• 110 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen. Die erste und wichtigste Einwirkung nach der sozialen Seit©'hin zeigt sich im Wandel der Konjunktur auf dem Arbeitsmarkte. Bei aufsteigender und guter Konjunktur bietet sich allenthalben reich lichere und besser entlohnte Arbeitsgelegenheit, als bei rückläufiger und ungünstiger Konjunktur. Von dieser Entwicklung des Be schäftigungsgrades, je nach den Konjunkturverhältnissen, sollen die beiden folgenden Zahlenreihen ein Bild geben. Bei allen berichtenden deutschen Arbeitsnachweisen kamen auf 100 Von tausend Gewerkvereins offene Stellen Arbeitsgesuche: mitgliedern waren arbeitslos: Jahr Jahr Jahr Jahr 1896 138,9 1905 120,0 1904 21 1909 28 1897 124,9 1906 110,8 1905 16 1910 19 1898 119 1907 114,7 1906 12 1911 19 1899 106 1908 159,7 1907 16 1912 20 1900 122,6 1909 154,3 1908 29 1913 29 1901 106 1910 131,5 1902 176,7 1911 128 1903 148,8 1912 121 1904 132,6 1913 135 Für eine Reihe von Industrien, wie z. B. für den Bergbau und die Montanindustrie, liegen auch Angaben vor, auf Grund deren man unmittelbar die Zahl der hier beschäftigten Arbeiter feststellen und so den Umfang der Arbeiterentlassungen bei einem Rückgang der Konjunktur erkennen kann. Auch die Statistik der zahlenmäßigen Bewegung der Mitglieder bei den Krankenkassen gibt ein brauch bares Bild dieser Veränderung auf dem Arbeitsmarkte. Die gegebenen Zahlenreihen mögen jedoch genügen, um diesen Zusammenhang aufzuzeigen. Dabei zeigen diese Zahlen nur den Umfang der vor handenen Arbeitslosigkeit. Sie geben kein Bild davon, in welchem Maße durch Einführung von Feierschichten oder durch einen Rück gang der täglichen Arbeitszeit eine Abnahme in der Beschäftigung, damit aber auch ein Rückgang in den Lohneinnahmen der davon betroffenen Arbeiter eingetreten ist. Mit dieser veränderten Lage auf dem Arbeitsmarkt in dem Wandel der Konjunktur zeigt sich dann auch eine veränderte Taktik bei den Arbeitskämpfen. Aus naheliegenden Gründen versuchen die Arbeiter Aussperrungen, womöglich in die Zeit einer rückläufigen Konjunktur zu verlegen und umgekehrt spielen sich dann die Kämpfe um Lohnerhöhungen von Seiten der Arbeiter vor allem in den Zeiten ab, in denen die Konjunktur nach oben geht und sich bei der In