V. Schluß. Überblicken wir noch einmal die Arbeitsmärkte der Welt, die unendliche Mannigfaltigkeit des auf ihnen herrschenden Wechselspiels von Angebot und Nachfrage, den unaufhörlichen Widerstreit der Interessen, und suchen wir, zu erkennen, welche unter den vielen Kräften, die sich dort auswirken, die letzten Endes maßgebenden sind. Die Bestrebungen, die auf die Gestaltung der Löhne gerichtet sind, sind überall die gleichen, und auch die von der Arbeiterschaft ange- wandten Mittel. unterscheiden sich wenig von einander. Aber die Wirkungen sind außerordentlich verschieden, Die Höhe der Löhne schwankt von Person zu Person, von Beruf zu Beruf, von Ort zu Ort, von Land zu Land, von Zeit zu Zeit. Gegenüber dieser Verschiedenheit haben sich alle Versuche zur Nivellierung, abgesehen von Kleinigkeiten, als machtlos erwiesen, Vergeblich kämpft die ‚Internationale‘ der Arbeiterschaft gegen die Ungleichheit an. Der Grund der Verschiedenheit der Löhne ist die Ver- schiedenheit der Leistungen oder, wie wir meistens sagten, der Produktivität der Arbeit, Die Entlohnung nach den Leistungen ist, weil sie vom Standpunkt der Produktion als die zweck- mäßigste und vom Standpunkt der Verteilung als die gerechteste angesehen wurde, in der modernen Wirtschaftsordnung festge- legt und, wenn auch oft angegriffen, immer wieder bestätigt worden, Die Verschiedenheit der Leistungen beruht auf unabänder- lichen Tatsachen, auf der verschiedenen Begabung der einzelnen Menschen, der verschiedenen Ausstattung der einzelnen Orte und Länder mit Naturstoffen und Naturkräften, der verschiedenen Entwicklung der Einzelnen (Einflüsse der Familie, der Schule usw.) und der Völker (politische, wirtschaftliche und kulturelle Schicksale), Die Lohntheorie, welche die beste Erklärung der Tatsachen der Lohnbildung bietet, ist, wie wir uns immer wieder über- zeugten, die Produktivitätstheorie, die reife Frucht der Gedankenarbeit hervorragender volkswirtschaftlicher Forscher, vor allem RıcAarDo's, MıLı’s, v. THUÜNEN’'s und DiEeTzeEL’s, Das Gesetz, das den Arbeitsmarkt beherrscht, kann als „Produk- tivitätsgesetz‘’” bezeichnet werden. Zu beachten ist dabei 196