1. Die älteren Krisentheorien. 21 so lesenswerten Schriften hat er seine Ansichten über die Be ziehungen von Produktion und Konsumtion und über die Ursachen der Krisen ausgesprochen. In diesen Darlegungen Sismondis über das Krisenproblem lernen wir gerade auch das Neue und Eigen artige seiner nationalökonomischen Anschauungen kennen. Sismondi ist einer der Hauptvertreter der sogenannten Unter konsumtionstheorie, einer Lehre, deren Grundzüge sich zuiü Teil schon bei Malthus vorfinden und die dann später von anderen, vor allem von Rodbertus, weiter entwickelt worden ist. Es handelt sich hierbei um die Wechselbeziehungen zwischen der Art der Produktion und der Einkommensverteilung, im speziellen darum, daß bei einer gewissen Art der letzteren, wenn die Arbeiter einen zu geringen Teil am Nationaleinkommen erhalten, die heimische Pro duktion Schaden erleidet. Den Arbeitern fehlt die Kaufkraft, um die Erzeugnisse der Produktion aufzunehmen, während die Unternehmer und Kapita listen nicht ihr ganzes Einkommen verbrauchen, sondern einen Teil davon zurücklegen und damit die vorhandene Produktion nur noch vergrößern. Damit hängt es dann weiter zusammen, daß die Unter nehmer, welche im Inlande nicht genügenden Absatz finden, den Versuch machen, auswärtige Märkte aufzusuchen, um dort ihre Waren zu verkaufen, eine Entwicklung, welche aber für die heimische In dustrie weit größere Gefahren birgt, als der Absatz im Inland. Der Gegensatz zur klassischen Nationalökonomie lag vor allem in der stark sozialpolitischen Färbung seiner Ansichten und in ihrem romantischen Grundzug, welcher in der guten, alten Zeit, gerade auch in den Beziehungen von Produktion und Konsumtion, so viele Vorzüge der Gegenwart gegenüber erblickte. Es war dies eine Auf fassung, welche verständlich war in einer Periode des Überganges, in der das Alte zusammengebrochen war und man von dem Neuen, das an seine Stelle trat, nur erst die Nachteile und Schattenseiten sehen konnte und noch nicht in der Lage war, zu erkennen, welch große Fortschritte auch in kultureller und sozialer Beziehung diese neue Entwicklung für alle Schichten der Gesellschaft mit sich bringen würde. Für Sismondi ist das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsumtion die grundlegende Frage der Nationalökonomie. Ist es diese Wissenschaft doch, wie er es einmal ausgesprochen hat, welche als die einzige das allgemeine Wohlergehen und das Glück der Menschen zum unmittelbaren Zweck hat, und hängt dies doch in entscheidender Weise von dem Vorhandensein dieses Gleich gewichtes ab. Im Gegensätze zu Say und Ricardo hält Sismondi