14 Damit es überhaupt zu diesen wirtschaftlichen Werten und Urteilen kommt, bedarf es eines Anstoßes, und zwar eines doppelten Anstoßes: eines Anstoßes von innen, einer Willensregung, und eines Anstoßes von außen her, einer Hemmung der Ausführung des kon kreten Willensinhaltes. Dieser Anstoß wird im wirt schaftlichen Leben gegeben durch das Vorhandensein eines Bedürfnisses, das befriedigt werden muß oder will, durch die mannigfaltigen Fragen und Forderungen, die der Kampf um das Dasein oder um ein bestimmtes So- Sein, d. h. um eine bestimmte Daseins- und Lebensform, uns jeden Tag entgegenstellt, ja aufdrängt. Damit es zu einer Tätigkeit, mit der Kraftäußerung und Kraftentwickelung verbunden ist, komme, bedarf es eines „Steins des Anstoßes“; damit der Wille als Wille auftritt, muß er vorher gehemmt und dadurch auf die Probe gestellt werden, denn der widerstandslos, ungehemmt in Wirklichkeit sich umsetzende Wille ver liert dadurch seinen Charakter als Ausdruck des mensch lichen Subjekts und zerrinnt gleichsam ins. Objekt, in das Außer-uns; er büßt dadurch seine Bedeutung ein als Mittelpunkt um den sich alles im Innern des Men schen dreht und bewegt, der erst das Leben zu leben oder lebenswert macht, wodurch im Menschen der Wille zu „einem“ Leben entsteht. Diese Kennzeichnung des durch Kampf gehemmten und dadurch zugleich erzeugten Lebens und Willens oder, synthetisch ausgedi’ückt, des Lebenswillens (dessen subjektive Gefühlsäußerung der Wille zum Leben ist) legt Goethe in den Mund seines sterbenden Faust: „Ja diesem Sinne bin ich ganz ergeben, Das ist der Weisheit letzter Schluß: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muß.“