76 mittet zu übertragen. Mindestens können so später aus dem regu lären Tauschverkehr zu erwartende Erträge bzw. Forderungen auf sie schon für eine gewisse Zeit vorweggenommen, übertragen und so verwertet werden, bevor sie auf Grund von Amsähen und Leistungen in, Tauschverkehr wirklich verfügbar werden. Kredit wird eben nicht nur mit schon vorhandenem Geldkapitat *) d. h. schon bestehenden Forderungsrechten auf Erträge, gewährt, son dern er kann auch auf Grund späterer Kapitalbildung, erst durch Leistungen im Tauschverkehr zu schaffender Erträge gewährt werden. So kann im gewissen Sinne durch den Kredit Kapital künstlich geschaffen werden. Solche Fälle sind das Aberziehen von Guthaben und der Akzeptkredit der Banken. Diese Kredite werden, sofern sie nicht aus dem eigenen verfügbaren Kapital der Banken fließen, rein rechnungsmäßig gewährt auf Grund erwarteter, später eintreffen der Depositengelder der Kunden oder sonstiger der Bank zufließen der Gelder oder Erträge aus deren Erwerbstätigkeit. Daß eine solche vorübergehende Ausdehnung des Kredits für sich allein preis- fteigernd wirken könne, ist kaum anzunehmen. Aber sie pflegt ge wöhnlich in Zeiten aufsteigender und stark spekulativer Konjunk turen vorgenommen zu werden, wenn viele Einkonunen steigen und schon an sich eine starke Tendenz zu Preissteigerungen vorhanden ist. Diese mag die Anspannung des Kredits dann noch verstärken. Äier liegt dann jene Äberspannung des Kreditwesens vor, welche eine künstlich vernrehrte Kaufkraft schafft, damit die Preissteige rungen verschärft und den Konjunkturumschlag zu beschleunigen vermag. Diese Fälle einer Kreditüberspannung sind wohl zuerst von v. Beckerath und von v. Schulze-Gaevernih in ihren Schrif ten: „Kapitalmarkt und Geldmarkt" bzw. „Die deutsche Kreditbank" im Grundriß der Sozialökonomie, Bd. VI, Jena 1916, erkannt worden. Sie unterscheiden, wie ich schon in „Geld und Gold", S. 169 ff., ausgeführt habe, reale und formale Kauf kraft, sind jedoch dabei noch zu sehr im Banne der quantitativ- materialistischen Auffassung und kommen wegen des Fehlens des Ertragsgedankens und einer darauf beruhenden geschlossenen Er- Für den Kapitalbegriff und seine verschiedenen Arten muß ich hier «uf Teil V b des I. Bandes meiner „Grundsätze der Volkswirtschaftslehre", Stuttgart 1916, verweisen.