestreiks in jedem Fall erklärt. Ich soll gesagt haben, es müßten unbedingt die notwendigen Arbeiten gemacht wer- den. Dieser Landbund empfiehlt in seinem Organ, von diesen Erklärungen des Kollegen Schmidt den Gauleitern und sonstigen Führern ver Arbeitnehmer gegenüber Gebrauch zu machen. Diese Aeußerungen in der sogenannten unverbindlichen Aussprache werden nun der Oeffentlichkeit übergeben. Von der Veröffentlichung hat man uns wohl ge- flissentlich keine Mitteilung gemacht, daher sehen wir uns veranlaßt, unseren Ver- trauensleuten gegenüber folgendes zu erklären: Wir wir schon wiederholt gegen wilde Streiks Stellung genommen yaben und diese mißbilligen, so soll dies auch hier wiederholt werden. Ferner darf bei allen Streiks das Vieh nicht notleiden, sondern es muß gefüttert unv gemelkt werden. Wo derartige Verstöße vorkommen, werden sie von uns verurteilt. Vernünftige Landarbeiter tun Derartiges auch nicht, weil es eine Roheit gegenüber einem lebenden Wesen ist. In der Presse war auch schon zu lesen, bei Landarbeiterstreiks würde das Vieh nicht gefüttert werden. Soweit wir Feststellungen treffen konnt n, handelt es sich, hierbei um bewußte Uebertreibungen.einer bestimmten Richtung unter den Agrariern, die aus durchsichtigen Gründen verbreitet werden. Anders liegt es aber bei Erntestreiks. So sehr wir bestrebt sind, Erntestreiks zu vermeiden, was ganz besonders bei der jetzigen Notlage des deutschen Volkes erforderlich ist, werden wir grundsätzlich auf das Recht, auch während der Ernte zu streiken, nicht' verzichten. Vorausgesetzt natürlich, daß erst vorher alle Mittel angewendet wurden, um derartige Streiks, die vor Ausbruch auch erst von der Verbandsleitung genehmigt sein müssen, zu vermeiden. Rücksichtslosen Arbeitgebern gegenüber wird man aber gegebenenfalls auch dieses Mittel anwenden müssen, weil wir an dem äußersten Mittel, was dem Arbeiter zur Erzielung einer besseren Lebenshaltung zur Verfügung steht, nicht rütteln lassen. Da jene reaktionäre Gruppe, die sich in diesen Landbünden zusammengefun- den hat, uns jetzt zu dieser grundsätzlichen Stellungnahme nötigt, ersuchen wir trotzdem unsere Mitglieder, keine übereilten Schritte zu tun, sondern bei der be- vorstehenden Ernte ihre Pflichten zu erfüllen. Es muß versucht werden, Sireitigkeiten auf dem Verhandlungswege zu erledigen. An die Regierung richten wir das Ersuchen, gegenüber rücksichtslosen Arbeit- gebern auch mit allen Mitteln einzuschreiten, um sie zur Erfüllung der tariflichen Abmachungen, zu veranlassen. Gegebenenfalls muß gegenüber solchen rücksichts- losen Wahrnehmern des Unternehmerstandpunktes zur Enteignung geschritten werden. Den Betreffenden muß zu Gemüte geführt werden, daß wir in einer anderen Zeit leben. Den Vertretern unseres Verbandes im Lande sind wir es aber schuldig, diese Erklärungen bekanntzugeben, da zu erwarten ist, daß mit den Aeußerungen des Kollegen Schmidt in jener Sitzung vom 16. Mai bewußter Mißbrauch getrie- ben wird. Die Werbearbeit des Pommerschen Landbundes. Wir haben seinerzeit darüber berichtet, daß der Pommersche Landbund für seine ihm angehörenden Landarbeiter mit den Landwirten einen „Tarifvertrag" abgeschlossen hatte, der eine Teuerungszulage von inonatltch 126 Mk. vorsieht. Der Landarbeiterverband hat diesen Vertrag nicht akzep- 42 dem alten System. Es gibt genügend tüchtige Kreissekretäre, die wir sehr gut zur Besetzung der höheren Stellen in Vorschlag bringen können. In alle aintlichen Steilen, wo es geht, müssen wir die organisierten Landarbeiter hineinbringen. Die Arbeiterschaft muß deshalb vom Vorstand reichlich mit Flugblättern und Agitationsmaterial versehen werden. P a u k e r t - Stettin: Es ist mir zweifelhaft, ob es praktisch ist, wenn nach Greifenberg noch ein besonderer Bezirksleiter gesetzt wird. Dadurch würde die Zentralisation gestört werden. Es wäre wohl besser, wenn in Stettin noch ein zweiter Gauleiter angestellt wird, der zwar den Greifenberger Bezirk bearbeitet, aber doch in demselben Büro mit der Zentrale ist. Das würde- die Geschäfte besser vereinfachen. Schwarz-Stettin: Ich muß mich Paukert anschließen. Es ist nicht praktisch, daß unser Gau noch geteilt wird. In jedes Gaubüro sollte noch eine männliche Kraft eingestellt werden. Die Ausdehnung der Gaue ist nicht zu groß; aber der Gauleiter ist überlastet durch die Wahrnehmung von Terminen. In jedes Gaubüro sollte also eine weitere Kraft eingestellt werden, und vor allem brauchen wir in der Stettiner Zentrale einen Genossen, der schrift- stellerisch gewandt ist. Landgraf - Stralsund: Ich halte es für verkehrt, wenn der Vorstands- vorschlag bannt bekämpft wird von den Gauleitern, daß sie fürchten, hier solle ihnen eine Konkurrenz geschaffen werden. Wir müssen aber die Fühlung mit den Mitgliedern so eng wie möglich gestalten. In Ponrniern ist das besonders notwendig, denn Pommern ist der Herd der reaktionären Be- wegung. Von Pommern würde sich diese Bewegung auf die übrigen Pro- vinzen ausdehnen.. (Sehr richtig!) Mit einer Schreibkraft für die vor- handenen Gauleiter ist uns nicht gedient; der Innendienst, die Aufklärung und Schulung der einzelnen Verbandskollegen ist die Hauptsache. Die Tarifabschlüsse werden zu neuen Kämpfen führen. Die Arbeitgeber setzen den Ablaustermin aus den für uns ungünstigsten Zeitpunkt. Ich stehe vor dem Abschluß eines Sondertarifs der Kreidearbeiter in Rügen, die größten- teils auch in der Landwirtschaft tätig sind. Nach meiner Vorlage muß das Mindesteinkommen des Arbeiters 8000 M. betragen. Das wird Ihnen sehr hoch erscheinen; aber auch nicht ein einziger Arbeitgeber konnte bestreiten, daß meine Berechnung richtig war. — Sehr wichtig ist die Organisation des Pressedienstes. Der Landbund bringt jetzt die Presse in seine Gewalt, und die Arbeiter werden überschwemmt mit Flugschriften von jener Seite. Es genügt nicht niehr, baß unser Mitteilungsblatt den Arbeitern zugeht. Darum begrüße ich es, daß der Hauptvorstand einen Pressedienst für ganz Pommern einsetzen will. Es muß heute schon festgelegt werden, daß in jedem Kreise eine gut organisierte Materialsammlung eingerichtet wird, die dauernd die Pressczentrale versorgt. Unsere wirtschaftlichen Kämpfe werden sich zu politischen Kämpfen entwickeln, und deshalb müssen wir alle Mittel uns schaffen, die für diese Kämpfe geeignet sind. Jeder Ver- trauensmann muß Material sammeln und der Zentrale zur Verfügung stellen. Unsere Kollegen müssen so bezahlt werden, daß sie die wirkliche Bedeutung der Organisation erkennen. Haß-Köslin: In den Kreisen Schlawe und Belgard sind die Ver- hältnisse so, daß ein Kreisvertrauensmann nicht den ganzen Kreis bear- beiten kaun. Unsere Landarbeiter sind nicht so leicht durch das geschriebene Wort aufzuklären, wie durch das gesprochene Wort. Gerade im Kreis Köslin kann der Pommersche Landbund mit seinen Flugschriften und seinem Hetzapostel Wolfs nichts erreichen. Das hat sogar die Organisarionsleitnng HO Die Pommern-Konferenz des Deutschen Landarbeiter-Verbandes Berlin, Sonntag, den 21. Dezember 1919, Vormittag 9'A Uhr. Berb.-Bors. Schmidt: Wir haben die Pommern-Konferenz einbe- rufen, weil wir es für notwendig erachten, die spezielle Lage in Pommern zu besprechen. Wir haben voni Deutschen Landarbeiter-Verband in: ver- flossenen Jahre versucht, dort oben Ordnung zu halten, aber wir haben die lebhafte Befürchtung, das; es uns im kommenden Jahre nicht gelingen wird, dort die Ordnung zu halten, tvie es in ganz Deutschland im^graßen una ganzen der Fall war. Es ist bezeichnend, daß in dresem L>omme^-tue Oeffentlichkeit ständig beunruhigt wurde durch Streiks m Pommern, gelöst jetzt im Winter nimmt das kein Ende. ÄZir sehen aus verschiedenen Un- zeichen, daß System darin liegt. Die Konferenz heute ist als vettraulich zu betrachten, aber wir wollen das Material später verwenden, wenn u'i Kampf gegen den Deutschen Landarbeiter-Verband losgeht. Voni Ministerium des Innern ist Freiherr uon6 ch u lj anwesend, den ich begrüße. Wir haben um die -Inwesenheit von Regierungsvewretern gebeten, weil die Verhandlungeii zu ihrer ^iiforun -- tion dienen sollen. Es mag ausfallen, daß wir als wirtschaftliche ^ 0 ' sntion ein Ministerium einladen, das politischen Charakter hat, ei ^ die Polizeifragen erheblich Hineinspielen. Aber obwohl der Deutsche - arbciter-Berband sich die Aufgabe gestellt hat, ein wirtschaftliches Programm durchzuführen, ivas uns ja draußen nicht geglaubt wrrd, sehen wir hintm den Treibereien in Pommern wesentlich politische Grunde. 3)jM)'■ ) wir neben dem Landwirtschafts-Ministerium, von beut cm o ' ‘ W nicht anwesend ist, auch das Ministerium des Innern einge hen Ich be- grüße weiter namens des Verbandvorstandes die heute ) -i Male erschienenen Kreis-Vertrauensleute. Damit kommen wir zum ersten Punkt der Tagesordnung, zu den V e i- hältnissen in Pommern. . . . . Ich will versuchen, in der Einleitung möglichst kurz zu sein, un > , dann ganweisc das tatsächliche Material vorzutragen. ^ sagen, müssen Sie verantworten können. Wir bitte r I solut Notwendige und Sachliche zu beschränken. t , Nach der Revolution haben wir sofort versucht, mit den Arbeitgel^^ zu einer Einigung über die Fragen des Arbeitsverhaltiiiss z Es hatte auch in den ersten Monaten nach der Revolutio^ . »• 1 | ' als wenn es gelingen könnte, in der Landwirtschaft i„ aAemmnen Ruhe zu halten. Das ist auch im gesamten Vcrbandsgebict, also m ganz Deut, land gelungen, mit Ausnahme in Pommern. Dort hat es . mermonaten angefangen mit den Nachrichten» daß der e I Landarbeiter bevorstehe. In den übrigen Teilen Preußens und Deutsch- lands war von einer großen Beunruhigung inder ^aiiiwir st, f Rede, abgesehen von einzelnen Kreisen in Sch^swig-Holstmn, - selber Gebiet, in der Provinz Sachsen. Sonst ist die -nndw s 1 g Landbund so in m t, an Vertrauensleute des Deutschen Landarbeiter- Verbandes. So handelt man dort mit zweierlei Moral. Dann möchte ich mich mit Herrn von der Osten beschäftigen. In der 69. Sitzung der Landesversammlung am 22. Oktober hat sich Herr von der Osten mit einem Fall auf dem Gut Kiekow im Kreise Belgard beschäftigt. Herr von der Osten scheint über den Fall nicht richtig unterrichtet zu sein. Nich^am 3. August, sondern am 8. August 1919 fanden auf Antrag der Arbeiter Tarifverhandlungen Im Kreishause statt. Zu dieser Zeit bestand noch kein Streik. Das ist zu betonen, weil Herr von der Osten sagt, wegen des Streiks hätten die Verhandlungen stattgefunden. Das Zustandekommen eines neuen Tarifvertrages ist tatsächlich an dem Starrsinn der Arbeitgeber gescheitert. Als die Verhandlungen eröffnet wurden, erklärte der Führer der Arbeitgeber, Herr v. K l e i st - Kiekow, er müsse nach Berlin fahren. Trotz Bitte, dazubleiben, verließ er mit anderen Arbeitgebern den Sitzungssaal. Die Verhandlungen wurden dann auf den 12. August vertagt. In dieser Verhandlung erklärte Herr v. Kleist, er hätte nur gewisse, aber keine unum=' schränkten Vollmachten. Er erklärte bei jedem Punkt, er müsse dies erst der Generalversammlung der Arbeitgeber unterbreiten. Die Verhandlungen an diesem Tage vor dem Schlichtungsausschuß dauerten 15 Stunden. Trotz- dem die Landarbeiter bewußt nachgaben, wurde wieder vertagt auf den 18. August. Auch an diesem Tage erklärten sich die Arbeitgeber noch nicht zur Unterzeichnung des Tarifs bereit, sondern wollten am 21. August Mit- teilung machen. Dann kam die Forderung, Stellung einer Kaution in tatsächlicher Höhe von 300 000 Mark. (Hört,hört! bei den Sozdem.) Erst deni Landrat ist es gelungen, diese Forderung zu ermäßigen auf 30 000 Mark. Am 24. August tagte die Kreiskonferenz, und es entstand Empörung wegen der Forderung der Kaution. Jedoch wurde von einem Streik Abstand genommen. Die Arbeitgeber sollten sich bis Mittwoch, den 27. August erklären, ob sie den Tarif annehmen und von der Kaution Abstand nehmen. Diese Anerkennung ging nicht ein, und deshalb traten am 28. August 44 Güter in den Streik, ohne von der Leitung des Deutschen Landarbeiter- Verbandes dazu ermuntert zu sein, sondern die Arbeiter hatten eben diese offensichtliche Verzögerung satt. Der Landrat hob dann noch besonders her- vor, daß alle Parteien den Tarif anerkennen, nur die Arbeitgeber hätten die Stellung der Kaution verlangt. Also an der Kautionsfrage scheiterten alle Vereinbarungen, weil die Arbeitgeber glaubten, der Deutsche Land- arbeiter-Verband ließe es sich gefallen, feine Kaffe auszupumpen, was ja der Fall wäre, wenn in jedem Kreis soundso viele Zehntausende an Kaution ver- langt würden. Die Behauptung des Herrn von der Osten, der Landarbeiter- Verband habe keine Antwort gegeben wegen der Stellung einer Kaution, trifft nicht zu, weil der Landrat sofort unterrichtet war, daß eine Kaution abgelehnt würde. Ich selbst habe damals auf Anfrage unseres Gauleiters sofort telegraphiert, daß wir nicht darauf eingehen. Dann macht im Anschluß daran Herr von der Osten Ausführungen, die besagen, daß auf dem Gut des Herrn v. Kleist-Kickow bei diesem Streik Ar- beitswillige verprügelt worden seien. In einem Brief, den uns die Arbeiter dieses Gutes geschrieben haben, wird entschieden bestritten, daß Arbeits- willige verprügelt wurden. Ich will Ihnen sagen, daß wir uns das Recht vorbehalten, wenn ein Streik ausbricht, auch Streikposten auszustellen, damit die Arbeitswilligen keine Arbeit verrichten. (Abg. Stendel, Deutsche Volks- partei: Darüber wollen wir nachher den Landwirtschaftsminister hören. Das ist ein schönes Recht!) Wenn man Wochen und Wochen lang verhandelt und Kriegste Der Be Leute r, Bezi Schreibe fchrer Ic gUUg! der l Ihne, nis u 1920 In des Der Endl bundes Als die die Ihr die Auf „Nehmt Aufnahi heute m Auf Familie Gründe, f e ch z e Auf gekündij Ortsgru Dl . dem Arbei beschä gereic diesen von ist in Auf thal, ' wurde i gewählte Auf G l o x i Kontra! Arbeitg« Auf ^ der Arb! bl W. in becmfttc weigerte 50 I S m bereits vier und fünf Jahre auf dem Gut tätig. Ij eäußert, und wenn es 50 000 Mk. kostet, ich will diese ß Arbeiter des Kreises S t o l p mehrmals folgendes durch Rechtsanwälte zugesandt wurde: von Herrn Horch Ihnen zugegangene Kündigungs- ldt. arauf aufmerksam, daß die Rücksendung des Kündi- sttverständlich keinen Einfluß auf die Rechtmäßigkeit ■ Um aber allem Zweifel vorzubeugen, kündige ich uftrag des Herrn Horch nochmals das Arbeitsverhält- ng zum 1. April 1920. Sie haben also am 1. April ")at Administrator Hagen alle drei Vertrauensleute igt. ud in Gr. Dübzow eine Versammlung des Land- lektor Voßberg traktierte die Arbeiter mit Schnaps. >aren, sprach er zu ihnen: „Kommt her zu mir alle, beladen seid, ich will Euch erquicken." Als die Leute schrieben hatten, sagte der Redner des Landbundes: -n Joch." Am andern Tag sandten die Arbeiter die rr zurück. Ein Beweis dafür, in welcher Weise auch :b- Kreis Schlawe. lt - Reppin, Besitzer v. Zitzewitz, sind zwei w 1919 gekündigt worden, ohne Angabe irgendwelcher ster R. ist f ü n f z e h n I a h r e, der Schmied H. '-ln Ort. e r s h a g e n , Pächter G a e d e, sind drei Familien ir lasten dazu den Brief unseres Bevollmächtigten der rn folgen: hier Gaede hat drei Familien gekündigt, in erster Linie n, weil er für den Verband arbeitet. Die Herren ich verschworen, solche Leute im Landbund nicht zu wir nicht ausziehen, wird die Räumungsklage ein- ich umgehend, daß Maßnahmen getroffen werden, um Agrarier ein Ende zu bereiten, sonst sind hunderte Istos zum Frühjahr und der Bolschewismus ü t e. g e n t h i n, Kreis Schlawe, Besitzer v. Blumen- zum 1. April 1920 gekündigt worden. Kollege K. imlung als Vertrauensmann der Zahlstelle Segenthin ' : ! j |'i ült - Rislow, Kreis Schlawe, Besitzerin Frau st. zum 1. April 1920 gekündigt worden. K. war zum lt nach den Sätzen der Vereinbarung zwischen dem ätnehmerverband am 7. Juli 1919 in Stolp. ^kow. Kreis Schlawe, Besitzer v. Ratzmer, wurde m 1. April 1920 gekündigt. Am 9. Juni 1919 wurde "stng als Vorsitzender der Ortsgruppe gewählt, wurde Besitzer Uber Tarifsätze zu verhandeln. Der Besitzer anzuerkennen. 