Der Objektivismus und der. Subjektivismus in der politischen Oekonomie 43 Landparzelle hängt von ihrer. Rente und der Zinshöhe ab usw. Freilich üben individuelle Motive eine „entgegengesetzte Wirkung“ aus; doch muß betont werden, daß sie selbst bereits schon vorher sozialen Inhalt besitzen, folglich kann man aus den Motiven des isolierten Subjekts keine „sozialen Gesetze‘ ableiten“. Gehen wir aber bei unserer Forschung nicht vom isolierten Individuum aus, sondern setzen in seinen Motiven das soziale Moment als gegeben voraus, so würden wir in einen circulus vitiosus geraten: Wir wollen das „Soziale“, d. h. „Objektive“ vom ‚„Individuellen‘‘, d. h. „Subjektiven‘“‘ ableiten, in Wirklichkeit aber leiten wir es vom Sozialen ab, das nennt man: „von Pontius zu Pilatus schicken‘, Wie wir oben sahen, bilden die Motive des isolierten Indivi- duums den Ausgangspunkt für die österreichische Schule (Böhm- Bawerk). Freilich begegnen uns in den Arbeiten ihrer Vertreter auch ‚ziemlich richtige Betrachtungen über das Wesen des so- zialen Ganzen. Doch in Wirklichkeit beginnt sie ihre For- schung gleich mit der Analyse der Motive der wirtschaftenden Subjekte, unter Abstraktion von jeglichem sozialen Zusammen- hang. Ein derartiger Gesichtspunkt ist eben für die neuen Theo- retiker der Bourgeoisie charakteristisch, und gerade diesen Ge- sichtspunkt führt die österreichische Schule in ihren gesamten Konstruktionen folgerichtig durch. Daraus erhellt, daß sie in die individuellen Motive ihrer „Gesellschaftsatome‘‘ das „Soziale“ un- 28 „Der Ausgangspunkt jeder gesellschaftlichen Erscheinung ist stets das Individuum; aber nicht das vereinzelte Individuum, das die Marx-Kritiker ebenso wie Forscher des 18. Jahrhunderts... untersuchten; sondern das Indi- viduum in Verbindung mit anderen Individuen, die Masse der Indi- viduen... in der der einzelne selbst ein anderes Geistesleben entwickelt wie in der Vereinsamung.“ L. Boudin: „Das theoretische System von K. Marx‘, Stuttgart 1909; Vorwort von K. Kautsky, S. XIII. Marx selbst hat öfter die Notwendigkeit eines sozialen Gesichtspunktes sehr anschaulich ge- schildert. „In Gesellschaft produzierende Individuen, daher gesellschaftlich bestimmte Produktion der Individuen, ist natürlich der Ausgangspunkt. Der einzelne und vereinzelte Jäger und Fischer... gehört zu den phantasielosen Einbildungen des 18. Jahrhunderts.“ (Einleitung zu einer Kritik usw., S. XIII.} „Die Produktion ‚der vereinzelten Einzelnen außerhalb ‚der Gesellschaft . .: ist ein ebensolches Unding als Sprachentwicklung ohne zusam m en lebende und zusammensprechende Individuen“. (Ib.), Sehr richtig bemerkt dazu R. Hilfer- ding: „Aus den Motiven der handelnden Wirtschaftssubjekte, die selbst aber durch die Natur der wirtschaftlichen Beziehungen determiniert. werden, läßt Sich nie mehr als. die Tendenz zur: Herstellung ‚der Gleichheit der -ökono- mischen Bedingungen ableiten: gleiche Preise für gleiche Waren; gleicher Profit für gleiches Kapital, gleicher Lohn und gleiche Ausbeutungsrate für gleiche: Arbeit. Aber zu dem quantitativen Beziehungen selbst komme ich: auf diese Weise, ausgehend von den subjektiven Motiven, nie.“ („Das Finanz- kapital‘“, S. 235, Fußnote.)