1a Dr. Felix Kuh: dem Volkskörper geschlagen hat, die sie ihm schlagen mußte, weil das fast überrasche Wachstum der Weltwirtschaft zahllose Spannungen und Konflikte hervorrief. An der Technischen Hochschule zu Hannover wird ein Kolleg gelesen, dessen Thema lautet „Menschenwirtschaft”, ein Titel, der gewiß manchem Miß- verständnis ausgesetzt ist, in Wahrheit aber doch den Kern der Sache sehr gut trifft, In Deutschland, dem Lande der Dichter und Denker, darf und wird der wirtschaftende Mensch niemals vergessen, daß er als Mensch und mit Menschen für Menschen arbeitet. Der Kaufmann wird nie in seinem Beruf restlos aufgehen, er wird immer an die Würde, die dem Menschen gegeben ist, denken; er wird diese achten und zu erheben wissen, Das ist die dritte Aufgabe, die dem Kaufmann gestellt ist. Zuletzt, aber sicherlich nicht am wenigsten wird der Wirt- schaftsmensch an den Satz denken, daß unter allen Gütern, welche überhaupt hervorgebracht werden können, der Staat das höchste Gut des Mannes ist. Er wird sich demnach als politisches Wesen fühlen, wird über sein Kontor, über die Fabrikmauer hinaus das Auge schweifen lassen, um das wahre Interesse seines Vaterlandes zu erkennen und ihm, wenn auch nur an bescheidener Stelle, nach Kräften zu dienen. Technik, Wissenschaft (mit ihr verbun- den die Kunst), soziale Gemeinschaft und ernste poli- tische Arbeit im Dienste des Gemeinwohls — das sind die vier Elemente, aus denen sich die Umwelt des Wirtschaftlers aufbaut, in der und für die er zu leben und zu schaffen hat, wenn sein Dasein einen rechten Sinn haben soll, wenn er sich selbst und seinem Unter- nehmen diejenige Festigkeit geben will, ohne die eine befriedigende und fruchtbare Arbeit unmöglich ist, Versuchen wir diese vierfache Beziehung im einzelnen zu beleuchten”)! Der Schreiber dieser Zeilen besuchte die Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 und fand in der chemischen Abteilung neben anderen Merkwürdigkeiten zwei Proben künstlichen Indigos, die sich voneinander kaum unterschieden, Auch die ausgefärbten Muster schienen von ganz gleicher Qualität zu sein. Das eine Produkt war deutschen, das andere französischen Ursprungs. Aber in jenem Jahre hatte sich die deutsche, die Ludwigshafener, Fabrik bereits einen sehr hübschen Markt erobert, während die praktischen Erfolge der Franzosen noch recht geringfügig waren, Bei einem Gespräch über diesen Unterschied äußerte der französische Chemiker, der diese *) Eine sehr eindringende und geistvolle Studie über das Thema „Wirtschaft und Kultur‘ hat vor kurzem C, Lammers im Verlage von Otto Elsner, Berlin, erscheinen lassen. Es sei auf diese anregende Arbeit, die den obigen Aufsatz vielfach in glück- lichster Weise ergänzt, ausdrücklich hingewiesen,