Unkosten und Geldentwertung. 109 falls um das 10fache steigen konnten — bei allerdings 14facher Zu- nahme der fremden Gelder —, andererseits der Reingewinn auf das 5fache ermäßigt wurde, konnte der rechnerische Ausgleich in dieser Weise herbeigeführt werden, ohne daß sich also die Notwendigkeit ergab, die Provisionssätze wesentlich zu erhöhen. Ende 1922 sind die Unkosten hingegen auf nicht weniger als das 670fache von 1913 gestiegen, während sich die Zinseinnahmen jetzt trotz Erhöhung der Zinsen für die gewährten Kredite von 8% im Juli 1922 auf 12% im Dezember 1922 erst auf das 390fache von 1913 stellen. Der Grund für dieses Zurückbleiben liegt erstlich darin, daß im Jahre 1922 die Zinssätze für die Depositen (von 2% auf 4% für tägliches Geld) erhöht worden sind, und daß zweitens die Steigerung der Depositen auf das 330fache des Friedensstandes weit hinter der Geldentwertung — Dezember 1922: Großhandelsziffer 1674 — zurückgeblieben ist. Auch die Provisionseinnahmen haben mit der markmäßigen Steigerung aller Umsätze zugenommen; doch bleibt diese Steigerung wieder erheblich hinter der der Unkosten zurück. Außer- dem ist anzunehmen, daß an dieser Steigerung weniger die provisions- pflichtigen als die provisionsfreien Konten — Zahlungsverkehr — beteiligt sind, so daß den Banken unter diesen Umständen nichts anderes übrig blieb, als auf weitere Einnahmen bedacht zu sein. In schneller Folge sind — wie bekannt — die im Effektenkommissions-, Depot- und Akkreditivgeschäft bestehenden Gebühren erhöht, neue alsbald unter den Bezeichnungen wie: Vormerks-, Streichungs-, Bereitstellungs- gebühren eingeführt worden — ob dabei immer der Gesichtspunkt des richtigen Verhältnisses von Aufwand und Leistung beachtet worden ist, kann füglich bezweifelt werden. Wichtiger ist, daß die Hauptlasten der‘ Unkostendeckung den Kreditnehmern aufgepackt wurden, indem von Zeit zu Zeit die Provision für die Kreditgewährung erhöht wurde. Diese Abwälzung war möglich, weil die neuen Kosten mit den Geld- entwertungsgewinnen, die die Kreditnehmer bei fallender Mark er- zielten, immer wieder ausgeglichen werden konnten. Für den Bank- betrieb ebenso einfach wie wirkungsvoll: nach Belieben konnte diese Einnahmequelle zum Fließen gebracht werden, jede Sorge um die Deckung der steigenden Kosten war gebannt, die Höhe der Ausgaben brauchte nicht mehr zu schrecken; allerdings war damit praktisch auch jeder Antrieb zur Sparsamkeit beseitigt. Dazu kamen im Jahre 1922 noch die außerordentlich hohen Gewinne, die die Banken aus dem Konsortial- und. Devisengeschäft ziehen konnten und die wiederum in großem Umfange zu internen Rückstellungen verwendet wurden. Be- merkenswert ist jedoch, daß -— entgegen der bisherigen Gewohnheit — ein Teil dieser Gewinne in der Gewinn- und Verlustrechnung des Jahres 1922 ausgewiesen wird, so daß es den Anschein haben könnte, als ob selbst die starken Erhöhungen der Provisionssätze, die die Provisions- al