59 Der Schmiedemeister P. kann keine Wohnung bekommen und sollte seine Wohnung schon am 2. Januar räumen. In Eremzow hat v. Wedel einen Arbeiter entlassen, angeblich weil er bei hohem Schnee im Dezember keine Kartoffeln herausnehmen wollte. Rittergutsbesitzer Braune in Blumberg bei Dölitz hat einen Ar- beiter entlassen, weil er mit den Pferden zu forsch gefahren ist. Gutsbesitzer L ö s ch o w hat seinen Schweizer entlassen, weil er angeblich einen Hammel gestohlen hat, obwohl durch Gendarmen nichts festgestellt ist. Der Kollege erhält in der ganzen Umgegend keine Arbeit. Ähnliche Entlassungen haben stattgefunden beim Besitzer Hummel in Freiburg. Hier werden wieder Russen beschäftigt. Dieser Hummel hat auch einem Kollegen, der fünf Jahre in englischer Gefangenschaft war und mit seinem Vater zusammen auf dem Gut arbeiten wollte, keine Arbeit ge- geben. Dagegen werden aber die Russen weiterbeschüftigt. Im Kreise Pyritz sind noch 15 3 0 russische Kriegsgefan- gene beschäftig. Ein Arbeiter P. kann schon seit acht Wochen im Kreise Pyritz keine Arbeit finden, war auf dem Gut Schönwerder beschäftigt. Wegen der Maß- regelung dieses Kollegen ist im Kreis Pyritz eine große Beunruhigung unter der Arbeiterschaft entstanden. Uns ist ein Brief in die Hände gefallen, den der Oberinspektor des Gutes S ch ö n w e r d e r an einen Administrator am 8. Januar 1920 geschrieben hak. Daraus geht unzweideutig hervor, das; P. ein guter Arbeiter ist und nur wegen seiner Verbandsmitgliedschaft ent- lassen wurde. Gutsbesitzer Braune in Blumberg bei Dölitz hat fünf Arbeitern die Entlassung gegeben und dabei ausdrücklich erklärt, er werde nicht eher ruhen, bis er Sieger wäre. Alle, die noch am Verband kleben, müßte er noch wegbekommen. Wir erhalten folgenden Bericht: „Auf Gut Sallentin bei C o l l i n, sollen 16 Kollegen zum 1. April ziehen, welchen zum 1. Januar 1920 gekündigt wurde. Es werden wohl noch mehr Kündigungen kommen. Wie verhalten wir uns nun? Wird die Regierung hier etwas tun? Es sind unter den Ge- kündigten meist Kollegen aus den Vorständen und Arbeiterausschüssen. Der Streik soll doch vermieden werden. Durch diese vielen Kündigungen hofft der Pommersche Landbund, Arbeitgebergruppe, Unstimmigkeiten in un- seren Verband hineinzutragen unb will uns dadurch schwächen, indem er sagt: Seht, hier kann der rote Landarbeiter-Verband auch nichts tun. Auch darf die Regierung es nicht zugeben, daß sie uns das Streikrecht beschneiden wollen, wie es die Agrarier haben wollen. gez. August Falk, Kreisvertrauensmann, Pyritz." Kreis Saatzig, Bezirk Stettin. Auf dem Gute des Freiherrn v. Wangenheim, Klein-Spiegel, sind vier Arbeiter gekiindigt: O. W., feit 1911 im Dienst, beim Militär von 1913 bis 1918, dann wieder in Arbeit getreten und gekündigt am 14. No- vember 1919, ist Kassierer der'Ortsgruppe; H. W., Vater von O. W., neun Jahre auf dem Gut beschäftigt, mit Pferden verunglückt, jetzt ebenfalls ge- kündigt; W. K., feit 1917 als Kriegsinvalide im Dienst, jetzt gekündigt, ist Vorsitzender der Ortsgruppe. Als Grund wurde vom Besitzer angegeben, wenn die Arbeiter sich bessern würden, dann würde die Sache anders aus- fallen. E. P., seit neun Jahren im Dienst, inzwischen im Felde gewesen, ist ebenfalls gekündigt. Als P. den Inspektor zur Rede stellte, warum er ge- kündigt sei, lachte dieser ihn aus und drehte ihm den Riicken. 48 scheitern, wird es zu ernsten Zusammenstößen kommen. Der Landbund ist nicht müßig. Er sucht überall die Zeitungen^aufzukaufen und eigene Zei- tungen zu gründen. Er hat schon heute das Stralsunder Tageblatt gekauft, das früher neutral war. Trotz der Verordnung vom 3. September gehen die Entlassungen weiter. Wenn nicht unbedingte Klarheit über das, was ist, geschaffen wird, dürfte es fortgesetzt zu Unruhen kommen. Früher hat man im allgemeinen im Mai gekündigt, so daß der Mann am 10. November gezogen ist. Da ist erst das Wirtschaftsjahr beendet. Jetzt sucht nian gerade die Vertrauensleute zum 10. Mai zu kündigen; nach dem Tarif sind die üblichen Zeiten der 10. Mai und der 10. November — wo man früher nur solche Leute kündigte, mit denen man nicht fertig wurde. Es galt früher als feststehende Tatsache, der ist am 10. November gekündigt, mit dem Mann ist nicht viel los; die hat man nur eingestellt, wenn man. notgedrungen Leute einstellen mußte. Da liegt die Gefahr, daß Leute, die irgendwo auf einem Gutshof für die Rechte der Kollegen eintreten, am 10. November zum 10. Mai gekündigt werden. Das ist eine Maßregelung des Mannes, denn er findet dann schwer Arbeit. — Um dann mit deip fortzufahren, was ich noch sagen wollte, möchte ich be- tonen, daß der JKnuar ein schlechter Termin zu neuen Verhandlungen ist. Wir inüssen uns darüber aussprcchen, was wir in dieser Beziehung zu tun gedenken. Wenn auch Tarifabschlüsse vorliegen, so haben sie doch für die Landarbeiter keine Besserung gebracht. Aufreizend ist im gegenwärtigen Zeitpunkt, das; jetzt gerade die Baltikumtruppen in Vorpommern liegen, die Notiz, daß in Pommern ehemalige Offiziere gesucht werden, die auch dazu dienen sollen, mit der notwendigen Energie etwaigen Unruhen selbst mit' der Waffe in der Hand zu begegnen. Dagegen muß unbedingt etwas geschehen. Es muß eine Sicherung für die Arbeiter geschaffen werden, daß sic von dem ihnen gegebenen Koalitionsrecht auch Gebrauch machen können. Dabei möchte ich noch eine Frage cinflcchten. Die Landbündler erklären auf Grund des 8 16, daß ein Arbeiter, der den anderen zum Mitstreiken auffordert, weil er den andern von der Arbeit abgehalten habe, sofort ent- lassen werden könne. Also die Ausübung des Koalitionsrechtcs muß sicher- gestellt werden gegen solche Auslegungen. Es ist nicht nur notwendig, daß wir über das vergangene verhandeln, sondern das Wesentliche dürfte sein: Was wird mit den Tarifabschlüsscn in Pommern in der nächsten Zeit? Darin liegt die Gefahr. Werden die Tarifabschlüsse einigermaßen günstig, dann dürften wir im Frühjahr und im Sommer Ruhe haben. Aber vor- läufig muß der gewerkschaftliche Kampf, der uns bevorsteht, durchgeführt werden, denn jeder Tarifabschluß ist für uns eine Kampfhandlung. Na- mentlich weil von den Arbeitgebern immer das politische Moment hineinge- tragen wird, weil sie sehr geschickt vorgehen mit der Auslegung der Para- graphen. Wir müssen also sehen, die Sache in eine möglichst günstige Bahn für die Arbeiter zu lenken. Die Regierung muß uns dazu helfen, daß die Arbeiterrechte nicht wieder durch Gewalt uns genommen werden, sondern auch den Landarbeitern muß das Koalitionsrecht voll gewährt werden, die Arbeiterausschüsse müssen gegen Maßregelungen geschützt werden. ' Faaß-Berlin: Der Perbandsvorstand hat stets mit großer Sorge die Entwicklung der Dinge in Pommern verfolgt. Wir haben im Frühjahr dieses Jahres infolge des kolossal raschen Anwachsens unserer Organisation die nötigen Vorbereitungen zur Einhaltung der Ruhe und Ordnung, um die- sen landläufigen Ausdruck zu gebrauchen, nicht treffen können, um zu hel- fen, daß die Ernte in ganz Deutschland ohne jede Schwierigkeit eingebracht werden könnte. Wir haben aber zu unserer Freude konstatieren können, 22 stellung für die neue Ernte sicherzustellen, wird in ernstestem Maße durchkreuzt durch die Agitatoren des Landarbeiter-Verbandes, der in unverhällter Form in allen Teilen der Provinz zum Streik aufreizt unter der Firma, den Landarbeitern bessere Löhne zu verschaffen. Er geht dabei ohne Rücksicht darauf vor, ob unter der Landarbeiterschaft ein tatsächliches Bedürfnis nach einer solchen Lohnerhöhung besteht. Er läßt es auch nicht zu Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Ar- beitnehmern kommen, sondern setzt Lohnsätze fest und stellt die Arbeitgeber vor die Frage, ob sie dieselben annehmen oder ablehnen wollen. In letzterem Fall erfolgt dann unmittelbar die Niederlegung der Arbeit. Nach hier vorliegenden Nachrichten wird dabei keineswegs nur das wirtschaftliche Interesse des Arbeiters betont, son- dern es wird geradezu zum Bolschewismus aufgereizt. Es hat sich auch an mehreren Stellen gezeigt, daß die Arbeiter beim Streik den Besitzer hinderten, selbst das Vieh zu füttern, indem sie die Ställe durch bewaffnet« Leute sperren ließen. An andern Stellen haben die Agitatoren den Leuten gesagt' „Ihr müßt streiken, streiken und wieder streiken. Die Löhne müssen so lange erhöht werden, bis sie nicht mehr weiter können. Dann bekommt Ihr das Land'" Der noch loyale Teil der Arbeiter wird mit wüsten Drohungeü zum Eintritt in die Organisation gezwungen, dabei wird ihnen eine Frist von 24 Stunden gesetzt, innerhalb welcher sie ihren Eintritt in die Organisationen erklärt haben müssen, andernfalls soll vom Besitzer ihre sofortige Entlassung erzwungen werden. Die Agitatoren des Landarbeiter-Verbandes sind zum großen Teil Leute, die mit den Verhältnissen des Landes absolut nicht vertraut sind. Es liegt ihnen auch nicht daran, das wirtschaftliche Interesse des Landarbeiters zu wahren, sondern es ist der Trieb, durch Erregung von Unfrieden sich selbst eine Stellung zu verschaffen und in den Augen ihres Verbandes ähre Gehaltszahlung zu rechtfertigen. Diese Leute sitzen zum Teil noch in den Arbeiterräten und benutzen ihre angemaßte amtliche Stellung dazu, im Namen der Regierung die Arbeiter zum Eintritt in ihre Or- gane aufzufordern. Die Verhältnisse in der Provinz sind dadurch in ein außer- ordentlich bedenkliches Stadium getreten. An vielen Stellen haben Streiks statt- gefunden, an andern Stellen haben die Besitzer den Forderungen nachgegeben, die so ungeheuerlich sind, daß z. B. auf einzelnen Betrieben jährlich zwischen 60 und 90 000 Mark Löhne mehr gezahlt werden müssen. Es ist offensichtlich, daß bei der Einbuße, die der Boden und das Inventar durch die Kriegswirtschaft erlitten haben, die Güter eine derartige Mehrbelastung nicht mehr ertragen können. Die Folge wird sein, daß ein großer Teil der Besitzer vor den Bankerott gestellt wird, und daß dementsprechend die Volksernährung darunter empfindlich leidet. Soll das aber nicht geschehen, so ist eine wesentliche Erhöhung der Preis« ländlicher Produkte erforderlich, die dann wieder zu neuen Lohnbewegungen in den Städten führen muß. Seitens der Behörden Pommerns ist bisher so gut wie nichts ge- schehen, um dem Treiben dieser Agitatoren wirksam entgegenzutreten. Der hiesige Zentralrat hat in verkappter Form eine Diktatur ausgeübt, ohne daß ihm mit der nötigen Energie entgegengetreten wurde. Die unterzeichnete Organisation steht auf dem Standpunkt, daß jetzt nicht die Zeit ist, durch übertriebene Lohnforderungen Unruhe in die Arbeit des Landes zu tragen, umsomehr, als gerade der Pommersche Landbund sich die Pflege des Ar- beiterinteresses zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Sein Wille ist es, durch rechtzeitige Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in paritätisch zusammengesetzten Kommissionen den Wünschen der Arbeiterschaft, soweit sie herechtigt sind, Geltung zu verschaffen und dadurch Lohnbewegungen zu ver- hüten. Er wird aber bald durch dieses Treiben unverständlicher Hetzer gehindert, und der Tag ist abzusehen, wo die Landwirtschaft Pommers sich in einen bolsche- wistischen Zustand versetzt sieht. Die Verhandlungen des Direktors mit dem Leiter des Landarbeiter-Verbandes, Herrn Schmidt, gelegentlich einer Sitzung in 39 jeden objektiv denkenden Menschen ist es doch klar, daß. wenn ein Arbeiter über ein Jahr in einen! Betriebe beschäftigt war, man wohl sagen kann, der Arbeitgeber ist mit dem Manne zufrieden. Bei den Maßregelungen unserer Vertrauensleute handelte es sich aber in vielen Fällen um Arbeiter, die fünf, sechs, zehn, auch fünfzehn Jahre im Betriebe beschäftigt waren. (Sehr richtig!) (Zuruf: Fünfundzwanzig Jahre!, Sie sind nur gemäß- regelt worden, weil sie Mitglieder des Deutschen Landarbeiter-Verbandes geworden find und nicht bloß Mitglieder, sondern auch Führer, Vertrauens- leute der .Kollegen auf dein Gutshof. Das ist auch der Fall in Anklam. Meiner Ansicht nach , ist festgestellt, daß es sich hier um eine Maßregelung handelte, denn der betreffende Gutsbesitzer hat in der Verhandlung mit dein anwesenden Kollegen Segebrecht ausdrücklich gesagt, er motte den Mann wieder beschäftigen, wenn er den Vertrauensposten in der Gewerkschaft nie- derlegt. (Hört! Hort!) Daraus ergibt sich doch, warum er ihn nicht weiter beschäftigt. Was ist aus diesen fünf Fällen gemacht worden? Unser Kreis- vertrauensmann, Kollege Segebrecht, hat sich alle Mühe gegeben, daß es zur Verhandlung kam. Die Sache wurde acht Tage lang hingezogen, dann haben die Arbeitgeber Versammlungen abgehalten und haben wieder eine Deputation zum Ministerium nach Berlin geschickt, dort oben werde wieder mit dem Generalstreik gedroht. ^cf) habe schon unseren Vertrauensleuten brieflich gesagt, sie möchten nicht immer das Wort Generalstreik anwenden. Das Wort spukt in den Köpfen herum, keiner ist sich über die Bedeutung klar. Sagt lieber, die Kollegen. treten in den Abwehrstreik. Wenn in irgend einem Kreise ein Paar Landarbeiter streiken, machen die Junker schon einen Generalstreik daraus. Kurz und gut, die Sache wurde hingezogen und erst dann, als die Kollegen in Berlin waren und zurückkamen, und als das Gewerkschaftskartell in 'Anklam einsprang, sind die Junker zu Verhand- lungen bereit gewesen. Aber vorher mußten Inserate in den Kreisblättern erscheinen mit großen Erklärungen, wo zum Schluß die Bedingung gestellt wurde: Bedingungslos -nutz die Drohung mit dem Generalstreik vom Land- arbciter-kVerband zurückgenommen werden. Nun liegen die Dinge dort so: Nicht wir haben den Tarif gekündigt, sondern der Landbund. ' Die Kollegen sind selbstverständlich erbost darüber, wenn der Tarif zu einem Zeitpunkt gekündigt wird, wie dem 1.^ Januar, wo natürlich die Zeit für die Arbeiter nicht günstig ist. _ Dann kam die Er- regung hinzu, die hervorgerufen wurde durch die Maßregelung der Ver- bandsfunktionäre. Und da erklärt man: Jawohl, wir sind zu Verhand- lungen bereit, wenn der Landarbeiter-Verband bedingungslos die Drohung mit dem Generalstreik zurücknimmt. Wenn wir umgekehrt gesagt hätten, wir sind zu Verhandlungen bereit, wenn der Landbund bedingungslos die Kündigung zurücknimmt, was wäre dann für ein Geschrei entstanden. Un- sere Kollegen waren bereit, unter den niedrigen Bedingungen w°iter zu arbeiten, aber dann setzte der Lärm in der Presse ein, da schickt man Depu- tationen nach Berlin zum Laydwirtschaftsminister, mit dem man sonst nichts zu tun haben ivill, zu dein einfachen Zweck, die Öffentlichkeit nicht zur Ruhe kommen zu lassen über die Verhältnisse in Pommern. Wenn es dort nicht zur Ruhe kommt, so liegt das eben daran, weil dort Kreise am Werke sind, die ihre besonderen Geschäfte besorgen wollen gegenüber dein Deutschen Landarbeiter-Verband. Dort haben sie die Führung übernom- men, uin die Organisation zu bekämpfen und zu unterdrücken. Das lassen wir uns nicht gefallen. Auf der andern Seite darf die Regierung auf keinen Fall diese agrari- schen Maßnahmen verkerinen, die von Pommern ausgehen. Dort oben 13 licherweise von erheblichen Erschütterungen des Wirtschaftslebens verschont geblieben. Im Januar oder Februar d. I. wurden seitens des Demobil- machungsamtes ehemalige Offiziere, die Landwirte von Beruf waren, die also Verbindung hatten mit den Arbeitgebern der Landwirtschaft, aufs Land geschickt, um auf die Landwirte einzuwirken, mit den gewerkschaftlich orga- nisierten Landarbeitern in Verbindung zu treten. Fast überall konnten sie berichten, daß sie Verständnis gefunden haben. Es war natürlich schwer für die Arbeitgeber, so plötzlich vor die Frage gestellt zu werden, Tarif- verträge mit den -Arbeitern abzuschließen, wovon früher gar keine Rede war. Aber die Revolution bedingt ein schnelleres Umlernen, und es kann gesagt werden, daß dies fast überall erfolgte. Wir sind jedoch darüber unterrichtet, daß die Kommissare des Demobilmachungsamtes, die in Ppmmcrn mit den Arbeitgebern gesprochen hatten, mit einem nega- tiven Resultat zurückkamen. Sie mußten berichten, daß man dort von einem Abschluß von Tarifverträgen, überhaupt von einem Verhandeln mit der Organisation nichts wissen will. Man hat dort den Gedanken ver- treten, die Landwirtschaft sei ein Ganzes, Arbeitgeber und Arbeitnehmer müßten zusammenarbeiten in einem Gebilde, wie es heute im Deutschen Landbund geschaffen ist. Ich mache sonst Personen keine Vorwürfe, aber wenn ich nun auf den Freiherrn von Wangcnheim zu sprechen komme, so deshalb, weil ich in diesem Manne den Baker dieser Ideen erblicke, der dafür gesorgt hat, daß es in Pommern nicht zur Ruhe gekommen ist. Die Idee, Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Landwirtschaft in einem Ver- bände zusammenzufassen, stammt von dem Freiherrn von Wangenheirn. Wenn in anderen Berufszweigen sich die Arbeitgeber einerseits und die Arbeitnehmer andererseits organisieren, und zu Larstverhandlungen zu- sammenkommen, um zu einem Ausgleich der Gegensätze beizutragen, so ist es ein Unding, zu glauben, in der Landwirtschaft das anders machen zu können. Die Tatsache, daß wir heute insgesamt 800 000 gewerkschaftlich