27 Knapps den wissenschaftlicher Denkenden nicht genügt, obwohl sie sie weder zu ergänzen noch als falsch zu erweisen vermochten. Die große Masse derer aber, die überhaupt zu wissenschaftlicher Vertiefung in die ökonomische Theorie nicht fähig sind, aber doch gern über diese aktuellen Probleme schreiben wollen — und ihre 3ahl wächst natürlich seit dem Weltkriege gewaltig, nachdem die Tagespresse sich des Gegenstandes bemächtigt hat , hält erst ^echt an der Möglichkeit, eine Geldtheorie aus dem Nichts zu schassen und unabhängig von der Preis- und Einkommenslehre Gelderscheinungen untersuchen zu können, fest. Was dabei an Irr tümern und falschen Vorstellungen zutage gefördert wird, spottet jeder Beschreibung. Es ist nämlich merkwürdig: fast jeder, der im Wirtschaftsleben steht, mindestens aber jeder Bankdirektor und jeder Kandelsredakteur, glaubt vom Geldwesen etwas zu verstehen. Das ist aber ein großer Irrtum, an dem allerdings die ökonomische Wissenschaft ganz allein die Schuld trägt. Denn sie konnte ebenso wenig wie die im praktischen Leben Steheirden erklären, wie es zrrr Bilduirg eines Preises komrnt, welche Rolle das Geld inr wirtschaftlichen Mechanismus spielt rr. dgl. And selbst die akade mische Lehrtätigkeit, geschweige denn der rrationalökonomische Doktortitel, gibt heute noch keineswegs die Gewähr einer wirklich wissenschaftlichen Behandlung dieser Probleme; denn die Psiege der Wirtschaftstheorie an den Aniversitäten ist derart mangelhaft, daß die meisteir zu den wissenschaftlichen Streitfragen, die sich daran knüpfen, überhaupt nicht mit Begründung Stellung nehmen könneir. Anker diesen Amständen ist der Standpunkt jenes Reichs bankdirektors zweifellos vorzuzieheir, der erklärte, er brauche von der Geldlehre nichts zu wissen, er habe nur seine Vorschriften für seine Arbeit zu erfüllen. Dieser Mann wird daher auch wohl nicht über die Geldpolitik schreiben. sehr viel weitere Ziel, die Funktion desselben im ganzen tauschwirtschaft lichen Mechanismus und aus ihn, heraus zu erklären. Dafür leistet Knapp, der, wie W. Genzmer, „Kritische Betrachtungen zur nomina- listischen Geldtheorie", 1917, mitteilt, niemals über theoretische Nationalökonomie gelesen hat, nichts; eine „staatliche Theorie" ist vielmehr ein Lindernis für die Erkenntnis der aus den, Wirtschaftsleben selbst ent- fiandenen und aus ihm zu erklärenden Natur des Geldes im abstrakten Sinne. Das sollte unbeschadet der Anerkennung für Knapps Leistung doch nicht so schwer einzusehen sein. Man kann mit gutem Grunde zweifeln, ob eine „Theorie des Geldes" überhaupt anders als wirtschaftlich möglich ist.