24 Der Freiheitskampf des chinesischen Volkes. herbeiführen müßten. Aber ich muß ihn an folgende Worte unseres großen englischen Dichters Shakespeare erinnern: „Wohl darfst du Geister aus der dunklen Tiefe heraufbeschwören, aber werden sie dir auch gehorchen?“ Ich möchte heute abend kurz über die Lage in Großbritannien sprechen, wo wir eben einen Generalstreik hinter uns haben. Als ich Donnerstag abends abreiste, hatte im Parlament gerade eine Debatte über die Situation in China stattgefunden. In der nächsten Woche soll über die Kredite für die Truppentransporte nach China vom Parlament abgestimmt werden. Ich will Ihnen ein wenig darüber berichten, wie die Stellungnahme der britischen Arbeiterpartei im Parlament und die der Gewerkschaften zu dieser Lage ist. Niemand kann Großbritanniens wichtige Entwicklung in diesem letzten Monat verstehen, wenn er nicht die Ursachen kennt, die dazu führten. In England wird heute jede Politik beherrscht von der wichtigen Tatsache, daß wir zwei Millionen Arbeitslose haben. Und daraus ergibt sich die ungeheuere Bedeutung der Ereignisse in China für die englische Arbeiterschaft. Während des 19. Jahrhunderts bildeten die britischen Handelsinteressen die Hauptinteressen des Landes. Wir führten nach China viele Millionen Yards Textilwaren aus. Im Jahre 1895 betrug unser Textil-Export nach China 528 Millionen Yards und 1925 nur 300000 Yards. Das heißt also, daß er innerhalb 30 Jahren unter eine Million Yards gesunken ist. Anderseits wurden von England Maschinen und noch mehr Kapital exportiert. China wird jetzt von dem britischen Finanzkapital als geeigneter Boden zur In- vestierung von Kapitalien angesehen, und dieses Finanzkapital benutzt die englische Regierung, um seine Schulden einzutreiben. Aber welche Bedeutung hat das für die Arbeiterschaft? Wir müssen uns bemühen, auf einem Kongreß wie diesem die Situation genau so zu sehen wie sie ist — und ich möchte den Genossen Ledebour daran erinnern, daß wir Realisten sein müssen. Die Arbeiterklasse ist nicht altruistischer gesinnt als irgendeine andere Klasse. Ihre Politik wird durch ihre Interessen be- stimmt. Während des 19. Jahrhunderts war die britische Arbeiterklasse bereit, die Unterdrückung Chinas zu unterstützen, solange sie mehr Arbeit für die englischen Textilarbeiter bedeutete. Heute aber erkennen sie, daß die Lage anders geworden ist. Durch den Kapital-Export nach China er- wuchs dem englischen Arbeiter die große Konkurrenz der gering bezahlten chinesischen Kinderarbeit und der unterbezahlten chinesischen Arbeit in den Spinnereien. Deshalb können wir heute von einer tatsächlichen Solidarität der englischen und chinesischen Arbeiterbewegung sprechen. Der Erfolg der Propaganda gegen einen Krieg mit China, welche hauptsächlich von der Arbeiterschaft geführt wurde, ist direkt erstaunlich. Wie aufregend war es, als ich in Aldershot — unserem großen Militärzentrum — in einer über- füllten Versammlung über das Thema „Hände weg von China“ sprach. Während meiner Rede wurden draußen die Trommeln geschlagen und die <<!