Fleischbedarf. Der Reichsernährungsminister hat kürzlich festgestellt, daß der heutige Fleischverbrauch der deutschen Bevölkerung demjenigen des Jahres 1900 entspreche. reer die Regierungsbegründung weist auf den verringerten Fleisch- verbrauch hin, sagt aber nichts über den Umkang des notwendigen Fleisch b e d ar f € 8. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Bedarf, Begehr und Nachfrage. Bedarf ist die Fleischmenge, die aus ernährungsphysiologischen Gründen gegessen werden muß. Begehr ist die Fleischmenge, die der Konsument essen möchte. Nachfrage ist die Fleischmenge, die in Uebereinstimmung mit der Kaufkraft gegessen werden kann. Die Nachfrage allein wird zum Verbrauch. Bei der ökonomischen Problemstellung darf es sich ohne Rücksicht auf Begehr und Nach- frage zunächst lediglich um die Bedarfsdeckung handeln; denn Gesundheit und Leistungs- fähigkeit des Volkes sind unser größtes Volksvermögen. Nach Auffassung des Reichsgesund- heitsamtes muß der Fleischverbrauch mit der fortschreitenden kulturellen Entwicklung steigen, er müßte also ernährungsphysiologisch heute höher sein als vor dem Kriege. Das Reichsgesundheitsamt sagt hierüber*) wörtlich folgendes: Es ist nicht „Begehrlichkeit“ und „Genußsucht“ der Arbeiter, wenn sie sich einen reicheren Genuß von Fleisch, Milch, Eiern usw. zu verschaffen suchen, sondern ein der- qrioes veau. ist ziger Karotten ts: färkste Zunahme von Fleisch und Milch muß also die Folge der veränderten Arbeitsweise sein. Wir befanden uns vor dem Kriege in Deutschland offensichtlich auf dem Wege zu der neuen für das Maschinenzeitalter richtigen amerikanischen Ernährung. Die Um- L NC L . FV MG MIZ Bs, Uu ovietscvet z Gee richtungen. Rückgängig zu machen ist die Entwicklung nicht (S. 62]. Dies steht im krassen Gegensat zu der Feststellung des Ernährungsministers, daß der heutige Fleischverbrauch um 25 Jahre hinter der Entwicklung zurück ist! Ueber diese physiologisch begründete Steigerung des Fleischbedarfs geht die durch die Bevölkerungszunahme bedingte hinaus. Zahlen : Die heimische Erzeugung an Fleisch und tierischen Fetten je Kopf der Bevölkerung ist im Vorjahre um . . «e. 26,7 % im ersten Quartal 1998 un .. . . 18,1% hinter derjenigen der entsprechenden Vorkriegszeit zurückgeblieben und trotz gesteigerter Ein- fuhr ist der Gesamtverbrauch im Vorjahre un . . . .. ... 20,8F im ersten Quartal 19253 um . . . 12,1% kleiner gewesen als 1913. *) Kestner u. Knipping in Gemeinschaft mit dem Reichsgesundheitsamt, „Die Ernährung des Menschen“. Herausgeber: Reichsgesundheitsamt. Verlag: Julius Springer, Berlin 1924.