Richtlinien für das Studium des Fortschritts und der sozialen Entwicklung 1 81. Ein wichtiges Moment, das aller Geschichte als notwendiges inne- wohnt, ist die Folge der Generationen und die Abhängigkeit jeder Genera- tion von allen früheren, am unmittelbarsten von der ihr vorausgehenden. Man kann aber eine Generation auf verschiedene Art begreifen, In der Regel versteht man sie als die normale Zeit, die von der Geburt eines Men- schen bis zu seiner Reproduktion abläuft, ein „Menschenalter”, so daß dann auf einhundert Jahre drei angenommen werden, Ja, es ist versucht worden — und der Versuch war bedeutend —, eine „Generationenlehre‘* derart aus diesem Gedanken zu entwickeln, daß man das „Jahrhundert” besser zu erkennen meint, wenn man es als die Folge von 3 Generationen auffaßt, obgleich doch in jedem anderen Jahre so gut wie im ersten, im 34, und im 67. Jahre eines Jahrunderts eine Generation ihren Anfang nimmt, also tat- sächlich viele Generationen zu gleicher Zeit miteinander leben. Daher ist es geboten, eine Samtgeneration zu unterscheiden und als die Gesamt- heit der gleichzeitig lebenden Individuen zu verstehen, innerhalb ihrer aber die mittleren, auf der „Höhe des Lebens‘ stehenden Jahrgänge, etwa die 30- bis 50jährigen Männer und Frauen, als die Träger und Hauptrepräsentanten einer gegenwärtigen Samtgeneration auszuzeichnen. Es werden dann die älteren Jahrgänge ebenso als Vertreter einer gewesenen und nicht mehr vollzähligen, die jüngeren als die einer werdenden Samtgeneration gelten, die, bis sie vollständig und gegenwärtig sind, nach der Absterbeordnung, und vielleicht auch durch außerordentliche Ursachen, als Kriege und Epide- mien, sich vermindert haben wird, Jene älteren Jahrgänge stehen also der früheren Samtgeneration innerlich wie äußerlich näher, die jüngsten sind ihr am fernsten und neigen in die zukünftige, während die mittleren am voll- kommensten die gegenwärtige in sich darstellen, — Kinder empfangen von ihren Eltern, Söhne zumal von den Vätern, Töch- ter von den Müttern, Wesen, Güter, Ideen; und in Erhaltung dieser Erb- schaften drückt die Kontinuität der Gesittung sich aus, die sie als ein zusammenhängendes Ganzes und Lebendig-Dauerndes im Wechsel der Ge- nerationen erscheinen läßt,