I. Zur Lehre vom Kredit‘). A. Der Kreditbedarf der Unternehmungen. 1. Die Begriffe: Kapital und Kredit. a) Unter Kapital (schlechthin) ist das dem Erwerb dienende, also einen Ertrag liefernde Vermögen zu verstehen. Hierbei wird der Wert des Vermögens in einer Geldsumme ausgedrückt. Bei Vermögen denkt man daran, daß eine Person mit bestimmten, im einzelnen greifbaren Gütern (im weiteren Sinne: wie Geld, Grund und Boden, Waren, Ma- schinen, Wertpapieren u. a. m.), ausgestattet ist. Von Kapital spricht man, wenn man den in Geld veranschlagten Wertbetrag dieses Güter- bestandes im Auge hat: x Mark (Gulden, Dollar) Kapital. Kapital in diesem Sinne ist die abstrakte Erfassung des Erwerbsvermögens in einer Geldsumme. Diese geldliche Vorstellung des Vermögens bietet zugleich die Möglichkeit, die Eigentumsverhältnisse abzugrenzen, wenn Vermögensgegenstände, die mehreren Personen gehören, des Erwerbes wegen zu einer Vermögensmasse zusammengeworfen werden, was bei Wirtschaftsbetrieben häufig der Fall ist. Im engeren (eigentlichen und ursprünglichen) Sinne ist Kapital gleich „Geschäfts‘“-Kapital: das in einem Handelsgeschäft, einer Unter- nehmung (= einer besonderen, sich gerade durch dieses Kapital aus- zeichnenden Art von Wirtschaftsbetrieben) verwendete KErwerbs- vermögen, dessen Wert mit dem durch die Währung gegebenen Maß- stab (Mark, Dollar, Gulden) in einer Geldsumme ausgedrückt wird. Eine Unternehmung arbeitet mit einem Kapital von 1000000 M. heißt: dieser Unternehmung sind in einem gegebenen Zeitpunkte be- stimmte Güter — wie z. B. bares Geld oder Waren, Grundstücke, Ma- schinen oder auch Rechte — einverleibt worden, die, in Geld gerechnet, jenen Betrag von 1 Million Mark ausmachen. An diesem Geldbetrage soll der Ertrag gemessen werden, der durch den Betrieb der Unter- nehmung erzielt wird. Zu diesem Zwecke wird der Ertrag (oder auch die Einbuße) gleichfalls in Geld verrechnet und dem Kapital gegen- übergestellt. Ein Ertrag von 100000 M., der nicht in barem Geld vorhanden zu sein braucht, sondern zunächst nur mit Hilfe der kauf- männischen Buchhaltung und Bilanz in Mark errechnet worden ist, 1) Zeitschrift für Betriebswirtschaft Jg. 1924, Heft 1 und 2. Prion, Kreditpolitik.