organisierte Landarbeiter haben, darunter annähernd 700 000 im Deutschen Landarbeiter-Verband, etwa 100 0"0 im Christlichen Landarbeiter-Ver- ba,.d, beweist, daß die Notwendigkeit für die Arbeiterschaft vorliegt, sich ge- schlossen mit ihren Kampfgenossen zu organisieren. Also von Pommern braust. die Kommissare ein negatives Ergebnis. Im Berbandsvorstand war es der Kollege Faaß, der zuerst die Notwendigkeit betonte, daß in Pom- mern auch seitens unserer Organisation mehr als seither getan werden müsse. Die Aufregung innerhalb der Arbeiterschaft sei dort groß und es werde zu Krawallen konnnen, wenn die Sache nicht seitens der Organisation in die richtigen Bahnen gelenkt werde. Wir können Faaß heute dankbar sein, daß -er darauf aufmerksam gemacht hat. Es ist daun auch gelungen, in kurzer Zeit, dort eine große Organisation zustande zu bringen. Eisermanu wird bestätigen können, welche riesige Ar- beit er in Hinterpommern vorgefunden hat, um die Wünsche der Kollegen zu befriedigen. Es liegt ja gar nicht so, wie die Arbeitgeber sagen, daß wir die Leute aufzuhetzen brauchen. Wäre es uns gelungen, die Wünsche all der Arbeiter zu befriedigen, die an uns herangetreten sind, um im Deutschen Landarbeiterverband organisiert zu werden, dann hätten wir heute anderthalb bis zwei Millionen organisiert. (Sehr richtig!) Es war also wirklich nicht notwendig, in Pommern die Leute aufzuhetzen, daß sie in die Organisation kommen sollen, im Gegenteil, wir konnten die Arbeit nicht bewältigen. (Sehr richtig!) Ein Beispiel aus neuerer Zeit, um Ihnen ein Bild davon zu geben, wie die Sache in Pommern aufgefaßt wird. Bor etwa drei Wochen kam der Deutschuationale, Abgeordneter. Witt, aus der nungsrufen an die Regierung ist in der Folge durch die Vorgänge in den Tagen und Wochen nach der Konferenz unzweifelhaft erwiesen. Die Land- bund-Iunker haben ihrer Frechheit die Krone aufgesetzt: Sie haben mitten ini Winter Tau senden von jahrelang beschäf- tigten Arbeiterfamilien, ausschließlich Mitgliedern und Vertrauensleuten des Deutschen Landarbeiter- Verb andess, die Arbeitsstelle gekündigt. Damit werden nicht nur die mühsam ausgebauten kleinen Existenzen tausender Menschen vernichtet, sondern — und darauf geht es hinaus — die Früh jahrs- best ellungin Po mm ernwirdinFragege stellt. Man provo- ziert die pommerschen Landarbeiter zu einer allgemeinen Arbeitseinstellung, um hernach die in Sorge um das tägliche Brot bangende Volksvertretung zu einem scharfen Vorgehen gegen den Deutschen Landarbeiter-Verband an- zureizen. Wenn der Wirtschastsfriede in der pommerschen Landwirtschaft nicht ge- wehrt werden kann, trägt die Schuld nicht die pommersche Landarbeiterschaft, sondern das im Pommerschen Landbund vereinigte Unternehmertum, das in frivolster Weife alle Versuche, in Pommern zu einem gedeihlichen Zusammen- arbeiten in der landwirtschaftlichen Produktion zu kommen, durchkreuzt. Dem Nachweis dieser Feststellung soll das Material dienen, das in den.nachfolgen- den Blättern niedergelegt ist. 4 bei der Wohnungsnst ist es heute für einen Familienvater nicht leicht, brot- los zu werden." Der Besitzer Otto in Woltersdorf hat sieben Arbeiterfamilien und 2 0 freien Arbeitern gekündigt, weil sie Verbandsmitglieder sind. Die Arbeiter verlangen nun, daß dem Besitzer Otto die Verwaltung des Gutes entzogen wird und ersuchen um Bescheid, was die Regierung zu tun gedenkt. Kreis Vublitz. Auf dem Gut Gr. Karzenburg sind sechs Arbeiter gekündigt worden. Sie fragen an, was hie Verbandsleitung dagegen zu tun gedenkt. Folgende Erscheinung zeigt sich noch in den letzten Tagen. Im hiesigen Kreise ist bisher die Kündigung der Arbeiter zum 1. November erfolgt. Jetzt plötzlich haben die Besitzer willkürlich die neuen Kündi- gungenalle zum 1. Januar ausgeschrieben, In allen Fallen kommen nur Mitglieder des Verbandes und jedes malOrtsgruppen- führer und Vertrauensleute in Frage. Meiner Ansicht nach sind alle Kündigungen, die jetzt zum 1. Januar ausgesprochen sind, ungültig, da der Kündigungstermin, der 1. November, verpaßt worden ist. Der Tarifvertrag besagt nichts über eine Änderung des Kündigungs- termins. Es handelt sich um folgende Güter: W o j e n t i n, Besitzer Haupt- mann'H o l z, v i e r Leute; Dom. Karzin , Pächter B erndt, vierzig Leute; Dubbtech, Verwalter D a l l m e >) e r, zwei Leute; M ü h l an- kam p , Besitzer Hauptmann M o e k, zwei Leute; N e u h o f bei Gr. Karzenburg, Besitzer Westphal, ein Mann; Gr. Satfpe, Besitzer K a d i n g , vier Leute. M anlegt denLe ute ninallenFälleneinenTarif des Ponr ui er sch en Landbundes vor, und wer diesen nicht unterschreibt, der b e k o m m t d i e Entlassung. Ich bitte um umgehende Benachrichtigung des Reichsarbeitsministers. Sollte es uns nicht gelingen, diesen Vorstoß abzufangen und zunichte zu machen, dann befürchte ich für den Bestand der Organisation. Die Angst der Landarbeiter vor schwerer wirtschaftlicher Schädigung, wie sie jetzt mit Hilfe des Pommerschen Landbundes wiederum in die Wege geleitet wird, ist groß. Sie haben sich noch nicht zu kampsgewohnten Organisierten entwickelt. Oder aber es tritt ein anderer U m st and ein, dieLan darbeiter schrei- ten zur Selbsthilfe, und dann sind die Folgen n i.ch t a b - zusehe n. Bitte um umgehende Erledigung. Kreis Dramburg. Auf dem Gut I a n i k o w ist unser Vertrauensmann der dortigen Orts- gruppe I. K. zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil er nach Angabe des Gutsbesitzers Zwistigkeiten unter die dortigen Arbeiter säe. Kreis Naugard. Auf dein Gut P e r I i n , Besitzer Frau S ch u m mm, ist der Arbeiter A. D., feit sieben Jahren im Dienst, zum 1. April 1920 gekündigt worden, weil er Vorsitzender ^er D. L.-V., Ortsgruppe Perlin, ist. Frau Schumann hat sich in der öffentlichen Versammlung vom Landbund zu dem Vorsitzenden dahin geäußert, daß jetzt noch nichts zu machen wäre, der D. hätte sie alle um sich, aber zum 1. April wird das sicher anders. Das können Zeugen unter Eid aussagen. Auf dein Gut M i n t e n, Besitzer F r e d r i ch, sind sechs Arbeiter- familien (ein Jahr, drei Jahre, sieben Jahre, acht Jahre, neun Jahre im Dienst), zum 1. April 1920 gekündigt worden. Entlassungsgrund ist die 56 daß, abgesehen von unwesentlichen Einzelheiten die Ernte säst überall ein- gebracht wurde, ohne daß es zu großen Differenzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gekommen ist. Anders war es in Pommern. Von Pommern schrieb die ganze Presse während der Ernte, Pommern war das Tagesgespräch. Woher kam es, daß gerade Pommern diese .Ausnahme machte? Pommern, das doch inbezug auf die Agrarwirtschaft auch nicht anders zu bewerten ist, als Ostpreußen, Westpreußen, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg, Brandenburg und die Provinz Sachsen. Ich bin als Vertreter der Reichsregierung und der Preußischen Regierung sehr häufig in Pommern gewesen, um Informationen einzuholen, oder bei Beilegung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern mitzuwirken. Ich hatt? die Wahrnehmung gemacht, daß von dem Zeitpunkt an, wo die Arbeitgeber in Pommern in den Besitz von Waffen gekommen sind, der Widerstand der Arbeit- geber, des Pommerschen Landbundes, eingesetzt hat. (Lebhafte Zustimmung.) Wir haben durch unsere Informationen aus Pommern erfahren, daß fortgesetzt große Wassenverteilungen stattfinden. Die Sach? ist öffentlich in der Presse erörtert worden. Sie kennen die Ge- schichte von dem Rundschreiben des Pommerschen Landbundes an die Land- räte, wonach Spaten zu Moorkultur-Arbeiten zur Verteilung gelangen sollten, die sich hinterher als Gewehre und Maschinengewehre herausge- stellt haben. Es wurde dann gesagt, daß die Waffen an die Einwohnerwehr zur Verteilung gelangen sollten. Es ist aber festgestellt,, daß die Waffen nicht an die Einwohnerwehren ausgeliefert, sondern in Verstecke gebracht wurden, und nur Gutsbesitzern in Pommern zur Verfügung gestellt werden. Bei einer Konferenz im August hat der Oberpräsident von -Pommern fest- gestellt, daß bis dahin in Pommern ca. 36 000 Gewehre und 140 Maschinen- gewehre verteilt worden sind. (Zuruf: Das langt nicht!) Wir konnten die Wahrnehmung machen, daß mit dem Besitz von Waffen der Widerstand der Arbeitgeber bei Lohnbewegungen zugenommen hat. Wir erleben sogar jetzt Streiks, nachdem die Ernte nahezu beendet ist, also jetzt im Winter, wo man sonst in der Landwirtschaft gar nicht hätte denken können, daß gestreikt wird. Hie Arbeiter müssen sich jetzt wehren gegen ganz brutale Maßregelungen ihrer Vertrauensleute, die während des Sommers dafür gesorgt haben, daß die Arbeitnehmer wenigstens so viel für ihre Arbeit er- hielten, daß sie sich das allernotwcndigste anschaffen konnten an Kleidern, Schuhen usw. (Zuruf: So weit reicht es noch nicht!) Diese Maßregelungen sind so zahlreich, daß sich allgemeine Empörung auch derer bemächtigt, die bisher zu den ruhigsten und geduldigsten, zu den unaufgeklärtesten und dümmsten unter den deutschen Arbeitern gerechnet wurden, der Landarbei- ter. Es war früher gar nicht denkbar, daß Landarbeiter in dem Maße wie heute mit Solidaritätsgefühl für diejenigen, die sich für sie ins Feuer legen, erfüllt werden konnten. Zu unserer Freude müssen wir feststellen^ daß nach dieser Richtung unter den Landarbeitern eine Gesinnung einge- kehrt ist, die nur zu begrüßen ist, auch wenn es'manchmal zu Ausschreitun- gen führt, die die Folge der Unbildung sind, in der man die Landarbeiter seit Jahrhunderten gehalten hat. Die Sprache in dem Mitteilungsblättchen und in den Flugblättern des Pommerschen Landbundes und der Pommerschen agrarischen Presse über- haupt, wird immer frecher, immer herausfordernder. Dieser Besitz von Waffen ist ein Umstand, der uns mit schwerer Sorge erfüllt hat. Wir hoffen, daß das der Regierung die Augen öffnen wird, nachdem ihr diese die ganzen Monate nicht aufgegangen' sind. (Zuruf: Gustav hat geschlafen!) 23 die Arbeiter derartig gezwiebelt hat, daß ihnen schließlich die Lust vergeht, dann komme man doch nicht hinterher und suche alle Schuld dem Deutschen Landarbeiter-Verband anzuhängen. So könnte ich zur Vorgeschichte der gegenwärtigen Lage in Pommern noch manches anfuhren. Ich will nur sagen: Fragen Sie sich doch einmal, warum wir uns immer mit Pommern beschäftigen müssen, warum aus der Provinz Sachsen, aus Schlesien und anderen Provinzen diese Klagen nicht kommen. Warum hören wir aus dem Agrarland Mecklenburg nicht solche Alarmnachrichten? Weil dort die Arbeitgeber vernünstger sind und mit der Arbeiterschaft über den Tarif verhandeln. Aber in Pommern versucht man mit allen Mitteln die Organisation zu verhindern. Ich will den Nachweis führen, wo überall Maßregelungen stattgefunden haben. Ich bin dazu gezwungen, weil man mit allen Mitteln versucht, es in der Öffentlichkeit so hinzustellen, als ob es sich gar nicht uni Maßrege- lungen handle. Ich habe gestern im Vorwärts geschrieben, daß Herr von Dewitz selbst habe zugegeben, daß 7000 Maßregelungen unter der Arbeiter- schaft in Pommern beabsichtigt waren. Wenn diese unerhörte Zahl nicht errreicht wurde, dann nur deswegen, weil ein Teil der Arbeitgeber zu ver- nünftig ist, um alle Maßnahmen durchzuführen, die einige Hitzköpfe ausführen wollen. Ich weiß wohl, daß vielen Mitgliedern dieses Hauses das Vorgehen der Herren in Pommern nicht angenehm ist. Aber versuchen Sie doch, auf diese Herren einzuwirken. Die Forderungen, die die Landarbeiter in Pom- mern stellen, sind nicht höher als anderswo. Da, wo man sich mit den Ar- beitern pn den Verhandlungstisch setzt, ist es möglich, in sozialen und auch in berufswirtschaftlichen Fragen eine Verständigung herbeizuführen. Das wollen wir, die wir selbst mit dem Widerstand der Arbeiter in den Städten zu kämpfen haben, auch. Das lasten sich aber die Arbeiter nicht nehmen, daß ihnen das Recht genommen wird, sich zu organisieren. (Es folgen dann Einzelschilderungen der Maßregelungen.) Meine Damen und Herren! Ich kann die Aufmerksamkeit des Hohen Hauses nicht gar zu lange in Anspruch nehmen, sonst könnte ich noch lange reden; den ganzen Tag könnte ich reden, und ich würde immer noch nicht fertig sein, wenn ich alle die Fälle schildern wollte, in denen Arbeiter ent- lassen werden, die 10, 20, ja 40 Jahre in der Landwirtschaft beschäftigt sind, weil sie den Mut haben, sich zu organisieren. Dann kommt man und redet von der Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion, wo man die einge- arbeiteten Arbeiter aus dem Dienst entläßt und dadurch schon eine Be- unruhigung in der landwirtschaftlichen Produktion eintritt, weil die Arbeiter ihre Kündigung voraussehen und wissen, daß sie zu einem gewissen Zeitpunkt das Land verlassen müssen. Wo sollen denn die Leute hin. Ganz mit Recht schreiben die Arbeiter aus Pommern: Es müßten ja wahre Völkerwande- rungen entstehen, wenn alle diese Kündigungen zur Tatsache werden würden. In den Städten ist kein Platz, die städtischen Arbeiter sind froh, wenn sie ' selbst unterkommen, und da entläßt man die Arbeiter und will sie rücksichtslos aus der Arbeit herausziehen. Man spricht davon, daß spartakistische Unruhen vorkommen. Ja, wenn man diesen Sachen nachgeht, dann wird man finden, daß die Arbeiter dazu getrieben wurden. Und heute heißt es ja immer: es sind Spartakisten, wenn ein Arbeiter seine Rechte wahrzunehmen sucht. Uebrigens wenn man von der Wohnungsnot spricht, so ist es ja ganz eigenartig, daß es dem Pommer- schen Landbund gelungen ist, in Stettin Müllers Hotel für sich mit Beschlag zu belegen. Die Reisenden müssen nachts in Stettin herumlaufen und finden • L - sind alle Städte belegt mit Baltikumtruppen. Darum haben wir diese Konferenz nach Berlin berufen, weil es gar nicht möglich ist, dort für die Kollegen Unterkunft zu schaffen. Ich bitte Euch nun, möglichst kurz Eure Beschwerden vorzutragen. Ich unterstreiche zum Schluß nochmals: Wir haben diese Konferenz nicht ein- berufen, um den Kampf in Pommern vorzubereiten, sondern um uns mit unseren Vertrauensleuten aus Pommern zu besprechen, damit unsererseits keine Dummheiten gemacht werden, sondern taktisch klug vorgegangen wird. Wir beabsichtigen mit der Konferenz weiter nichts, als für das n ä ch st e Jahr in Pommern die B e st e l - lung der Felder und die Einbringung der Ernte zu sichern. Wir wünschen und hoffen, daß wir seitens der Regierung in dieser Beziehung unter» st ü tz t w erde n. Ich bedauere lebhaft, baß ein Vertreter des Land- wirtschaftsministeriums nicht hier ist. Es ist notwendig, daß in Pom- mern das Schlichtungswesen ausgebaut und auf eine andere Grundlage gestellt wird. Es ist ferner notwendig, daß die Landarbeiter dort nochmals angewiesen werden, mit allen Mitteln dem Treiben des Landbundes entgegenzutreten. Ihr sagt, die Landräte müssen gesiebt werden (Zuruf: Alle!). Es sind auch schon verschiedene Land- ratsämter neu besetzt. Es geht nicht ohne weiteres, daß man heute einen Landrat einstellt und in vier Wochen wieder abberuft. Wir leben nun mal unter schwierigen Verhältnissen. Aber wir wollen seitens der Organisation versuchen, unser Möglichstes zu tun, damit es, in Pommern ruhig bleibt. Wir bitten dringend darum, daß die Regierung unsere Maßnahmen beach- tet. Wir sind nicht diejenigen, die sofort nach Regierungshilfe rufen. Wir sind für eine Verständigung mit den Arbeitgebern und vertreten nach wie vor den Standpunkt der Arbeitsgemeinschaft. Aber es ist ein Dornenweg, bis etwas erzielt wird. Doch jeder Gewerkschaftler weiß, daß, wenn es zu Verhandlungen erst gekommen ist, trotz aller Schwierigkeiten in der Regel ein günstiges Resultat herauskommt. Wenn die Landarbeiter höhere For- dcrungen stellen, so sind sie berechtigt, entsprechend der Verteuerung der Lebenshaltung. Uebertrieben sind die Forderungen der Landarbeiter nicht. Ich bitte also die Kollegen, sich auszusprechen, damit wir kür das nächste Jahr in Pommern gewappnet sind. P a u k e r t - Stettin: Ich muß zunächst meinen Tank aussprechen, daß v der Vorstand uns zusammenberufen hat. Sie haben schon auf der letzten Gauleiter-Konferenz gehört, daß bei uns in Pommern ganz andere Ver- hältnisse bestehen, als im Reich. Schmidt hat sie zur Genüge geschildert. Wir müssen uns schon für die nächsten Tage schützen. (Sehr richtig!) In Greifenberg hat sich der Pommerschc Landbund große Verfehlungen zu- schulden kommen lassen. Die agrarische Presse hat darüber noch nichts be- richtet. Wenn bei uns aber vielleicht einmal etwas vorkommt, wofür wir nicht verantwortlich sind, weil wir nicht für jeden Einzelnen haften können, machen die Landbündler großes Geschrei darüber.1 