werden, der fortgesetzte Ankauf von Juwelen und Schmucksachen — in der Schweiz wird erzählt, daß noch jetzt in großem Amfange auf Schleichwegen solche nach Deutschland und Österreich-Ungarn eingeführt werden — und vor allem die hochgetriebenen Kurse vieler Effekten und die ausgedehnte Effekteuspekulation bei uns und in anderen Ländern. — 3n erster Linie wird jeder Staat, der die wichtige Aufgabe erkennt, im Kriege Preissteigerungen möglichst zu verhüten, seine Kriegskosten durch Steuern zu decken versuchen. Zwar lassen auch sie natürlich die Preisbildung nicht unbeeinflußt, weil sie, wie sie aus einer Vermehrung der Bedürfnisse des Staates erhoben werden, auch zu Bedarfsverschiebungen und damit zu Einkommens- Verschiebungen führen. Aber man wird nicht behaupten können, daß sie inflationistisch wirken, und wir wissen jetzt genau, was darunter zu verstehen ist. Diese Bedeutung der Steuern für die Kriegsfinanzierung hat man bisher nicht genügend erkannt, und selbst in der Schrift eines Theoretikers wie Dietzel: „Kriegssteuer oder Kriegsanleihe?" 1912, der diese Frage eingehend untersucht hat und sich zugunsten von Anleihen ausspricht, findet sich über die Wirkungen auf die Preise nichts. Aber wenn ich auch der Mei nung bin, daß Steuern bei uns und in allen Ländern in sehr viel größerem Amfange zur Kriegsfinanzierung hätten herangezogen werden müssen, so ist es doch kein Zweifel, daß selbst bei größter Sparsamkeit auf der einen Seite, bei größter Anspannung der Steuern auf der anderen Seite sie doch nicht ausgereicht hätten, die gesamten laufenden Kosten der Kriegführung zu bestreiten. Immerhin haben die Schwierigkeiten, die sich bei uns aus dem bundesstaatlichen Charakter des Reiches ergeben, die notwendige Anwendung dieses Mittels noch weiter beschränkt. Aber auch Anleihen sind zur Bestreitung der Kriegskosten der Inanspruchnahme des Kredits bei der Notenbank, sei es mit, sei es ohne Banknotenausgabe, weit vorzuziehen. Denn durch sie wird sonst vorhandene Kaufkraft für die Zwecke des Staates herangezogen, es werden hier Erträge und umlaufendes Kapital in der Geldform zur Verfügung gestellt, die damit an anderer Stelle als kaufend ausfallen. Es wird also im Gegensatz zur Kredit- aufblähung keine neue Kaufkraft geschaffen, sondern solche nur übertragen, und daher sind es wiederum nur Bedarfsverschiebungen, welche hier preissteigernd wirken können, nicht aber Veränderungen 98