120 Bevölkerung und Unterhaltsmittel. Buch II. in geringem Grade angehäuft werden können, und daß die Länder, gleich der großen Mehrheit der Individuen, aus der ftand in den Mund leben. Güter vertragen keine große Anhäufung; außer in wenigen unbedeutenden Formen halten sie sich nicht. Die Stosse des Erdballs, welche, wenn sie durch die Arbeit in die gewünschte Form gebracht sind, die Güterwelt ausmachen, streben beständig nach ihrem Urzustände zurück. Einige Güterformen überdauern nur wenige Stunden, andere wenige Tage, andere wenige Monate, wieder andere wenige Jahre, und sehr wenige gehen von einer Generation zur anderen über. Nehmen wir Güter in einigen ihrer nützlichsten und dauerndsten Formen an — Schisse, ftäuser, Eisenbahnen, Maschinen. Falls nicht beständig Arbeit aufgewendet wird, um sie zu erhalten und zu erneuern, so werden sie fast unverzüglich nutzlos werden. Man bringe die Arbeit in einem Lande zum Stillstand, und die Güter werden beinahe so schnell vergehen, wie der Strahl eines Springbrunnens, sobald der Wasserzufluß abgeschnitten wird. Man lasse dann wieder die Arbeit sich betätigen, und die Güter werden fast unverzüglich wieder erscheinen. Dies hat man längst beob achtet, wo Krieg oder andere Kalamitäten Güter zerstörten, die Bevölke rung aber unverletzt blieb. In London gibt es heutzutage nicht weniger Güter trotz des großen Feuers von 1.666, noch in Ehikago trotz derselben Kalamität im Jahre 1870. Auf jenen vom Feuer verheerten Grund stücken sind unter der ftand der Arbeit prächtigere Gebäude, gefüllt mit größeren Warenlagern, entstanden, und der mit der Geschichte der Stadt unbekannte Fremde würde sich, wenn er die großartigen Straßen entlang geht, nicht träumen lassen, daß vor wenigen Jahren alles so schwarz und wüst da lag. Dasselbe Prinzip —- daß die Güter beständig wieder geschaffen werden — ist in jeder neuen Stadt in die Augen fallend. Bei gleicher Bevölkerung und gleicher Leistungsfähigkeit der Arbeit wird die Stadt von gestern so viel besitzen und genießen als die von den Römern gegründete. Niemand, der Melbourne oder San Franzisko gesehen, kann zweifeln, daß, wenn die Bevölkerung Englands nach Neuseeland versetzt würde und alle angehäuften Güter zurück blieben, Neuseeland bald so reich wäre als England jetzt ist; oder um gekehrt, daß wenn die Bevölkerung Englands auf die kleine Zahl der jetzigen Bevölkerung Neuseelands beschränkt wäre, sie trotz ihrer angehäuften Güter bald ebenso arm sein würde wie diese. Angehäufte Güter scheinen in bezug aus den sozialen Organismus fast genau dieselbe Rolle zu spielen, wie angehäufte Nahrung in bezug auf den physischen Organismus. Einige angehäufte Güter find nötig und können bis zu einem gewissen Umfange in Notfällen in Anspruch genommen werden; aber die von früheren Generationen produzierten Güter können so wenig zur Konsumtion der Gegenwart dienen, als die Mahlzeiten, die jemand im vergangenen Jahre aß, ihn heute mit Kraft versehen können. Aber auch ohne diese Betrachtungen, die ich mehr wegen ihrer allgemeinen als ihrer besonderen Tragweite anstellte, ist es augenfchein-