Greifenberg war der einzige Kreis, wo wir noch keinen Tarif abgeschlossen hatten. Wir smd damit abgewiesen worden, weil der Pommerschc Landbund bereits einen Tarifvertrag abgeschlossen habe; deshalb brauche der Deutsche Landarbei- ter-Verband nicht noch einen Tarif abzuschließen. Ich habe darauf hinge- wiesen, daß dieser Tarifvertrag für uns keine Gültigkeit habe, bin aber vom Landrat abgewiesen worden. Dann versuchten wir beim Pommer- schen Landbund selbst anzuknüpfen. Zuerst wurden wir abgewiesen, dann hatten wir am 1. August die ersten Verhandlungen. Da ist Kollege Schwarz 14 / der Unternehmer schon anerkannt. Dem Kreisvertrauensmann sind von unserer Organisation zu geringe Machtbefugnisse zugestanden worden. An die Regierung muß die Forderung gestellt werden, daß den „Raubrittern" in Hintcrpommern die Waffen aus der Hand genommen werden, erforder- lichenfalls mit Gewalt. Koch- Schncidemühl: Was Haß hier anführte, hat er auch auf der Gau- konferenz angeführt und gesagt, man könnte den Arbeitgebern auch das letzte Hemd nehmen. Ich bin ihm entgegengetreten. Obwohl ich die Arbeit der Kreis- vertrauensleute schätze, kann ich doch nicht dafür eintreten, daß ihre Macht- befugnis noch vergrößert wird. Das hat jetzt schon üble Folgen gehabt. Auch ich habe es oft bedauert, daß den Landarbeitern so wenig passendes Material in die Hand gegeben wird. Der Pressedienst muß unbedingt durchgeführt werden. Auch im deutschbleibendeu Teil der Provinz West- preußen sind die Verhältnisse genau so wie in der jetzigen Provinz Pom- mern. Die Vertrauensleute aus Schlochau und Deutschkrone wissen, daß dort der Landrat Tarife veröffentlicht, die den Abmachungen nicht ent- sprechen, und wenn er berichtigen soll, erklärt er, er hätte das Protokoll verloren. Mit Hilfe des Militärs wollen diese Leute sich die frühere Macht wieder aneignen. Ist es nicht möglich, den Kreisvertrauensleuten dadurch Entlastung zu verschaffen, daß die Gewerkschaftskartelle Arbeitersektetäre anstellen? Ost sitzen schon 20 Mann morgens vor dem Büro des Kreis- vertrauensmannes, um Rat zu holen. Das wäre doch Aufgabe von Ar- beitersekretären. (Sehr richtig!) — Der Gauaufteilung stehe ist sehr sym- pathisch gegenüber. Die Gauleitung muß am Sitz der Regierung sein; denn der Gauleiter muß fortgesetzt mit dem Regierungspräsidenten als Vor- steher der Demobilmachungskommission verhandeln. Vielleicht könnte den großen Gauen ein zweiter Gauleiter zur Verfügung gestellt werden. Der Innendienst und der Verkehr mit den Behörden ,müßte aber dem ersten Gauleiter überlassen bleiben. Die Krcisvcrtrauensleute senden sehr wenig Material an die Gauleiter ein. S tü l p n er - Stolp: Ich spreche im Sinne der Kreisvertrauensleute des dunkelsten Hinterpommern, wenp ich die vom Vorstand geplante Neu- organisation begrüße. Für dieses Gebiet, ist unbedingt eine weitere Kraft notwendig. Durch die vielen Ratsuchenden wird der Kreisuertraurnsmann von seiner eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Die Kreise Stolp, Schlawe und Lauenburg sind viel zu sehr mit schriftlichen Anfragen überlastet. Eine Planmäßige Agitation wird den Vertrauensleuten dadurch außerordentlich erschwert. Die geringe Bezahlung trägt daran nicht Schuld. Die Kollegew arbeiten aus Idealismus. Immerhin ist eine bessere Regelung der Besol- dung notwendig. Wir Manchen in unserem Winkel unbedingt eine weitere Kraft. Segebrecht-Anklam: Die finanziellen Verhältnisse der Krcisver- trauensleute sind vielfach ungenügend geregelt; aber das hat wohl keinen daran gehindert, seine volle Pflicht und Schuldigkeit zu tun. Wenn der Kreisvertrauensmann seine agitatorische Aufgabe nicht erfüllen kann, so liegt das an der Ueberlastung mit Anfragen, Klagen, Beschwerden und Gesuchen. Darum begrüße ich es, daß nun Außenbeamte in Gestalt neuer Bezirksleiter zur Unterstützung der Kreisvertrauensleute angestellt werden sollen. Diese Beamten dürfen nicht in Stettin wohnen, sondern sie müssen mitten im Bezirk leben, so daß sie jederzeit zur Stelle fein können. Besonders wichtig erscheint mir die Einrichtung einer Pressezentrale. Göbel-Stralsund: Ich begrüße ebenfalls die Mitteilung des Vor- standes. Die Teilung unseres Regierungsbezirkes in zwei Gaue erscheint 31 Berlin, haben allerdings dazu geführt, daß Herr Schmidt den Streik, auf dem ■ • Lande auf alle Fälle beschränkt wissen wollte, wo die.Verhandlungen.scheiterten. , Aber, gegen das Treiben der Agitatoren scheint...» machtlos ,zu sein, denn er lehnte die Verantwortung dafür ab. Der Pommersche Landbund sieht die Mög- lichkeit der Abhilfe nur darin, daß von Ew. Exzellenz mit allen Mitteln dem Treiben des Landarbeiter-Verbandes ein Ende gemacht und der Streik auf dem Lande gesetzlich verboten wird. Di« Arbeitgeberschaft ist durchaus und an allen Stellen bereit, über das Interesse des Arbeiters, zu verhandeln,, dagegen wiixde der Klassenkampf auf dem Lande unmittelbar zum Ruin führen. Ew. Exzellenz darf ich diese Verhältnisse unterbreiten und die Bitte um Maß- nahmen dahin knüpfen, die dahin zielen, der im Interesse des Wiederaufbaues des Vaterlandes dringend erforderlichen Fortsetzung landwirtschaftlicher Arbeit den nötigen Schutz gegen die zur Zeit bestehenden und weiter drohenden ernsten Ge- fahren zu gewähren. gez. v. Dewitz, Direktor. - Der Bericht im Nachrichtenblatt des Deutschen Landbundes ' vom 15. Juni 1919 über die gemeinsame Besprechung am 16. Mai 1919 (Siehe vorstehenden Auszug aus dem Protokoll des Deutschen Land- bundes). . Die. Landarbeiter/Gewerkschaften waren in wichtigen Besprechungen vertreten, die die Arbeitsgemeinschaft -der deutschen Landwirtschaft am 16. und 16. Mai .d. I. hatte. Sowohl der christliche, wie der sozialdemokratische Landarbeit-erven band erklärten im Laufe dieser Besprechungen, daß es das Bestreben ihrer Gewerk- schaften sei, den Landarbeitern' ein größeres Verständnis für alle volkswirtschaft- lichen Fragen beizubringen und diese dementsprechend von der Stellung unbe-- rechtigter Forderungen und der Vornahme unberechtigter Streiks abzuhalten. Ins- besondere der Leiter des sozialdemokratischen Verbandes erklärte, daß er stets daraus hinwirke, daß nicht nur die Interessen der Konsumenten, sondern auch die der Produzenten berücksichtigt werden müßten. Andererseits müßten bei der Re- gelung der Lohnfragen sich die Landwirte auch in ihren Betrieb hineinreden lassen. Die frühere Stellungnahme vieler Landwirte, die sin Verhandeln mit ihren Arbeitern und deren.Gewerkschaften abgelehnt hätten, sei nicht mehr mög- lich. Gegenüber der Frage, ob die Landarbeiter im Interesse der Volksernährung nicht grundsätzlich, auf den Strssik verzichten könnten, da der Streik der Land- arbeiter für die Volksernährung genau so katastrophal wirke, wie der Streik der Landwirte, erklärte der Vorstand des Landarbeiter-Verbandes,, daß ein grund- sätzlicher Verzicht auf das Streikrecht seitens der Landarbeiter von feiner Orga- nisation nicht möglich sei. , Er stimmt dem aber bei, daß Streiks möglichst ver- mieden werden sollten und daß jedenfalls jedem Streik Verhandlungen in SchlichtungsausschUssen vorangehen müßten. Menü die Unterorgane des Land- arbeiterverbandes mitunter versagten und selbständig in einer Weise vorging:n, die die Zentrale nicht billigen könne, so liege dies an der mangelnden Schulung und Aufklärung. Wären die Organisationen nicht früher von den Landwirten bekämpft worden und wären die Landarbeiter früher organisiert worden, so wür- den sie, nach seiner Ansicht, heute für die Abmachungen disziplinierter dastehen. Auf eine weitere Frage, ob der Landarbeiter-Verband darauf hinwirken wolle, daß bei Streiks unter allen Umständen für die Viehpflege weiter gesorgt werde und Erntestreils nicht vorkommen sollten, erklärte er, daß auch im Streitfälle un- bedingt die notwendigen Arbeiten gemacht werden müßten. Ein Geschäftsführer der christlichen Gewerkschaften hatte am Tage vorher fast dieselbe Stellung eingenommen. 40 gewerkschaftliche Betätigung. Der Schlichtungsausschuß hat entschieden, daß die Kündigungen zu unrecht bestehen, trotzdem werden dieselben aufrecht- erhalten, auch wenn das Urteil für allgemein verbindlich erklärt wird. Der Kollege G. R. schreibt uns aus Wangeritz: „Am 30. Dezember 1919 frug mich der Inspektor des Gutes Wangeritz, ob ich dem Pommerfchen Landbund beitreten will. Ich habe es mit der Begründung abgelehnt, daß ich schon einem Verband angehöre. Darauf bekam ich die Antwort, dann müssen wir uns trennen. — Ich befinde mich feit dein 14. März 1919 hier auf dem Gilt, habe Familie und bitte, mir mitzuteilen, ob der Inspektor das Recht hat, mich auf obigen Grund hin zu kündigen." Rach Mitteilung unseres Vertrauensmanns R. in Crammonsdorf haben unsere dortigen Mitglieder ihre Entlassung erhalten. Die Arbeiter sind dort schon viele Jahre auf dem Gute beschäftigt. Seitens des Pommerfchen Land- bundes ist ein Formular herausgegeben. Dieses Formular soll jeder unter- schreiben, wenn er an seiner jetzigen Arbeitsstelle verbleiben will. Kreis Regenwalde. Im Kreise Regenwalde sind nachstehend aufgeführte 82 Familien bzw. Personen zum 1. April 1920 gekündigt worden. Unter den Gekündigten befinden sich viele, die schon 20 Jahre und n o d)> länger in ihrer Stellung gewesen sind. Es sind alles Leute, die dem Deutschen Landarbeiter-Verband angehören und nur deshalb gekündigt worden sind. 1. Bei dem Landrat v. Bismarck in Lasbe-ck: acht dem Verband angehörige Persoen. 2, Bei v. Katzler in Karlshof: ein Arbeiter. 3. Bei Frau v. Borte in R i e n o w : ein Arbeiter. 4. Bei v. Borke in Gr. Borckenhagen: ein Arbeiter. 5. Bei Graf v. Königsmvrk in Radew: acht Arbeiter, davon drei mit Hofgänger. 6. Bei Gutsbesitzer T e s ch in Horst: zwei Arbeiter. 7. Bei Frau v. K ö l l e r in Schönwalde: drei Arbeiter; in K l ü m k e n : zehn Ar- beiter. 8. Bei v. B o r ck e in L e s s e n t h i n : ein Arbeiter. 9. Bei v. Katzler in Rosenfelde: vier Arbeiter. 10. Bei v. Blücher in W o l k o w und Kl. Borckenhagen: vier Arbeiter. 11. Bei P o r a t h in B o n i n : fünf Arbeiter. 12. Bei H e l l in Schönau: drei Arbeiter. 13. Bei M a ch in S a l l m o w : zwei Arbeiter. 14. Bei v. D i e st in C a r - n i tz : der Stellnmcher. 15-. Bei Frau v. D ö t t i n ch e n in P o l ch o w A.: ein Arbeiter. 16. Bei Saatz in Klaushaaen: acht Arbeiter. 17. Bei Graf v. B o r ck e in M o st o w : drei Arbeiter. 18. Bei Frau v. C a r tz e n in D o r o w : ein Schweizer. 19. Bei Holz in Natzmersdorf: fünf Arbeiter. 20. Bei Frau Gerstenberg in Rosenow: zwei Arbeiter. 21. In G e i g l i tz : ein Arbeiter. 22. Bei Frau v. Döttinchem in Winningen: der Hofmeister. 23. Bei Stein in T e-s ch e n d o r f : ein Arbeiter. 24. Bei Frau v. Podewils in Woitzel: drei bis vier Arbeiter. 25. Bei Klug in 'G r. R a d d o w : ein Arbeiter. 26. Bei v. Dewitz in M a l d e w i n : zwei Arbeiter und ein Hofmeister. 27. Bei Graf v. Pernponcher in Labuhn: zwei Arbeiter. Auch in Kummrow haben Entlassungen stattgefunden. 28. Bei v. Dewitz in M e s s o w : ein Arbeiter. 29. Bei v. Borck in LabesA. und D.: der Schäfer. 30. Bei v. K a tz l e r in R o g g o w : der Stellmacher. 31. Bei Henke in A a I k i st sind sämtliche Arbeiter entlassen. 32. Bei Q u a n d t in Labes, sind auch Arbeiter entlassen. 33. Bei v. D i e st in Z e i d l i tz : drei Arbeiter. Die heute im „Deutschen Haus" zu Labes tagende Kreisversammlung des Deutschen Landarbeiter-Verbandes, welche von über 400 Mitgliedern besucht Auf dem Gut Liepen, Besitzer Amtsvorsteher Denkmann, wurde die Milchwagenfahrerin ohne ersichtlichen Grund gekündigt. Auf dem Gut Padderow, Besitzer Herr Pantel, wurde der De- putatarbeiter P. W. gekündigt, weil er Pantel mit einer kleinen Lohnforde- rung gekommen war, die auf anderen Gütern auch gezahlt wird. Als W. dem P. vorhielt, daß er nicht ziehen könne, bevor er eine andere Wohnung habe, da feine Frau lungenkrank fei, welche Krankheit sie sich während ihrer neunjährigen Dienstzeit als Melkefrau bei Herrn Pantel zugezogen hätte, gab ihm P. zur Antwort, er brauche eine kranke Frau nicht zu ernähren, und das andere würde das Amtsgericht machen. W. ist eifriger Anhänger der Organisation. Kreis Greifenberg. Auf den Gütern R e n f i n und L o p p n o w haben sechs Arbeiter- familien die Kündigung erhalten, darunter eine Witwe. — Beim Bauernhofs- besitzer Filter in S ch l e f f i n ist Vorstand K. V. gekündigt worden. — Der Kassierer W. beim Bauernhossbesitzer R a ck o w ist gekündigt worden. V. war vier Jahr, W. zehn Jahre im Dienst. Auf dem Gut S ch r u p t o w , Besitzer Landrat a. D. v. B r o ck h u s e n , sind fünf Arbeiterfamilien gekündigt worden. Me Arbeiter sind drei bis sechs Jahre auf dem Gut beschäftigt gewesen. Der Grund der Kündigung ist aus folgendem Schreiben ersichtlich: Treptow, den 12. Dezember 1919. Im Auftrag des Herrn Landrats a. D. von Brockhufen-Iustin dort fordere ich Sie hierdurch auf, die von Ihnen bewohnten Räume einfckl. Nebengelaß bis spätestens zum 1. Januar 1920 zu räumen. Da Sie der Aufforderung meines Auftraggebers vom 4. Dezember zur Wiederaufnahme der Arbeit nicht nachgekommen find, ist die Ihnen an- gedrohte sofortige Entlassung in Kraft getreten und steht Ihnen die Nutzung der Wohnung nur noch bis zum 19. d. M. zu. Mit Rücksicht auf das bevorstehende Weihnachtsfest will Ihnen mein Auftraggeber die Weiter- benutzung der Wohnung das Fest über gestatten und verlangt Räumung zum 1. Januar 1920. Kommen Sie dieser Aufforderung nicht rechtzeitig nach, so haben Sie Klage auf Räumung zu gewärtigen. Hochachtungsvoll Der Iustizrat. (Unterschrift.) Treptow, den 20. Dezember 1919. Im Auftrage des Herrn Landrat von Brockhufen teile ich Ihnen auf Grund neuerlicher von ihm mir erteilter Anweisung folgendes mit: Sie haben die Arbeit wiederaufgenommen. Herr Landrat von Brock- hufen ist unter diesen Umständen geneigt, unter A u f r e ch t e r h a l - t u n g der geschehenen Aufkündigung d e s A r b e i t s Ver- hältnisses Ihnen das Verbleiben in Ihrer Wohnung bis zum 1. April 1920 zu gestatten, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, daß Sie bis dahin ununterbrochen die Ihnen obliegenden Arbeiten den: Dienst- und Arbeitsvertrag gemäß verrichten, auch sonst gegen den Ver- trag in keiner Weise verstoßen und am 1. April 1920 die Wohnung wider- spruchslos räumen. Unterbrechen Sie inzwischen vor dem 1. April 1 9 2 0 wieder die Arbeit oder lassen Sie sich sonstige Verstöße gegen den Vertrag zuschulden kommen, so hat mit dem Zeitpunkt, in dem dies ge- schieht. das Vertragsverhältnis sofort ein Ende und haben Sie dann sofort die Ihnen eingeräumte Wohnung zu räumen. Andernfalls 40 Ktabund einen 50-Markscheiii in die Hand drückten, um ihn zu bestimmen, daß keine Schlichtungsausschuß-Sitzung stattzufinden brauche. Er hat ihnen die richtige Abfuhr zuteil werden lassen, indem er sich umdrehte und sie stehen ließ. Also dieselben Arbeitgeber, die zuerst mit dem schwersten Geschütz gegen Klabund aufgetreten waren, und jede Takifverhandlung ab- lehnten, wenn er dabei wäre, haben ihm kurz darauf 50 Mark in die Hand drücken wollen! .