24 Erster Abschnitt. Die Erklärungen der Wirtschaftskrisen. Reichtum zu fassen. — Wodurch überwindet die Bourgeoisie diese Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; andererseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründliche Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch also, daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.“ Am eingehendsten hat sich Karl Marx dort über das Krisen problem geäußert, wo er in seinem Hauptwerke, dem „Kapital“, über den tendenziellen Fall der Profitrate spricht. Der Grundgedanke seiner Darlegungen ist in kurzen Worten der folgende: Ausgehend von seinem Wertgesetz, daß sich der Wert der Güter durch das Quantum der zu ihrer Herstellung erforderlichen, gesell schaftlich notwendigen Arbeitszeit bemißt, ergibt sich, daß der Wert einer bestimmten Menge von Produkten von der Menge des von den Arbeitern neu erzeugten Arbeitswertes und dem Arbeitswerte der bei dem Produktionsprozeß verbrauchten und angewandten Produk tionsmittel bestimmt wird. Der Profit des Unternehmers entsteht da durch, daß derselbe im Lohne den Arbeitern nicht den vollen Wert ihrer Arbeit vergütet (Theorie vom Mehrwert). Die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft geht nun dahin, daß infolge des tech nischen und wirtschaftlichen Fortschrittes die Bedeutung der Pro duktionsmittel gegenüber der einfachen Arbeitskraft stetig wächst, oder, in der Terminologie von Marx ausgedrückt, daß die organische Zusammensetzung des Kapitals sich fortdauernd in der Weise ändert, daß dessen konstanter Teil rascher als sein variabler ansteigt. Unter dem variablen Kapital ist dabei dasjenige verstanden, welches für Lohnzahlung Verwendung findet, unter dem konstanten alles übrige im Produktionsprozeß verwandte Kapital. Diese Entwicklung führt da hin, daß mit zunehmender Zahl der Arbeitskräfte die absolute Masse des Mehrwertes, d. h. des Profits, dauernd zunimmt und das Verhältnis dieses Mehrwertes zu dem gesamten, in der Produktion tätigen Kapital, infolge des stärkeren Wachstums des konstanten dauernd zum Sinken tendieren wird. Das versteht Marx unter dem Gesetz vom tenden ziellen Fall der Profitrate. Die Höhe dieser Profitrate übt nun einen entscheidenden Einfluß auf die kapitalistische Produktion aus. Denn der Zweck derselben ist ja die Schaffung von Mehrwert, die Er zeugung von Profit. Wenn nun die Profitrate sinkt, so ist die Folge davon, daß sich das neu entstehende Kapital nicht mehr genügend verwerten kann. Es entsteht so ein Konflikt zwischen dem Streben des Kapitals nach ständiger Ausdehnung der Produktion und der Un möglichkeit, das vorhandene Kapital in entsprechender und gleich mäßiger Weise verwerten zu können. Die Folge muß sein, daß ein