Erstes Kapitel. Der Kreislauf der Wirtschaft in seiner Bedingtheit durch gegebene Verhältnisse‘. Das soziale Geschehen ist eine einheitliche Erscheinung. Aus seinem großen Strom hebt die ordnende Hand des Forschers die wirtschaft- lichen Tatsachen gewaltsam heraus. Darin, daß man eine Tatsache als wirtschaftliche bezeichnet, liegt schon eine Abstraktion, die erste von den vielen, die uns die technischen Notwendigkeiten der gedank- lichen Nachbildung der Wirklichkeit aufzwingen. Niemals ist eine Tatsache bis in ihre letzten Gründe ausschließlich oder „rein“ wirt- schaftlich, stets gibt es noch andere — und oft wichtigere -— Seiten daran. Trotzdem sprechen wir in der Wissenschaft ebenso von wirt- schaftlichen Tatsachen, wie im gewöhnlichen Leben und mit dem- selben Rechte. Mit demselben Rechte auch, mit dem man eine Ge- schichte der Literatur schreiben kann, obgleich die Literatur eines Volkes untrennbar mit allen übrigen Elementen seines Daseins ver- bunden ist. Von diesem Rechte soll auch hier Gebrauch gemacht werden. Soziale Tatsachen sind, unmittelbar wenigstens, Resultate mensch- lichen Handelns, wirtschaftliche Tatsachen Resultate wirtschaft- lichen Handelns. Und dieses sei definiert als jenes Handeln, dessen Zweck Gütererwerb ist. In diesem Sinne sprechen wir auch von einem wirtschaftlichen Motiv des Handelns, von wirtschaftlichen Momenten im sozialen und individuellen Leben usw. Weil aber für uns nur jenes wirtschaftliche Handeln in Betracht kommt, welches auf Gütererwerb durch Tausch oder durch Produktion gerichtet ist, so wollen wir seinen Begriff auf diese Erwerbsarten beschränken, während wir den Begriffen des wirtschaftlichen Motives und des wirtschaftlichen Mo- 1 Dieser Titel ist im Anschluß an einen von v. Philippovich gebrauchten Aus- druck gewählt. Vgl. seinen Grundriß II. Bd. Einleitung. Schumpeter, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. 2. Aufl.