34 Prof. Dr. Ernst Schultze: Australien erst seit dem 1. August 1924 deutsche Waren theoretisch wieder zuläßt, 5, In den von anderen Ländern abhängigen Ge- bieten wird die Einfuhr gernnach dem Wunsche des Herrscherlandesgedrosselt. So hat sich England in seinen Kolonien und Besitzurgen, auch in denen mit Selbstverwaltung, einen überwiegenden Anteil sowohl an der Einfuhr wie an dem Ausbau des Verkehrswesens und der Industrie gesichert. Die maßgebenden Ämter sind mit Personen besetzt, die die englische Einfuhr begünstigen, die nichtenglische hingegen benachteiligen, auch wo es an gesetzlichen Handhaben dafür mangelt, So wird die englische Industrie durch die Verwaltungsorgane sowohl der Südafrikanischen Union wie Kanadas, Australiens und Indiens begünstigt. Wenn trotzdem die deutsche Industrie Bestellungen aus diesen Ländern erhält, ist dies ein Beweis für die Güte ihrer Waren und ein hoffnungsvolles Anzeichen für eine vorurteilsfreiere Gestaltung der weltwirtschaftlichen Beziehungen”). 6. Unsere Außenhandelsbeziehungen werden durch die Fesse- lung unseres Wechselkurses ungünstig beeinflußt, Wir haben ja nicht die Goldmark, sondern die Dollarmark, Um eine stabile Währung zu schaffen, lehnte die Reichsbank die deutsche Valuta eng an den Dollar an. 4,20 Mark = 1 USA - Dollar, das ist die unver- änderlich befolgte währungstechnische Parole. Die Folge ist, daß der deutsche Wechselkurs alle Schwankungen des Dollarkurses mitmacht, daß aber auch jenes leise Zittern der Magnetnadel der Valuta, das in normalen Verhältnissen ein zu starkes Anschwellen der Einfuhr durch eine Verschlechterung des Wechselkurses anzeigt, heute in Deutsch- land fehlt. Es ist durch künstliche Maßnahmen ersetzt, die der Sicher- heit jener untrüglichen Zeichen entbehren. 7. Zugleich behelfen wir uns noch immer mit einem System von Einfuhrverboten, die erlassen sind, um eine Verschlechterung des Wechselkurses durch zu starkes Überwiegen der Einfuhr zu ver- hindern, In Wirklichkeit ist durch das Nebeneinanderbestehen der Einfuhrverbote und der Fesselung unseres Wechselkurses an den Dollar das Gegenteil erreicht worden, Die Wettbewerbsfähigkeit einer Industrie auf dem Weltmarkt wird am besten durch schrankenlose Einfuhrfreiheit gewährleistet. Auch in England haben kluge Männer dies erkannt. Die dortige Automobil- industrie hat, nachdem sie unter dem industriellen Schutzzoll anfäng- lich Vorteile einzuheimsen glaubte, bald gesehen, daß ihre Auslands- °) Ich erwähne beispielsweise, daß die südafrikanische Regierung 1925 nicht unerhebliche Bestellungen auf Lokomotiven und Lokomotivkessel verschiedener Typen an deutsche Firmen (Maffei und Krupp) erteilt hat.