14 So kommt, mehr durch die Tat als durch bewuß ten Entschluß, das sozialwissenschaftliche Denken auf seine eigenen Füße zu stehen. Die ungeheure Be deutung dieses Prozesses liegt nicht dort, wo ein Feind der Religion sie suchen könnte. Sozialwissen schaft und Religion schieden vielmehr wie zwei Freunde, die, in verschiedene Lebenslagen und Lebens gewohnheiten geraten, den täglichen Verkehr als eine Last und als aufreibend empfinden und deshalb schließlich nicht mehr Zusammenkommen. War man einmal entschlossen, den großen Versuch zu wagen, das soziale Geschehen kausal zu begreifen, so mochte zwar noch genug des Unbegreiflichen im einzelnen Fall anzuerkennen sein, — schon deshalb, weil jedes konkrete Phänomen selbst dann noch nicht „restlos erklärt“ ist, wenn man alle die Elemente, aus deren Zusammenwirken es entstand, theoretisch völlig be herrscht: Denn sie mischen sich in ihm in meist un erklärbarem und unbeherrschbarem Gewirre — aber es war kein Platz mehr für Einwirkungen vom Un erfaßbaren her: Wo man auf solche hätte rekurrieren müssen, da wäre die Erklärung, vom wissenschaft lichen Standpunkt aus gesehen, nicht fortgesetzt sondern unterbrochen worden. Die Bedeutung der fortschreitenden Unterbindung der Adern, die jedes soziale Problem einst mit der Theologie verbanden, liegt nun eben in dem heißen Wollen, durch Sturm und Brandung an der aus erfahrbaren Gliedern be stehenden Kausalkette festzuhalten und keine Er klärung als Erklärung gelten und die Arbeit nicht zu Ende sein zu lassen, solange diese Kette nicht fest