85 um so mehr steigen die Preise und um so mehr „braucht" der Klein- verkehr, ohne daß ich natürlich hier irgendeine Proportionalität dabei behaupten will. Daß der Verkehr die Zahlungsmittel aufnehmen könne, ist, wie man jetzt leicht erkennen wird, eine der im Wirtschaftsleben leider häufigen Schrauben „ohne Ende", d. h. eines Wechselverhält- niffes von Ursachen und Wirkungen. Durch hohe Zölle werden die Güterpreise in die Äöhe getrieben, und dann „braucht" die Land wirtschaft immer höhere Zölle. So auch hier. Zuerst wird durch den Kriegsbedarf und durch Notenvermehrung eine allgemeine Preissteigerung herbeigeführt, und dann „braucht" der Verkehr immer mehr Noten. Eine solche Argumentation mit dem „Geld bedarf" sollte man auch in Kriegszeiten, wo vielleicht manches beschönigt werden darf, in Zukunft nicht mehr zur Rechtfertigung der Benutzung der Notenpresse verwenden. Denn sie entspricht doch gar zu wenig mehr den neueren Erkenntnissen der Wissenschaft, die man auf die Dauer nicht ignorieren kann. Die ganze Vorstellung eines bestimmten „Geldbedarfs", einer bestimmten Geldmenge, die der Verkehr brauche und für die zu sorgen die wichtigste Aufgabe der staatlichen Geldpolitik, seiner „Geldschöpfung" sei, ist höchst irreführend, ist nur ein Ausfluß der hergebrachten materialistischen Auffassung des Geldes, deren Kon sequenz der Metallismus ist. Einen äußeren Maßstab dafür, wieviel reale Zahlungsmittel der Verkehr gebraucht, gibt es, wie schon gesagt, nicht. Das ist in verschiedenen Ländern, je nach den Gewohnheiten des Kleinver kehrs, sehr verschieden, und wir haben im Weltkriege gesehen, daß sich diese Gewohnheiten unter Amständen schnell ändern, daß auch die alte Sitte der Geldthesaurierung in kritischen Zeiten schnell wieder erwacht und selbst unterwertigem Metallgeld und Bank noten gegenüber Platz greifen kann (in Frankreich sollen mehrere Milliarden Banknoten thesauriert worden sein). Aber ganz verkehrt ist es, wenn noch so oft, sogar von den fortgeschrittensten Geldtheoretikern, gesagt wird, daß die Ver mehrung des Geldes, insbesondere des Papiergeldes, „durch den Geldbedarf" bestimmt werden müsse. Was soll man zu einer solchen Theorie sagen, wenn Otto Äeyn, der gegenüber meiner Geld- und Wirtschaftstheorie immer seine eigene ins Feld führt, noch ueuestens in seiner Besprechung meines Buches: „Probleme des