haben wollen. Wenn beispielsweise ein itas ;jenischer Unterhändler seinen Industriellen sagen soll: hier handelt es sich um irgend sine Ware, die bisher in Deutschland einen Zoll von 10 M. hat, es ist mir gelungen, die deutschen Unterhändler dahin zu bringen, daß sie sich auf einen Zoll von 20 M. bin» den, dann wird der bei seinen eigenen In- Justriellen sehr wenig Verständnis dafür änden. Sie werden ihm ganz sicher sagen: das ist ja viel höher als jetzt; und der Mann kann ihnen tausendmal sagen: ja, das ist jetzt etwas höher, aber die Deutschen be» absichtigen, diesen Zoll auf 50 M. heraufzu- setzen, und mir ist es gelungen, zu erreis chen, nur auf 20 M. zu gehen. Das versteht man in der öffentlichen Meinung nicht. In- folgedessen werden die Gegner gar nicht in der Lage sein — und das hat sich, wie ich vorhin erwähnte, bei Italien und Belgien ge; zeigt —, mit uns abzuschließen, ehe nicht ein Zolltarif da ist, von dem auf dasjenige Maß heruntergehandelt werden kann, was für die gegnerischen Unterhändler einen Erfolg bedeutet. Meine Herren, ich fasse mich zum Schluß zusammen: In dem Kampf der Grundsätze haben wir gewisse Erfolge er: reicht. Das Prinzip, das wir vertreten, ist ıuf dem Wege, sich vorwärts zu bewegen, ınd allmählich auszudehnen. Im einzelnen st von unseren Unterhändlern fast noch ılles zu tun. Die erste Forderung, die wir ;rheben müssen, ist die, daß den Unter» ı1ändlern das Verhandlungsinstrument ge» seben wird, ohne das sie nicht weiter: zommen können; das ist das, daß ein Zoll: :arif geschaffen wird. Diese Frage will ich ıber nicht weiter erörtern, weil sie Gegen» stand eines besonderen Vortrages sein soll. (Lebhafter Beifall). Vorsitzender Herr Geheimrat Dr. Duisberg: Herr Staatssekretär von Simson danke ich herzlichst für die ausgezeichneten Ausfüh: "ungen, die er gemacht hat, und füge auchdem ıoch hinzu, daß wir ihm dafür Dank schulden, laß er als Vertreter des Reichsverbandes bzw. ler deutschen Industrie es auf sich genommen hat, wochen: oder gar monatelang in Paris zu weilen, um dort an den Handelsvertrags- verhandlungen als Vertreter der Regierung :eilzunehmen. Ich frage nun, ob einer der Herren das Wort wünscht. — Das ist nicht der Fall. Dann darf ich wohl Herrn Kraemer bit- ten, uns sein Referat zu erstatten. ARBEITEN DES REICHSWIRTSCHAFTSRATES FÜR DIE ZOLLTARIFREVISION ; Berichterstatter: Herr Direktor KRAEMER Meine sehr geehrten Herren! Herr Staats- sekretär von Simson hatte die große Güte, mir das Stichwort zu bringen, wie es beim Theater heißt, und mir dadurch manche Ein: führung zu ersparen. Aber ich bitte Sie doch, ganz kurz noch einmal auf ein paar Zahlen zurückkommen zu dürfen, die Ihnen im Laufe les Tages teils von Herrn Geheimrat Bücher, = teils nachher in der Diskussion gegeben wor: den sind, Zahlen, die Wichtig sind als Unter: lagen für die künftige Gestaltung unseres Zoll- tarifs, wichtig für die Handelsvertragsver: handlungen, in denen wir stehen. Und da darf ich zunächst zur Ergänzung der Ausführungen der Vorredner bemerken: Wir stehen jetzt in den Handelsvertrags- verhandlungen ohne einen Zolltarif. Alle Ver- handlungen, die bisher geführt worden sind, haben mit der Erklärung begonnen, daß wir noch keinen endgültigen Zolltarif haben und daß infolgedessen neue Handelsvertragsver- nandlungen beginnen müssen in dem Augen: blick; in dem der deutsche Zolltarif in end: zültiger Form vorliegt, das heißt also, meine Herren, daß die Schwierigkeiten der Verhand: ungen sich spätestens in einem Jahre — Sie ;ehen, ich kann ausnahmsweise auch einmal Dptimist sein; ich habe die Hoffnung, daß die »arlamentarische Lage es gestatten wird, im Laufe eines Jahres einen deutschen Zolltarif zu schaffen — wiederholen werden. In einem lahre werden dieselben Verhandlungen statt inden, nur vielleicht — und das hängt davon ıb, wie der Reichstag, der ja die letzte Ent- scheidung hat, die Zölle gestalten wird — mit ınendlich viel größeren Schwierigkeiten als 1eute. Denn, meine sehr geehrten Herren, wir verhandeln ja heute zum großen Teil im Aus- ande auf Grund eines Zolltarifs, der aus dem ahre 1902 stammt, der also noch am Ende des rorigen Jahrhunderts geschaffen worden ist, ınd der fast nirgends der technischen, wirt: ;chaftlichen Entwicklung gefolgt ist, der zum zrößten Teil sich in gar keiner Weise, in gar