— 20 1— Ein dritter Warenbesitzer begegnet ihm jetzt als Verkäufer und genießt seinerseits das Privilegium, die Ware 10°% zu teuer zu verkaufen. Unser Mann hat als Verkäufer ı0 gewonnen, um als Käufer ıo0 zu verlieren, Das Ganze kommt in der Tat darauf hinaus, daß alle Warenbesitzer ihre Waren einander 10%, über dem Wert verkaufen, was durchaus dasselbe ist, als ob sie die Waren zu ihren Werten verkaufen ... Unterstellen wir umgekehrt, es sei das Privilegium dez Käufers, die Waren unter ihrem Wert zu kaufen. Hier ist es nicht einmal nötig zu erinnern, daß der Käufer wieder Verkäufer wird. Er war Verkäufer, bevor er Käufer ward. Er hat bereits 16%, als Verkäufer verloren, be- vor er 10%, als Käufer gewinnt. Alles bleibt wieder beim Alten“ 1). Die Widerlegung ist schlagend. Alle diese Theoreme bleiben im Privatwirtschaftlichen stecken. Sie betrachten immer nur einen vereinzelten Kapitalisten. Da läßt sich irgendein Aufschlag auf seinen Kostenpreis schon irgendwie konstruieren, wenn auch die Tatsachen und vor allem die Logik hart dabei leiden müssen. Aber die Ökonomik ist die Lehre von einer Gesellschafts- wirtschaft; sie ist eine soziologische Disziplin. Man muß nun einmal nicht einen, sondern alle Kapitalisten zusammen ins Auge fassen, wenn man den Profit wirklich ableiten will. Dann aber bleibt es bei dem, was Marx sagte: „Die Bildung von Mehrwert und daher die Verwandlung von Geld in Kapital, kann also weder dadurch erklärt werden, daß die Verkäufer die Waren über ihrem Werte verkaufen, noch dadurch daß die Käufer sie unter ihrem Werte kaufen.“ Einige gute Köpfe haben das denn auch eingesehen. Zu ihnen gehören Walras, der meiner eigenen Lösung nähergekommen wäre, wenn er einen ausreichenden Begriff vom Monopol gehabt hätte?), ferner Böhm-Bawerk selbst und Schumpeter. Böhm hat versucht zu zeigen, daß der Kapitalist zwar mehr Geld, aber dennoch nicht mehr „Wert“ erhält, denn er strecke eine Geldsumme vor, die er erst nach Ablauf der Produktionsperiode zurückerhalte. Da aber, kraft einer „perspektivischen Verkürzung“, eine gegen- wärtige Geldsumme höheren subjektiven Wert habe als eine künftige, so müsse er für die Wartezeit während des „Produktions- umweges“ eine Vergütung erhalten, die diese Wertdifferenz er- I) Kapital, I, S. 123/24: 2) Elements d’Economie politique pure, 4. Aufl., Lausanne, Paris, 1900, S.435/36.