12 Locke sagten, in demselben Geist behandelt werden sollten wie die Probleme des physikalischen Ge schehens. Das war die heroische Zeit der Sozial wissenschaften. Welchen Geist atmen die besten Leistungen dieser Epoche! Welcher Glanz liegt über diesem Schaffen! Welchen Genuß gewährt es, in dieser Literatur zu blättern und zu träumen! Nun möchte ich das, was damals erreicht wurde, mit kurzen Strichen nachzeichnen. Eine verzweifelte Aufgabe, aber immerhin nicht so verzweifelt, wie der Versuch, das sozialwissenschaftliche Wollen unserer Zeit zu schildern. Denn wenn auch die Literatur des 18. Jahrhunderts keine Einheit war, und Wässer aus sehr verschiedenen Quellen da zusammenfließen, so war sie doch viel einheitlicher als die der Folgezeit. Noch war ja die Arbeitsteilung nicht so unerbittlich, noch konnte man Polyhistor sein, ohne Dilettant zu werden. Und die einzelnen Autoren arbeiteten viel mehr aus sich selbst heraus, als es heute irgendwer kann, so daß aus ihren Werken klarere, einfachere Botschaften quellen. Die Spuren alter Schranken sind noch deutlich sichtbar, und aus Recht und Theo logie entwickelte sich das Meiste, das für uns in Be tracht kommt. Bischöfe und Rechtslehrer treten noch immer in der bunten Gruppe hervor, die mehr und mehr aus allen Arten von Literaten zu bestehen be gann, die in Londoner Cafehäusern oder Pariser Salons, oder an deutschen Universitäten diskutierten und stritten, von Leuten, die sich bald an die feudale Gesellschaft anschlossen, bald würdevolle Spießer leben führten, bald Freud und Leid der Tragikomödie