Die bürgerliche Nationalökonomie nach Marx schon jetzt die nationalen Grenzen des Staates überschritten hat, immer mehr die Formen eines Massendruckes auf die herrschen- den Klassen annimmt und sich dem Endziel stark nähert. Die Zeit ist nicht mehr fern, in der die Voraussagung von Marx in Erfüllung gehen wird, daß die letzte Stunde des kapitalistischen Eigentums schlagen werde. Wie überzeugend die Tatsachen auch die Richtigkeit der Marxschen Konzeption bekunden, so ist den- noch ihr Erfolg unter den offiziellen Gelehrten nicht nur nicht gestiegen, sondern eher noch gesunken. Wenn früher in den rückständigen Ländern, beispielsweise in Rußland und zum Teil in Italien, sogar Universitätsprofessoren zuweilen mit Marx lieb- äugelten, wobei sie allerdings ihre größeren und kleineren „Kor- rekturen‘‘ einflochten, so führt nun die ganze soziale Entwick- lung, die Zuspitzung der Klassengegensätze und die Konsolidie- rung aller Schattierungen der bürgerlichen Ideologie dazu, daß alle den Kampf gegen die Ideologie des Proletariats aufnehmen, indem die „Uebergangstypen‘ ausgeschaltet werden und an ihre Stelle der „rein europäische‘, ‚„moderne‘*‘ Gelehrte im theo- retischen Gewand nach der preußischen, österreichischen oder gar nach der neuesten anglo-amerikanischen Mode tritt’. Zwei Grundrichtungen in der Volkswirtschaftslehre konnte die Bourgeoisie dem ehernen Marxschen System entgegenstellen: die sogenannte „historische Schule‘ (Roscher, Hildebrandt, Knies, Schmoller, K. Bücher u. a.) und die „österreichische Schule‘ (Karl Menger, Böhm-Bawerk und Wieser), die in der letzten Zeit eine gewaltige Verbreitung gefunden hat. Beide Richtungen be- deuten indes den Bankrott der bürgerlichen politischen Oeko- nomie. Nur kommt dieser Bankrott in zwei völlig entgegen- gesetzten Formen zum Ausdruck. Während die erste Richtung der bürgerlichen Theorie Schiffbruch erlitt, indem sie eine Der Erfolg der „neuen“ Theorien wurzelt somit in den veränderten Ver- hältnissen ‚der sozialen Psychologie und keineswegs in der logischen Voll- kommenheit dieser Theorien. Eine der Ursachen der Abneigung gegen die Arbeitswerttheorie seitens der Bourgeoisie besteht sicherlich in ihrer Ab- neigung gegen den Sozialismus. Böhm-Bawerk gibt dies selber zum Teil zu, indem er schreibt: „Zwar hat, wie ich glaube, die Arbeitswerttheorie zunächst noch durch einige Jahre, im Zusammenhang mit der Ausbreitung der soziali- stischen Ideen, eher an Ausbreitung gewonnen, in der jüngsten Zeit aber in den theoretischen Kreisen aller Länder entschieden an Terrain verloren, und zwar hauptsächlich zugunsten der immer mehr zum Durchbruch gelangenden Theorie des ‚Grenznutzens‘.“ Böhm-Bawerk: „Kapital und Kapitalzins‘“, 2. Aufl., Bd I, S. 444, Anm.