iV. Verschuldung und Geldentwertung. Die größte und wichtigste Ursache aller Inflationsprozesse in der Geschichte ist immer Verschuldung gewesen und zwar: &) Staatsverschuldung, b) Volksverschuldung (kommerzielle). Übrigens ist dasselbe auch die Ursache vieler Revolutionen. Beides tritt zusammen auf, wie uns die französische Revolution schon gelehrt hat '). Der Versuch, die Staatsverschuldung durch Enteignung der Krongüter und Kirchengüter zu heilen, führte direkt in die Papierdruckerei und Zwangswirtschaft und Geld- zerstörung hinein. Jede solche Geldentwertung ist ein Ausdruck der Verarmung. Jede neue Staatsverschuldung, welche größer ist, als der Tragfähigkeit der Volkswirtschaft entspricht, führt von neuem in Geldentwertung hinein. Am Ende des Krieges trug Deutschland eine innere Schulden- last an Kriegsschulden von 120 Milliarden (zurückgeführt auf Vorkriegswert 80 Milliarden), bei einem angeblichen Volksver- mögen von 300 Milliarden. Es mußte sofort Werte von etwa 40 Milliarden abgeben und sollte eine Außenschuld von 120 Milliarden Goldmark aufgepackt erhalten. Das alles zusammen ist Unsinn. Jede unmögliche Schuld zwischen Völkern endet in einer Schuldenstreichung oder in neuem Krieg. Dies nun aber gilt nicht nur von Staatsschulden, sondern auch von Volksschulden. Damit kommen wir noch einmal zur Be- trachtung jenes zweiten Haushaltes, den ein Volk in seinem Außenhandel hat"). Wenn ein Volk jahrelang mehr Wert an Ware hereinnimmt, als es ausführt, so geschieht das, sofern es nicht Guthaben im Ausland hat, dadurch, daß es sich mit jedem Monat mehr verschuldet. Es häuft eine kommerzielle Schuld an das Ausland an. Wie lange kann das gehen? Nicht lange, es sei denn, daß das Volk in einer solchen Lage ist, daß es immer neue Produktionsquellen erschließen kann, wodurch es in dem- selben Maße, wie es sich verschuldet, reicher wird. So in jungen Kolonialländern. Aber bei uns ? Ganz schlimm ist diese Verschuldung, wenn sie in Form einer Mehreinfuhr vor sich geht, die nur dem Verzehr dient. Das Volk gewöhnt sich, vom Ausland zu leben; ~ es wird furcht- bar erwachen; ~ denn dieser Zustand kann nicht anhalten). 1.2