— In Stolp haben wir es mit dem Hinterpommerschen Landwirte-Bereiu zu tun. Als wir eine Besprechung mit ihnen hatten, wegen der Arbeitsgemeinschaft, sagte der Führer von Below, wir müßten unbedingt zur Arbeitsgemeinschaft kommen. Kaum 14 Tage später wurden aus seinem Gute so und so viele Arbeiter entlassen. Theorie und Praxis! Auf der einen Seite will man die Arbeitsgemeinschaft, um zu Ruhe und Frieden zu kommen, auf der andern Seite wirst man die Leute auf die Straße. So sehen die führenden Leute im Hinterpommerschen Landwirte- Verein und im Pommerschen Landbund aus. Dieser sagt immer, er wäre eine rein wirtschaftliche Organisation. Das trifft nicht zu. Aus allen Flugblättern geht hervor, daß es sich um politische Treibereien handelt. — In- Belgard haben die Arbeitgeber auch alles getan, um die Verhand- lungen zu verschleppen. Nachdem man sich schließlich mit vieler Mühe über die Sätze einig geworden war, erklärten die Arbeitgeber, sie könnten den Tarif nicht unterzeichnen, sie müßten ihn noch ihren Auftraggebern un- terbreiten. Von uns verlangten sie eine Kaution von 300 000 Mk. Hier ist der Herr von Kleist der ausgesprochene Führer der Arbeitgeber, der sich durch sein diktatorisches Benehmen hervortut. Schließlich entwickelten sich die Tinge ä la Schivelbein, es mußte zur Explosion kommen. Wir haben den Streik nicht veranlaßt, der Streik mußte infolge der ungeklärten Lage aus sich heraus kommen. Auf 44 Gütern haben die Kollegen gestreikt, die Schuld lag wiederum am Pommerschen Landbund. Wir wollen nicht prophezeien, aber fest steht, daß wir in Pommern einer ganz ernsten Zeit entgegengehen. Bisher standen uns zwei Organisationen gegenüber, der Verein der Hinterpommerschen Landwirte und der Pommersche Landbund. Jetzt ist der Verein tzinterpommerscher Landwirte nicht mehr vorhanden, er ist untergetaucht im Pommerschen Landbund. Nicht die gemäßigte Rich- tung, sondern die schärfere Richtung hat die Oberhand behalten. Der Führer ist Herr von Kleist. Aber auch die gemäßigtere Richtung ist nicht dafür, Arbeitsgemeinschaften auf paritätischer Grundlage abzuschließen. Wenn es also nicht dazu kommt, ist es nicht unsere Schuld. Es liegt uns fern, irgend eine Drohung auszusprechen. Wir haben immer auf dem Standpunkt gestanden, daß wir selbst Werte produzieren müssen, weil Deutschland nicht das vom Ausland bekommt, was es zum Unterhalt seiner Wirtschaft braucht. Wir haben unser Möglichstes getan, um zu einer Ver- ständigung mit den Arbeitgebern zu kommen, da es nicht möglich war, fällt die Schuld ans jene Leute zurück. Wir werden mit schwerer Sorge in die nächsten Tarifverhandlungen eintreten. Kollege Schmidt hat recht, wir müssen den Dingen nüchtern gegenübertreten, damit wir nicht in bolsche- wistische Verhältnisse hineinaeraten. Das müssen wir tun aus Vernunft- gründen im Interesse der Arbeiterbewegung. Die Waffe, die uns zur Ver- fügung steht, wird unwirksam gemacht, wenn es an den verschiedensten Stellen aufloht. Unbedingte Geschlossenheit auf unserer Seite ist notwen- dig. Wir können den Leuten nicht imponieren, wenn wir ihnen ein Bild der Zerrissenheit zeigen, sondern nur durch unsere Geschlossenheit. —- Nun ist die Frage, wie können wir die Dinge ändern. Damit müssen mir uns bei Zeiten beschäftigen, damit wir nicht vor vollendeten Tatsachen stehen. 19 Die Arbeiter ersuchen um dringende Benachrichtigung, ob sie tatsächlich ziehen müssen, oder ob die Regierung für Abhilfe sorgt. Aus Sassenburg berichtet der Arbeiter P., daß er schon seit 2. De- zember 1919 als Vater von sieben Kindern arbeitslos sei. P. ist Vorsitzender der Ortsgruppe und berichtet ebenfalls, daß viele Kündigungen erfolgen. Auf dem Gute B ewerin gen, Post Tramske, Kreis Saatzig, haben sechs Arbeiter, die Mitglieder des Deutschen Landarbeiter-Verbandes sind, ihre Entlassung erhalten, darunter auch der Kassierer der dortigen Orts- gruppe, B. v. d. S. Kreis Schivelbein. Auf dem Gute N e l e p , Besitzer S e y e r, sind fünf Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 ohne Angabe von Gründen durch den Rechtsanwalt gekündigt. Auf dem Gute Dolgenow, Besitzer S ch m e l i n g, sind zum 1. April 1920 zwölf Arbeiterfamilien gekündigt worden. Auf dem Gute G r ö s s i n, Besitzer Schmeling, sind zum 1. April 1920, fünf Arbeiterfamilien gekündigt worden. Die Gutsverwaltung des Rittergutes Völzkow, Besitzer Schmeling, hat acht Arbeiterfamilien durch den Rechtsanwalt kündigen lasten. Alle ohne Angabe von Gründen. Auf dem Gute Charlotten Hof, Besitzer Schlotte, wurden vier Arbeiterfamilien gekündigt. Auf dem Gute K o p e s n o w , Besitzer C o p u i, sind zum l. April 1920 vier Arbeiterfamilien gekündigt worden. Auf dem Gute K r e i tz i g, Besitzer v. d, Golz, sind zum 1. April 1920 z ehn Arbeiterfamilien gekündigt worden. Auf dem Gute Falkenberg, Besitzer v. Bothner, wurden elf Arbeiterfamilien zum 1.'April 1920 gekündigt. Auf dem Gute B e n st r i n, Besitzer Herr Braun, sind zum 1. April 1920 drei Arbeiterfamilien gekündigt worden. Auf den: Gute B e r k n o w , Besitzer ».Schmidt, sind zum 1. April 1920 drei Arbeiterfamilien gekündigt worden. Auf dem Gute Schlönwitz, Besitzer Herr P e r i n, sind zum 1. April 1920 vier Arbeiterfannlien gekündigt worden. Am 17. November 1919 fand inSchlenzig eine Versammlung des Deut- schen Landarbeiter-Verbandes.statt. Arbeiter traten in den Landarbeiter-Ver- band über, waren vorher im Landbund. Am nächsten Morgen drohte Besitzer G o t t f ch a l k sämtlichen Arbeitern mit Entlassungen. Der Inspektor fertigte ein Schriftstück an, nachdem sämtliche Leute wieder ihren Austritt mit eigener Unterschrift erklären mußten. Die standhaften Arbeiter wurden zum 1. April 1920 gekündigt, bekommen keine Feuerung mehr; erst auf Einwirkung des Deutschen Landarbeiter- Verbandes bekamen sie die ihnen zustehende Feuerung. Besitzer S ch m e h l i ch g in D o I g e n o w hat zehn Arbeiter (angeblich alle bei ihm beschäftigten) durch den Rechtsanwalt kündigen lassen. Darunter be- finden sich Arbeiterfamilien, die 7 bis 18 Jahre dort gewohnt haben, größten- teils Kriegsteilnehmer, einer sogar Kriegsinvalide. Do pke, Kreisvertrauensmann, teilt mit, daß er im Zeitraum von zwei Wochen 68 Kündigungen dem Schlichtungsausschuß unterbreitet habe. Die meisten Fälle wurden aber zurückgewiesen, weil die Kündigungen unter Be- zugnahme aus 8 620 BGB. richtig erfolgt seien. Ein Beisitzer habe ihm er- klärt, den Hut habe es gekostet, nun kann es auch noch den Kragen kosten, aber nachgeben tun wir nicht. 49 Aus der Preußischen Landesvccfammlung. Das gemeingefährliche Vorgehen des Pommers che n Land b und es hat auch zu einer Anfrage der Abgeordneten Schmidt (Cöpenick) und Hartwig (Stettin) in der Preußischen Land es - Versammlung geführt. Kollege Schmidt begründete in der Sitzung am 4. Februar diese Anfrage, und geben wir nachstehend seine Ausführungen auszugsweise bekannt: Schmidt (Eöpenick, Sozdem.): Meine Damen und Herren! Es ist in diesen Tagen in der Presse gesagt worden, die Maßregelungen von Land- arbeitern, die ganz besonders in Pommern stattfinden, feien keine Aus- nahmezustände. Wir wollen hier den Nachweis führen, daß es sich hierbei um Ausnahmezustände handelt. Meine Fraktion und ich persönlich bedauern, daß wir diese Versammlung immer damit beschäftigen müssen, uns in Ab- wehr zu stellen gegenüber den Angriffen, die auf die Koalitionsfreiheit der Landarbeiter ausgeübt werden. Es wäre besser, wenn wir uns mit dem Aufbau in der Landwirtschaft beschäftigen könnten, statt daß diese Ange- legenheiten hier immer wieder vorgebracht werden müssen. Ehe ich auf die förmliche Anfrage im ganzen eingehe, muß ich etwas zurückgreifen, wie es kommt, daß diese Zustände gerade in der Provinz Pommern so entstanden sind. Der Standpunkt der Gewerkschaften ist nicht der, daß sie bei seder Gelegenheit Staatshilfe in Anspruch nehmen wollen, um Forderungen der Arbeiter durchzudrücken, im Gegenteil, die Gewerk- schaften stehen auf dem Standpunkt, diese Fragen durch Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu erledigen. Wenn das in der Landwirtschaft heute noch nicht so der Fall ist, ist es darauf zurückzuführen, daß die Landwirte sich von jeher an die Gesetzgebung gewandt haben, um ihre Wünsche zur Durchführung zu bringen. Man wirft den organisierten Landarbeitern immer vor, daß ihre Organisationen politisch seien. Ich behaupte, daß in keiner Unternehmergruppe derartig das politische Moment eine Rolle spielt, als esbei den landwirtschaftlichen Unternehmerorganisationen seit jeher der Fall ist. (Sehr richtig! bei den Dozdem.) Für sie war die Regierung das ausführende Organ, und mein Kollege Paetzel hat vor kurzem hier in diesem Hause sehr zutreffend gesagt, daß dieses Parlament seitens der Landwirte immer als die Verwaltung des großen preußischen Gutshofes betrachtet wurde. ' Die Herren kamen ab und zu her und haben nachgesehen, ob die Administratoren, das heißt die Regierungsmänner, ihre Schuldigkeit erfüllt haben, und dann sind sie wieder nach Haufe gefahren. Jetzt ist es aber etwas anders geworden. Dann möchte ich noch eine persönliche Sache anschneiden. Es ist dies auch nicht persönlich, denn ich werde ja immer angegriffen als Vertreter des Deutschen Landarbeiter-Verbandes, Da hat besonders von Wangen- heim - Kleinspiegel sich mit mir beschäftigt. Dieser Herr hat auf der 17. Voll- versammlung des Deutschen Landwirtschaftsrates am 29. November 1918 in Berlin, laut „Deutscher Tageszeitung", erklärt, daß Schmidt vom sozial- demokratischen Landarbeiter-Verband es abgelehnt habe, mit den Arbeit- gebern zusammenzuarbeiten. Der Bericht vermerkt hier: Hort, hört! Ich 62 muß annehmen, daß dieser Bericht richtig ist, denn eine Berichtigung seiner Ausführungen habe ich in der „Deutschen Tageszeitung" nicht gefunden. Diese Ausführungen sind das Gegenteil von Wahrheit. Gerade v. Wangen- heim müßte wissen, daß ich seit jeher mit den landwirtschaftlichen Körper- schaften verhandelt habe, und heute bedauern wir, daß wir noch zu keinem Resultat gekommen sind, weil die maßgebenden Herren, besonders im Bund der Landwirte, sich nicht auf denselben Boden stellen können wie die indu- striellen Unternehmer. Nicht um meine Person in den Vordergrund zu stellen, sondern der Sache wegen, will ich bekanntgeben, daß v. Wangenheim am 20. Februar 1919 auf einer Tagung des Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatspflege folgendes über micht erklärt hat: Ich will bemerken, daß es mir eine große Freude ist, seit längerer Zeit mit Herrn Schmidt in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen zu arbeiten, die wir beim Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft gegründet haben. Auch Herr Behrens ist Mitglied dieser Arbeitsgemeinschaft. Ich habe dort zu meiner Freude gefunden, daß wir uns in vielen Punkten mit Herrn Schmidt vollkommen verständigen konnten, obwohl er Sozialdemokrat und wir Monarchisten sind.. An anderer Stelle sagt v. Wangenheim: Schmidt hat mich bei Beratungen mit der Regierung verschiedentlich mit seinen sehr ruhigen Ausführungen unterstützt. Das war danmls, da war die Revolution noch nicht solange vorbei, heute haben die Herren sich eines anderen besonnen. Bei dem, was ich in diesem Hause gesagt habe, bleibe ich stehen, das gibt keinen Anlaß, derartig unerhörte Vorwürfe gegen meine Person zu richten. Wenn der Herr Freiherr noch ein Tänzchen wagen will, wir spielen ihm jederzeit auf. Den Herren in Pommern sind ruhig arbeitende Vertrauensleute der Arbeiter nicht erwünscht. Am 29. Dezember 1919 fand in Stargard in Pommern eine Sitzung des Schlichtungsausschusses statt. Arbeitgeberver- treter war Hauptmann L i c t k e vom Landbund. Dieser erklärte unserem Vertreter F a l k in der Unterhaltung, er möchte Falk im Kreise Saazig nicht als Vertrauensmann haben, denn Falk versuche, alle Sachen durch Ver- mittlung zu erledigen. Lieber sei ihm ein anderer Kreisvertrauensmann, der schärfer vorgehe und den Arbeitern große Versprechungen mache. Dadurch würden die Arbeiter bald einsehen, daß sie im Landbund besser aufgehoben seien. Den S p a r t a k i st e n von rechts sind also die Radi- kalsten am l i e b st e n. Wie manche Herren den Verkehr mit den Arbeitervertretern auffassen, dafür ein Beispiel. Ein Kreisvertrauensmänn unseres Verbandes hat für eine Arbeiterin an den jungen Herrn v. Wangenheim-Kleinspiegel, Otto v. Hangenheim, einen Brief wegen Erfüllung einiger Wünsche geschrieben. Darauf ist folgende Antwort eingegangen: ... Ich möchte Sie aber nicht im Zweifel darüber lassen, daß ich einen weiteren Schriftwechsel in dieser Sache für ziemlich zwecklos halte, da es Ihnen ja nicht darauf ankommt, den Leuten zu helfen, sondern lediglich darauf, agita- torisch zu wirken. Ich bin auch davon überzeugt, daß Sie nicht die Absicht haben, beruhigend zu wirken, sondern im Gegenteil, die Erregung dauernd zu schüren. Dann kommt die bezeichnende Unterschrift: M i t der Ihnen gebüh- renden Hochachtung! Wenn der alte Herr v. Wangenheim öffentlich den Führern des Landarbeiter-Verbandes Vorlesungen Uber gesellschaftliche 03 In KlUtzow erhalten freie Arbeiter 3 Mk. pro Tag und freie Ver- pflegung. Die russischen Gefangenen aber erhalten pro Tag noch 1 Mark inehr in bar. Der Besitzer B i e n d e r hat erklärt: Wenn euch das nicht ge- nug ist, dan sucht euch andere Arbeit. Uber derartige Behandlung herrscht un- geheure Erbitterung. JnVölzkow sind drei Kollegen gekündigt. Alle Vorstandsmitglieder der Ortsgruppen. Aus dem Kreise Schivelbein liegt ein Antrag vor, die Arbeiter gegen diese Entlassungen zu schützen; andernfalls seien sie gezwungen, in Streik zu treten. Ferner wird beantragt, daß keine polnischen Schnitter eingestellt wer- den dürfen ohne Zustimmung des Landarbeiter-Verbandes, weil Arbeitskräfte genügend vorhanden find. Auf dem Gute K l e m z o w bei Schivelbein haben am 1. Januar 1920 sieben Familien ihre Entlassung erhalten, und zwar wurde als Grund an- gegeben, daß der Besitzer keine einzelnen Leute mehr beschäftigen will. Dieser Grund ist aber schon dadurch hinfällig, daß eine Familie, die auch die Kün- digung erhielt, drei Männer auf Arbeit schickt, die alle Männerarbeit ver- richten. Aüch der Vertrauensmann der dortigen Ortsgruppe, R. P., hat den Entlassungsschein erhalten. Die Entlassung wurde ausgesprochen von dem neuen Administrator, der erst am 28. Dezember 1919 seine Stelle dort ange- treten hatte und daher über die Arbeit der einzelnen noch gar nicht orientiert war. Der frühere Administrator war mit der Arbeit immer zufrieden und hat dies auch dem Vertrauensmann, P., gegenüber ausgesprochen. An den Deutschen Landarbeiter-Verband, Perbandsvorstand. Stettin, den 15. Januar 1920. Ich mache auf einige Maßnahmen einzelner Landwirte aufmerksam, die eine Nachprüfung und unter Umständen eine Bestrafung der Schuldigen er- fordert. Der Gutsbesitzer Dr. Leonhard vom Gut K lempzo w , Kreis Schivelbein, hat im vollen Bewußtsein Sommerroggen und Wiesenheu nicht einbringen lassen. Mitte September ist dem Herrn Inspektor Timm vom Gut Klempzow, durch den Vertrauensmann des Landarbeiter-Verbandes W. Dopte, Schivelbein, mitgeteilt worden, daß die Arbeiter, um die Ernte re st los einzubringen, auch Sonntags arbeiten wollten. Sie wollten sich verpflichten, von morgens 5 Uhr, ui i t zwei Stunden Unterbrechung, die für die einzelnen Eß stund en in Frage kommen sollten, bis Sonnenuntergang zu arbeiten. Für diese Zeit wurde eine Lohnentschädigung für das Mähen.von Mengfutter 10 Mk., und für das Mähen von Wiesen und Serradella 8 Mk. gefordert. Der Inspektor Timm lehnte dieses Anerbieten ab und erklärte darauf, wenn die Arbeiter nicht für 4 Mk. diese Ar beiten ausführen wollten, so könne das Getreide verfaulen. So ist es dann auch ge- kommen. Am 4. Januar d. I. ist festgestellt worden, daß noch Sommer- roggen in Mandeln auf dem Acker steht und Wiesen nicht gemäht worden sind. Hier dürfte es sich um einen Fall handeln, wo eine zwangsweise Be- wirtschaftung am Platz ist. Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Grund- besitzer eine gereizte Stimmung der Landarbeiter geradezu herausfordern, gibt folgender Vorfall. Der Rittergutsbesitzer Hoppenrath in Lankow, Kreis Schivelbein, traf mit einer Anzahl Arbeiter nachstehende schriftliche Vereinbarung. 50 Maßregelungen im Pommern. Kreis Anklam. Auf dem Gut Spantcksw, Besitzer Graf ».Schwerin (Vorsitzender des Pommerfchen Landbundes), wurden fünf Arbeiterfamilien gekündigt. I. F. S. (Vorsitzender der Ortsgruppe Spantekow des Deutschen Landarbeite r-Verbände s). Der Grund zur Kün- digung soll sein, daß er sich geweigert hat, zum 1. April einen Hofgänger zu stellen; der wahre Grund aber ist der, daß er sich tatkräftig am Er- starken des Deutschen Landarbeiter-Verbandes betei- ligt. 2. R. W. Der Grund zur Kündigung ist hier, daß er sich geweigert hat, den vom Pommerfchen Landbund ausgearbeiteten Vertrag zu unter- schreiben. Die Gründe bei den drei anderen Arbeiterfamilien sind den erst- angeführten ähnlich. Auf dem Gut Zinzow, Besitzer Graf v. Schwerin, wurden vier Arbeiterfamilien gekündigt, i. M. B. Als Grund hierfür wird angeführt, daher des Morgens das Wecken nicht hören kann. 2. F. D. st. H. L. Der Grund zur Kündigung ist, daß die Schweine abgeschafft werden sollen. (L. ist Schweinefütterer.) 4. W. G. Auf dem Gut S a r n o w , Besitzer Graf v. Schwerin, sind vier Ar- beiterfamilien gekündigt worden. 1. R. B. 2. A. K. Der Grund zur Kündi- gung soll sein, daß K. im Oktober v. I. zum Gutsverwalter gesagt hat, er hätte noch keinen Herrn angetroffen, der ihni seinen verdienten Lohn nicht rechtzeitig auszahlt. 3. Der Vertrauensmann der Ortsgruppe S a nt o w, F. P. Dieser mußte einen seiner Hofgänger wegen Ernährungs- schwierigkeiten bei einem Bauern in Arbeit geben, hatte aber vorher beim Gutsverwalter beantragt, den einen Hofgänger auf dem Gut in Verpflegung zu nehmen, was jedoch mit deut Bemerken abgelehnt wurde, der Junge würde die Gutskost doch nicht essen. 