ILL. INSTRUMENTE DES KAUFMÄNN. KREDITVERKEHRS 87 wird eine solche Vergütung auch Fusti (= Stengel), bei Flüssigkeiten Decalo genannt. Leckage ist eine Vergütung für das Ausrinnen von Flüssigkeiten, Besemschon (vom holländischen bezemschoon = besenrein), eine Vergütung für die beim Entleeren an der Verpackung hangen blei- benden Teile der Ware. Literatur: Bohnert, Weltübersicht der Maßeinheiten. Hamburg 1919. Hamburgisches Weltwirtschaftsarchiv. Einaigl, Handbuch der Exportpraxis. Wien 1910. Hellauer, System der Welthandelslehre. 1. Bd. Allgemeine Welt- handelslehre, 1. Teil. Berlin 1920. Porstmann, Normallehre. Leipzig 1917. Sonndorfer-Ottel, Die Technik des Welthandels. 4. Aufl., 1. Bd. Wien und Leipzig 1912. II. DIE INSTRUMENTE DES KAUFMÄNNISCHEN KREDITVERKEHRS 1. DER WECHSEL Florentinische Handlungshäuser standen schon im 12. und 13. Jahr- hundert in lebhaften Geschäftsverbindungen mit England und Frankreich und errichteten zu diesem Zweck eigene Niederlassungen in London und in der Champagne, die von ihren Gesellschaftern oder besonderen Ver- tretern geleitet wurden. Das Guthaben, das z. B. ein Florentiner Stamm- haus bei seiner Niederlassung in London hatte, wurde verwendet, um einen Schuldner in Frankreich zu befriedigen, indem das Haus in Florenz seine Londoner Filiale beauftragte, den bestimmten Betrag an den Geschäfts- freund in Frankreich zu bezahlen. Die Londoner Niederlassung mußte diesem Zahlungsauftrage ihres Stammhauses nachkommen; geschah dies Nicht, so war der Aussteller des Zahlungsbriefes, das Florentiner Haus, verpflichtet, für die Zahlung selbst aufzukommen. Die italienischen Gesetze sorgten schon damals dafür, daß die mit einem solchen Zahlungsauftrag übernommene Verpflichtung zur Zahlung auch wirklich erfüllt wurde und räumten dem Gläubiger in diesem Falle das Recht ein, den Schuldner in den Schuldarrest setzen zu lassen oder durch Pfändung und Verkauf von dem Schuldner gehörigen Sachen sich rasch bezahlt zu machen. Aus diesem Zahlungsauftrage, welcher später infolge der hiebei vorgekommenen doppelten Verwechslung, des Geldes und des Ortes, Wechselbrief oder kurzweg Wechsel genannt wurde, entwickelte sich der kaufmännische Wechsel, die sogenannte Tratte. Fast in derselben Zeit entstand die zweite Hauptart des Wechsels, der Solawechsel. Im 12. Jahrhundert nannte man ein Darlehen, das in einer anderen Münzsorte als der dargeliehenen und sehr häufig‘ auch an einem anderen Orte zurückgezahlt wurde, cambium, das heißt Tausch. Der Empfänger des Darlehens verpflichtete sich zur Rückzahlung in einer Ur- kunde, die gleichfalls Wechsel genannt wurde. Diese Art des Wechsels fand auf den Märkten und Messen des Mittelalters Anwendung, auch im Warengeschäfte; auf diesen großen Zusammenkünften der Kaufleute aus