10 Erster Teil. Systemfragen im deutschen Genossenschaftsverbande. treibungen des Liberalismus im Sinne von Fröde&rie Bastiat, deret- wegen ihn später im Jahre 1864 sein heftigster Gegner Ferdinand Lassalle in seiner Schrift „Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch, der ökonomische Julian, oder Kapital und Arbeit“ aufs schwerste an- gegriffen hat, obgleich bereits in der Schrift von 1855 Bastiat gelegent- lich zitiert wird. In den ersten Schriften finden sich Aussprüche, die auch Raiffeisen getan haben könnte. An einer Stelle schreibt Schulze: „Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott“. An anderer Stelle sagt er: „Rechtlichkeit im Verkehr, Tüchtigkeit und Fleiß im Geschäft, Ordnungsliebe im Leben und Haushalt sind dabei die entscheidend- sten Momente, und will man sich in dieser Hinsicht versichern, so wird man’ in dem Urteil der Standes- und Berufsgenossen der Vor- schußsucher stets einen untrüglichen Anhalt finden.“ Nichts deutet namentlich in dem Assoziationsbuch für die deutschen Handwerker und Arbeiter darauf hin, daß er und der von ihm geschaffene Ver- band später so engherzig der Entwicklung des ländlichen Genossen- schaftswesens gegenübertreten und so ängstlich die größeren wirt- schaftlichen Zusammenschlüsse beurteilen würden. Damals vertrat er Gedanken, deren Ausführung sogar revolutionäre Folgen für die Ge- staltung der Gütererzeugung und Güterverteilung haben mußten und vielmehr Louis Blanc als Bastiat entlehnt waren. Er sagt zum Bei- spiel: „Anstatt sich über die Eingriffe der Fabrik und des Handels, über die Übermacht des Kapitals zu beklagen, sollte man sich lieber selbst der Vorteile des fabrikmäßigen, des kaufmännischen Betriebes bemächtigen und sich das Kapital dienstbar machen. Wollt nur, und ihr könnt es.“ Nach seinen damals geäußerten Plänen erstrebte er eine vollständige Umgestaltung des Verhältnisses von Kapital und Arbeit; die Rohstoffgenossenschaften und die Vorschußvereme sollten nur die Anfänge des von ihm angestrebten Assoziationswesens bilden und das ganze „System“ in großen Assoziationen enden, welche heute als Arbeiterproduktivgenossenschaften bezeichnet werden würden. So sagt er: „Und dies geschieht in der Tat in den Assoziationen zum Gewerbebetrieb für gemeinschaftliche Rechnung, welche die Spitze des ganzen Systems bilden. Indem hier zuförderst der Solidarität der Mitglieder Kapital und Kredit zu Gebote stehen, kann die Ein- richtung des Geschäftes in großem Maßstabe erfolgen. Darin aber, daß nun nicht mehr der Einzelne, sondern die Assoziation dem Puhbli- kum als Produzent gegenübertritt, daß sie es ist, welche den Mit- gliedern Arbeit und Lohn zuteilt, und die Produkte für Rechnung der Gesamtheit verwertet, liegt eben die gesuchte Garantie sowohl für