54 elbien von ihm verschont blieb. Auch sehten die Junker es durch, daß die Benutzung dieser Wasserstraße möglichst verteuert wurde. Der große west fälische Bergarbeiterstreik des Jahres 1905 hatte eine Novelle zum Preußischen Berggesetz zur Folge, die den Arbeitern einige Zugeständnisse macht (Verbot des „Nullens", Arbeiterausschüsse, Zulassung von Vertretern der Arbeiter bei Begutachtung der Förderung), sonst aber so weit hinter ihren Forderungen zurückbleibt, daß sie das Verlangen nach einem Reichsberggesetz nur gesteigert hat. Am den Einfluß der Regierung im Rat der westfälischen Gruben lords zu stärken, ließ sich Minister Möller vom Landtag gegen 70 Millionen Mark zum Ankauf von Aktien des Libernia-Anternehmens bewilligen, ver fuhr in der Sache dabei aber so maßlos ungeschickt, daß er bald darauf sein Amt niederlegen mußte. Er hatte den Magnaten von Kohle und Eisen den Pelz waschen wollen, ohne ihn naß zu machen; die aber gaben ihm zu verstehen, daß er ihnen den Staub wegzublasen habe. Worauf der lange Möller flog und durch den bisherigen Oberpräsidenten Delbrück ersetzt wurde. Am dieselbe Zeit bekamen das Ministerium des Innern in Lerrn von Bethmann Lollweg, das Justizministerium in Lerrn Beseler und das Landwirtschaftsministerium in Lerrn von Arnim-Kriewen eben falls neue Vorsteher. Der neue Reichstag bewilligte als eine seiner ersten Taten Kredite für die Niederschlagung des in Südwest-Afrika ausgebrochenen Aufstands der Lerero. Da sich auf Grund der ersten Nachrichten aus dem Aufstand gebiet nichts Genaues über die Arsachen des Aufstands feststellen ließ, sondern nur die Tatsache vorlag, daß deutsche Ansiedler und ihre An gehörigen getötet worden, andere in Lebensgefahr waren, hielt es die sozialdemokratische Reichstagsfraktion nicht für richtig, die Kredite zu ver weigern, konnte aber, als Gegnerin des Systems, nach dem die Kolonien ver waltet und die Eingeborenen auf ihnen behandelt werden, die Mittel auch nicht bewilligen und übte daher bei der ersten Beratung der Regierungsvorlage motivierte Stimmenenthaltung. Als später genauere Nachrichten eintrafen, aus denen hervorging, daß die Lerero durch höchst wucherische Praktiken von Ländlern und deren Anterstützung durch deutsche Behörden zum Ver zweiflungskampf getrieben worden waren, da lehnten die Sozialdemokraten die Mittel für die Kriegsführung ab, indem sie verlangten, daß mit den Lereros friedlich verhandelt und ihren Beschwerden abgestellt werde. An dieser ablehnenden Laltung hielten sie auch bei den nachfolgenden Kredit forderungen für den Krieg in Südwest-Afrika um so mehr fest, als die Art der Kriegsführung ihren Protest in mehr als einer Linsicht heraus forderte. Abgesehen von den Verlusten an Menschenleben hat dieser Krieg dem deutschen Volk weit über 300 Millionen Mark gekostet. Gesetzgeberisch brachte die Session von 1904 ein Gesetz über die Er richtung von Kaufmannsgerichten und ein Gesetz über die Ent schädigung unschuldig Verhafteter. Obwohl die Sozialdemokratie anerkannte, daß beide Gesetze Forderungen entsprachen, die sie oft erhoben hatte, und sich alle Mühe gab, ihnen einen wahrhaft fortschrittlichen Charakter zu geben, mußte sie wegen Ausschluß der Frauen und Ansetzung viel zu hohen Alters für die Wählbarkeit gegen die Kaufmannsgcrichte und wegen Einfügung von allerhand Kautschukparagraphen auch gegen das Ent schädigungsgesetz stimmen.