VIII. Überblick über die Tarifgestaltung 17 lungen des Tarifgerichtes lesen sich wie Gerichtssaalberichte, da das englische Prozeßrecht eigenartige Formen für „Verhör‘“‘ und „Kreuzverhör‘‘ der Vertreter der Eisenbahnverwaltungen zeitigt. Sie sind aber eine allerdings etwas mühsam zu erschließende Fund- grube für die Kenntnis der Theorien des Finanzwesens der Eisen- bahnen. Auf Grund dieser Verhandlungen bestanden bis 1. Ja- nuar 1928 Sätze für 7 Normaltarifklassen. An diesem Tage (appoin- ted day) ist eine neue Klassifikation mit 21 Klassen durchgeführt worden. Diese normalen Klassen bestehen im wesentlichen aber nur in der Theorie, da über 90% aller Güter zu Ausnahmetarifen oder zu „Ausnahme-Ausnahmetarifen‘‘ (exceptionel exceptionel rates, d. h. besondere Ermäßigungen der sonst gültigen Ausnahmetarife) gefahren werden. Der Verkehr zwischen Eisenbahn und Verfrachter spielt sich wesentlich anders ab als auf dem Kontinent. Offizielle gedruckte Tarife, die jedem Verfrachter zugänglich sind, werden nicht aus- gegeben. Es gibt nur Privatarbeiten (A B C), die für einige Haupt- orte die wichtigsten Sätze zusammenstellen. Es findet, ähnlich wie dies bei der Schiffahrt der Fall ist, fast für jeden größeren Transport eine Verhandlung über den Frachtsatz statt, bei der die Konkurrenz- rücksichten eine außerordentliche Rolle spielen. Die so gewährten Frachtsätze werden in das Tarifbuch der Abgangsstation eingetragen und müssen jedem Dritten unter gleichen Bedingungen gewährt werden (wenn dieser Gelegenheit hat, den Satz zu verlangen). Kurze Befristung gewährter Vergünstigungen erschwert die Be- nutzung durch andere Verfrachter. Es braucht nicht erwähnt zu werden, daß die Tarifpolitik durch die sehr starke Autokonkurrenz, insbesondere aber durch die Kon- kurrenz des Seeweges ständig mehr erschwert wird. Die LM S bemüht sich zurzeit für den sogenannten Mitläufer- verkehr die untere Grenze für die Ausnahmetarife festzusetzen. Es scheint aber, daß diese Arbeiten noch nicht zu dem Ziel geführt haben, daß Konkurrenztarife unter dieser Grenze nicht mehr be- Mlgt werden. Sie schätzt die festen und veränderlichen Kosten wie olgt: Vor dem Kriege Heute Gesamteinnahme _ 100 / 100 Feste Kosten 36 48 Veränderliche Kosten I 2 32 Summe der Kosten 99} Betriebs- SO} Betriebs- Gewinn 401 zahl 60 201 zahl 80 Homberger, Wirtschaftsführung