4. K. D. Der wahre Grund aller Kündigungen ist, daß die Arbeiter sämtlich treu zu ihrer Organisation stehen. Auf deut Gut Sophien Hof, Besitzer Graf v. Schwerin, wurden 13 Arbeiterfamilien gekündigt wegen Nichtanerkennung des vom P o man e r s ch e n Landbund vorgelegten £ a r t f e s. Auf dem Gut K r u s e n f e l d e , Administrator B e ck l e r, wurden zwei Arbeiterfamilien gekündigt. 1. H. P. 2. W. F., letzterer, weil er auf eine Frage antwortetet „Das weiß ich nicht." Er ist 13 Jahre dort beschäftigt und hat dort auch ein Auge verloren. Auf dem Gut Deutn itz, Inspektor Howe, wurden drei Arbeiter- familien gekündigt, sämtlich wegen Kleinigkeiten, die gesucht sind, um den wahren Grund, nämlich den der Zugehörigkeit zur Organisation, zu be- mänteln. Auf dem Gut R a t h e b u r , Besitzer Dr. L e f e w r e , wurden zwölf Arbeiterfamilien gekündigt wegen Ablehnung des vom Pomuterfcheir Land- bund ausgearbeiteten Tarifes. Die Arbeiter waren früher Mit- glieder des Pommerfchen Landbundes und find zum Deutschen Landarbeiter-Verband übergetreten. 45 «mT mir nicht sehr praktisch, weil wir unter einem einheitlichen Lohngebiet mit Ausnahme von Rügen stehen. Es wäre wohl besser, wenn die beiden Gau- beamten in einem Büro sitzen. Die Materialsammlung ist sehr notwendig. Auch in der Beziehung wäre eine männliche Hilfskraft zweckmäßiger. Bedauerlich ist es, baß die Arbeiterausschüsse nicht eng genug mit den Schlichtungsausschüssen in Füh- lung stehen. Manche unserer Aeußerungen werden durch den Denkapparat der Landarbeiter wesentlich verschärft und anders aufgefaßt, was uns sehr gefährlich werden kann. Der § 14 der Verordnung vom 3. September hätte in unserem „Landarbeiter" näher erläutert werden müssen. Ein Kollege hat von den Arbeitersekretariaten gesprochen. Ich weise daraus hin, daß bei unserer jungen Organisation eine Gefahr besteht. Die Kollegen sind in die Gesetzgebungsmaterie nicht genügend eingeweiht. Bekommen sic bei uns keinen Rat, dann laufen sie zum Arbeitersekretär, der vielleicht die Sache anders anfaßt. Dann sind wir unten durch. Schwarz- Stettin: Uns in der Gauleitung freut es, wenn wir ein klei- neres Arbeitsgebiet gekommen. Aber von der Zentrale hat man gewöhnlich die besten Bahnverbindungen, und man muß auch in ständiger Verbindung mit dem Regierungspräsidenten bleiben. Darum ist es notwendig, daß auch Sparsamkeitsgründe beachtet werden. Die Kreise sind nicht zu groß, die einzelnen Kollegen kommen aber mit zu viel Wünschen. Wenn in kleineren Städten Schlichtungsausschüsse errichtet werden, dann kann das eine Gefahr werden, wenn die Ausschüsse nicht anders besetzt werden. In Labes war der Vorsitzende des Schlichtungsausschusses der Ansicht, wir wollten nur den Amtsgerichten das Recht wegnehmen. Die Beamten in den Ausschüssen werden viel zu sehr beeinflußt von den Unternehmern. Die Leute müssen noch viel erzogen werden. R o s i n - Schlawe^Ich stimme dem Vorredner nicht ganz zu. Die Or- ganisation ist nur dadurch so stark geworden, daß wir im Frühjahr etwas erreicht haben. Wir werden den Verband stärken, wenn wir auch im nächsten Frühjahr wieder - etwas mehr erreichen. Der Kreis- Schlawc ist außerordentlich groß und kann kaum von einer Stelle bearbeitet werden. Jetzt treibt dort der Christliche Verband starke Agitation, und er rängt viele Kollegen ein, weil sie gar nicht wissen, daß der Zentralverband ein christlicher ist. Unsere Vertrauensleute müssen besser informiert werden. Dadurch, -daß die Leute in die Wohnungen der Vertrauensleute kamen, haben wir erst ihr Vertrauen erworben. H o f m a n n- Randow: Die jetzigen Gauleiter können ihre Gaue ganz gut allein leiten; aber es wäre gut, wenn sie zwei Hilfsgauleiter bekommen, von denen einer die Presse mit bearbeitet. Nur wer ständig in Fühlung mit den Kollegen im Lande ist, wird die Presse zweckmäßig bearbeiten können. Auf den Gauleiter sehen die Kollegen wie auf den Herrgott. Würden wir einen zweiten Gauleiter einsetzen, dann verliert der Gauleiter an Ansehen. E i s e r m a n n - Köslin: Rosin kann ich nicht ganz zustimmen. Auf. Moinenterfolge kann sich keine Organisation aufbauen. Dauernd können wir nicht solche Erfolge erzielen. Die Organisation ist sehr in die Breite gewachsen. Wir haben alle Ursache, jetzt mehr in die Tiefe zu gehen. Einzelne Kreise sind viel zu groß für einen Vertrauensmann; aber der Vertrauensmann muß mit aller Kraft die organisierten Kollegen schulen und aufklären. Wir müssen den Kollegen sagen, daß wir nicht endlos mit immer neuen Forde- - ruugen kommen können. Der Egoismus der Landarbeiter ist vielfach un- gesund, und wir müssen mehr für idealistische Ziele eintreten. 32 nach Hause geschickt worden, es sollte Mitte Oktober eine Verhandlung über den Tarifvertrag stattfinden, der dann rückwirkend von 1. September Gel- tung haben solle. Im Oktober kamen wir so weit, daß Verhandlungen statt- fanden; ich hatte den Regierungspräsidenten, Reg.-Rat Meyer, mobil ge- macht, daß er sich Mühe gebe, damit mir zum Vertragsabschluß kämen. Als wir zusammenkamen, wurde ich gefragt, wie der Deutsche Landarbeiter- Verband sich zur Gewährung des Deputats stelle. Man sah also schon, was die Sitzung bezwecken sollte. Ich konnte natürlich nur die Antwort geben, daß wir uns streng an die bestehende Verordnung halten müssen. Der Landrat von Marwitz sagte dann wieder, daß der Deutsche Landarbeiter-Verband dafür sorge, daß der Landarbeiter sein Deputat nicht bekommt. Dann ging es weiter: Ob der Deutsche Land- arbeiter-Verband sich unterwerfen wolle unter den bestehenden Tarifver- trag. Wir haben das abweisen müssen, weil der Tarif der allerniedrigste war, im Rgierungsbezirk Stettin, und weil darin die Bestimmung ent- halten war, daß der Taglöhncr verpflichtet sei, einen Hofgänger selbst zu stellen und daß die Frau auch noch 80 Tage in Arbeit zu gehen verpflichtet sei. Wir wollen durchaus unsere Leute zur Arbeit erziehen, aber weil heute sehr viele Taglöhncr ohne Hofgänger sind, wünschten wir, daß das aus dem Tarif herauskam. Wir stellten dann die Frage, ob der Pommersche Land- bund bereit sei, mit dem Deutschen Landarbeiterverband einen Vertrag ab- zuschließen. Darauf wurde uns erklärt, nein, dazu haben wir keine Voll- macht. Damit waren die ganzen Verhandlungen hinfällig. Wenn wir dem Drängen der Kollegen nachgegeben, wäre schon im Juli bei der Haupternte der Streik ausgebrochen. Wir haben die Kollegen unter Gefahr für unsere eigene Person davon abhalten müssen, weil wir dafür nicht die Verant- wortung auf uns nehmen konnten. Wir haben alle Instanzenwege bis zum Demobilmachungskommissar benutzt, aber alles war vergeblich, und so ist es in Greifenberg zuin Streik gekommen. Auf 30 Gütern wurde die Ar- beit niedergelegt. Der Landrat, der selbst Besitzer ist, — er bezahlt noch nicht einmal den Pommerfchen Tarifvertrag, — hat als verantwortliche Person die Regierung angerufen. Darauf kamen auf dem schnellsten Wege zwei Regierungsvertreter nach Stettin. Wir wurden auch hinberufen und auch Regierungsrat Dr. Meyer. Am ersten Tage haben wir bis zum Abend nichts zustande gebracht. Am nächsten Morgen hatten die Besitzer eine Sitzung. Die Regierungsvertreter heben sich die größte Mühe gegeben, es zu einer Einigung zu bringen. Der Pommersche Landbund beharrte starr auf seinem Standpunkt. Die Sache mußte dann dem Schlichtungsausschuß überwiesen werden. Die Spruchkammer in Stargard hat einen Schieds- spruch gefällt, durch den ein Mittelweg eingeschlagen worden ist. Wir ver- langten 3000 Mt. und wollten den Camminer Vertrag zugrunde legen, weil das der angrenzende Kreis ist, wo die Verhältnisse dieselben sind. Die Spruchkammer hat gesagt: Der teueren Verhältnisse wegen müßten wir auf den Camminer Vertrag, der 2500 Mk. vorsieht, etwas drauflegen unb schlug den Mittelweg von 2750 Mk. vor. Die Arbeitgeber wurden beauf- tragt, innerhalb vier Tagen Antwort zu geben. Sie haben dann erst einen Tag nach dem angesetzten Terinin Bescheid gegeben, daß die Besitzer sich mit dem Schiedsspruch nicht einverstanden erklären. Sie beharrten darauf, nichts bewilligen zu wollen. Wir haben dann den Spruch dem Regierungspräsidenten zur Verbindlichkeits-Erklärung übergeben. Der Ge- schäftsführer Dr. Wolfgramm hat strikte erklärt, er bewillige das nicht, die Besitzer wollen nicht zahlen, wir richteten die ganze Wirtschaft zugrunde »sch. Also sie wollen mit dem Deutschen Landarbeiter-Verband nichts 15 war, und hinter denen weitere 4000 organisierte Landarbeiter des Kreises Regenwalde stehen, spricht einmütig ihre Mißbilligung über die stattgesunde- nen Kündigungen ihrer Kollegen aus. Sie bringt hiermit zum Ausdruck, daß sämtliche Kündigungen bis zum 15. Februar 1920 von den Arbeitgebern zurückzuziehen sind, und bittet den Herrn Regierungspräsidenten, sich dieser Sache wohlwollend annehmen zu wollen. Sollte dieser berechtigten Forderung wider Erwarten nicht Rech- nung getragen werden, so wird sich die ganze Landarbeiterschaft im Kreis Regenwalde mit ihren gemaßregelten Kollegen solidarisch erklären und ihre Rechte selbst zu wahren gezwungen sein. gez.: Kreisversammlung des Deutschen Landarbeiter-Verbandes, Regenwalder Kreis. Kreis Stolp. Aus dem Gut Je se ritz, Besitzer Baron v. Puttkam er, sind zum 1. April 1920 dreizehn Arbeiterfamilien gekündigt worden. Grund hierfür ist Verbandszugehörigkeit. Einzelnen wurde anheimgestellt, aus dem Verband auszutreten, dann könnten sie wieder bleiben. Die Familien sind zwei, vier, sechs und zehn Jahre auf dem Gut beschäftigt. Auf dem Gut Schöjow, Besitzer Graf v. Schwerin, sind zum 1. April 1920 zwei Familien gekündigt worden. Die Familien sind sechs und vier Jahre auf dem Gut. Der angebliche Grund hierfiir ist zu hoher Lohn. Die Kollegen erhalten jeder 500 Mk. im Jahr außer Deputat. Die Wohnungen sind in einem erbärmlichen Zustand. Einer ist Ortsgruppen- vorsitzender. Auf den: Gut Dämmen, Besitzer v. L i v o n i u s , sind zum 1. April 1920 drei Familien gekündigt; sie sind sechs, acht und FwölfJahre auf dem Gut und alle drei Vertrauensmänner der Organisation. Auf dem Gut Sorchow, Besitzer v. Braun schweig, sind zum 1. April 1920 zwei Familien gekündigt. Einer ist zehn Jahre und einer 28 Jahre auf dem Gut. Letzterer ist Vertrauensmann, und der Grund zur Kündigung ist der, daß der Besitzer „die Wohnung für einen anderen braucht". Auf dem Gut Kosemühl, Administrator Hagen, wurden drei Familien zum 1. April 1920 gekündigt; Kollege K., weil er zur Einhaltung des Tarifs^ vorstellig wurde, Witwe G., weil sie nicht mehr soviel Hofgänger stellen kann, als der Administrator verlangt, und Kollege D. wurde sofort entlassen, weil er sich weigerte, das Klosett auszuräumen. Die Familien sind zehn, acht und fünf Jahre auf dem Gut. Auf dem Gut G i r w i n z, Besitzer P o m m e r s ch e Landbank Stettin, sind fünf Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt worden. Sämtliche Arbeiter sind Kriegsteilnehmer. Auf dem Gut Warzmin, Pächter Dennert, sind zum 1. April 1920 drei Familien gekündigt. Kollege W. ist erst am Anfang dieses Jahres gekündigt, weil er zu alt ist, doch ist er noch rüstig und ohne Bezug von Rente; Kollege B. wegen Einhaltung des Tarifs, Kollege G., weil er Ver- trauensmann ist. Auf dem Gut D a r s o w , Pächter Horch, sind zum 1. April 1920 drei Familien gekündigt. Alle drei sind Vertrauensleute und bereits fünf und sechs Jahre am Ort. Der Arbeitgeber hat schon Räumungsklage eingereicht und durch Gerichtsvollzieher zustellen lassen. Aus dem Gut Lübzow, Besitzer v. Braunschweig, sind zum 1. April 1920 sechs Arbeiterfamilien gekündigt, f ü n f davon waren 58 M i I i t ft x a n. In Greifenberg ist auch ein großes Auto m i t Hand- granaten erschienen, trotzdem die Kollegen gar nichts verbrochen hatten. In Pommern hat eben der L and b und das Heft in Händen, n i ch t d i e R e g i e r u n g. In der Landarbeitsordnung ist der 8 16 für uns rin großer Krebs- schaden. Die Arbeitgeber verstehen ihn sehr gut, für sich auszulegen. Wenn ein Arbeiter, der nur als Taglöhner beschäftigt geivesen ist, als Knecht ar- beiten soll und sagt, er sei noch nicht mit Pferden vertraut gewesen, so gilt das als Arbeitsverweigerung und er kann sofort entlassen werden. — Also es muß dafür gesorgt werden, daß die reaktionäre Sippe entfernt wird. Wir wollen nicht etwa nur Sozialdemokraten, sondern müssen dem Rech- nung tragen, daß wir heute eine Koalitionsregierung haben. Abe>. solche reaktionären Elemente können wir nicht mehr dulden. Hier muß völlig ausgeräumt werden. Wir müssen eine unparteiische Stütze im Kreise haben, auf die wir uns verlassen können. Vors. Schmidt bittet die Redner sich möglichst kurz zu sasseu und das Material, das sie bei sich haben, dem Vorstand zu übergeben. Ei s er m a n u - Köslin: Kollege Schmidt hat recht, wir wollen uns auf das wesentliche hier beschränken und uns nicht in Einzelfälle verlieren. Ich- gebe ihm auch recht, daß bis zum Juni in Pommern alles ruhig war. Man könnte von gegnerischer Seite sagen: Von der Zeit an hat die Orga- nisation der Landarbeiter eingesetzt. Aber das müssen wir entschieden ab- lehnen. Wir hatten es gar nicht notwendig, die Landarbeiter erst zu ver- hetzen, sie sind uns zugeströmt. Die Unruhe ist erst hineingetragen worden, als es sich darum handelte, den Tarifvertrag mit den Landarbeitern abzu- schließen. Nun stützen sich die Arbeitgeber daraus, Einzelverträge seien vorhanden gewesen, die Landarbeiter hätten im April selbst die Verträge abgeschlossen'. Aber wie lagen die Dinge. Es ist nicht Schuld der Land- arbeiter, daß sie ungünstige Einzelverträge abgeschlossen haben, die Kollegen waren meist vom Heeresdienst entlassen, da kam es für sie vor allem darauf an, wieder in Arbeit zu treten,' sie waren auch ganz unaufgeklärt über die Lage in Deutschland, und so haben sie sich die ungünstigen Verträge auf- drängen lassen. Die Kollegen sind dann zu uns gekommen mit ihren Wün- jcherg weil sic wußten, daß wir sie schützen würden. Die Organisation wuchs ganz kolossal in die Breite. Wir mußten nun auch bafür' sorgen, daß die Kollegen wirtschaftliche Vorteile erlangten, daher wurde überall versucht, in Tarisvcrhnndlnngen einzutreten. Die Arbeitgeber hatten cs in der Hand, dafür zu sorgen, daß keine Unruhe in die Landwirtschaft hin- eingetragen wurde. Im Kreise Lauenburg haben wir zuerst eingesetzt. Dort bestand ein Tarif, der abgeschlossen war von dem Landarbeiter- und Bauernrat. Die Sitzung verlief zunächst ergebnislos, später kam es dann zum Tarifvertrag. Schlimmer sah cs schon im Kreise Schivelbein aus. Wir kamen schließlich auch zu Tarifverhandlungen. Es fanden fünf Sitzungen statt, man hat sich Punkt für Punkt herumgeschlagen, kam aber zu keinem Resultat. Die Taktik der Arbeitgeber bei den Tarifverhandlun- gen ist recht sonderbar. Sie versuchen, die Kollegen gegen uns auszuspie- len, indem sie sagen, die Landarbeiter sind doch zufrieden mit ihren Löhnen. Die letzte Sitzung in Schivelbein hatte bis nachts ^12 Uhr gedauert, aber wir konnten zu keinem Ergebnis kommen. 