80 Zweiter Abschnitt. Der Ablauf der Konjunktur seit Gründung des Reiches. Auch dorten, wo die Neuordnung der Währung nicht in Form einer solchen Deflation durch Hebung des Geldwertes vonstatten geht, sondern wo man die Stabilisierung etwa auf dem Niveau vornimmt, auf dem im Augenblick derselben die zu stabilisierende Valuta steht, wie es in Deutschland und Österreich der Fall war, muß auch die Stabilisierung unvermeidlich zu einer Krise führen, für welche man schon häufig die Ausdrücke „Gesundungs-, Reinigungs- oder Stabi lisierungskrise“ gebraucht hat. Denn jede solche Stabilisierung muß mit einem Abstoppen der Inflation, d. h. einem Aufhören der Schaf fung immer neuer Kaufkraft, der keine entsprechende Gütererzeu gung gegenübersteht, beginnen und wird auch immer, weil auch das Gleichgewicht des staatlichen Haushalts die Voraussetzung eines Erfolges der Stabilisierung ist, mit ganz erheblichen Steuererhöhun gen verbunden sein, die jetzt nicht mehr, wie zuvor, in entwerte tem Geld entrichtet werden können. Neue Kaufkraft wird also auf dem bisherigen Wege nicht mehr geschaffen, die vorhandene reale, auf Gütererzeugung beruhende, erfährt durch die wachsende Steuer last eine erhebliche Einschränkung. Darin liegt allein schon ein Faktor, der einen Preisdruck ausüben und zu Absatzstockungen krisenhaften Charakters führen muß. Andere Faktoren, die ebenfalls mit einer solchen Stabilisierung unvermeidlich verbunden sind, wirken dann auch nach der gleichen Richtung hin und müssen diese ungünstige Entwicklung noch ver stärken helfen. Während der Inflationsperiode, in welcher der Wert der Währung dauernd zurückgeht, ist die Flucht in die Sachwerte ganz allgemein, wie ja auch in Deutschland das „Los von der Mark“ die allgemeine Parole gewesen ist. Jedermann sucht der Entwer tungsgefahr für seinen Barbestand oder seine Bankguthaben zu ent gehen. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes nimmt damit gewaltig zu. Aber nicht nur aus diesen Gründen findet die Erzeugung der Industrie allgemein guten Absatz, sondern auch deshalb, weil, wie wir ja oben gesehen haben, eine solche Entwertung der Valuta als Prämie für den Export und als Erschwerung für den Import wirkt. Nicht nur auf dem Binnenmarkt, sondern auch auf dem Auslands markt, wirkt eine sinkende Valuta absatzfördernd. Damit müssen aber in der ersten Zeit der Stabilisierung Folgen eintreten, welche neben den oben genannten Faktoren weiterhin den Absatz ungünstig beeinflussen. Zunächst beginnt dieser dann schon deshalb zurückzugehen, weil die Bevölkerung durch die seit Jahren betriebene Flucht in die Sachwerte mit den ver schiedensten Bedarfsartikeln reichlich versehen ist und nun dem zu erwartenden Preisrückgang gegenüber mit dem Einkauf zurück