Buch II. Bevölkerung und Unterhaltsmittel. Trennt Gott denn und Natur ein feindlich Streben, Da die Natur so böse Träume gibt? Ls scheint, daß sorgsam sie die Gattung liebt Und sorglos preisgibt manches Linzelleben. Tenn-yson. Kapitel I. Die Malthussche Theorie, ihr Ursprung und ihre Stütze. Hinter der Theorie, die wir betrachtet haben, liegt eine andere, die noch zu untersuchen bleibt. Die herrschende Lehre über die Quelle und das Gesetz des Lohnes findet ihre stärkste Stütze in einer ebenso allgemein angenommenen Lehre — der Lehre, welcher Malthus ihren Namen verliehen hat —daß die Bevölkerung die natürliche Tendenz habe, schneller als die Unterhaltsmittel zuzunehmen. Diese beiden ineinander greifenden Lehren bilden die Antwort, welche die herrschende Nationalökonomie auf das große Problem gibt, das wir zu lösen suchen. In dem vorausgehenden wurde, wie ich glaube, bewiesen, daß die herrschende Lehre, wonach der Lohn durch das Verhältnis zwischen dem Kapital und den Arbeitern bestimmt wird, so vollständig un begründet ist, daß man sich nicht genug darüber wundern kann, wie sie sich so allgemein und so lange halten konnte. Zwar das ist nicht zu ver wundern, daß diese Theorie in einem Zustande der Gesellschaft entstanden ist, in welchem die große Masse der Arbeiter in ihrer Beschäftigung und Löhnung auf eine besondere Klasse von Kapitalisten angewiesen scheint, noch daß sie sich unter diesen Umständen bei der großen Menge, die sich selten die Mühe nimmt, das Wesen vom Schein zu trennen, in Ansehen erhalten hat. Aber überraschend ist es, daß eine bei näherer Prüfung sich als so unbegründet herausstellende Theorie nacheinander von so vielen scharfen Denkern, die während des jetzigen Jahrhunderts ihre Kräfte der Aufklärung und Entwicklung der nationalökonomischen Wissenschaft gewidmet haben, angenommen werden konnte.