89 in diesem materiellen Sinne, sondern die Einkommen die Güter kaufen, knüpfen sich die geldpolitischen Aufgaben des Staates auch an die Einkommen und bestehen in der Verhinderung starker Einkommenssteigerungen und Einkommensverschiebun- gen. Das konnte man allerdings mit der bisherigen materialisti schen Geldlehre und der ihr entsprechenden materialistischen Wirt schaftstheorie nicht erkennen, die über den Zusammenhang zwischeir Geld, Preis und Einkommen nur ganz unklare Vorstellungen hatte. Jedenfalls sollte man solche Argumentationen, wie man sie heute unendlich oft nicht nur in der Tagespresse, sondern auch in der wissenschaftlichen Literatur und vor allem auch in amtlichen Denkschriften und Berichten liest, daß in Deutschland keine Inflation vorhanden sei, weil der Verkehr die neuen Zahlungsmittel brauche und alle von ihm aufgenommen seien, in Zukunft unterlassen. Namentlich in amtlichen Auslassungen und Denkschriften, etwa in solchen der Reichsbank, machen sie einen sehr schlechten Eindruck. Denn sie geben der Vermutung Raum, daßchie amtlichen Stellen nicht die mindeste Vorstellung davon haben, worauf es bei den Problemen der Geldvermehrung ankommt. And wenn die leitenden Persönlichkeiten sich dabei, wie gesagt, auch mit Recht auf die - Mängel der bisherigen Wissenschaft berufen können, so haben doch auch sie die Pflicht, sich über die Fortschritte der Wissenschaft zu informieren. —- Mit dem Gesagten ist nun auch Klarheit über den Begriff der Inflation geschaffen, über den noch infolge mangelnder Ein sicht in die tauschwirtschastlichen Zusammenhänge sehr sonderbare An sichten bestehen. Es hat natürlich keinen Sinn, jede Geldvermehrung lchon als Inflation zu bezeichnen oder sie als „Übersättigung" des Verkehrs mit Zahlungsmitteln, als „übermäßige" Ausgabe von Zahlungsmitteln zu „definieren", wie es noch neuestens ge schehen ist. Damit ist nichts erklärt. Sondern Inflation ist nichts anderes als der Einfluß der Geldvermehrung aus die Preise. Dabei ist natürlich der Begriff des Geldes und der Geldvermehrung vorher festzustellen. Das ist nur mit einer allgemeinen Wirtschaststheorie möglich, und aus ihr, also aus der Preis- und Einkommenslehre ergibt sich dann auch, wann und unter welchen Bedingungen ein solcher Einfluß der Geldvermehrung aus die Preise sich vollzieht. Grundlegend lst für das Inflaüonsproblem die Erkenntnis, daß es nicht