Siebentes Kapitel Die Regelung des Devisen- und ausländischen Effektenverkehrs im Weltkriege 3 ch darf behaupten, daß man von den oben geschilderten wirt schaftlichen Zusaininenhängen bisher weder in der Wissen schaft noch in der Praxis eine klare Vorstellung gehabt hat. Das zeigt sich auch in der Stellungnahme der Regierung zu dem Sinken unserer Valuta im Auslande. Man hat ihm lange Zeit viel zu wenig Beachtung geschenkt, weil man sich über die wirtschaftlichen Zusammenhänge, aus denen es sich ergab, nicht klar war und sich von altüberlieferten falschen Vorstellungen und dem traditionellen Schema in der Beurteilung von Währungsvorgängen nicht frei machen konnte. Die Denkschriften der Reichsbank, deren Ver dienste in vieler Einsicht ich sonst keineswegs verkleinern möchte, zu den Geldproblemen atmen durchaus den Geist der Schablone, ' suchen alle unsere wirtschaftlichen Zustände zu beschönigen, unsere bisherigen Einrichtungen als ideal hinzustellen und zeigen keinerlei Verständnis für die neuen Aufgaben, die uns in und nach dem Kriege gestellt sind und deren Erfüllung schon längst hätte in Angriff ge- nommen werden müssen. Besonders haben die herrschenden metallistischen Lehren, die Überschätzung unseres Goldbestandes, der Glaube, daß auf ihm der »Wert" unseres Geldes beruhe, daß wenn nur einigermaßen eine Drittelsdeckung aufrechterhalten werde, die Valuta nicht stark sinken könne, viel dazu beigetragen, daß wir nicht rasch und energisch genug dem Sinken unserer Valuta entgegengewirkt haben, trotzdem wir dafür, wie gesagt, das Vorbild Englands gehabt hätten. Man bat immer nur den hohen Goldbestand und sein rasches Steigen in der ersten Zeit des Krieges bewundert, das Sinken der Valuta viel zu leicht genommen und es immer nur auf größere Zahlungs- 123