'Schließlich haben wir uns im Interesse der Volksernährung und der Aufrechterhaltung um Ruhe und Ordnung im Kreise, da wir wußten, daß die Kollegen noch nicht genügend geschult 'sind, entschlossen, den Vertrag zu unterzeichnen, trotzdem er nicht unseren Wünschen entsprach. Die andere Seite hat die-Lage gewissenlos 17 dürfen Sie, wie gesagt, bis zum 1. April in Arbeit und Wohnung ver- bleiben. Mit diesem Zeitpunkt hat aber unwiderruflich das Arbcitsver- hältnis ein Ende, und ist die Wohnung dann sofort zu räumen. Eine weitere Befristung hinsichtlich sowohl des Arbeitsverhältnisses als auch der Räumung ist ausgeschlossen. Hochachtungsvoll Der Iustizrat. (Unterschrift.) Kreis Randow. Durch Gutsbesitzer Böttcher, Rittergut W a r t i n , 5000 Morgen groß, wurden Arbeiter gekündigt und schikaniert durch Überweisung in schlechtere Wohnungen und Entziehung von Milch und anderem Deputat. Darunter sind Arbeiter, die schon acht und zehn Jahre auf dem Gut tätig sind. Trotz mehrmaliger Verhandlungen mit dem Schlichtungsausschuß ist keine Besserung eingetreten. Aus Gartz a. d. Oder laufen Berichte ein, daß gefangene Russen zur Arbeit herangezogen werden, obwohl genügend Arbeitslose^vorhanden sind. In A r m e n h c i d e befindet sich ein Gut der Stad: Stettin. Der dortige Verwalter Herguth versuchte die Arbeiter in den Landbund zu bringen und hat geäußert, bis zum Frühjahr werde er alle Arbeiter, die noch dem Deutschen Landarbeiter-Verband angehören, nacheinander rausschmeißen. Bezeichnend ist, daß auf dem Nachbargut Luisenhof, wo Herguth vorher war, seit dem Abschied dieses Herrn die größte Zufriedenheit zwischen Arbeitern und Gutsleitung vorhanden ist. Kreis Greifenhagen. Der Kollege E. N. schreibt uns aus L i e b e n o m : Auf dein Gut Liebe- now ist am l. Januar 1020 der Lohntarif, welcher zwischen Arbeitern und Gutsverwaltung am 1. Januar 1010 geschlossen wurde, abgelaufen. Die Arbeiter sind vorstellig geworden, und da ist ihnen einfach erklärt worden, sie, die Arbeiter, brauchen, nicht mehr Lohn, sie haben noch soviel übrig, daß sie 50 Pf. an den Landarbeiter-Perband zahlen können. Also es gibt eben nicht mehr. Schlimmer noch sieht es im Ort Liebeno w aus. Der von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im August 1010 abgeschlossene Lohntarif wird von keinem Arbeitgeber eingehalten. -- Meine Tochter hat bei dem Bauernhofsbesitzer I. Tühns gedient. Da es ihr nicht mehr gefallen hat, ist sie am l. Januar >020 andyrweiiio in Dienst gegangen. Die Folge da- von ist. daß ich die Hälfte meiner Wohnung, also die Küche, die zu gleicher Zeit Wohnrau!» für meinen kranken IKsährtgen srohn ist, welcher linksseitig gelähmt ist, räumen soll. Es soll angeblich eine Flüchtliin sfamilie dort untergebracht werden, trotzdem andere Wohnungen im Ort vorhanden sind. Ferner sind auf den Gütern Lieben o w und H e i n r i cf) s ö o r f die Arbeiter von der Gutsverwaltung im Landbund angemeldet. Die Arbeiter dringen darauf, dort auszutreten. Die Arbeiterausschüsse auf beiden Gütern sind von der Gutsverwaltung selbst vorgeschlagen und gewählt worden, natürlich ist kein organisierter Arbeiter dabei. Auf dem Gut K a r n i tz , Besitzer Frau v. Elbe, sind auf gerichtlichem Wege zwei >Arbeitersmnilien gekündigt worden, ohne Anführung von Grün- den. Die,Arbeiter gehören dem Deutschen Landarbeiter-Verband an und haben sich wegen ihrer Organisationszugehörigkeit mißliebig gemacht. Kreis Pqritz. Rittergutsbesitzer Langlet in Gr.-Larzkow hat sieben Familien gekündigt. Diese Kündigungen wurden vom Schlichtungsausschuß bestätigt. 47 handelt? sondern um Arbeitsunterbrechung unter der Voraussetzung, daß die Arbeit unter veränderten Verhältnissen fortgesetzt wird. Daher kann ein Streik nicht unter allen Umständen ein wichtiger Grund zur sofortigen Auflösung des Arbeitsverhältnisses sein. (Niemals!) Die Verordnung selbst ist vom Reichsarbeitsminister schon als verbesserungsbedürftig an- erkannt worden. Es soll auch in den Fällen der Entlassung, die nicht zur Verminderung der Arbeiterzahl dienen sollen —> davon ist man anfänglich ausgegangen sich der Schlichtungsausschuß mit der Frage beschäftigen. Es wird unsere Aufgabe sein, uns mit bestimmten Vorschlägen an die zuständigen Stellen der Reichsregierung, insbesondere an das Reichsarbeits- ministerium zu wenden, um weitere Verbesserungen durchzusetzen. Auch bei der Beratung des Betriebsräte-Gesetzes wird versucht werden, in dieser Hinsicht etwas zu tun. Hierauf tritt die Mittagspause ein. Schluß \'A Uhr. Schmidt eröffnet die Nachmittagsversammlung um 2‘A, Uhr: Wir bitten um Einsendung des Materials, vor allem der Bekanntmachungen der Kreisblätter. Der Verbandsvorstand hat sich in der letzten Sitzung damit beschäftigt, was in Pommern geschehen soll. Wir wollen zwar vorläufig mit der Besetzung der Gauleiterposten nicht über den Kreis eines Regierungs- bezirks hinausgehen. Bei den besonderen Verhältnissen in Pommern wollen wir aber etwas weitergehen. Darum wollen wir die Bezirke Köslin, Stettin und Stralsund noch in Unterbezirke teilen. Ferner soll in Pommern eine Zentrale geschaffen werden, die die Presse bearbeitet und die Flugblätter schreibt. (Lebhafte Zustimmung.) Wir können heute noch nicht entscheiden, ob' diese Zentrale nach Stettin kommt. Es ist das eine Personenfrage. Im Januar wird die neue Einteilung erfolgen. Eine Zentrale muß jedenfalls den Kampf mit dem Pommerfchen Landbund aufnehmen. Dazu gehört ein Mann, der federgewandt ist. Ferner muß die Verbreitung von Flugblättern organisiert werden. Wenn in der ländlichen Presse sich irgendwelches Material findet, dann muß uns das zugesandt werden. Weiter müssen wir uns mit der Frage der Kündigung beschäftigen. Es wird immer geredet von Maßregelungen. Wir müssen erwarten, daß wir über solche Fälle genauer informiert werden, und es müssen dis Namen angegeben werden und auch die Gpünde angeführt werden, weshalb die Entlassung erfolgt ist. So schlau sind ja die Junker, daß sie! nicht die Or- gnnisationszugehörigkeit als Grund angeben. (Zuruf: Das tun sie doch!) Dann muß auch angegeben werden, wie lange der Kollege auf dem Gut beschäftigt war. Hätte ich im Sommer oder jetzt bei der Interpellation in der Landesversammlung reichliches Material über Maßregelungen ge- habt, dann hätte ich das gedruckt im Hause vorher verbreitet und brauchte gar nicht in der Rede die einzelnen Fälle auszuführen. — Eine andere Frage ist die, was wir auf denn Gebiete der Gesetzgebung tun. Da müssen wir verlangen, daß Kündigungen möglichst hintangehalten werden, daß Entlassungen nicht ohne weiteres erfolgen können, sondern daß darüber erst der Schlichtungsausschuß zu entscheiden hat. (Sehr richtig!) Wir müssen den ß 16 der Landarbeitsordnung bester auslegen. Wenn ein Ar- beiter stiehlt oder den anderen Arbeiter verprügelt oder dem Arbeitgeber Prügel androht, dann muß jede Regierung das als Entlassungsgründe an- erkennen. Aber diese Gründe müssen etwas fester umschrieben werden. Anderseits meinen wir, man soll nicht alles von der Gesetzgebung verlangen; denn das hat feine Gefahren, selbst wenn wir statt der Koalitionsregierung 28 Formen hält, bcmjt soll er erst vor seiner eigenen Tür kehren, und seinen« Sohn erst mal abgewöhnen, im Ton der Flegelsahre mit Arbeitervertretern zu verkehren. (Sehr gut! bei den Sozdem.) Das möchte ich auch gegenüber der „Deutschen Tageszeitung" sagen, die sich berufen glaubte, mir am 14. November 1916 Vorwürfe zu machen, daß ich mit niederträchtigen Verdächtigungen gearbeitet hätte. Die „Deutsche Tageszeitung" hat dein „Vorwärts" gegenüber einmal geschrieben, in der Redaktion des „Vorwärts" sei die Scham schon zu dev Hunden geflohen. Ich will sagen, daß sich die Redaktion der „Deutschen Tageszeitung" zu dieser Fähigkeit überhaupt nicht aufschwingen kann, weil Anstandsgefühl auch dem politischen Gegner gegenüber in den Redaktionsräumen der „Deutschen Tageszeitung" niemals vorhanden war. (Sehr richtig! bei den Sozdem.) Man sagt, der Landbund sei eine rein wirtschaftliche Organisation. Ich mache darauf aufmerksam, daß am 17. Oktober die Kreisgruppe Greifenberg des Landbundes auf einen Vortrag hingewiesen hat, den der Freiherr v. Wangen- heim gehalten hat, in welchem dazu aufgefordert wurde, auf d e in Lande zuverlässige und staatserhaltende Elemente unter- z »bringen. Ganz besonders wurde darauf hingewiesen, sich dazu an den „Heimatbund zur Versorgung entlassener Offiziere", Berlin, Schelling- straße 14/15, zu wenden. Das ist die unpolitische Tätigkeit des Pommerfchen Landbundes, der doch weiter nichts ist, als ein Ableger des Bundes der Landwirte. Der Bund der Landwirte ist bei seinen Mitgliedern etwas in Mißkredit geraten, weil er, wie ich schon anderwärts gesagt habe, wegen der alldeutschen Politik erblich belastet ist. Viele seiner Mitglieder sind deshalb stutzig geworden, und deshalb ist man dazu übergegangen, die sogenannten Landbünde zu begründen, um die Schäflein bei dem Bund der Landwirte zu halten. Dann wissen wir auch, daß neuerdings seitens des Landbundes Rund- schreiben erlassen wurden, in denen dazu aufgefordert wurde, daß jeder Gutsbesitzer drei Soldaten der Baltikumtruppen bei s i ch a u f n e h m e n solle, und zwar in gehobener Lebensstellung mit besserer Bezahlung und besserem Deputat. Wir wissen, daß es Gutsbesitzer gibt, die sich dagegen gewehrt haben und daß auch das Militär in Pommern gar nicht der Bauern- und Landarbeiterschreck sein will, und daß ganz be- sonders die Truppen sich hüten werden, überall auf den Gutshöfen in Stellung zu treten. Ferner möchte ich darauf hinweisen, wie man im Landbund selbst ar- beitet. Da ist von Herrn Johannes Wolff in Stettin — das ist der Führer der sogenannten Arbeitnehmergruppe — im Landbund ein Schreiben ver- sandt worden, das vom 28. November 1919 datiert ist. Es heißt darin: Ich habe mir gestattet, den für den Kreis Greifenhagen geltenden Lohntarif zu kündigen. Ich halte dafür, daß bei einem Steigen der Produktenpreise not- , wendig unsere Löhne steigen müffen, denn die heutigen Löhne reichen nicht aus zur Bezahlung für Arbeitskleidung. Ich befürchte, daß der Landarbeiter-Verband nicht kündigt und sich mit den bisherigen Lohnsätzen zufriedengibt, und habe deshalb aus mir heraus den Tarif gekündigt. Also hier kündigt der Landbund den Tarif, und wenn der Deutsche Land- arbeiter-Verband einen Tarif kündigt, schreit man Zetermordio in der Presse und macht seitenlange Inserate über die Tätigkeit und „Verhetzung" des Landarbeiter-Verbandes. In der Weife wird in der Arbeitnehmergruppe des Landbundes gearbeitet. Dieses Schreiben ist verschickt worden, ohne daß man bei d i e s e m S ch r e i b e n s e h e n kann, ob es vom 64 \J M£r3^\L£rirT?'& A-- driger als ibie wirkliche Einnahme des Landarbeiters. Die anderen Landes- teile stützen sich auf den geschriebenen Satz; aber es steht bei ihnen nicht darin, das; der Höchstpreis bei Nichtlieferung gezahlt wird. Wenn man Deputatmengen und die wirklichen Deputatpreise eingesetzt hat, dann mutz man sich fragen, was der Landarbeiter an Barlohn braucht. Man wird doch vor den Verhandlungen mit den Kollegen Rücksprache nehmen. Das Resultat der Kreiskonferenz mutz die Unterlage für die Verhandlungen sein. Wenn dann der Gauleiter diese Forderungen in einem Rahmen zu einem Tarifmuster verarbeitet hat, dann mutz mau darauf bestehen, datz die Ver- handlung an Hand dieses Tarifmusters geführt wird. Bei Festlegung der Barlohnsätze muß man auch die übrigen Arbeiterkategoricn berücksichtigen. Im Bezirk Pommern habe ich den Tarif für Rügen bearbeitet. Gleich am anderen Tage mutzte ich feststellen, datz wir die Gutshandwerker vergessen hatten, ebenso wie die Gutshandwerker selber nicht daran gedacht hatten. Bei der Festsetzung der Barlöhne muß man also an alle Arbeiterkategorien denken. . Es mutz darauf hingearbeitet werden, datz das Hofgänger- oder Scharwerkersystem' aus der Welt geschafft wird. (Lebhafte Zustimmung.) Der Depuratempsünger oder Jnstmann mutz den Vertrag persönlich für sich abschlietzen; jeder Hofgänger mutz seinen Vertrag für sich haben. Er mutz freier Arbeiter werden. Wenn die Arbeitgeber darauf eingehen, können wir ihnen viel leichter Arbeiter verschaffen. Das muß ihnen gesagt werden. Genau so muß gefordert werden, daß die Frauenarbeit als Pflichtarbeit aus dem Tarif beseitigt wird. Damit ist nicht gesagt, daß die Frauen nicht arbeiten sollen; aber der Mann soll nicht gezwungen werden, einen Vertrag einzugehen, in dem die Frau mit einbegriffen ist. Damit wird der Zustand beseitigt, datz Deputatempfänger mit einer kranken Frau keine Arbeit be- kommen. Beim Jahreseinkommen wird man ja wirkliche Zahlen bringen, das Deputat zu den wirklichen Preisen möglichst für jeden Monat, dann die einzelnen Arbeitergruppen richtig angeben, Beim Tarif in Rügen haben wir schon den Versuch gemacht. Das wird Widerstand bei den Arbeit- gebern erzeugen, aber es mutz gemacht werden. Die Höhe des Jahresarbeits- verdienstes wird dann rechnerisch größer iverden, indem wir die wirklichen Deputatpreise einsetzen. Das ist aber notwendig, weil man heute bei den staatlichen Waldarbeitern immer die Verdienste der Landarbeiter als maß- gebend bezeichnet. Der Waldarbeiter hat aber die Vergünstigung des De- putats nicht, und er wird geschädigt, wenn das Deputat der Landarbeiter zu gering bewertet wird. Das Jahreseinkommen der Deputanten ist maß- gebend auch für die Jahreseinkommen der Freiarbeiter in der Landwirt- schaft. die durch eine zu niedrige Bewertung des Deputats also gleichfalls sehr geschädigt werden. Die Kündigungstermine für viele Tarife sind so gelegt, datz sie im Januar ablaufen. Das ist die unglückseligste Zeit für die neue Verhand- lung. Wir müssen danach trachten, das; die Tarife im Frühjahr ablaufen. Es ist ein großer Unterschied, ob durch einen Skreik die Snatbestellung be- einträchtigt wird, oder ob im Januar es sich nur um die Düngersuhren, Drescher, und Holzholen handelt. Die Knndigungszeit unserer Landarbeiter an sich ivird in Ostpreußen für den l. April gewünscht. Bei der jetzigen Ziehzeit Ivird die Hackfrnchterute beeinträchtigt, und auch für den Arbeiter liegt das Frühjahr als Ziehzeit, günstiger. Unsere Gauleiter dürfen es sich nicht verdrießen lassen bei de» Ver- handlungen über die Kreistarife persönlich anwesend zu sein. Man hat Kreistarife abgeschlossen, wo weder Gauleiter noch Kreisvertrauensmann 34 Die nachfolgenden Tarisverhandlungen haben -dann zu einem einiger- maßen befriedigenden Abschluß geführt. Ein himmelschreiendes Unrecht ist r-s, daß die sogenannten freien Arbeiter schlechter gestellt wurden, als die Deputatarbeiter. Sie sind von der Witterung viel mehr abhängig als die anderen Arbeiter. Es gab eine ziemliche Unruhe. Mit der Anrufung des Schlichtungsausschusses vergingen Monate. An einigen Stellen haben sie ganz leidlich gearbeitet, an anderen so gut wie versagt, insbesondere da, wo Vertreter des Christlichen Zentralverbandes als Beisitzer waren. — Bei den Kündigungen und Entlassungen gehen die Arbeitgeber ganz schlau vor, sie machen das einzeln, so daß man es dem Landbund nicht unterschie- ben kann. Aber wir sind doch darüber klar, daß der Landbund dahinter steht. Im Herbst wurden unsere Leute während der Hackfrucht-Ernte ent- lassen und in einigen Tagen fremde Arbeiter, Ausländer, eingestellt. Da- durch kam dann die Feindschaft gegen die fremden Arbeiter, woraus. sich ein Streik entwickelte, an dem 18 Güter beteiligt waren, der nach fünf Tagen endlich beigelegt werden konnte. Graf Bismarck-Bohlen hat ver- sucht, dem Landbund den Rücken zu stärken. Es wurde ein deutschnationa- ler Anwalt zu den Verhandlungen hinzugezogen. Sonst wären wir schon früher zu einem Ergebnis gekommen, aber der Jurist hat es stets verstan- « den, die Sache hinauszuschieben. Eine ständige Beunruhigung wird dadurch hervorgerufen, daß die Ar- beitgeber mit Waffen versehen sind und sie nicht ausliefern. Ein klarer Standpunkt in dieser Sache besteht nicht. Wenn die Regierung von vorn-, herein das Pommersche Milieu besser berücksichtigt hätte, schon im Frühjahr bei den Wahlen zu den Kreistagen, so wäre das Bild heute ein besseres. Jetzt suchen die Junker mit allen Mitteln die Regierung zu untergraben, sie-möchten ihre Gewalt von früher wieder ausrichten. Dazu wollen sie sich der Landarbeiter bedienen. Daraus erklärt sich die Aeußerung des Herrn von Wangcnheim, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einen einheitlichen Bund zusammen gehören. Die abgeschlossenen Tarifverträge werden von den Arbeitgebern vielfach nicht eingehalten Trotzdem der Tarif im Kreise Greifenberg 2300 Mk. festgelegt bat, gibt es noch Güter, bei denen im Frühjahr der 'Barlohn nur 2200 Mk. betrug und auch das Deputat war geringer, als wie es aus- gemacht war. Solche Verhältnisse tragen natürlich zur Beunruhigung der Arbeiterschaft bei. Dazu kommt die Behandlung der Landarbeiter. . Ich selbst habe den Fall erlebt, daß ein Arbeitgeber die Leute mit einer Pistole bedroht hat. Durch solche Dinge wird die Empörung natürlich nicht ge- ringer. Nebenher gehen die Verhandlungen der Kreisvertrauensleute mit den einzelnen Arbeitgebern über die zu liefernden Naturalien. Auch da sucht man mit alln Mitteln das zu hintertreiben, was vertraglich ver- einbart wurde. Mit allerlei Kleinigkeiten wird da eine Nadelstichpolitik von den Gutsherren getrieben, die keine Beruhigung in die Arbeiterkreise hineinkommen läßt. '3m Kreise Rügen ist am geschicktesten von den Kollegen bei den Tarifäbschlüssen gearbeitet worden. Es wurde dort große Ruhe bewahrt. Aber da haben die Arbeitgeber gerade er- klärt, sorgen Sie möglichst dafür, daß der Tarif nicht znm Januar ab- läuft; die Arbeitgeber werden nicht kündigen, wenn nicht von der an- deren Seite gekündigt wird. Im Kreise Franzburg wurde aber der Tarif doch zum 1. Januar gekündigt. Natürlich haben wir dann die anderen Kreise auch sofort gekündigt. Diese ganzen Maßnahmen zeigen uns, mit welchem kleinlichen Vorgehen wir zu rechnen haben. Die Gefahr steht erst im kommenden Frühjahr bevor. Wenn die Tarisverhandlungen 21 Lankow, den 22. Juni 1919. Der Arbeitgeber zahlt außer dem tarifmäßigen für den