II. Kapitel. Die Auflösung der Theorie der internatio- nalen Werte in das System der Nutzentheorie. Bevor die Hypothese der Nutzenrechnung von Menger, Jevons und Walras gefunden wurde, haben sich die Nachfolger Ricardos und Mills fast ausschließlich auf eine Kritik der em- pirischen Voraussetzungen der Theorie des internationalen Handels verlegt. Diese Art Kritik lebt bis auf die Gegenwart fort. Ihre be- achtenswerten Ergebnisse haben ersichtlich dazu beigetragen, den Erklärungswert der klassischen Kostentheorie zu schmälern, indem sie allmählich immer engere Kreise zogen um deren Geltungsbereich. Als empirische Voraussetzung kommt allein die von Ricardo stammende Annahme in Betracht, daß die „‚mobility of capital and labour“ sich nur innerhalb der Grenzen eines historisch gegebenen Landes relativ reibungslos vollziehe, während zwischen diesen Län- dern oder Nationen vor allem psychische Hemmungen den Aus- tausch bzw. die Wanderung dieser beiden Produktionsfaktoren ver- hindere!). Diese Auffassung {findet in der Tat eine gewisse Stütze durch die zu Ricardos Zeiten und auch noch heute existierenden Verhältnisse. Unübertragbar sind natürlich Boden, Klima, Wasserkräfte, Bodenschätze und geographische Lage. Relativ übertragbar da- gegen Kapital und Arbeit; Kapital am leichtesten in Wertpapieren, am schwersten mit seinem Besitzer?). Die Wanderung des Kapitals mit dem Besitzer ist nun die entscheidende Annahme Ricardos®), während die Bewegung der Arbeit von ihm nicht erwähnt wird. Gerade die letztere ist aber derjenige Faktor, der auch heute noch trotz der Erscheinung der Wanderarbeiter eine gewisse Rolle spielt, während die Kritik mit Recht eine Kapitalwanderung mit Besitzer zurückstellt und die Existenz eines „‚cosmopolitan loan fund“ be- ı) Vgl. oben S. 14. 2) Vgl: Földes: Zur Theorie vom internationalen Handel. Jahrb. f. National- kon. u: Statistik, II. F., 49. Bd., 1915, 5. 769. 3) Vgl. oben S. 14. Weigmann, Internat. Handel,