§ 3. Geographie der Gütererzeugung. 13 w* m V viel bedeutenderen Produktion 1912 für mehr als 170 Mill. M. einzuführen genötigt war, so liegt das daran, daß in dem milden Klima der Kulturländer auf der Büdhalbkugel Kohle für Heizungszwecke nur in ganz geringfügigem Grade be nötigt wird. Aber auch scheinbar ganz gleichartige Produktionszweige des Bergbaues, wie z. B. die Goldgewinnung, haben je nach der Art des lokalen Vorkommens des edlen Metalls ganz verschiedenartige Folgen gezeitigt, an denen wieder gerade der Geo graph nicht gleichgültig vorübergehen kann. Um dies zu erweisen, sei nur an die ersten Wirkungen des Goldvorkommens in Amerika und in Australien einerseits, in Südafrika andererseits erinnert. Dort weitverbreitete Felder von sogenanntem Waschgold, das besonders leicht auch vom einzelnen dem Boden entrissen werden kann. Infolgedessen sehen wir in den ersten Jahren zahllose Goldsucher in jene Länder strömen, die sich nachher anderen Tätigkeiten zuwandten und so den Grund stock der späteren landsässigen Bevölkerung bildeten. Hier, auf afrikanischem Boden, verlief die Entwicklung der Goldfelder ganz anders und war dementsprechend auch von ganz anderen Folgen begleitet. Hier, wo das Gold vorwiegend im Muttergestein eingesprengt vorkommt und wo es deshalb nur in großen, fabrikmäßigen Betrieben gewonnen werden kann, fehlen die Massen der Goldsucher, denen wir anderwärts auch als Bürgern und Farmern wiederbegegnen. Hier, in der jetzt britischen Union, sind es einige wenige Städte, die unter dem Einflüsse der Minenindustrie am Band von Transvaal zu außerordentlichem Wachstum gelangt sind; die Land bevölkerung und die der kleinen Orte dagegen ist nur wenig von den Vorgängen am Witwatersrande berührt und die Entwicklung des ganzen Landes dadurch in eine Bichtung gedrängt worden, die zu einer wenig segensreichen Einseitigkeit der Besiedelung geführt hat. Ein schwerwiegender Beweis für die Bedeutung geographi scher Verschiedenheiten der Produktionsländer selbst der kostbarsten Mineralien. In seinen mineralischen Beimengungen, zu denen auch die in Quellen gelösten zu rechnen sind, spielt der Boden in der Güter erzeugung nur eine untergeordnete Rolle. So wesentlich die che mische Zusammensetzung für die Kultur einzelner Pflanzen sein kann, so sehr tritt sie gleichwohl hinter den Einflüssen der Temperatur und der Niederschläge in den Hintergrund. Auch die Auflockerung der Erdoberfläche ist, zumal in den Tropen und in Gegenden mit wechselndem Niederschlag, sehr beachtenswert. Schließlich sei auch der mehr oder weniger starken Sättigung mit Wasser gedacht, die in Mooren und Sümpfen einzelne Landschaften in wirtschaftlich eigen artige Gebiete verwandelt. Die Neigungswinkel des Geländes sind fast die einzige Seite des orographischen Baues, die unter besonderen Umständen in der Pro duktion sich bemerkbar machen. Freilich sind sie in den Mittel gebirgen selten so groß, daß sie einen irgendwie erheblichen Teil der Gesamtfläche unproduktiv machen, doch sind sie auch hier be deutend genug, um zu einer Aenderung der Bodennutzung gegen das flache Land zu führen. In Ländern mit vorwiegender Maschinen nutzung beim Ackerbau (Pflugkultur) vermag schon ein nicht einmal besonders großer Neigungswinkel des Geländes den Feldbau un rentabel zu machen, so daß Wald- oder Weidekulturen an seine Stelle treten. Anders der von Menschenhand geübte Landbau, der sich der kleineren, auch im Gartenbau benutzten Werkzeuge bedient. Wo dieser, wie in Wein- und Obstgebieten und namentlich in wärmeren Gegenden, in größerem Umfange möglich ist, sehen wir auch die steileren Gehänge in höherem Grade zur Erzielung landwirtschaftlicher Erzeugnisse herangezogen; hier ergibt sogar der stärkere Neigungs winkel des Bodens unter Umständen bei geeigneter Exposition der Flächen gegen die Wärmestrahlung eine Erhöhung ihres wirtschaft lichen Wertes gegenüber dem flacheren und leichter zu bearbeitenden Ackerlande. Ein Beispiel bieten uns nicht nur die hochentwickelten