hiesigen Kreis bindenden Vertrag, laut welchem der erste Mann jährlich 2490 Mk., der erste Hofgänger 850 Mk. usw. erhalten sollen, nach beendeter Getreide- ernte 100 Mk., und nach beendeter Hackfruchternte abermals 100 Mk. an jede Familie. Außerdem soll jede Familie noch eine Cxtrazulage von 10 Zentner Kartoffeln erhalten. Dafür verpflichten sich die unterzeichneten Arbeit- nehmer, die ihnen übertragenen Arbeiten willig zu verrichten und nament- lich die im Tarif vorgesehene Arbeitszeit, wonach beispielsweise in der Sonnenwende, täglich elf Stunden gearbeitet werden müssen, unverzüglich einzuhalten. Auch will der Arbeitgeber, bei zufriedenstellender Leistung, von einem Abzug des Deputates für die Streiktage, ganz entschieden Abstand nehmen. Bei ungünstiger Witterung will sich der Arbeitgeber mit lOt^stündiger Arbeitszeit einverstanden erklären. gez. Hoppenrath. gez.: Brandt, Hein, Teich, Urban, O. Wiese, Barkow, Wardin, Stengert, Kornett, Wiese und Haß. Nachdem die Ernte re st los eingebracht worden war und die Arbeiter den Gutsherrn an das Versprochene erinnerten, erklärte der Gutsherr: „er pfeife auf hie Vereinbarung". Welche ungeheure Erregung solche Maßnahmen in den Kreisen der Land- arbeiter auslösen, braucht nicht näher erörtert zu werden. Verschlimmert wird dieser Zustand noch dadurch, daß der Vertrauensmann D. aus Schivel- bein, der mit den einzelnen Gutsbesitzern über diese Frage verhandeln wollte, wozu er durch die Arbeiter autorisiert war, wegen Hausfriedensbruchs angeklagt und in einem Fall mit 150 Mk. Geldstrafe bestraft worden ist, während der Amtsanwalt 20 Mk. Geldstrafe beantragt hatte. Kreis Lauenburg. Adolf Decker. Der Arbeiter A. M. in Vietzig b. Freest, Kreis Lauenburg, Pommern, Kassierer unserer dortigen Zahlstelle, hat zuür 1. April 1920 seine Kündigung erhalten. Besitzer ist v. Weiher in Vietzig. Gegen M. ist seitens des Be- sitzers v. Weiher die Räumungsklage erhoben worden. Außerdem sind noch weitere acht Arbeiter gekiindigt worden, ohne Grund und Ursache. Alle sind Mitglieder des Deutschen Landarbeiter-Verbandes. Kreis Kolberg-Körlin. Gutsbesitzer Mengel hat am 22. September drei Arbeiter entlassen mit der Bemerkung, das Essen für diese Arbeiter werde ihm zu teuer. Es handelt sich um Unverheiratete, die auf dem Gute verpflegt wurden. Dieser Guts- besitzer hat inzwischen 50 Polen eingestellt. Mengel hat im Sommer dieses Jahres versucht, einen Kreisvertrauensmann bei Tarifverhandlungen mit einem Geschenk von 50 Mk. zu bestechen. Resolution der Kollegen des Kreises Kolberg-Körlin. Die am 4. Januar 1920 in G r. I e st i n und F r i tz o w , Kreis Kolberg- Körlin, von Uber 500 Kollegen besuchte Kreisgeneralvcrsammlung des D. L.-P. beschließt einstimmig: Den Verbandsvorstand zu ersuchen, mit allen Mitteln gegen die über- handnehmenden Entlassungen der organisierten Kollegen mit aller Schärfe vorzugehen. 51 Der Verbandsvorstand ist voll im Bilde, wie die Dinge liegen. Vertrauen Sie dem Verbandsvorstand, lassen Sie ab von den einzelnen Unternehmun- gen! Es gibt nichts schlimmeres in.der Arbeiterbewegung als die Zerrissen- heit. Wenn wir herausgefordert werden, wollen wir den Schlag aber auch so führen, daß er wirksam ist. Die Verordnung vom 3. September muß geklärt werden. Es heißt da im § 14: Bor jeder Kündigung hat der Arbeitgeber sich mit dein Arbeit- nehmer-Vertreter oder der Mehrzahl der Arbeitnehmer ins Benehmen zu setzen. Die Wirksamkeit dieser Kündigung ist nicht von der Erfüllung dieser Pflicht abhängig. Diese Bestimmungen sind von dem Schlichtungsausschuß zu unseren Ungunsten ausgelegt. Wir müssen verlangen, daß gesetzgebende Körperschaften hier Klarheit schaffen. Im Interesse der Volkswirtschaft müssen die Dinge in ruhige, vernünftige Bahnen gebracht werden. Heute arbeiten die Großgrundbesitzer bewußt der Regierung entgegen, sie erklären die Verordnungen der Regierung für ungesetzlich, die Regierung sei über- haupt keine gesetzliche Vertretung. Da müssen wir verlangen, daß die Re- gierung sich durchsetzt und auch diese Leute, die weit schwerer unser Wirt- schaftsleben gefährden, zu fassen sucht. Vor allem ist dazu notwendig, eine starke, geschlossene Arbeiterschaft. Wir müssen alles tun, daß die Organi- sation nicht erschüttert wird, sondern immer mehr in die Tiefe geht. Dann werden wir auch in der Lage sein, den Schlag so zu führen, wie es im Interesse der Landarbeiter liegt. (Bravo!) Vors. Schmidt macht darauf aufmerkam, daß noch 16 Kreisvertreter eingetragen sind und ersucht die Kollegen, ihr Material dem Verbandsvor- stand schriftlich mitzuteilen, es iverde dann bei Herausgabe des Protokolls mitverwendet werden. G o e b e l - Stralsund: Wenn wir im Juli den ersten Streik im Kreise Franzburg bekommen haben, so lag das nicht an der Arbeiterschaft, sondern an der andern Seite. Da mir der Arbeitgeber-Verband nicht bekannt war, sondern nur der Pommerschc Landbund, habe ich zunächst den Landrat von Franzburg ersucht, den von uns eingereichten Tarif den Arbeitgebern zu übermitteln. Da meldete sich dann der Landbund als Arbeitgeber-Organi- sation und verlangte von uns, daß wir ihn auch gleichzeitig als Arbeit- nehmer-Organisation zulassen. Das habe ich natürlich abgelehnt. Die Ar- beitnehmer, soweit sie im Landbund organisiert sind, sind ja doch keine selbständige Organisation, sondern werden von ihren Arbeitgebern ausge- halten, und sollen natürlich im Sinne der Arbeitgeber handeln. Es wurde der Schlichtungsausschuß in Stralsund angerufen, der dann auch entschie- den hat, daß der Landbund natürlich nur als Arbeitgeber-Organisation zugelassen werden könne. Auf Grund dessen haben mir dann verhandelt. Nachdem die Verhandlungen besonders, auch wegeuWer Arbeitszeit abge- brochen wurden, haben die Herren sich Bedenkzeit von acht Tagen erbeten. In der nächsten Sitzung kam es auch zu keinem Resultat, weil nun durch den Landbund ganz andere Verhandlungsvertreter hinzugezogen wurden, die das rückgängig gemacht haben, was in der vorigen Verhandlung festge- legt war. Darüber war die Empörung draußen in den Landarbeiter- kreisen, speziell im Kreise Franzburg, sehr groß. Das war den Arbeit- gebern natürlich bekannt geworden. Man hatte offenbar schon vorher mit einem Streik gerechnet. Es ist ja auch bekannt, daß der Belagerungszu- stand in Pommern nicht mit Willen der Regierung gekommen ist, sondern durch das Generalkommando. Man ging eben von dem Bestreben aus, die ganze Schuld dem Landarbeiter-Verband in die Schuhe zu schieben. 20 Schmidt: Ihr überlaßt es wohl dem Verbandsvorstand, aus dieser Debatte die Nutzanwendung für die Einteilung in Pommern zu ziehen? Wir müssen dabei ja auch die Wohnungsverhältnisse berücksichtigen. Wenn wir den Bezirk Stettin nicht trennen, so liegt es doch anders bei dem Bezirk Köslin, zu dem ja auch die westpreußischen Bezirke kommen. Löhrke - Berlin: Die Tariffrage spielt für uns in den kommenden Mo- naten wohl die allergrößte Rolle. Die Regelung der Arbeits- und Lohnver- hältnisse der Landarbeiter muß ja tariflich geschehend Sie sind hier aus einem Landesteil, in. dem man sich gegen den Abschluß der Tarifverträge am meisten gewehrt hat. Die Hommerschen Arbeitgeber haben genau er- kannt, welche große Gefahr für sie der Tarifabschluß ist, weil er den ersten Steinaus dem Gebäude ihrer Macht bricht. Wir haben aber bei Abschluß von Tarifverträgen auch mit Widerständen zu rechnen aus den Reihen der Arbeitnehmer, die Ansprüche stellen, die wir sehr oft nicht befriedigen kön- nen. Die Väter dieser Ansprüche sind in den meisten Fällen einzelne Per- sonen, die ihre Gedanken in die Landarbeiter hineintragen, um eine Zer- rissenheit der Organisation Herbeizuführen. Wir Funktionäre müssen also auch draußen den Mut haben, in Versammlungen und Konferenzen den Kollegen zu sagen, was ist. Es liegt die Stärke eines Gauleiters und Ver- trauensmannes nicht darin, daß er zu allen Ansprüchen der Mitglieder ja sagt, sondern daß er überlegt und nach ganz bestimmten Grundsätzen han- delt und unter Umstünden auch den Kollegen entgegentritt. Was wir bisher an Tarifen haben, ist Stückwerk, geboren aus dem Uebergang. Wir hatten nicht die nötigen Unterlagen für unsere Aufgabe, hatten aber einen Gegner, der in der ersten Zeit nach der Revolution von vornherein zu Unterhandlungen bereit war. Nur in Pommern hat man sich von vorn- herein gegen die Tarife gewehrt. In Zukunft werden wir mit einer noch viel größeren Gegnerschaft bei den Unternehmern zu rechnen haben. Wir dürfen nicht vergessen, daß bei den Arbeitgebern die Organisation schneller und durchgreifender von statten geht wie bei uns. Sie kämpfen mit allen Mitteln um ihre Macht. Es kommt nun darauf an, was wir bei den neuen Tarifverhandlungen zu beachten haben. Bei der Arbeitszeit dürfen wir uns nicht von Phrasen leiten lassen, sondern müssen auf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Landwirtschaft Rücksicht nehmen. Es ist nicht nichtig, daß man bei der Arbeitszeit absolut den achtstündigen Durchschnitt nehmen muß. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die zehnstündige Arbeitszeit als Höchstarbeit genügt. Die Abstufung auf niedrigere Arbeitszeiten muß dein Tarifvertrag überlassen bleiben, und die Arbeitszeit für die einzelnen Mo- nate muß im Tarifvertrag festgelegt werden. Das Wort „nach freier Ver- einbarung" muß heraus. Die Arbeitszeit muß im_ Tarif zuerst geregelt werden. Die letzten Tarife waren zum großen Teil aufgebaut auf dem Satz: Das Mindestjahreseinkommen des Landarbeiters beträgt so und fo viel. Ich stehe heute auf einem anderen Standpunkt. Erst müssen. wir untersuchen: was muß der Landarbeiter als Deputat haben und was an Barlohn? Dann ergibt sich das Jahreseinkommen von selbst. Beim De- putat müssen wir versuchen, die Mengen im Tarif festzulegen. Dann hat der Landarbeiter etwas Greifbares, und man kann dann auch den Barlohn festlegen. Wo man nur Preise festlegt für das Deputat statt die Mengen, wird der Vertrag außerordentlich dehnbar. Bei den Deputaten muß man ferner die wirklichen Preise einsetzen. Es ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn wir in den Tarif das Brotgetreide mit l5 Mk. einsetzen, wie heute in Ostpreußen. In Ostpreußen gibt es bei der Nichtlieferung den Höchstpreis. In Wirklichkeit ist aber der geschriebene Sah viel nie- Einleitung. Im Verlauf des Jahres 1919 gelang es fast in allen landwirtschaftlichen Gebieten Deutschlands in Verhandlungen mit den Unternehmern durch Tarif- verträge das Arbeitsverhältnis der Landarbeiter umzugestalten. Eine Aus- nahme von dieser Regel bildete die Provinz P o m m e r n. Mit Ausnahme des Kreises Rügen, wo bereits zu Beginn des Jahres 1919 der erste Tarif- vertrag in der Landwirtschaft abgeschlossen wurde, machte sich überall, vor allem aber in Hinterpommern der heftigste Wlderstanr gegen eine tarif- vertragliche Regelung des Verhältnisses zwilchen Arbertgeber und Urbert- nehmer geltend. Die Seele dieses planmäßig geführten Kampfes gegen die Verbesserung der Verhältnisse landwirtschaftlicher Arbeiter war von Anfang an der P o m m e r s ch e L a n d b u n d. Diese pommersche Organisation ,st ebenso wie in anderen preußischen Provinzen, eine Gründung der um ihre in, Schwinden begriffene" Macht besorgten Führer des Bundes der Landwirte. Wie in keiner anderen Provinz hat sich der Landbund m Pommern «ruck- Rchfclnfp SBpfnmnfurta der Organisation der ^anda»beiter zur Aufgabe ge- macht Meskannte er um so mehr, weil ihm die Einrichtungen der Land- wirtschaftskammer für die Provinz Pommern für seine Treibereien zer Ver- fügung gestellt und in dem reaktionären Offizierkvrps das in Pommern stationiert war, eine willfährige Gehe,morganisat,°n entstand Die Schwierigkeiten rissen in der Folge in Pommern nicht ab. Sie stei- IfjV<A S4TOS qrrhnftc' ;u der offenen Revolte hinterpommerscher m b«n Spats«,b[t Stnein - . Eein Zufall, d ß j«tAiten waren. Überall sonst in Deutsch- eigentlich nur in Pommern Z » ’ bcrftcn. Die deutschen Landarbeiter and gelang es, die Ernte fas s Ernährungslage des deutschen Volkes sind einsichtig genug, die sch 9 ®enn trotzdem in Pommern die nicht zu einer Katastrophe zg> - . ^ ^icht abreißen wollten, so ««wilden Streiks in landwirtschaftlichen M urschen Iunkerfronde zu 'st dies dem w°h überlegten Vorgehen ^ ^m Chaos überliefern und «?£ ».SmI fluchbeUSen« toieS«, opfruSten a,ili. : um »m,»**«»’KJÄT.S SU iÄ ^'9en, und die Regierung un hatte der Vorstand des Deutschen aufmerksam zu machen, die von dort b'c; 1919 eine Konferenz seiner -andarbeiter-Verbandes 'gegei 2 Bauleiter noch Berlin einberufen. Aus pommerfchen Vertrauensleu e nminenlunft ging klar hervor, daß man in den Verhandlungen auf dieser 3 1 ■ gegenwärtig stark genug fühlt, den den agrarischen Kreisen Pommern> stch gegen Zunehmen. Die Äampf um die Wiederaufrichtung der Landarbeiter-Verbandes zu War- Berechtigung der Vertreter des Deut,chen r-a» s zu tun haben. Wir sind neugierig, was sich daraus weiter entspinnen wird. In Greifenberg haben die Regierungsvertreter gesagt, daß Maßregelungen wegen des Streiks nicht stattfinden werden. Heute aber liegen schon 180 Entlassungen im Kreise Greifenberg vor. Wir dürfen das nicht zulassen, der Pommersche Landbund würde völlig freies Spiel bekommen. In Grcifenberg ist die Hochburg der Pommerschen Landbündler. Der Ge- schäftsführer Dr. Wolfgramm hat in seinem Hause ein Maschinengewehr. Der Behörde ist davon Meldung gemacht, es ist ihm aber bis heute noch nicht abgenommen. Wir haben auch die dortigen Vorgänge genügend in die Presse gebracht, aber es wird nichts getan. Der Landbund hat freies Spiel, uns werden stets Steine in den Weg gelegt. Wir werden vom Lundbund oben schwarz gemalt, es wird erklärt, wir seien Bolschewisten. Die Regierung ist noch leider viel zu schwach, wenn sie von ihren Macht- mitteln Gebrauch gemacht hätte, würden die Pommerschen Junker nicht so frech werden. Wenn die Regierung ihre Stellung nicht gefährden will, muß sie hier so schnell wie möglich zufassen, damit den Pommerschen Junkern be- wiesen wird, daß wir setzt zu bestimmen haben nicht die Reaktion. Der Pom- mersche Landbund sagt, er sei eine wirtschaftssriedliche Organisation. Gewiß, soweit sich die Arbeiter unter seine Bestimmungen fügen. Man verfolgt nur reaktionäre Pläne. Eine besondere Organisation für die Landarbeiter ist genau so notwendig, wie für die Industriearbeiter. Ma sagt, die Landarbeiter seien zum Teil Selbstversorger. Wenn aber heute unsere Landarbeiter ent- lassen werden, so verlieren sie auch das Stück Acker, das sie zur Bearbeitung haben. Man spricht von bolschewistischen Unruhen. Ich möchte sagen, wenn die Regierung nicht energisch von ihren Machtmitteln gegenüber den reak- tionären Plänen des Pommerschen Landbundes Gebrauch macht, dann müssen wir ihr den Vorwurf machen, daß sie Bolschewisten großzieht. Das geschieht nur dadurch, daß den Arbeitern nicht zu ihrem Recht verholfen wird. Wir können erfreulicherweise feststellen, daß wir unsere Landarbeiter nicht durch Zwang organisiert haben. Wir haben jetzt 19 000 organisierte Kollegen im Bezirk. Wenn wir nicht so mit Arbeiten überhäuft wären, hätten wir noch viel mehr......Aus einem Schriftwechsel mit dem Poinmer- schcn Landbund (der Redner verliest ihn) geht hervor, daß nicht wir allein der Ansicht sind, daß die jetzigen Löhne der Landarbeiter niedrig sind, son- dern auch der Pommersche Landbund. Dann ein Wort über den Streik. Wer unser Wirtschaftselend kennt, wird die Streiterei heute für verwerf- lich erklären. In Greifenberg haben wir cs durchgeführt, daß, wenn die Kollegen streiken, das Bieh gefüttert wird. Das ist auch überall geschehen Als die Kollegen sich deshalb erlaubten, auf dem Hof zu erscheinen, um das Vieh zu füttern, sind sie nachher e i n g e s p e r r t u n d sofort ent- lassen worden; auch ist sofort der Gendarm er- schienen. Ich werde noch das Material beibringen, damit gegen ihn eingeschritten und er seines Postens enthoben wird. Dieser Gendarm hat sich erlaubt, fünf Kollegen festzunehmen. Wir haben dem Re- gierungsvertreter gesagt, wenn die Leute nicht sofort freikommen, lehnen wir jede Verhandlung ab. Der Landrat hat dann dafür gesorgt, daß die Leute sofort freigelassen wurden. Hier hat auch M i l i i ä r e i n g e- griffen. Auch in allen anderen Kreisen ist festzustellen, daß sofort Mili- tär verlangt wird, wenn wir irgendwelche Lohnforderungen stellen, lieber die Bestimmung, daß die Sache erst an den Land- rat gebracht werden m u ß, s e tz t m n n sich k u r z h i n- weg und fordert einfach bei der nächsten Zent Male 16