Eine der Hauptursachen des Krieges und vor allem eine der Ursachen, die das gegenseitige Mißtrauen der Völker am stärksten nähren, ist eine schlechte Presse. Sie erschwert jede internationale Annäherung und entwickelt Gefühle der Rachsucht und des Mißtrauens. Das ist ein schwer zu lösendes Problem; aber es ist auch ein Problem, das von den Demokraten in Angriff genommen werden muß, wenn sie Freiheit und Frieden — und Freiheit hat ohne Frieden keinen Bestand — sichern wollen. XII DIE ENTWICKLUNG DER MITTELSCHICHTEN UND DER WIDERSTAND GEGEN DIE EXTREMEN TENDENZEN Jetzt ist für die Demokratien die Zeit gekommen, ihren Weg zu wählen, ihre Lage zu durchdenken, und die drohenden Gefahren ernst zu betrachten, Infolge des Kriegs droht die Idee der Macht die der Freiheit zu verdrängen. Die Macht ist ein Element des Fortschrittes, wenn sie im Dienst einer Idee steht. Stellt sie aber die Herrschaft von Gruppen, Klassen oder Individuen: dar, so bedeutet sie nichts als eine Rückkehr zu den Anschauungen des Mittel- alters und ruft notwendig überall entgegengesetzte Kräfte hervor. Sie schafft also einen fast ununterbrochenen Revolutions- und Kriegszustand. Wenn man die Idee einer Rückkehr zur absoluten oder autokratischen Monarchie, die Niemand ernst nehmen kann, und die einer Monarchie durch Volksabstimmung, welche eigentlich nur ein unüberlegtes Abenteuer bedeutet, ausschließt, kann nur das Problem erörtert werden, ob die zivilisierten Staaten sich reaktionären Diktaturen wie Italien oder Spanien oder roten Diktaturen wie Rußland zuwenden. Ich habe hierüber meine Meinung schon ausge- sprochen. Es ist aber vielleicht nützlich, noch einmal diese Beispiele der Diktatur zu betrachten. Die spanische Diktatur ist nicht nur historisch, sondern auch an sich un- interessant. Sie wird von kurzer Dauer sein und wahrscheinlich bei Erscheinen dieses Buches schon ihrem Ende zugehen. Der General Primo de Rivera ist kein neuer Typ; er ist einer der vielen Generale der Republiken Zentral- Amerikas. Die kleine spanische Krise war von keinem politischen Grundsatz und keiner moralischen Idee geleitet. Die konstitutionelle Verfassung ist auf den Wunsch des Königs selbst beseitigt worden. Der General Primo de Rivera ist wohl von gefährlichen Menschen umgeben, wie dem General Anido, hat aber nichts von einem Tyrannen. Er hat nicht Einbrüche in die Häuser poli- tischer Führer befohlen, noch Abgeordnete der Oppositions-Partei überfallen, 7RQ