Der Kapitalzins. i denen Beurteilungen, die er in der praktischen und der wissenschaft- lichen Diskussion findet. Mögen diese Bemerkungen genügen, um dem Leser zu zeigen, daß wir mit Hilfe unsrer Theorie tief in das Getriebe des geschäftlichen Lebens eindringen können. So unvollständig unsre Ausführungen auch sind und so vieler Präzisierungen und Modifikationen sie auch bedürften, der Leser findet in ihnen, so glaube ich, doch alle Elemente zum Verständnis desjenigen Teils der wirtschaftlichen Erscheinungen, der einer klaren wissenschaftlichen Erfassung bisher die meisten Schwierigkeiten gemacht hat. Ich habe nur noch eines hinzuzufügen: Ich wollte das Zinsphänomen erklären, aber ich wollte das Zinsein- kommen nicht rechtfertigen. Der Zins ist nicht, wie etwa der Unter- nehmergewinn, eine selbständige Frucht der Entwicklung im Sinn von einer Prämie für ihre Errungenschaften, wenn er sich auch nur in der Entwicklung zeigt. Er ist vielmehr eher eine Bremse — aller- dings eine in der Verkehrswirtschaft notwendige Bremse -— der Ent- wicklung, eine Art von „Steuer auf den Unternehmergewinn‘. Sicher reicht das nicht etwa aus, um ihn zu verurteilen, auch dann nicht, wenn man Verurteilung oder Billigung der Dinge zu den Aufgaben unsrer Wissenschaft rechnet. Dem verurteilenden Verdikt könnte die Wichtigkeit der Funktion des „Ephors der Volkswirtschaft‘“ und ferner unser Resultat entgegengehalten werden, daß der Zins nur dem Unternehmer, nicht auch andern Wirtschaftssubjekten — abgesehen vom Falle des Konsumtivkredits, auch des „produktiven Konsumtiv- kredits‘‘ — etwas entzieht, was ihnen sonst zufallen würde. Aber doch wird jener Umstand zusammen mit der Tatsache, daß die Zinserschei- nung nicht allen Wirtschaftsformen eigen ist, stets bewirken, daß der Kritiker der sozialen Verhältnisse am Zins mehr als an irgend etwas anderm zu mäkeln finden wird. Ich wünsche das selbst hervorzu- heben. Denn je weniger mich andre Ziele als die wissenschaftliche Wahrheit kümmern, um so mehr muß ich danach streben, diese Gleichgültigkeit auch durch die Tat zu beweisen. Deshalb sage ich denn, daß der Zins nur Konsequenz einer besondern Methode der Durchsetzung neuer Kombinationen ist, und daß diese Methode viel leichter geändert werden kann als die andern fundamentalen Institu- tionen der Konkurrenzwirtschaft. 31”