die Unhaltbarkeit seiner jetzigen Grenzen. Sie läßt sich nur da- durch gewinnen, daß das ganze Volk von einem dumpfen Ge- fühl des Drucks unzulänglichen Atemraums, mangelnder Luft, quälender Raumenge zu bewußtem Grenzgefühl für den ganzen Umzug seiner Grenzen erzogen wird. Dieser Erziehung werden Geistes- wie Naturwissenschaft dienen müssen. Der Frage der Möglichkeit und des Weges der Erziehung zu einem bewußten Grenzgefühl wenden wir uns nun zu, als dem Höhepunkt unserer Untersuchung! ZN ERZIEHUNG ZUM GRENZGEFÜHL. IN EINER GERADE FÜR DEN DEUTSCHEN ENTSCHEIDENDEN FRAGE gipfelt der Anstieg unserer Arbeit zur vollen Höhe ihres Pro- blems, in der Schicksalsfrage: Gibt es eine Erziehung zum Grenzgefühl, die auf geographischer Grundlage für Kultur, Politik und Wirtschaft allgemeine Gültigkeit gewinnen kann? Ist ein Grenzgefühl objektiv, wissenschaftlich lehrbar und über- tragbar, das dennoch am Ende den politischen Willen instinkt- sicher genug macht, um jeden Ferndruck auf die eigenen Grenzen mit der fast telepathischen Feinfühligkeit empfinden zu lassen, die G. E. Uyehara an den Japanern rühmt (776)? Gibt es ein immer waches Grenzgefühl, das gemeingültig auf- zeigt — sogar für die feinsten kaum erfühlbaren anthropo- geographischen Scheidungen, wie auch für die derbere, deut- lichere Verkehrs-, Wehr- oder Wirtschaftsmark, das richtig weist für geographisch eben noch faßbare Geistestrennung wie für deutliche naturentlehnte und naturgezogene Grenzen, bis zur menschenverändernden Klimascheide (z17) und zur äußer- lich zwingenden Trennung durch das Unwohnbare? Gibt es eine solche Erziehung, dann kann sie wohl nur an den Spuren einsetzen, die sichtbar, fühlbar und deutlich erkennbar in boden- 107